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Mehlwurmzucht

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Liebe Hortusianer und Futtertierzucht-Interessierte,

Mehlwürmer sind beliebte Futtertiere für Haustiere wie Hühner, Reptilien etc., aber auch für die Ganzjahresfütterung von Wildvögeln zur Brutzeit oder für Menschen, die eine Alternative zur Eiweißproduktion durch herkömmliche Nutztierhaltung suchen, interessant. Aus zweitem Grund habe ich vor 5 Wochen mit der Mehlwurmzucht begonnen.

Man braucht dazu:

  • einen warmen Raum
  • zwei oder mehr Kisten, in denen die Larven in unterschiedlichen Entwicklungsstadien gehalten werden (mir reichen 2)
  • ein Sieb für die Käfer, das genau in eine Kiste passen sollte
  • ein kleines Gefäß für die separierten Puppen
  • Haferflocken, Weizenkleie etc. als Futter und Substrat
  • gelegentlich etwas Frischfutter (Möhre, Salat, Apfel, Topinambur etc.) für die Wasserzufuhr
  • ein weiteres Sieb, wenn man eine Box ausmisten möchte
  • täglich einige wenige Minuten, um nach dem Rechten zu sehen und Puppen aus den Boxen mit den Larven rauszusammeln
  • ein paar Mehlwürmer, um die Zucht zu starten (z.B. aus einer Zoohandlung)

Alternativ gibt es aber auch professionelle Mehlwurmzuchtsysteme zu kaufen, bei denen man mehrere stapelbare Boxen bekommt und eine passende Kiste mit Siebboden für die Käfer und sogenannte Schlüpframpen, auf denen die Puppen geschützt schlüpfen können.

Zu Beginn füllt man eine Box mit Futter/Substrat einige Zentimeter hoch, damit die Larven nicht aufeinander liegen müssen. In der Zoohandlung werden die Tiere ohne Substrat in einer Kiste gehalten und muffeln auch etwas unangenehm. Das legt sich dann, sobald sie genügend Platz zum Krabbeln und Einbuddeln haben. Ohne zu wissen, dass Haferflocken tw. ausverkauft sein werden, habe ich den Mehlwürmern als Vorratsschädlingen auch anderes Futtersubstrat angeboten und bei der Gelegenheit meinen Küchenschrank von Restern wie einzelnen Cannelloni, Lasagneplatten und alten Cornflakes leergeräumt. Besonders beliebt sind übrig gebliebene Brötchen. Da bohren sich die Larven Gänge rein und höhlen sie von innen aus (Bild 1). Es wird empfohlen, Eierkartons als zusätzliche Krabbelfläche in die Box zu legen, aber mich hat das nicht überzeugt. Die Tiere knabbern auch daran und fressen Löcher rein.

Wichtig ist, dass die Tiere warm und trocken gehalten werden. Die Luft muss in den Boxen zirkulieren können und nicht aufgemampftes Frischfutter muss entfernt werden, damit sich kein Schimmel bildet. Stehen die Tiere zu kühl, läuft die Entwicklung langsamer. Bei mir stehen sie bei 21°C und ich habe nach 5 Wochen erst Eier der nächsten Generation.

Sobald sich Larven verpuppen, muss man sie aus der Box separieren, damit sie nicht angefressen werden. Hat man ein professionelles System, werden die Puppen auf der Schlüpframpe abgelegt, sodass die frisch geschlüpften Käfer in die Siebkiste fallen. Ich habe einfach ein kleines umgedrehtes Gefäß in das Käfersieb gelegt, das die gleiche Funktion erfüllt (Bild 2 + 3). Mittlerweile habe ich so viele Puppen, dass ich aber nicht alle gleichzeitig darauf ablegen kann.

Die Käfer sind im Gegensatz zu den Larven etwas scheu. Sobald Licht in die Box mit dem Sieb fällt, verkriechen sie sich. Das Sieb ist dazu da, dass gelegte Eier in die Box darunter fallen, damit die Käfer sie nicht anmampfen. Ich habe aber beobachtet, wie ein Weibchen ihre Eier durch das Sieb durch an die Innenwand der Box abgelegt hat (Bild 4).

Wenn genug Larven in der zweiten Kiste geschlüpft sind oder man die erste Kiste ausmistet bzw. alle Larven daraus verfüttert hat, legt man neues Futtersubstrat an und setzt einfach das Käfersieb darauf. Je nach angestrebter Zuchtgröße, kann man beliebig viele Kisten verwenden.

