Quelle: Mr. Stampfer
Hallo zusammen,
Ihr befindet Euch hier im alten Forum. Dies bleibt als Archiv weiterhin bestehen. Ein Login und schreiben ist jedoch nicht mehr möglich. Wir haben mit unserem neuen Forum ein tolles Zuhause für Euch geschaffen.
Euer Hortus-Netzwerk-Team
zum neuen Forum – https://hortus-netzwerk.de/hortusforum/
Trees schattiger Waldgarten mit Teich
Jetzt muß ich aber grinsen, lieber Magnus, die Dimensionen sind nicht so ausufernd.... die Vorgärten liegen ja tiefer als die Straße und die Hausbesitzer mußten nach Tieferlegung der Vorgärten und Hauszuwegungen auf eigene Kosten eine Stützmauer von ca. 90 cm Höhe errichten.
In der Mitte der Stützmauern unserer beiden DHH ist so eine Art Betonstütze, die nach unten breiter wird. Vom untersten und breitesten Punkt der Betonstütze bis rüber zum Anfang von den Beeten, die die Vorgärten umfassen, sind das vermutlich keine 2 m. Auf diesem kurzen Stück liegen jetzt meine dicken Magnolienaststücke. Um da dran zu kommen, muß ich durch mein Gebüsch kriechen... 
Auch im Nachbarsvorgarten, in dem im Rasen nichts steht, ist eher wenig Platz und man ist mit Rasenmäher in der Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt. Bei uns ist es mit Rasenmäher noch viel schwieriger, weil ich ja alles vollgepflanzt habe. Es hat durchaus Vorteile, wenn die Grenze frei ist und man sich besser im eigenen Vorgarten bewegen kann.
Deswegen wäre es mir eigentlich am liebsten, die nette Tochter würde einfach verstehen, daß sie meinen Vorgarten nicht zu mähen hat und alles bliebe beim alten.
Heute nachmittag saß ich auf dem Balkon, blätterte in einem Buch von Reinhard Witt, genoß Sonnenwärme und die Aussicht in den Garten... fast die ganze Zeit war ich in Gesellschaft zweier Goldwespen und einer Faltenwespe. Unten an den Futterstellen tummelten sich Kernbeißer, Stieglitze, Stare, Spatzen, eine Krähe, Buntspechte und Blaumeisen. Im Flieder vor meiner Nase lief eine Wanze herum und eine winzigkleine grüne Spinne hatte ein winzigkleines Netz zwischen zwei Blättern gesponnen und wartete wohl auf passende winzigkleine Beute.
Dann kamen sogar noch meine besonderen Lieblinge vorbei, eine Hörnchenfrau mit einem Jungtier, die Sonnenblumenkerne verspeisen wollten. Wunderschön und so friedlich.
Der interessanteste Besuch war allerdings eine Schlupfwespe, ca. 1 cm lang, sehr schlank, die gelben und schwarzen Streifen am Leib waren klar voneinander abgegrenzt. Das Tierchen legt gerade ein Nest an und zwar in dem Stuhl, auf dem ich saß. Das Gestell ist aus Alu und hat ein Loch, das in Richtung Boden zeigt. Wie ich sehen konnte, trägt Madame Pflanzenstückchen ins zukünftige Nest ein.... Hat jemand eine Idee, nach welcher Schlupfwespe ich recherchieren könnte...? Zum Fotografieren ist die Wespe zu emsig und schnell unterwegs.
Und was mache ich nun mit dem Stuhl? Der wird sicher nicht die nächsten Wochen immer an ein- und derselben Stelle stehen. Findet sie ihn auch wieder, wenn er woanders steht? Der Balkon ist nur 4 qm groß. So kann also ein Mobile Home in der Insektenwelt aussehen... 
Die Schlupfwespen, die ich als solche identifiziere, sind alle eher so ameisig gefärbt, mit Braun. Es gibt eine Blattschneider-Faltenwespe, kannst ja mal gucken, ob die "deiner" ähnlich ist .
