Der Hortus Vaccinium liegt inmitten der Rochauer Heide und befindet sich in einem von nur drei kleinen Siedlungen inmitten des Naturpark Niederlausitzer Landrücken. Wie in fast alle Heidelandschaften sind daher vor allem zwei Dinge für unseren Hortus charakteristisch. Sauer und sandig. Dies lieben vor allem die wilden Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus), deren Teppiche sich in gigantischem Ausmaß über die Böden unserer Sandkiefer-Stieleichen-Wälder erstrecken.
Daher auch der Name – Hortus Vaccinium – Heidelbeergarten
Im Jahr 2018 erst kauften wir unser Vier-Seiten-Hof inmitten eines 60-Einwohner-Dorfes im Naturschutzgebiet. Bereits an unserer Hofeinfahrt werden Besucher von einem Magerbeet begrüßt, welches über der neu installierten Biokläranlage entstanden ist. Steinpyramide und Holunder-Totholz, an welchem unser Hortus-Schild angebracht ist, zeigen bereits auf den ersten Blick, dass sich auch jenseits des Tores kein Standart-Garten befindet.
Hat man das Tor hinter sich gelassen, betritt man zunächst den Innenhof, der bis letzten Jahres noch viel mehr einem Glutofen glich, in den ganztags die Sonne scheint. Um dies zu ändern und um ein angenehmeres Mikroklima zu schaffen, wurde zunächst eine 4 ½ Meter hohe Blutpflaume als Hausbaum in den Innenhof gepflanzt. Zu seinen Wurzeln wurde ein 5×3 Meter großes Magerbeet angelegt, das von stehendem Totholz unterschiedlicher Höhen und Arten durchzogen ist. Hier wachsen Graslilien, verschiedene Salbei-Arten, Katzenminze, Witwenblumen, Fetthennen und Astern, aber auch Frühblüher wie Lerchensporn, Küchenschelle und Wildtulpen. Dahinter gelegen, an der Nordwand der Scheune, wurde im letzten Jahr ein Rankgerüst installiert, das in den nächsten Jahren zunehmend erweitert werden muss. Am Fuße der Scheune ist nämlich im letzten Herbst die zwar halb gefüllte aber Schattenverträgliche Ramblerrose Ayreshire Queen eingezogen, welche bis zu 15 Meter Länge schaffen soll und uns hoffentlich eines Tages nicht nur die Wände des halben Innenhofes zuwächst, sondern auch allerhand Nistmöglichkeiten und leckere Hagebutten für allerlei Vögel bietet.
Möchte man den Innenhof hinter sich lassen, so erreicht man den hinteren Teil des Hortus Vaccinium über einen kleinen Durchgang zwischen Nebengelass und Scheune. Hier fällt der Blick zunächst auf die noch junge Pufferzone, bestehend aus Felsenbirnen, Hasel, Schlehe, Holunder, Apfelbeere, Purpur-Weide, Kornelkirsche, Forsythie Beatrix Farrand (die einzige Forsythien-Art die Pollen bildet), Hundsrose und Zaubernuss. Rund um die noch jungen Sträucher wurde Sand- und Magerrasen eingesät, welcher für ausreichend Nahrung für Insekten und bunte Farbtupfer fürs menschliche Auge sorgt. Mit zunehmender Größe der Pufferzone wird die Blütenpracht der Wildblumenwiese in der Pufferzone nach und nach verdrängt werden. Dann wird es Zeit, um Lungenkraut, Walderdbeeren und Co. zu etablieren. Ebenfalls Teil der jungen Pufferzone sind schon jetzt Reisighaufen, kleine Steinpyramiden und wilde Ecken, in denen Brennnesseln mit Schöllkraut um die Wette wuchern dürfen. Letzteres wurde von uns angesiedelt und wird gehegt und gepflegt.
Am Rande zwischen Pufferzone und Hotspotzone, befinden sich eine kleine Benjeshecke, davor ein kleines Sumpfbeet sowie eine kleine, aus alten Ziegeln gepflasterten Sitzfläche. Diese ist von einer kleinen Trockenmauer aus Dachziegeln umgeben. Vor und hinter dieser kleinen Mauer wurden vornehmlich höher wachsende Stauden wie Stockrose, Königskerze, Karde und Muskatellersalbei gepflanzt. So soll mit zunehmendem Höhenwuchs ein kleiner, uneinsehbarer Sitzplatz entstehen. Dieser wird vom Blätterdach einer Birke in lichten Schatten getaucht.
