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Wie hot sind eure Hotspots? - Diskussion um Magerkeit

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Hallo Alle,

ich möchte mit euch etwas diskutieren, worauf ich, seit ich die Hortus-Sache kennengelernt habe, immer wieder in Variationen zurückkomme.

Markus schreibt in seiner "Bibel" "Drei-Zonen-Garten", dass der enormen Zahl von 1340 möglichen heimischen Pflanzen auf Magerstandorten etwa 90 Arten einer Fettwiese gegenüberstehen. Egal, wie die Zahlen genau sind, wir sind uns vermutlich alle einig: Auf mageren Standorten ist größere Vielfalt von Pflanzen und damit auch von Tieren möglich. Ergo sind sie das, was "wir" jenseits unserer Ertragszonen anstreben.

Aber: Wer hat um Himmels Willen 1340 Arten in seinen Hotspots? Meist sind dort doch die "üblichen Verdächtigen": Natternkopf, Kartäuser-Nelke, Färber-Kamille, Skabiosen, Sedum-Arten, Küchenschelle, Dost, Königskerze... alles wunderschön und wertvoll! Aber vermutlich kaum mehr als 50, sagen wir, 100 Arten, oder?

Ich weiß, dass z. B. @Marissa das auch schon gefragt hat (auf FB) und die Antwort kaum befriedigend war. Wie sie beobachte ich, dass Mohn, Natternkopf usw. ebenso gut in fetterem Boden wachsen. Wie die allermeisten Pflanzen. Es gibt welche, die wirklich nur auf mageren Substraten wachsen, aber das sind, wie ich es überblicke (tue ich vielleicht aber auch nicht) wirklich relativ wenige.

Für mich ist der Punkt, dass auf einem Naturstandort, den wir im Garten versuchen nachzubilden (durch mehr oder weniger hohen Energie- und, trotz Recycling, oft auch Ressourcenaufwand), sich eine Pflanzengesellschaft relativ stabil etabliert und dann nicht (wenig) gepflegt werden muss. So ist ein Magerrasen, über den einmal jährlich die Schafherde zieht, eine ziemlich stabile Pflanzengesellschaft. Oder ein Waldsaum. Eine Hochstaudenflur am Bach.

Anders sieht es schon mit ruderalen Standorten aus, das liegt ja in der Natur der Sache - wenn sie bewachsen sind, sind sie nicht mehr "ruderal". Es reichert sich Humus an, die Pflanzen ändern sich. Es wird etwas "Anderes" daraus.

Im Garten ist die Natur ja aber nicht sich überlassen. Wir greifen pflegend ein. Sogar ich . Wir schaffen künstlich "ruderale" Stellen und offene Böden.

Argument für die Magerbeete ist der Konkurrenzdruck. Aber wenn ich z. B. einen Standort habe, wo durchaus saftige Gräser den Glockenbumen oder Lichtnelken die Luft abschnüren würden und diese verschwinden würden, tun sie es ja NICHT, wenn ich die Gräser mehr dezimiere und die Blumen stehe lasse.

Ich schreibe das nicht, um Streit anzufangen :-) . Mich interessiert nur ehrlich eure Sicht. Das ideelle Ziel ist mir klar, und hinter dem stehe ich auch. Aber: Wenn 90 ömmelige Arten, die auf einer Fettwiese möglich sind, WIRKLICH auf meiner "Wiese" wären - das wäre doch ziemlich gut, oder?

Oder suche ich nur eine Ausrede, weil ich kein "richtiges" Magerbeet habe, so eines mit den "üblichen Verdächtigen", als Erkennungsmarke für den "Naturgarten"? Ist ein Hotspot-Beet wirklich so viel hotter als eine Wiese, ein Teichufer, ein Schattsaum in der Pufferzone, was das Gewusel angeht? Was ist eure eigene Beobachtung?

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Ich kann Deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Richtig viel "mager" habe ich ja auch nicht, nur am Teichrand und vor dem Haus in Töpfen und mein kleines Sandarium aus geschenktem Sand.

Natürlich ist die Pflanzenvielfalt auf Magerflächen um ein Vielfaches höher. Aber gleichzeitig müssen wir ja schauen, daß wir Ressourcen, Geld, Kraft, Platz einsparen. Ich bin der Meinung, jeder muß als erstes seinen Boden im Garten kennenlernen, schauen, was dort von Natur aus wachsen will. Das geht meist nicht innerhalb des ersten Jahres, man braucht Zeit, um jede Ecke des Gartens genau kennenzulernen und einordnen zu können.

Wir haben sandigen Lehm mit einer Tonschicht drunter, also ideal für Gehölze. Außerdem gibt es keinen barrierefreien Zugang zum Garten, alles muß über Stufen mühsam herangeschafft werden. Auch im düngerfreien Lehmboden können schöne und wertvolle Pflanzen wachsen. Wenn alle 90 Arten oder sogar mehr hier wachsen würden, wäre doch viel gewonnen für die Biodiversität!

Einige ganz tolle Magerpflanzen, die ich unbedingt mein eigen nennen möchte, müssen in Töpfe ziehen. Ich bin dafür, mit der Ausgangslage, die ich im Garten vorgefunden habe, weiter zu arbeiten. Und da ich viele Gehölze habe, die mit der Zeit ja immer höher und breiter werden, wird es auch immer mehr Schatten geben, es wäre also unsinnig, überall Magerbeete anzulegen.