Ich hab in "meinem" Hortus Lagom-Thread ja berichtet, dass eine Biene sich in unserer Balkontür eingenistet hat. Sie hat schnell gelernt . Anfangs war sie völlig verwirrt, wenn die Tür in einem anderen Winkel stand, aber bald wusste sie souverän immer, wo sie hinwollte. Drängelte dann auch draußen, wenn die Tür verschlossen war. Ich bin immer faszinierter davon, wie klug Insekten sind.
Hier Discoelius dufourii https://vimeo.com/169432983
Das ist ja hochinteressant mit der Wespe, deren Gattung als einzige Pflanzenmaterial zum Bauen verwendet... das wird wohl dann diejenige sein, die im Alustuhl eingezogen ist.... Statt morschem Holz wird es halt mal Alu, ist eine moderne Wespe....
Auf jeden Fall werde ich versuchen, sie mir mal genauer anzuschauen. "Weit verbreitet, aber selten..." Das ist auch wieder ein Kompliment an den Garten. Schließlich braucht sie ja nicht nur einen Ort zum Nisten und Blattmaterial, sondern auch genug Beutetiere. Wäre genial, sie vor die Kamera zu bekommen.
So ein Naturgarten ist ja immer für kleine Überraschungen gut....bei den Nachbarn war ebenfalls Gartenrundgang angesagt, aber bei Rollrasen und Forsythie und Rhododendron gibt es halt nichts zu entdecken.
Bei mir aber schon... Zwischen Zaun und Apfelbaum, südseitig und sonnig, wächst seit ca. drei Jahren so ein komisches flachblättriges Gras, das ich gar nicht einordnen konnte. Ich habe das aber nie abgemäht oder gezupft, weil ich so ein Gespür dafür hatte, daß es was Besonderes werden könnte. Es wurde jedes Jahr ein wenig höher, sonst tat sich aber nix.
Aber nach dem nassen Mai hat das Gras eine Blüte bekommen - es ist eine Sumpfschwertlilie... die muß ja dann vom Teich als Samenkorn rübergewandert sein. Ich hatte ja keine Ahnung, daß die auch außerhalb von feuchten oder nassen Stellen gedeihen können... Toll. Mal gucken, wie sie sich schlägt. Die letzten beiden Dürresommer hat sie ja überstanden, was für sie spricht.
Die zweite Überraschung war die erste Hornisse für diese Saison... Ich hatte ja neulich erst geschrieben, daß ich sie schon schmerzlich vermisse und daß ihr Ausbleiben viel über den Zustand unserer Naturräume aussagt. Sie schwirrte kurz am Teich herum und suchte eine Braunwurz nach Beute ab - klar, ist ja eine Wespenpflanze...
Und die dritte Überraschung - da könnte man weinen und strahlen gleichzeitig. Im Gemüsebeet stehen selbstausgesäte junge Königskerzen. Drei davon sehen gerade aus wie Gerippe... sie sind nämlich voller Königskerzenmönchsraupen... Ok, die Freude überwiegt dann doch. Die Pflanzen tun einem leid, aber die prächtigen Raupen sind ein schöner Anblick. Ein schöner Anblick nur für den Naturgärtner, für andere sicherlich ein Schock. Entweder würden die Königskerzen samt Raupen in die Mülltonne fliegen oder man würde fieberhaft überlegen, ob man die Viecher absammelt oder vergiftet... Der Eulenfalter, der mal draus entstehen wird, ist nicht besonders hübsch, aber die Fledermäuse freuen sich bestimmt.
So viele Überraschungen am Abend... dazu das Geschrei der hungrigen Jungstare aus dem Salweidenkasten und im Teich viele umtriebige Molche, die nach Beutetieren schnappen. Buntspechte am Erdnußbutterglas, Kernbeißer an den Sonnenblumenkernen, Eichelhäher im Futterhaus. Und die Spatzen haben mal aufgeräumt, unter der alten Dreier-WG liegen lauter Daunen, Moos und Heu. Im Moment besetzen sie tatsächlich alle drei Wohnungen gleichzeitig und scheinen sich auf eine weitere Brut vorzubereiten.
Das alles macht mich richtig glücklich und dankbar.
