Der Hortus am alten Schulhaus gehört zu einem stillgelegten Rieselgut vor den Toren Berlins und liegt ca. 20 Fahrminuten südlich der Berliner Stadtgrenze . Unser Haus war früher das Schulgebäude eben jenes Rieselgutes. Hier wohnte der Lehrer mit seiner Familie und unterrichtete die Kinder, die auf dem Rieselgut lebten.
Aufgrund von Formfehlern wurde das Gebiet rund um den Hortus aus dem Landschaftsschutzgebiet „Notte-Niederung“ herausgelöst. Der Naturschutzbund kämpft darum, es als Europäisches Vogelschutzgebiet auszuweisen. 60 unterschiedliche Brutvogelarten sollen hier anzutreffen sein. 35 davon stehen auf der roten Liste, wie zum Beispiel der Wachtelkönig mit 61 Revieren (Stand 2016). Das Rieselgut selbst wird heute als Reitgut genutzt. Die Pferdekoppeln grenzen rückseitig direkt an unseren Hortus. Auf der Vorderseite hingegen befindet sich offenes Feld, welches leider intensiv Landwirtschaftlich genutzt wird (hauptsächlich Raps oder Mais).
Im Jahr 2002 starteten wir zunächst mit der Sanierung des denkmalgeschützten Hauses, bevor wir uns dann nach und nach der Gartengestaltung widmeten.
Der ca. 5000 m² große Garten bestand vorwiegend aus Fettwiese, ein bisschen Wildwuchs (Ahorn und Holunder), Fliederbüschen, Forsythie, Knallerbsensträucher und ein paar Obstbäumen. Ein paar Erdbeeren, eine Esche und einem riesigen Silberahorn waren ebenfalls vorhanden. Teilweise wurde unser Grundstück vormals als Ackerland genutzt. Der Boden war sehr nährstoffreich, lehmig-sandig und im Sommer zum Teil steinhart.
Zuerst wurden von uns also ausufernde Büsche zurückgedrängt und neue heimische Sträucher und Bäume an den Grundstücksgrenze entlang gepflanzt. Die Pufferzone rund um den Hortus entstanden nach und nach aus Hartriegel, viele verschiedenen Wildrosen, Kupfer-Felsenkirsche, Blutpflaume, Pfaffenhütchen, Stechpalme, Liguster, Holunder, Weiden, Haselnuss, Johannisbeeren, Sauerdorn, Ulme, Eberesche, Elsbeere, Mispel, Schlehdorn, Weißdorn, wolligem Schneeball, Sanddorn, Mirabellen, Pflaumen, Linden, Hainbuche, Ahorn, Pfeiffenstrauch, Kirschbäume, Steinweichsel, Faulbaum, Stachelbeeren und Goldregen. Der Boden in der Pufferzone ist gemulcht oder mit Bodendeckern wie Kleinem Immergrün, Storchenschnabel, Efeu, Waldmeister und Giersch unterpflanzt. Der Efeu wächst inzwischen an den größeren Bäumen empor und bietet so Schutz und Nahrung für eine Vielzahl an Insekten und Vögeln.
Im Gegensatz zur Gesamtgröße des Hortus, haben wir nur eine verhältnismäßig kleine Ertragszone. Für den Eigenanbau im großen Stil ist leider einfach noch zu wenig Zeit. Neben ein paar Hochbeeten zählnen wir ein paar Beerensträucher, Rhabarber, Obst und Nussbäume in den Pufferzonen und auf der Koppel, sowie Erdbeeren hier und dort, hinzu.
Als Hotpspot bietet der Steingarten am Teich Platz für Sedum, Blauschwingelgras, Hornkraut und Co. Dazu wurde 2019 ein Kräuterbeet mit Kräutern für magere Standorte wie Rosmarin, Thymian, Salbei oder Ysop angelegt. Vor allem im blühenden Zustand sind diese bei allerlei Insekten überaus beliebt und verfeinern darüber hinaus unsere Mahlzeiten. Auf dem alten Bahnsteig am Ende unseres Grundstücks haben wir die Grasnarbe entfernt. Zum Vorschein kam die ursprüngliche, noch vollkommen intakte historische Pflasterung. Hier blüht nun unter anderem Wolfsmilch und Moose in den Pflasterfugen. Der Boden im Vorgarten ist sehr mager. Hier gab es vor unserer Zeit einen geschotterten Parkplatz, der noch immer unter der dünnen Grasnarbe versteckt liegt. Seit 2018 wird diese Wiese selten gemäht und das Bewässern wurde eingestellt. Dies sorgte dafür, das 2019 das Gras fast gänzlich abstarb und sich neue Pflanzen ansiedeln konnten, sodass es hier nun deutlich bunter geworden ist. Durch zusätzliche Pflanzungen soll der Bereich noch artenreicher werden. Im Vorgarten blühen u.a. große Bestände von Natternkopf und Nachtkerzen.
