Entwicklung des Gartens: Als wir im Jahr 1998 in unser Haus am Niederrhein zogen, war das Gelände rund um das Haus eine etwa 1800qm große öde Fläche mit wildem, meterhohem Gras, das im Sommer seine grüne Farbe verlor und völlig trocken und braun wurde. Ich erinnere mich noch, wie glücklich ich war über die große Fläche, die Gestaltungsfreiheit und so viele Möglichkeiten bot, und welche Befriedigung es bereitete, nach einem harten 12stündigen Arbeitstag schnell noch einmal mit der Gießkanne die ersten selbst gesetzten spärlichen Pflänzchen in all der Ödnis wässern zu können. Jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, ist jeder Winkel des Grundstücks mit einem anderen Experiment an Früchten, Gemüsen, Stauden, Blühsträuchern oder Rosen belegt. Damals war buchstäblich nichts zwischen dem Haus und der Straße, außer einer verbuschten Wiese, einem uralten Fliederbusch und etlichen Nadelgehölzen und einigen Eiben, die wir bis auf zwei Tannen alle sofort verworfen und vernichtet haben. In den Jahren danach habe ich gepflanzt und gepflanzt, ich habe die Weißdorn- und Wildgewächse, Holunderbäume, Schlehen, Sanddorn, Hartriegel und viele andere Sträucher an der Straßenzufahrt gepflanzt, die Obstwiese angelegt, die Tamariske, die Trauerweide, Zierapfel und Zierkirsche, zwei Magnolien, den Walnussbaum und weitere Fliederbüsche angepflanzt, Beerensträucher in unzähliger Zahl, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und wilde und andere Rosen gesetzt, Staudenrabatte und Kürbis-, Rhabarber- und Erdbeerbeete und geschwungene Wege durch den Garten angelegt. Dabei habe ich von Anbeginn an konsequent auf den Einsatz von chemischen „Pflanzenschutzmitteln“ verzichtet, auch sonstige freiverkäufliche Dünger und sonstige Mittelchen aus dem Gartencenter kamen nie zum Einsatz.
In jenen Anfangsjahren ist das Grundstück im Sommer schnell gelb und braun geworden und verdorrt. Inzwischen halten die vielen Bäume und Sträucher den Wasserspiegel höher, und die Pflanzen bleiben den ganzen Sommer über grün, auch die Obstwiese, und von Zeit zu Zeit ist es notwendig, diesen Dschungel zurückzuschneiden und ein paar Fleckchen freizuschneiden, wo man einfach nur sitzen kann. Ein ewiger Kreislauf.
Besonders die Pflanzung der vielen Obstbäume, Äpfel, Birnen, Quitten, Kirschen und Pflaumen und vor allem des Walnussbaums war ein Spiel mit dem Risiko und ein Pakt mit der Zukunft, denn Walnussbäume brauchen länger als fast alles andere bis sie Früchte tragen. Als wir den Walnussbaum vor 18 Jahren pflanzten und nach drei Jahren aufgrund eines Sturmschadens noch einmal an eine andere Stelle umsetzen mussten, war ich mir nicht sicher, ob wir je würden Walnüsse ernten können. Jetzt sind wir lange genug hier, um unsere Walnussernte Jahr für Jahr einbringen zu können,
Pufferzone: An der Straße haben wir schon bald nach unserem Einzug das Grundstück mit einem Zaun umgeben, und an die Innenseite des Zauns habe ich neben den alten Flieder, der bereits vorher dort stand, und dessen tiefgründige lila Blütenstände ich aufgrund des Duftes sehr liebe, eine dichte Reihe von Schlehen-, Sanddorn- und Weißdornstecklingen und einen Holunder gesetzt. Dies setzt sich an den beiden Seitengrenzen des Grundstücks fort, die rückwärtige Grundstücksgrenze grenzt direkt an ein – leider konventionell bewirtschaftetes – Spargelfeld, dort ist die ehemalige Zufahrt zu dem Grundstück, das über viele Jahrzehnte vor uns als Hofstelle bzw. Katstelle, wie es hier am Niederrhein heißt, genutzt wurde.
Ertragszone: Lange Jahre bestand meine Ertragszone nur aus der Obstbaumwiese und dem Kräutergarten, denn am Anfang meiner Gartenexperimente stand der Kräutergarten, den ich unbedingt anlegen wollte. Ich hatte eine Anzahl verschiedener Kräuter von anderen Leuten geschenkt bekommen, und Südländer wie Rosmarin und Thymian z.T. selbst aus südlichen Gefilden mitgebracht.