Mein bisheriges Fazit: Die Zucht gestaltet sich unkompliziert und günstig. Boxen und Sieb bekommt man wenig teuer in einem bekannten schwedischen Einrichtungshaus und bisher fressen die Haustierchen nur unverdorbene Abfälle. Der Zeitfaktor ist auch sehr gering. Natürlich kann man auch lange davor sitzen und die Larven beim Rumwuseln stundenlang beobachten

Wenn die ersten Larven der 2. Generation geschlüpft sind, gibt es ein Update

Hochgeladene Dateien:
  • Mehlwürmerkiste.jpg
  • Mehlwürmer-beide-Kisten.jpg
  • Käfersieb.jpg
  • Weibchen-legt-Eier.jpg
Simbienchen und Kirstin Zoller haben auf diesen Beitrag reagiert.
SimbienchenKirstin Zoller

Wow, super geschrieben, Evy... vielen lieben Dank !

Sehr interessant! Ich dachte immer, es wäre total kompliziert, Mehlwürmer zu züchten...aber so schlimm ist es ja gar nicht...:-)

Mir kamen spontan ein paar Fragen: ;-)

Wie heißen die Käfer überhaupt...?

Wie alt werden die Käfer ?

Muss man bestimmt aufpassen, wenn man den Deckel aufmacht, dass die nicht abhauen, oder ? Oder sind die soo scheu, dass sie verkrochen bleiben ?

Können die Käfer auch fliegen ?

" Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde! "

Hallo!

Vor 2 Jahren habe ich auch mit dem kompletten Equipment eine Zucht angefangen. Ich habe Mehlwürmer bestellt und als sie ankamen waren die Kartons mit Herkunft China bedruckt. Aber die Würmer lebten und ich habe dann die ganze Prozedur gestartet und jeden Tag geschaut und alle Bedingungen überprüft etc..

Die verpuppten Würmer sind allerdings in der Verpuppung geblieben. Ich habe nie einen Käfer gesehen. Nach vielen Recherchen, woran das liegen könnte, habe ich einen Hinweis gefunden, dass wohl viele Mehlwürmer aus China in irgendeiner Weise behandelt werden, damit eben keine Käfer schlüpfen. Sie sind zu Futterzwecken als Würmer gezüchtet und sollen sich nicht versehentlich unterwegs in irgendeinem Containerschiff zu Käfern entwickeln.

Ich war so frustriert, dass ich die Zucht aufgehört habe. :-(

Schön zu sehen, dass es aber gut klappen kann! Viel Erfolg!

Herzliche Grüße

Claudia

Zitat von Simbienchen am 29. März 2020, 18:45 Uhr

Wow, super geschrieben, Evy... vielen lieben Dank !

Sehr interessant! Ich dachte immer, es wäre total kompliziert, Mehlwürmer zu züchten...aber so schlimm ist es ja gar nicht...:-)

Mir kamen spontan ein paar Fragen: ;-)

Wie heißen die Käfer überhaupt...?

Wie alt werden die Käfer ?

Muss man bestimmt aufpassen, wenn man den Deckel aufmacht, dass die nicht abhauen, oder ? Oder sind die soo scheu, dass sie verkrochen bleiben ?

Können die Käfer auch fliegen ?

@simbienchen

Die Käfer nennt man Mehlkäfer, hab aber auch den Begriff Schwarzkäfer gefunden. Sie sollen so 6 Wochen alt werden. Die Weibchen können bis zu 500 Eier legen. Die Käfer haben Flügel und können wohl auch fliegen, aber das habe ich nicht beobachtet. Tatsächlich werden die Boxen ohne Deckel in der Zucht gelagert, damit die Luft zirkulieren kann. Man sollte aber glattwandige Boxen aus Kunststoff oder Glas nehmen. Holz und sogar Styropor wird angefressen. Normalerweise leben die Tiere auch unter Baumrinde. Das Sieb, in dem die Käfer leben, hat eine glatte Metallkante, an der sie nicht hochkrabbeln können.

@claudiate

Hallo Claudia, tut mir leid, dass du so eine miese Erfahrung machen musstest. Am Anfang habe ich mir auch sorgen gemacht, weil gerade in den ersten 2 Wochen immer wieder tote Larven in der Box lagen. Woran das lag, weiß ich nicht. Vielleicht weil die ekelhafte Haltung in der Zoohandlung sich negativ ausgewirkt hat?

Falls dich die Zucht noch interessiert, schau mal hier: https://www.diewurmfarm.at/

Mittlerweile gibt es sogar schon Bio-Mehlwürmer :)

Viele Grüße von Evy

Simbienchen hat auf diesen Beitrag reagiert.
Simbienchen

Gruslig, mir stellt es da die Haare am Rücken auf - sorry, ist Offtopic - aber brrr

Ach Malefiz......das ist doch nicht gruselig...;-)

Danke, Evy , für die Erklärungen

Das wird sicher noch den einen oder anderen interessieren und zum nachahmen anregen...

" Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde! "

Danke für den informativen Beitrag, ich überlege gerade, ob ich nächstes Jahr auch eine kleine Zucht beginnen soll. Ist ja perfektes Zufutter für die Vögel während des Brutgeschäftes.

Allerdings muss ich da nochmal in Ruhe in mich gehen und mich genauer informieren. Aber mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt :-)

Danke für den ausführlichen Beitrag!

Mehlwurmzucht wandert bei mir auch auf die Projektliste.

Wie ist das dann mit der "wertigkeit" von Mehlwürmern für die Vögel?
Also ist das ein gutes Futter, was Nährstoffe, Aminosäurenzusammensetzung usw. angeht?

Fütterst du die Würmer lebend? (Sorry, wenn ich das überlesen hab) Und nehmen die Vögel das bei dir an?

:) super beschrieben :)
viele Futtertiere werden übrigens bei einigen Züchtern in dem Stadium, in dem sie verkauft werden sollen, bestrahlt, damit sie sich nicht weiter entwickeln.

Zum einen aus den schon genannten Gründen: damit sie sich bei langen Transportwegen nicht weiterentwickeln und am Zielort dann unverkäuflich sind, zum anderen aber auch, weil so mancher Züchter verhindern will, dass die Leute selber weiter züchten und ihm als Kunden abspringen.

Bei Soldatenfliegenlarven kommt das leider häufiger vor.

Ist für mich als Wildvogelpäppler schon ärgerlich gewesen, da ich ja die Larven nicht verfüttern will, sondern die Larven  als Fliegen schlüpfen lasse, um sie dann lebend zu verfüttern.

Bis ich da einen Lieferanten hatte, der mir schlupffähige Larven lieferte, hatte ich ich haufenweise stinkende Larvensammlungen, weil sie, statt zu schlüpfen irgendwann abstarben.

 

Sag niemals "nie", denn es gibt nichts, was es nicht gibt.....

Hallo liebe Interessierte!

Es gibt Neues aus der Mehlwurmzucht: Der Frühling ist da und die Käferanzahl ist förmlich explodiert! Plötzlich sind ganz viele geschlüpft. Sie wuseln munter im Sieb umher, paaren sich und legen Eier (s. Bild). Die Eier werden von den Weibchen angeklebt und fallen nicht durch das Sieb, wie ich gelesen hatte. Keine Ahnung, ob da alle vor den Käfern sicher sind. Leider sind geschlüpfte Larven nur 2mm lang und hell, sodass ich sie nicht finden kann, sollten sie sich in dem Substrat in der Kiste darunter tummeln. Es kann einige Wochen dauern, bis sie groß genug zum Erkennen sind. Jetzt, seit wir nicht mehr heizen, kühlt der Raum etwas aus und die Entwicklung verläuft wahrscheinlich auch langsamer.

Da ich jetzt so viele Käfer habe, fütter ich jeden Tag ein Schälchen mit den lebendigen (@edina) Larven aus der ersten Box. Das Schälchen schiebe ich unter die Hecke, wo sich die Vögel eh gern aufhalten. Es hat 2 Tage gedauert, bis sie die Larven angenommen haben. Dann sind aber auch alle verschwunden. Berufsbedingt kann ich die Futtertiere nicht um die gleiche Tageszeit rausbringen, sonst würden sich die Vögel bestimmt darauf einstellen.

Neulich habe ich einen Igel im Gestrüpp entdeckt, dem ich auch Larven hingestellt habe. Leider habe ich vergessen, sie zu zählen. Daher weiß ich nicht, ob der Igel sie angerührt hat. Es waren jedenfalls noch welche da.

Zum Nährwertgehalt der Mehlwürmer kann ich nichts sagen, aber sie werden auf jeden Fall von Peter Berthold empfohlen.

Über eine entwicklungsschädigende Behandlung der Tiere weiß ich auch nichts. Es überleben jedenfalls nicht alle. Ich hatte ja schon geschrieben, dass besonders am Anfang einige Larven gestorben sind. Das hat sich gelegt. Hin und wieder stirbt aber auch eine Puppe ab. Bei den Käfern gibt es manchmal verkrüppelte Flügel. Aber keine Ahnung, woran das liegt.

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  • 20200331_183546-Mehlwurmei.jpg
Simbienchen hat auf diesen Beitrag reagiert.
Simbienchen
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