Angrenzend hieran befindet sich die Hotspotzone. Den Mittelpunkt des hinteren Hortus bildet hierbei eine Freifläche, die sich nach und nach selbst zur Wildblumenwiese umwandelt. Kaum entfällt das Düngen und wässern, machen die Hochleistungsgräser auf unserem sauren Heide-Sandboden schlapp, sodass wir der Wildblumenwiese nur noch mittels Saatgut nachhelfen mussten. Eine Lesesteinpyramide mit integriertem Igelhaus, eine kleinere Lesesteinpyramide sowie eine Eidechsenburg mit oberirdischem Sandarium, welche von einem bunten Blütensaum umgeben ist, finden sich hier. Dieser Saum mündet beidseitig in ein Staudenbeet, das ganzjährig äußerst beliebt ist bei allerhand Insekten. Wiesensalbei, Glockenblumen, rosa Schafgabe, Eisenkraut, Moschus-Malve, Mannstreu, Stockrose, Aster, hier und da Speisezwiebeln, Schleierkraut, Lavendel und Fingerkraut stehen hoch im Kurs und grenzen an die dahinter gelegene Ertragszone, welche durch einen recycling-Zaun aus alten Schalungsbrettern vom restlichen Hortus abgegrenzt liegt.
Unsere Ertragszone misst etwa 70 Quadratmeter. Sie befindet sich in der hinteren Ecke unseres Hortus und ist in Form eines Viertel-Kreises angelegt. Gesäumt wird die Ertragszone durch Beete, die etliche Beerensträucher beherbergen (Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und Heidelbeeren natürlich) Zu ihren Füßen wachsen Walderdbeeren als Bodendecker. Der Rest des Umlaufenden Beetes wird meist durch Chili, Tomaten, Bohnen, Auberginen und der gleichen genutzt, deren Standort jährlich wechselt. Hauptaugenmerk der Ertragszone liegt jedoch auf den 3 1,20mx2,5m Gemüsehochbeeten die ganz nach Permakultur im Mischkultur-Verfahren bepflanzt werden, sowie dem 1,20mx4m großen Erdbeerhochbeet. Alle Beete werden selbstverständlich mit Mulchwürsten ausgestattet, sofern nötig und möglich. Aufgrund der Trockenheit unseres Lebensraumes und der Qualität unseres Sandbodens entfallen Probleme mit Schnecken und Wühlmäusen.
Nun haben wir den Blick durch den Haupt-Hortus schweifen lassen. Auf dem Rückweg gen Hof jedoch entdeckt man noch das Hinterland, welches hinter unserem Nebengebäude gelegen ist und durch eine Stammholzmauer aus Sandkiefer mit integriertem Rosenbogen als Durchgang entstanden ist. Hier befand sich einstmals ein Hühnerstall, sowie ein komplett verwilderter, da nicht zugänglicher Teil unseres Grundstücks mit einem nicht mehr tragendem Holunder und einer Brennnessel-Monokultur. Der ungenutzte Hühnerstall wurde abgerissen, die Steine verschenkt. Der Reichhaltige Hühnermist-Boden wurde abgetragen und den Hochbeeten zugeführt. Das nun unebene Land mit reichlich vorhandenem Magersubstrat aufgefüllt und mit Magerrasen-Saatgut bestückt. Zudem ist hier ein etwa 5×2,5 Meter großes Morschholzbeet unter einem Teil der jungen Pufferzone entstanden. Das Morschholzbeet wurde mit Akelei, Sterndolde, Alpenwaldrebe und Vergissmeinnicht bepflanzt. Die Pufferzone im Hinterland hingegen besteht aus Wildrose, Weißdorn, Besenginster und wilder Stachelbeere. Unter dem inzwischen kräftig zurück geschnittenem und nun wieder tragenden Holunder, welcher einen Tummelplatz für Läuse, Wespen, Marienkäfer und Hornissen darstellt, befindet sich nun unser 3 Kammer-Kompost sowie ein Schattenbeet aus Dichternarzissen und kleinem Immergrün. Die restliche Freifläche entwickelt sich hoffentlich schon bald zur artenreichen Wildblumenwiese, nachdem wir in diesem Frühjahr die Brennnessel-Plantage entfernt haben.
Aufgrund unserer sehr isolierten Lage, gestaltet ein Austausch der Gene beziehungsweise das Anlocken neuer Arten schwierig. Zum Beispiel wurde an keiner einzigen Brennnessel in unserem Hortus je auch nur eine einzige Raupe gesichtet. Auch Flugsamen schaffen es nur selten über die Kilometertieen Wälder hinweg zu uns. Geplant ist, mich mit den Rangern unseres Naturschutzgebietes in Verbindung zu setzen, um künftig die hier vorkommenden, aber teilweise stark bedrohten Arten gezielt zu unterstützen.