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Wildbienen werden plötzlich weniger
Zitat von Familie Zwirner am 30. April 2022, 10:18 UhrIch hätte eine Frage ins Forum: Wir haben seit 10 Jahren einen ständigen sehr starken Zuwachs in der Wildbienenpopulation in unserem 3.000 qm großen Naturgarten.Nur in diesem Jahr waren auffällig wenige Wildbienen unterwegs. An den Nisthilfen ist schätzungsweise nur noch 10% an Betrieb und es sind auch wesentlich weniger Niströhren bebrütet als wir sonst kennen. Dies betrifft sowohl ältere als auch neue Nisthilfen. Dort wo sich z.B.hunderte Mauerbienen tummelten sind es jetzt immer nur wenige.Sind euch ähnliche Phänomene bekannt? Was könnten mögliche Ursachen sein?Danke für eure Erfahrungen!
Zitat von Dorfgärtner am 30. April 2022, 14:28 UhrAlso ich bin kein Experte, aber als ich dafür noch psychisch stabil genug war, habe ich mich mit dem Thema ausgiebig auseinandergesetzt. Es wurde öfter drauf hingewiesen, daß das Insektensterben allgemein überall stattfindet, aber (derzeit) regional noch größere Unterschiede feststellbar sind. Mein erster Gedanke wäre, daß ihr einfach in einer solchen Region lebt, in der die Wirklichkeit des Insektensterbens nun mit Verspätung ankommt.
Auf der nächstkleineren Ebene gibt es das gleiche Phänomen, man kennt es: das Inselproblem. Der schönste Garten und selbst das schönste Naturschutzgebiet bluten trotz der eigenen guten Bedingungen aus, weil keine/kaum Zuwanderung von außen stattfindet und sehr viele Wildbienen, Schmetterlinge & Co. wandern. (Das gilt explizit selbst für große Naturschutzgebiete) D.h., die bekommen Kinder, die Kinder ziehen aus in die Welt und sterben auf dem nächstgelegenen Acker oder im Thujagarten, und von dort kommt naturgemäß auch nichts, was in die andere Richtung zuwandern würde.
Weil aber der Einbruch von einem aufs andere Jahr so krass ist, würde ich auch überlegen, ob sich in der näheren und weiteren Umgebung seit letztem Jahr substantiell etwas verändert hat? Also z.B.: Neubaugebiet, Straßenbau, Pächterwechsel bei umliegenden Wiesen, Umnutzung von Flächen oder erneute Nutzung lange brachliegender Flächen... Stehen noch alle Knicks (Ackerhecken) wo sie sollen, sind die Waldränder intakt?
Das wäre jedenfalls auch eine mögliche Fährte.Und ganz zum Schluß würde ich noch Milben & Co. in den Ring werfen: Im vergangenen Winter sollen die Varroamilben besonders viele Bienenvölker dahingerafft haben. Diese befällt auch Wildbienen (s.u.), und daneben haben die auch noch "eigene" Milben und Parasiten, die ihnen schaden können. Da sind Nisthilfen immer Multiplikatoren, weil so viele Bienen auf engem Raum nisten.
https://www.laborpraxis.vogel.de/varroamilbe-gefaehrdet-auch-wildbienen-a-839101Das wären jetzt so meine Gedanken dazu...
Also ich bin kein Experte, aber als ich dafür noch psychisch stabil genug war, habe ich mich mit dem Thema ausgiebig auseinandergesetzt. Es wurde öfter drauf hingewiesen, daß das Insektensterben allgemein überall stattfindet, aber (derzeit) regional noch größere Unterschiede feststellbar sind. Mein erster Gedanke wäre, daß ihr einfach in einer solchen Region lebt, in der die Wirklichkeit des Insektensterbens nun mit Verspätung ankommt.
Auf der nächstkleineren Ebene gibt es das gleiche Phänomen, man kennt es: das Inselproblem. Der schönste Garten und selbst das schönste Naturschutzgebiet bluten trotz der eigenen guten Bedingungen aus, weil keine/kaum Zuwanderung von außen stattfindet und sehr viele Wildbienen, Schmetterlinge & Co. wandern. (Das gilt explizit selbst für große Naturschutzgebiete) D.h., die bekommen Kinder, die Kinder ziehen aus in die Welt und sterben auf dem nächstgelegenen Acker oder im Thujagarten, und von dort kommt naturgemäß auch nichts, was in die andere Richtung zuwandern würde.
