Hortus Bavariae

Hortus Bavariae – der bayerische Garten

Vor 2 Jahren haben wir uns offiziell auf den Weg gemacht. Am 03.05.2020 haben wir für uns für den Garten bavariae, auf dem Weg zum Hortus, hier im Netzwerk angemeldet. Seitdem haben wir einige Hortelüttis persönlich kennengelernt und durch die Facebook Erfahrungen wurde das Wissen ständig erweitert. Das Netzwerk, die regionalen Gruppen und die Inspirationen von Markus Gastl mit seiner üppigen Literatur sind stets Motivation und Rückhalt. In der Welt von Vielfalt und Nutzen ist meist der Zungenschlag der Nachbarn unüberhörbar, welche Unordnung im Garten herrsche. Mainstream kann Jeder, die Gegenwart zeichnet sich aus unserer Sicht auch dadurch aus, Prozesse und Zusammenhänge zu hinterfragen und vor allen Dingen auch zu Ende zu denken.  David mit seinen Lebensinseln und Daniel mit seinem fantastischen Hortus sind auch zwei grandiose Beispiele, unsere Natur zu schützen und deren Artenvielfalt zu erhalten. Die Mitglieder im Netzwerk bieten Führungen an und geben geduldig ihr Wissen weiter. Nichts sollte unversucht bleiben, für die schon arg gebeutelte Natur unser Bestes zu geben. Weil wir es selbst sind, die darauf angewiesen sind, darf die Anstrengung nicht geringer ausfallen.

Aber zurück zum Thema, warum sind wir denn jetzt kein Garten mehr, warum darf es jetzt ein Hortus sein?

Die Dreizonengartenwelt war in Umrissen schon vor ca.  5 Jahren erkennbar.  Unser Grundstück liegt im bayerischen Schwaben auf 574m Höhe. Die ursprüngliche Wiese wurde durch Gülle heftig mit Stickstoff versorgt. Der Boden ist lehmhaltig. Die Gestaltung und Verwandlung sollte daher behutsam sein, denn Magerwiese und Hotspotzonen spiegeln nur in Teilen die Umgebung wieder, und darin sollte sich die Natur schon wiederfinden.  Die Kapitalsünde unserer Vorgänger ist eine Kirschlorbeerhecke über 50 Meter Länge. Mit einem Hortus im Namen und dieser Schmach wollten wir uns lieber erstmal auf den Weg zum Hortus machen. Nun ist es geschafft. Die Lorbeerhecke ist bis auf ein paar Wedel Vergangenheit. Einzelne Äste ragen noch empor, damit der Hühnervogel seine Mühe hat und die Ersatzpflanzung noch an Höhe gewinnen kann. Unsere Hühner werden im Zuge der „Ausstallung“ vor der Schlachtung gerettet und dürfen ihren Lebensabend genießen, was sie sehr verdient haben. Die Ersatzpflanzung:   Liguster, Weide, Kornelkirsche, Berberitze, Felsenbirne, Pfaffenhütchen, Holunder, Weißdorn, Faulbaum, Schlehe, Sanddorn, Äpfel- und Birnbäume, Pflaumen, Mirabellen und Kiwi.

Der aufregende Moment vor 4 Jahren mit der Entdeckung von zwei Schwalbenschwänzen hat sich leider nicht mehr eingestellt, dafür fehlt in keinem Jahr mehr wilde Möhre, Fenchel und Dill, falls seine Raupen einmal Futter brauchen. Und dennoch: Die Artenvielfalt kommt jeden Tag ein bisschen mehr.  Das Zauberwort für mich heißt Totholz. Mehr Leben mit seiner Hilfe kann es kaum geben. Pilze, Flechten, Moose, Schnecken freuen sich, bis zu 1500 Käferarten richten sich hier ihre Kinderstube ein, deren Gänge werden anschließend von Wildbienen benutzt. Hat man auch noch Gewässer in der Nähe, gibt man Glühwürmchen einen idealen Lebensraum. Ihre Teenager stellen sogar Schnecken nach, natürlich und ohne Gift – was will man mehr?

