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Klimawandel

#51 · 21. Juli 2021, 10:17

Mensch, ihr trefft den Nagel so dermaßen auf den Kopf - komplett versenkt. Es trifft auch meine Gefühlslage, ich hätte es nicht besser formulieren können. Muss ich mir jetzt auch eine Zipfelmütze aufsetzen? Ich kann uns welche nähen ... Einheitslook ... natürlich in grün ... Biobaumwolle ...

Ne, is nicht lustig. Vor allen Dingen, wenn die Idioten quasi auch noch im direkten Umfeld leben und nichts, aber gar nichts kapiert haben. Man fühlt sich unter diesen Menschen so einsam, wie man sich einsamer in der Einsamkeit nicht fühlen kann, das ist das Paradoxe. Allein im Wald fühlt man sich - außer wenn verlaufen - kein bisschen verlassen. Nur unter solchen Menschen ist man irgendwie völlig allein. Kein Hirn, kein Herz, kein Verstand, keine Einsicht, kein Mitgefühl, keine Verantwortung, kein Zukunftsbewusstsein ... alles was Menschsein ausmacht. Es fehlt an allem.

Aber bei allem Frust: Das mobilisiert auch Energie! Ich gehe inzwischen keiner Konfrontation mehr aus dem Weg, wenn die Menschen in meiner Gegenwart solche Gülle vom Stapel lassen. Ob daraus Einsicht folgt, ist zu bezweifeln. Nur bin ich nicht gewillt, sowas stehen zu lassen. Aber das ist anstrengend, keine Frage. Konfliktreich.

tree12, Primulaveris und 5 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.

#52 · 21. Juli 2021, 10:32

Liebes Mörtelbienchen, ja, fang schon mal an, lauter grüne Biobaumwollzipfelmützen zu nähen... Das nennt man Galgenhumor und der ist ja so was von nötig!!!

Das mit der einsamsten Einsamkeit hast nun wiederum Du so treffend beschrieben. Mein Mann und ich gucken uns oft an und fassen gar kaum noch, was um uns herum abgeht. Im Moment werden in der Nachbarschaft alte Bäume geschreddert. Eine vertrocknete arme Birke und gleich noch ein paar gesund aussehende Fichten .. wann man die "Baumpfleger" schon mal da hat (die übrigens mit unzureichender Schutzkleidung arbeiten - die waren also "billig")...

In der Nacht ist eine Familie mit Kleinkindern von gegenüber in Urlaub gefahren, ständiges Tür auf/Tür zu. Der nagelneue, riesige SUV klingt beim Anfahren wie ein LKW... Beim anderen Nachbarn läuft lustig der Mähroboter von morgens bis 23 Uhr. Usw... usw...

Das mit der daraus erwachenden Energie stimmt natürlich. Doch im Moment - so habe ich das Gefühl - obsiegen große Trauer und große Wut und pure Fassungslosigkeit. Wir müssen uns erst wieder berappeln und mit den Zipfelmützen wedeln....

Gsaelzbaer, Platterbsen-Mörtelbiene und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.

#53 · 21. Juli 2021, 11:01

Zitat von Nachtkerze am 21. Juli 2021, 11:01 Uhr
Ich nehme auch eine!

Denn auch ich komme manchmal aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.

Da kommen so viele unterschiedliche Menschen zu meinen Wattführungen. Die einen sind wirklich naturverbunden, reisen mit Bahn, Bus und Fahrrad, verzichten auf Flugreisen und engagieren sich in ihrem Umfeld und das teilweise schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten und scheuen auch nicht die öffentliche Diskussion mit anderen Teilnehmern in der Gruppe. Diese Menschen machen mich echt glücklich und geben mir Hoffnung!

Dann sind da die „normalen“ Urlauber und Tagestouristen, besonders die, die wegen Corona endlich mal ihr eigenes Land entdecken müssen. Bei denen versuche ich das Interesse an der Natur (nicht nur im Watt) etwas weiter zu wecken. Da kommt der unermüdlich ackernde Wattwurm, der jedes Jahr die Arbeit von 40 Bauern erledigt und uns im Notfall mit seinem Blut das Leben retten kann oder die unzähligen Muscheln, die jede Woche soviel leisten wie alle Kläranlagen in D zusammen oder nicht zuletzt die kleinen Kieselalgen, die dafür sorgen, dass wir nicht ersticken müssen, weil sie soviel Sauerstoff produzieren und CO2 speichern.

Alle machen große Augen und viele fragen, ob man denn im Watt schon etwas vom Klimawandel bemerken kann. Meine Antwort: Ja, kann man! Insbesondere die Wassertemperatur ist ein großes Problem und alles was daraus folgt, von der Algenblüte über mehr Giftstoffe bis zu kürzeren Entwicklungscyclen. Der steigende Meeresspiegel ist für die Tiere und das Watt kein Problem. Dadurch wird es nur irgendwann viel größer, wie schon vor 10.000 Jahren…

Letztes Jahr ein großes Herzmuschelsterben nach hohen Wassertemperaturen und Algenblüte, dieses Jahr völlig apatische Muscheln, die sich nicht mehr schließen oder nur langsam.

Man nickt betroffen, freut sich über die tolle Führung, wäscht sich ausgiebig mit Trinkwasser die Füße und steigt anschließend ins (nicht kleine) Auto, um die 100+ km nach Hause zu fahren. Manchmal sogar von südlich des Mains. War halt teilweise nur ein Tagesausflug.

Noch Fragen?