Weil aber der Einbruch von einem aufs andere Jahr so krass ist, würde ich auch überlegen, ob sich in der näheren und weiteren Umgebung seit letztem Jahr substantiell etwas verändert hat? Also z.B.: Neubaugebiet, Straßenbau, Pächterwechsel bei umliegenden Wiesen, Umnutzung von Flächen oder erneute Nutzung lange brachliegender Flächen... Stehen noch alle Knicks (Ackerhecken) wo sie sollen, sind die Waldränder intakt?
Das wäre jedenfalls auch eine mögliche Fährte.
Und ganz zum Schluß würde ich noch Milben & Co. in den Ring werfen: Im vergangenen Winter sollen die Varroamilben besonders viele Bienenvölker dahingerafft haben. Diese befällt auch Wildbienen (s.u.), und daneben haben die auch noch "eigene" Milben und Parasiten, die ihnen schaden können. Da sind Nisthilfen immer Multiplikatoren, weil so viele Bienen auf engem Raum nisten.
https://www.laborpraxis.vogel.de/varroamilbe-gefaehrdet-auch-wildbienen-a-839101
Das wären jetzt so meine Gedanken dazu...
Zitat von Gsaelzbaer am 30. April 2022, 17:11 UhrIch kann das voll und ganz bestätigen! Es ist totenstill bei mir im Garten.......
Ich bin aber trotzdem NOCH so positiv denkend, dass ich das einfach mal auf ein schwaches Jahr und zu milden Winter schiebe.......
Aufhalten, da sind wir uns ja einig, werden wirs insgesamt aber eh nicht mehr, leider.
Ich sag das immer und immer wieder, wir sind hier auf dem Planeten mittlerweile einfach ZU VIELE! Das ist meiner Ansicht nach das Hauptproblem......
Das muss man sich mal reinziehen. 1960 waren wir noch etwa 3 Milliarden Menschen, heute gehts steil in Richtung 9!
Finde den Fehler.....
Ich kann das voll und ganz bestätigen! Es ist totenstill bei mir im Garten.......
Ich bin aber trotzdem NOCH so positiv denkend, dass ich das einfach mal auf ein schwaches Jahr und zu milden Winter schiebe.......
Aufhalten, da sind wir uns ja einig, werden wirs insgesamt aber eh nicht mehr, leider.
Ich sag das immer und immer wieder, wir sind hier auf dem Planeten mittlerweile einfach ZU VIELE! Das ist meiner Ansicht nach das Hauptproblem......
Das muss man sich mal reinziehen. 1960 waren wir noch etwa 3 Milliarden Menschen, heute gehts steil in Richtung 9!
Finde den Fehler.....
Zitat von Familie Zwirner am 30. April 2022, 17:19 UhrDanke für die Hinweise. Für ein allgemeines Insektensterben ging mir das gefühlt zu schnell und die Veränderungen in der Umgebung haben sich in Grenzen gehalten. Auch hat der Garten mit über 3.000 qm schon eine gewisse kritische Größe, insbesondere was Wildbienen betrifft, die ja nicht so weit fliegen.
Aber wo du das mit den Milben erwähnt hast habe ich noch einmal etliche Fotos unserer Wildbienen aus den letzten Wochen genauer angeschaut. Und siehe da, auf fast jedem zweiten Bild sind Milben erkennbar. Ich habe mal ein Foto beigefügt, könnte eine rostrote Mauerbiene sein. Das Foto ist nicht allzu gut, man kann die Milben aber gut erkennen.
Wer hat so ein Thema schon einmal gehabt? Was wäre aus eurer Sicht die richtige Strategie? Abwarten ob und wie Mutter Natur das löst? Oder die Nisthilfen extensiver im Garten verteilen? Freue mich auf jeden Tipp.
Danke für die Hinweise. Für ein allgemeines Insektensterben ging mir das gefühlt zu schnell und die Veränderungen in der Umgebung haben sich in Grenzen gehalten. Auch hat der Garten mit über 3.000 qm schon eine gewisse kritische Größe, insbesondere was Wildbienen betrifft, die ja nicht so weit fliegen.
Aber wo du das mit den Milben erwähnt hast habe ich noch einmal etliche Fotos unserer Wildbienen aus den letzten Wochen genauer angeschaut. Und siehe da, auf fast jedem zweiten Bild sind Milben erkennbar. Ich habe mal ein Foto beigefügt, könnte eine rostrote Mauerbiene sein. Das Foto ist nicht allzu gut, man kann die Milben aber gut erkennen.