In der Facebook Gruppe: Hortus Netzwerk- Oasen des Lebens kann man übrigens gerne nach „Lord Lorbeermort“ suchen, dort habe ich das Drama mit diesem giftigen Zeitgenossen immer mal wieder beleuchtet. Nun zieren die gekappten Äste einen Wall als Zaunersatz und Sichtschutz zum nachbarlichen Grundstück. Er wird bald überwachsen sein mit Efeu, Geißblatt und einer Rose. Zaunrübe und Platterbse folgen, diese beiden Vertreter sind wichtig für so einige Wildbienen, daher die Entscheidung.

Wir haben zwei mächtige Fichtenstämme als stehendes Totholz platziert. Einige Steinhügel sind Wärmespeicher und Unterkunft. Unter dem Birnbaum wollten wir eigentlich einen Teich anlegen. Vor der Umsetzung ist uns eingefallen, dass Blätter im Herbst im Wasser landen und damit ist viel Arbeit vorprogrammiert. In der Grube habe ich jetzt zunächst Astschnitt und Pflanzenreste aller Art geparkt, der Haufen fungiert somit als Käferkeller.

Der Garten ist insgesamt 1700m² groß. 400m² davon dürfen die Hühner nützen, viele Obstbäume sind im Gehege zu finden, die somit wertvolle Nährstoffe erhalten. Die restliche Fläche ist fast gleich in Bauerngarten und Naturgarten mit Magerzonen aufgeteilt. Wir sind gerade dabei, uns Gänge durchs Gelände zu erarbeiten. So modelliert gibt es quasi um jede Ecke etwas Neues zu entdecken:  Glockenblumen, Karthäusernelke, Pimpinelle, Karde, Wiesenbocksbart, Mohn, Natternkopf, Flockenblumen, Jungfer im Grünen, brennende Liebe, Stockrosen, Königskerze, Salbei.  Und Ideen gibt es noch genug. Im Bauerngarten dürfen nichtheimische Akzente gesetzt werden. Ein Schmetterlingsflieder ist schon der Axt zum Opfer gefallen, jedoch ein Weiterer wartet noch auf den richtigen Zeitpunkt. Sonnenblumen erhellen von weitem die Stimmung. Unterschätzt werden zwei Kräuter: Schnittlauch und Oregano/Dost. Was vom Schnittlauch nicht gegessen wird, darf blühen, und zwar wunderschön. Es kann also gar nicht genug davon geben. Dost ist ein Insektenbuffet vom Allerfeinsten und damit die Alternative schlechthin zum Flieder. Die fetten Ruten von der Brombeere werden bis auf 6 Stück im Herbst abgenommen, damit sie überreich tragen. Sie finden ihren Platz in den Maschen des Gartenzaunes, senkrecht mit 50 Zentimeter Abstand. Im Herbst des Folgejahres ist bisher jeder Stengel bewohnt worden, Wildbienen und kleine Käfer nagen sich Gänge durch das Mark. Eine Augenweide ist jedes Jahr der deutsche Alant. Er wird angeflogen wie verrückt und ist Heimat für Blattläuse. Diese werden verteidigt von Ameisen, bis die Marienkäfer die Überhand gewinnen, weil sie ihr Lätzchen umbinden.

Es sind diese Beobachtungen, die es wert sind. Tiere, die vorher erst bestimmt werden müssen, weil sie nie aufgefallen sind oder es einfach schon zu lange her war. Oder der zauberhafte Wandel im Erscheinungsbild. Versamung, Vermehrung und Etablierung zaubern ständig neue Bilder in den Garten. Manchmal hält auch der Wind eine Überraschung bereit und sorgt für Neuzugänge. Wenn wir nur achtsam genug sind und aufpassen, dass die Lebensräume nicht verschwinden, helfen wir, was von uns zuvor zerstört wurde. Diesen Bemühungen verpflichtet ist es daher nicht nur Belohnung, sondern auch Ansporn für die Zukunft, als eingetragener Hortus Verantwortung zu übernehmen.

  • Der Garten Bayerns
  • Achim Renninger
  • 86399
  • Bobingen
  • Deutschland
  • 1700m²

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