Im Oktober 2018 fing alles an:
mir lief quasi ein Grundstück zu – eine große Nordhangwiese mit kleinem Waldrandgrundstück im Münsterland; alles zusammen ca. 3500qm ohne Strom und Wasser auf dem Kamm eines „Berges“ im Münsterland (ca.140 ü.NHN).
Die Wiese wurde gegüllt, die Felder drumherum gespritzt… Ich hatte nie vor, mich mit so etwas „zu belasten“… ABER… Ich wollte mich nicht mehr nur aufregen über die ganze Borniertheit da draußen und nicht nur reden…ich wollte etwas TUN. Damals kannte ich den Hortus-Gedanken noch gar nicht, aber heute amüsiert es mich, dass meine Motivation letztlich genau die war, wie eben auch das Hortus-Motto lautet…:-)
Und das mache ich jetzt:
Auf die Wiese kommt keine Gülle mehr. Dafür 2x im Jahr Schafe. Zwischen Wiese und Waldgrundstück gibt es eine Mischung aus Brombeerhecke und einem stetig wachsenden Haufen aus Ästen & Co. Das ist quasi die Pufferzone – wobei diese noch einen Puffer bekommen wird, denn zum Herbst plane ich eine große Hecken-Pflanzaktion entlang der Wiese, natürlich mit heimischen Hecken.
Am Rand der Wiese, am Übergang zum Wald, habe ich bis jetzt einige qm Grassoden entfernt, die Erde teilweise mit Sand abgemagert und eine regionale Wildblumenmischung eingesät und dazwischen heimische Stauden gesetzt. Darüber hinaus gibt es ein “Hochbeet – Bett, das ich mit magerer Erde befüllt und mit einem Rieger-Hofmann-Mix und Hauswurz bepflanzt habe.
Ich lese und frage und recherchiere, um hier keine Florenverfälschung zu betreiben. Heimisch ist das Schlagwort. Ich möchte versuchen, hier wieder mehr heimische Pflanzen anzusiedeln, aus der Wiese wieder eine „Wiese wie früher“ zu machen… Ich will das alles zu einer (Rettungs)Oase für alles, was da kreucht und fleucht umwandeln, und bis jetzt habe ich schon eine Benjeshecke, Steinhaufen aus regionalem Sandstein, regionale Wildblumenstreifen, Mini“teich“ und Zinkwanne mit Totholz und Steinen, Weiden als Frühblüher gesteckt, und ein Weidentipi gebaut…. Aber es gibt noch soooo viel zu tun… Die Steine für die Pyramide habe ich auch schon angefangen zu horteln…:-)
Mit der Ertragszone ist es noch etwas schwierig: das wäre dann wohl der Streifen zwischen Wiese und Wald. Wo Brombeeren wachsen. Gemüse, das in dem sehr fruchtbaren Waldrandboden toll wachsen würde, finden die Mäuse hier ganz toll und futtern, sobald eine ihnen unbekannte Pflanze kommt, alles weg. Da müsste dann wohl mal ein Hochbeet hin. Also ist die Ertragszone z.Zt. ausschließlich ein tierisches Buffet:
Brombeeren, Eicheln, Haselnüsse, meine ganzjährige Vogelfütterung…vielleicht springt ja in Zukunft auch mal was für mich raus…?
Tja, und die Hotspotzone… entlang des Grundstückes habe ich wie gesagt angefangen, den Boden mit Sand abzumagern und habe den o.g. Wildblumenstreifen angelegt. Teilweise wird dieser von einem aufgehäufelten Steinwall begleitet mit eingebautem Totholz…Das soll alles sukzessive erweitert werden…
Die Wiese selbst wird durch die Schafe ja ebenfalls abgemagert… Zum Herbst hin werde ich versuchen, dort in kleine „Inseln“ heimische Blumen auszusäen in der Hoffnung, dass die Wiese langsam wieder aufatmet und erblüht…
All dies habe ich übrigens gemacht, bevor ich überhaupt wusste, was ein Hortus ist…? Weil mein oberstes Prinzip war und ist: Unterstützt es Natur und Tiere? Schafft es einen kleinen Ausgleich zu der Zerstörung, die wir da draußen zulassen?
Ich lerne jeden Tag etwas Neues, mache meine Erfahrungen was wie geht und was nicht, und ich bin leider sehr ungeduldig. Ich überschlage mich innerlich, um alles zu verstehen und es „richtig“ zu machen, aber das ist soooo viel, und es kostet viel Zeit und Kraft…und ganz umsonst ist ja auch nicht alles…?
Ich habe 1000 Ideen, u.a. durch Euch, aber ich muss alles mit eigener Kraft ohne große Geräte etc. bewältigen, und solange kein Goldesel meine Wiese beehrt, muss ich wohl kleine (Sand)Brötchen backen…? Das jedoch mache ich mit Freude – und ich bin glücklich, dieses wunderbare Netzwerk gefunden zu haben und ein Teil davon zu sein!
- „Paradisus“: Das Wort stammt ursprünglich aus einer altiranischen Sprache und bedeutete so etwas wie „eingezäunte Fläche“, und ist gleichzeitig verwandt mit dem hebräischen Wort „pardes“, was wiederum Baumgarten, bzw. ein von einem Wall umgebener Baumpark bedeutet. Und nichts Anderes ist meine kleines „Paradies“. Vor allem aber hoffentlich eine Oase und sozusagen (m)ein „Himmel auf Erden“ für alle Wesen…Für das Leben – hier und jetzt. Ein „Fidibus“ ist eigentlich ein harzreicher Holzspan, den man als Hilfe benutzt, um ein Feuer zu entfachen… (vom Ursprung her „fil des bois“ – Faden aus Holz). Für mich persönlich bedeutet es folgendes: Das Grundstück hat eine ungewöhnliche Lage: es liegt direkt am viel bewanderten „Hermannsweg“ und ist dort zwischen Wald und Feldern das einzige „gartenähnliche“ Grundstück. Somit fällt es den Spaziergängern und Wanderern auf, dass und was sich da tut, und es entstehen viele Gespräche. Meine Intention dabei ist, „anzustecken“. Einen Zündfunken / Idee wie einen kleinen Fackelstab weiterzugeben, um diese und die damit verbundenen Möglichkeiten, auch im ganz Kleinen, keimen zu lassen, auf dass die Saat auch an weiteren, neuen Orten aufgeht. Zumal hier im Münsterland, wo es gartentechnisch eher etwas konservativer zugeht, ein großes Entwicklungspotential liegt. Und ein bisschen Zauber wohnt all dem ja auch inne, aber ohne Hokus pokus…;-)
- Yara Jebsen
- 49545
- Tecklenburg
- Deutschland
- 3500 qm
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