Wer hat so ein Thema schon einmal gehabt? Was wäre aus eurer Sicht die richtige Strategie? Abwarten ob und wie Mutter Natur das löst? Oder die Nisthilfen extensiver im Garten verteilen? Freue mich auf jeden Tipp.
Hochgeladene Dateien:Zitat von Gsaelzbaer am 30. April 2022, 18:08 UhrKrass! Das habe ich so auch noch nicht gesehen, da muss ich hier wohl auch einmal genau darauf achten.
Machen kannst du da natürlich nichts, es wird sich aber hoffentlich ganz von alleine wieder einrenken.
Krass! Das habe ich so auch noch nicht gesehen, da muss ich hier wohl auch einmal genau darauf achten.
Machen kannst du da natürlich nichts, es wird sich aber hoffentlich ganz von alleine wieder einrenken.
Zitat von Simbienchen am 30. April 2022, 21:22 UhrIch hatte diesbezüglich vor längerer Zeit mal einen Austausch mit Dr. Paul Westrich:
Milbenbefall wird extrem durch eine hohe Dichte von künstlichen Nistmöglichkeiten gefördert. Bei einer entsprechend hohen Parasitenvermehrung bricht halt dann die Wirtspopulation zusammen.
Zu natürlichen Gegenspielern der Milben bei Wildbienen hat man bislang noch keine oder genügend Erkenntnisse. Gerade bei bestimmten, bei Mauerbienen lebenden Milben gibt es deutliche Schwankungen in ihrem Auftreten. Man weiß aber nicht, warum dies so ist.
Darum ist es ganz wichtig, kleine Nisthilfen extensiver im Garten zu verteilen. In der Natur führt der natürliche Verfall dazu, dass alte gebrauchte Nisthilfen zerfallen. Da haben es auch Milben schwerer, sich zu vermehren.
Nisthilfen, die befallen sind, würde ich aus dem Verkehr ziehen.
Es wäre gut, wenn ihr den Milbenbefall fotografieren und dokumentieren könntet.
Ich würde mich an euer Stelle mal versuchen, euch mit Dr. Westrich in Verbindung setzen. Vielleicht gibt es jetzt schon neuere Erkenntnisse.
https://www.wildbienen.info/ibn/kontakt.php
Hier auch noch eine gute Seite zu diesem Thema von ihm :
https://www.wildbienen.de/wbi-p311.htm
Ich hatte diesbezüglich vor längerer Zeit mal einen Austausch mit Dr. Paul Westrich:
Milbenbefall wird extrem durch eine hohe Dichte von künstlichen Nistmöglichkeiten gefördert. Bei einer entsprechend hohen Parasitenvermehrung bricht halt dann die Wirtspopulation zusammen.
Zu natürlichen Gegenspielern der Milben bei Wildbienen hat man bislang noch keine oder genügend Erkenntnisse. Gerade bei bestimmten, bei Mauerbienen lebenden Milben gibt es deutliche Schwankungen in ihrem Auftreten. Man weiß aber nicht, warum dies so ist.
Darum ist es ganz wichtig, kleine Nisthilfen extensiver im Garten zu verteilen. In der Natur führt der natürliche Verfall dazu, dass alte gebrauchte Nisthilfen zerfallen. Da haben es auch Milben schwerer, sich zu vermehren.
Nisthilfen, die befallen sind, würde ich aus dem Verkehr ziehen.
Es wäre gut, wenn ihr den Milbenbefall fotografieren und dokumentieren könntet.
Ich würde mich an euer Stelle mal versuchen, euch mit Dr. Westrich in Verbindung setzen. Vielleicht gibt es jetzt schon neuere Erkenntnisse.
https://www.wildbienen.info/ibn/kontakt.php
Hier auch noch eine gute Seite zu diesem Thema von ihm :
Zitat von Simbienchen am 30. April 2022, 22:01 UhrEs gibt Milbenarten, die in bestimmten Stadien ihrer Entwicklung mehrere Jahre (!) lang überlebensfähig in den Nisthilfen verweilen .
Hier noch eine andere interessante Seite zu diesem Thema:
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/parasiten/milben/
Es gibt Milbenarten, die in bestimmten Stadien ihrer Entwicklung mehrere Jahre (!) lang überlebensfähig in den Nisthilfen verweilen .