Im gesamten Hortus gibt es viel Totholz in Form mehrerer Benjeshecken, Reisighaufen, stehendem und liegendem Totholz und ein kleiner Wurzelgarten (Stumpery) . Diese bieten Käfern, Kleintieren und Vögeln wertvolle Rückzugsmöglichkeiten und Lebensraum. Die Benjeshecken im hinteren Teil unseres Hortus sind zum Teil von Hopfen und seit 2020 auch mit Rosen berankt. Einen
Das Dach unseres Schulhauses speist ein Sumpfbeet und einen kleinen Teich im Vorgarten mit Wasser. Herzstück des Hortus ist seit 2018 jedoch ein großer Schwimmteich mit Flach- und Tiefwasserzonen, Klärbecken und artenreichen Uferzonen, aber auch wechselfeuchten und mageren Standorten im hinteren Beireich des Hortus. Hier wachsen also Pflanzen mit den unterschiedlichsten Ansprüchen an Nährstoffen und Wasserstand: Sumpfschwertlilien, Binse, Rohrkolben, verschiedene Gräser, Sumpfvergissmeinnicht, Kuckucks-Lichtnelken, Blutweiderich, Gilbweiderich, Sumpfdotterblume, Hechtkraut, Minze, Brunnenkresse, Froschbiss, Krebsschere, Tausendblatt, Hornblatt, Wasserfenchel, gewöhnlicher Igelschlauch, Sumpfschafgarbe und vieles mehr. Viele Libellen, Insekten, Wasserkäfer, Frösche, Egel und eine Ringelnatter haben hier ihr neues Zuhause gefunden. Die unterschiedlichsten Vögel nutzen den Teich zum Trinken und Baden. Bienen findet man dort ebenfalls, sie beziehen ihr Baumaterial (Lehm) von dort. Schwalben und Fledermäuse ziehen regelmäßig ihre Kreise darüber.
Der hintere Teil jenseits von Teich und Benjeshecken wird als Pferdekoppel genutzt und 1 x jährlich von den Pferden des angrenzenden Reitgut‘s abgegrast. Die Pferdeäpfel werden eingesammelt und kompostiert. Dies garantiert, dass die Wiese nicht weiter aufgedüngt wird und weiter an Vielfalt gewinnt.
2020 zog die erste Steinpyramide ein. Wir haben Sie „Geduld“ getauft. Darüber hinaus sind weitere, wilde Steinhaufen in unserem Garten zu finden.
An der westlichen Hauswand wächst wilder Wein zusammen mit einer Kletterrose, die dort im Wein ihren Halt findet. An der Nordwand wachsen Kletterhortensien mehr breit als hoch. Darunter findet sich der Igel zum Winterschlaf in einem Reisig/ Laubhaufen ein.
Kompostieren und Mulchen ist zur Selbstverständlichkeit geworden und sorgt dafür das der Boden an den richtigen Stellen nährstoffreich ist und bleibt.
Wir geben vielen wilden Ecken im Hortus Raum zur freien Gestaltung. Hier darf somit fast alles wachsen wie es möchte. Mohn in Hülle und Fülle, Margeriten, Salbei, Kamille; Kornblumen…. Die Natur ist eben der schönste Gartenarchitekt.
Durch das Hortusnetzwerk haben wir viele Ideen und Anregungen erhalten, unseren Garten noch natürlicher zu gestalten. Anfangs wussten wir noch nicht viel über heimische Pflanzen und so zogen zu meinem Erschrecken doch viele nicht heimische und wenig nützliche Pflanzen ein. Diese werden wohl weiter auf kurz oder lang der Vielfalt und zugunsten der heimischen Pflanzenwelt zum Opfer fallen.
Stück für Stück
- Wohnhaus war die ehem. Dorfschule
- Anke Hübner
- 15749
- Mittenwalde
- Deutschland
- ca. 5000
-
Facebook: https://www.facebook.com/profile.php?id=100027509726152