Ich wäre schon froh, wenn von der 2. Gruppe nur 1 % eine Kleinigkeit in ihrem täglichen Leben ändern würde.

So, und jetzt muss ich zu meiner Nachbarin. Sie möchte ihren Garten naturnäher gestalten. Der erste "Blühwiesen-Versuch" ist leider 2018 an der Trockenheit gescheitert.

Ich nehme auch eine!

Denn auch ich komme manchmal aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.

Da kommen so viele unterschiedliche Menschen zu meinen Wattführungen. Die einen sind wirklich naturverbunden, reisen mit Bahn, Bus und Fahrrad, verzichten auf Flugreisen und engagieren sich in ihrem Umfeld und das teilweise schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten und scheuen auch nicht die öffentliche Diskussion mit anderen Teilnehmern in der Gruppe. Diese Menschen machen mich echt glücklich und geben mir Hoffnung!

Dann sind da die „normalen“ Urlauber und Tagestouristen, besonders die, die wegen Corona endlich mal ihr eigenes Land entdecken müssen. Bei denen versuche ich das Interesse an der Natur (nicht nur im Watt) etwas weiter zu wecken. Da kommt der unermüdlich ackernde Wattwurm, der jedes Jahr die Arbeit von 40 Bauern erledigt und uns im Notfall mit seinem Blut das Leben retten kann oder die unzähligen Muscheln, die jede Woche soviel leisten wie alle Kläranlagen in D zusammen oder nicht zuletzt die kleinen Kieselalgen, die dafür sorgen, dass wir nicht ersticken müssen, weil sie soviel Sauerstoff produzieren und CO2 speichern.

Alle machen große Augen und viele fragen, ob man denn im Watt schon etwas vom Klimawandel bemerken kann. Meine Antwort: Ja, kann man! Insbesondere die Wassertemperatur ist ein großes Problem und alles was daraus folgt, von der Algenblüte über mehr Giftstoffe bis zu kürzeren Entwicklungscyclen. Der steigende Meeresspiegel ist für die Tiere und das Watt kein Problem. Dadurch wird es nur irgendwann viel größer, wie schon vor 10.000 Jahren…

Letztes Jahr ein großes Herzmuschelsterben nach hohen Wassertemperaturen und Algenblüte, dieses Jahr völlig apatische Muscheln, die sich nicht mehr schließen oder nur langsam.

Man nickt betroffen, freut sich über die tolle Führung, wäscht sich ausgiebig mit Trinkwasser die Füße und steigt anschließend ins (nicht kleine) Auto, um die 100+ km nach Hause zu fahren. Manchmal sogar von südlich des Mains. War halt teilweise nur ein Tagesausflug.

Noch Fragen?

Ich wäre schon froh, wenn von der 2. Gruppe nur 1 % eine Kleinigkeit in ihrem täglichen Leben ändern würde.

So, und jetzt muss ich zu meiner Nachbarin. Sie möchte ihren Garten naturnäher gestalten. Der erste "Blühwiesen-Versuch" ist leider 2018 an der Trockenheit gescheitert.

tree12, Tillivilla und 5 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.

#54 · 21. Juli 2021, 11:48

Es tut so gut Euch und damit die eigenen Gedanken in Worte gefasst zu lesen, das mindert das einsame Gefühl doch erheblich .

tree12, Tillivilla und 3 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.

Wer die Saat hat, hat das Sagen

#55 · 21. Juli 2021, 12:56

Zitat von Amarille am 21. Juli 2021, 11:48 Uhr

Es tut so gut Euch und damit die eigenen Gedanken in Worte gefasst zu lesen, das mindert das einsame Gefühl doch erheblich .

Dem kann ich mich nur anschließen. Ich finde, es ist auch emotional manchmal sehr anstrengend, zum hilflosen Zeugen von stumpfer Zerstörung zu werden. Dabei weiß man es besser...

Und so viele Maßnahmen wären ja einfach damit gemacht, nichts zu machen. Einfach mal die Natur sein lassen. Aber das ist offenbar unmöglich.

tree12, Tillivilla und 4 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.

»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster

#56 · 21. Juli 2021, 13:40

Ihr habt es so gewollt ...

Hochgeladene Dateien:

Simbienchen, tree12 und 6 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.

#57 · 21. Juli 2021, 13:53

Ist das niedlich...*ganzbreitgrins" Und sogar die Brille in der passenden Farbe....

You made my day....

Gsaelzbaer und Platterbsen-Mörtelbiene haben auf diesen Beitrag reagiert.

#58 · 21. Juli 2021, 15:05

Frankreich hat die Gelbwesten, Hortus hat die Grünzipfel - wartet nur, bis wir auf die Straßen gehen!

tree12, Gsaelzbaer und Platterbsen-Mörtelbiene haben auf diesen Beitrag reagiert.

#59 · 21. Juli 2021, 15:10

Zitat von tree12 am 21. Juli 2021, 13:53 Uhr

Ist das niedlich...*ganzbreitgrins" Und sogar die Brille in der passenden Farbe....

You made my day....

Es ist mir eine Ehre!

tree12 hat auf diesen Beitrag reagiert.

#60 · 21. Juli 2021, 15:13

Zitat von Tillivilla am 21. Juli 2021, 15:05 Uhr

Frankreich hat die Gelbwesten, Hortus hat die Grünzipfel - wartet nur, bis wir auf die Straßen gehen!

Ich hätte ja gerne noch was draufgestickt ... sloganmäßig - die Maschine steht parat. Aber auf Jerseystoff funzt das nicht wirklich gut.