Hier noch eine andere interessante Seite zu diesem Thema:
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/parasiten/milben/
Zitat von Malefiz am 1. Mai 2022, 7:00 UhrEs gibt aber auch natürliche Schwankungen in der Population. Wetter und Klima, mit verantwortlich und ja, wie üblich, der Mensch.
Die, von uns aufgestellten Nisthilfen, die "Hotels", sind ja nur - zum Anlocken interessierter Personenkreise - und machen nicht das Gros aus, derer Wildbienen, die sich im garten tummeln - und ja, beobachten kann man das schon über Jahre, wenn es ein Nahrungsangebot gibt, wo es früher hoch herging - und nun kaum noch was los ist.
Aber wir haben zumindest den Vorteil, das bei uns noch mehr los ist, als in Rasen- und Kirschlorbeer Einöden.
Es gibt aber auch natürliche Schwankungen in der Population. Wetter und Klima, mit verantwortlich und ja, wie üblich, der Mensch.
Die, von uns aufgestellten Nisthilfen, die "Hotels", sind ja nur - zum Anlocken interessierter Personenkreise - und machen nicht das Gros aus, derer Wildbienen, die sich im garten tummeln - und ja, beobachten kann man das schon über Jahre, wenn es ein Nahrungsangebot gibt, wo es früher hoch herging - und nun kaum noch was los ist.
Aber wir haben zumindest den Vorteil, das bei uns noch mehr los ist, als in Rasen- und Kirschlorbeer Einöden.
Zitat von Familie Zwirner am 1. Mai 2022, 20:43 UhrDanke für den ganzen wertvollen Input und die guten Links. Je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker erhärtet sich mein Verdacht in Richtung Milben: Wir haben im Garten immer noch einzelne (also extensiv) um unser Holzhaus angebrachte Nisthilfen, die sehr gut besucht und bebrütet werden.
Hauptsächlich unsere große Nistwand mit etlichen Nistelementen ist betroffen. Ich werde die Nistmöglichkeiten nach Möglichkeit extensiver im Garten verteilen. Allerdings sind die in der Nistwand auch sehr gut vor Wind und Regen geschützt (siehe Bild). Wir werden uns überlegen, wie wir das ganze "robuster" hinbekommen.
Vielleicht hatten andere hier im Forum auch schon mal das Thema Milben an Wildbienen?
Danke für den ganzen wertvollen Input und die guten Links. Je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker erhärtet sich mein Verdacht in Richtung Milben: Wir haben im Garten immer noch einzelne (also extensiv) um unser Holzhaus angebrachte Nisthilfen, die sehr gut besucht und bebrütet werden.
Hauptsächlich unsere große Nistwand mit etlichen Nistelementen ist betroffen. Ich werde die Nistmöglichkeiten nach Möglichkeit extensiver im Garten verteilen. Allerdings sind die in der Nistwand auch sehr gut vor Wind und Regen geschützt (siehe Bild). Wir werden uns überlegen, wie wir das ganze "robuster" hinbekommen.
Vielleicht hatten andere hier im Forum auch schon mal das Thema Milben an Wildbienen?
Hochgeladene Dateien:Zitat von Familie Zwirner am 2. Mai 2022, 17:10 UhrIch habe jetzt heute unsere Nisthilfen genauer angeschaut: Wir hatten heute an der Nistwand extrem viel Flugbetrieb, jedoch bis dato sehr wenige gehörnte oder rostrote Mauerbienen.
Milben habe ich an den Eingängen zu den Niströhren keine einzige gefunden, aber einige andere Parasiten wie Keulenwespen und Cacoxenus indagator (kleine parasitäre Fliegen). Aber die gehören halt auch dazu. Wir werden also die Nistmöglichkeiten noch näher an die Natur anlehnen ...
Spannendes Thema ...
Ich habe jetzt heute unsere Nisthilfen genauer angeschaut: Wir hatten heute an der Nistwand extrem viel Flugbetrieb, jedoch bis dato sehr wenige gehörnte oder rostrote Mauerbienen.
Milben habe ich an den Eingängen zu den Niströhren keine einzige gefunden, aber einige andere Parasiten wie Keulenwespen und Cacoxenus indagator (kleine parasitäre Fliegen). Aber die gehören halt auch dazu. Wir werden also die Nistmöglichkeiten noch näher an die Natur anlehnen ...
Spannendes Thema ...