Damals wusste ich noch nicht viel über die Selbstverbreitungsfähigkeiten der Pflanzen, und innerhalb kürzester Zeit gewann der Oregano die Oberhand. Ich habe ihn gewähren lassen, und inzwischen hat er sich fast alle vergessenen Winkel, Ränder und Randbezirke des Gartens erobert und dankt mir mit einer schier unfassbaren Fülle von kleinen, violett-lilafarbenen wohlriechenden Blüten im Juni und im Juli eines jeden Jahres aufs Neue, dass ich ihn habe heimisch werden lassen. Dazu beschert er mir den Besuch einer Vielzahl von Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und anderer Insekten, die sich an seinem Nektar und Pollangebot laben. Inzwischen sind in allen Ecken und Ritzen meines Gartens kleine Kräuterecken entstanden, wo sich wohlriechende Pflanzen entweder selbst ausgesät haben oder durch Windverbreitung zugewandert sind. Es gibt z.B. verschiedene Minze-Arten, natürlich Dost und Oregano, sieben oder acht große winterharte Rosmarinstauden, Dill, Baldrian, Wermut, Bärlauch, Beifuß, Estragon, Borretsch, Bohnenkraut, Frauenmantel, Giersch, Johanniskraut, Kamille, Kümmel, Kapuzinerkresse, Lavendel, Liebstöckel, Löwenzahn, Petersilie, Schnittlauch, Pimpinelle, Ringelblume, Rotklee, Salbei, Thymian, Verbene, Waldmeister, Ysop und Zitronenmelisse. Im Winter dann, in der Zeit der Gartenruhe, verwende ich die in jedem Sommer in einer Vielzahl von luftdicht verschließbaren Gläsern gesammelten Kräuterschätze zum Würzen unserer Mahlzeiten, als Hausmittel zu Heilzwecken oder zu leckeren Teemischungen, die bei uns inzwischen morgens zum Frühstück und nachmittags „zum Tee“ fester Bestandteil unserer Ernährung sind.
Des Weiteren gibt es eine große Obstwiese mit mehreren Apfel-, Birnen- und Quittenbäumen und einen großen Himbeerschlag sowie eine Brombeerhecke und ein großes Rhabarber- und ein Erdbeerfeld. Erst vor wenigen Jahren, bedingt durch den Zuwachs an zeitlichen Ressourcen bei reduziertem beruflichen Engagement habe ich mich auch im Gemüseanbau erstmalig versucht, dazu wurden zwei Hochbeete und einen Frühbeetkasten (aus einem alten Fenster) errichtet, und im kommenden Gartenjahr werden noch zwei weitere folgen. Bisher konnte ich Kartoffeln, Kohlrabi, Fenchel, Feldsalat, Zucchini, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch und Mangold ernten, diese Palette soll noch erweitert werden.
HotSpot-Zone: Aufgrund meiner Vollerwerbstätigkeit als Lehrerin habe ich über viele Jahre hinweg mich auf mehrjährige Stauden und Blühsträucher, aber auch auf Wildrosen und Rambler (vor allem zur Begrünung von Totholzstämmen (siehe Foto)) beschränkt, um die anfallenden Pflegearbeiten in Grenzen zu halten. Rasen gibt es fast gar nicht mehr, allerdings sind grasbewachsene Wege- und Trittflächen nach wie vor vorhanden.
In meinem Garten wird überall wo möglich gemulcht, und zwar in der Regel mit halbreifer oder reifer Komposterde, Grünschnitt wandert nur über den Umweg über den Komposthaufen auf die Beete, um den im Grünschnitt vorhandenen unerwünschten Beikräutern Einhalt zu gebieten. Daher gibt es etliche riesige Komposthaufen in meinem Garten. Ich kompostiere (fast) alles, was an organischen Dingen im Garten und Küche so anfällt, und ich habe noch nie einen misslungenen Kompost erhalten. Mein Kompost ist zwar immer eine Überraschung und von unterschiedlicher Konsistenz, zudem lasse ich die Haufen selten lange genug liegen, geschweige denn, dass ich den ganzen Aufwand im Hinblick auf Umsetzen, Wenden und Durchsieben damit betreibe, den die entsprechende Gartenliteratur vorgibt. Manchmal dauert es durchaus auch etwas länger, aber immer konnte ich nach einiger Zeit des Reifen-Lassens auch bei vernachlässigten Komposthaufen eine stattliche Ansammlung von Kleinstlebewesen und Regenwürmern vorfinden, manchmal wurde daraus sogar eine richtige „Regenwurmfabrik“ – ein wirklicher Gewinn und eine tolle Wachstumshilfe für meine Pflanzen!
Es gibt vor allem aufgrund der vielen wilden Ecken und Wildkräuterbestände eine Vielzahl von Insekten in meinem Garten, daneben haben wir sehr viele Vogelnistplätze angelegt, gerade überwintern mindestens zwei Igel in geschützten Ecken des Gartens, es gibt Kröten und Molche im den beiden Teichen, und diesen Sommer habe ich auch erstmals ein Mauswiesel und eine kleine junge Blindschleiche im Garten gesichtet. In einem etwa 100m entfernten weiteren waldähnlichen Außengelände von knapp 12000qm stehen unsere etwa 120 Bienenvölker, die uns Honig liefern und den Garten und seine Nektarquellen eifrig das ganze Jahr über bevölkern und nutzen.
Was ist noch zu tun: Ich möchte in jedem Fall in der nächsten Gartensaison noch weitere Totholzecken einrichten, und habe mich bisher auch noch nicht an eine Steinpyramide herangewagt – das wird die Herausforderung für den nächsten Sommer. Auch mit dem Wassermanagement bin ich noch nicht zufrieden, derzeit ist es noch so, dass das Regenwasser von den Dächern ungenutzt in den städtischen Abwasserkanal abgeführt wird, das möchte ich ändern und überlege schon seit längerem, wie ich dieses Wasser ohne größere Umbauarbeiten an Haus und Garten zur Bewässerung des Gartens nutzen könnte.