Am allerbesten wäre vermutlich, wenn fast alle Gärten sich zu Naturgärten mauserten und jeder seinen Garten in seinem Stil bewirtschaftete - dann hätten wir ein Mosaik von schattigen Waldgärten, trockenen Heidegärten, bunten Wiesen, Gemüsegärten, Wasserlandschaften, Kiesgärten etc. Die Biodiversität wäre unglaublich hoch!

Primulaveris, AlexE und 5 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
PrimulaverisAlexEMarissaLineGreenDorotheeGsaelzbaerAmarille

Das war meine Frage in Facebook:

Bepflanzung der Hotspot-Zone
Liebe Netzwerker,
ich hatte nach dem Abbruch einer Doppelgarage mit überdachter Terrasse sehr viel Platz in vollsonniger Lage und schonmal ein sehr großes Loch. Ich ließ mir kostenloses Material aus dem Nachbarort anliefern, sehr steiniges "Auffüllmaterial", das dort übrig war. Weil ich es aber ganz, ganz mager machen wollte, habe ich den riesigen Haufen noch durchgesiebt und bis zu 50 cm hoch nur Steine aufgeschichtet und nur in die obersten 10 cm etwas Erde untergemischt. Das war/ist sehr viel Arbeit und verdient jetzt eine besondere Bepflanzung.
Vor dem Haus entfernte ich im vergangenen Jahr den Rasen und säte die Feldblumenmischung und vieles andere von Rieger-Hofmann ein. Es gedeiht alles prima auch ohne Abmagern. Und auch mitten im humusreichen Gemüsegarten blühen Natternkopf, Königskerze, Färberkamille, Felsennelke, alle mediterranen Kräuter, usw.
Ich möchte das Magerbeet jetzt nicht mit den Pflanzen füllen, die ohnehin überall gedeihen. Ich möchte gerne kleine Schätze sammeln. Aber welche könnten das sein?
Nachtrag: Vielleicht könnt ihr eure Tipps auch mit passender Region, egal welcher, geben.
Das sind die gesammelten Antworten von 4 Personen auf meine Frage:

Echter Ziest, Wirbeldost, Dorniger Hauhechel, Silberdistel, Golddistel (Eberwurz), Filziges und Kleines Sonnenröschen, Echte Kugelblume, Arnika, Gewöhnliche Küchenschelle, Schafschwingel, Stängellose Kratzdistel, Fransenenzian, Frühlingsenzian, Bocksriemenzunge, Astlose oder Ästige Graslilie, Hauhechel, Skabiosenflockenblume

Zum Natternkopf gab es dann noch folgenden Kommentarwechsel:

Das Magerbeet wird sich aber nach und nach sicher zusätzlich mit Natternkopf und Co. besiedeln .. die suchen sich ja von alleine ihre Plätze... ?

Antwort Verfasser (ich):

Im Gemüsegarten gehen die meisten Sämlinge auf und von dort versuche ich sie umzusiedeln. Die meisten Pflanzen, die gut auf magerem Standort zurecht kommen könnten, wollen das gar nicht unbedingt und freuen sich auch über Humus. In einem kleinen Garten können wir sie dann vor dem Unkrautdruck händisch bewahren. Das Magerbeet möchte ich freihalten für die Pflanzen, die das brauchen. Sonst hätte ich mir ja die Materialschlacht sparen können.
Gerade der Natternkopf wächst in meiner Gegend überall mitten in den Wiesen oder am überdüngten Feldrand.
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LineGreenDorotheeAmarille

Im Drei-Zonen-Garten steht auch, was der Begriff Hot Spot in der Biologensprache bedeutet: "Ein Gebiet oder eine Region, die sich im Vergleich mit der Umgebung durch eine besonders hohe Artenzahl von Tieren und Pflanzen auszeichnet." Das träfe bei mir also schon auch auf die Fettwiese um die Obstbäume zu.

Und gleich darauf folgt der Satz, mit dem ich die selben Probleme zu haben scheine wie Primulaveris: "Im Garten kann ein solcher Hot Spot nur durch abgemagerte Blumenwiesen und Steingartenanlagen erreicht werden."

Meine unprofessionelle Meinung dazu: Gerade im kleinen Garten kann ich die Vielfalt lenken indem ich zum Beispiel das Gras um den Thymian jäte. Auf großem Gelände oder wenn ich gar keine Zeit zum Gärtnern aufbringen möchte, können das Magerbeet, der Schotterrasen und der Steingarten bestimmt hilfreich sein.

Aber! Neulich sah ich auf Facebook ca. 30 Zeichnungen von Wurzeln absolut gewöhnlicher Beikräuter. Ich dachte mir schon immer beim Anblick kleiner, schmaler Hot Spots mitten im Rasen oder neben der Pufferzone "Hä? Da erreichen die Wurzeln doch lässig den fetten Boden, wenn sie schräg wachsen?!" Und jetzt frage ich mich angesichts Wurzellängen von bis zu 3 Metern, ob es nicht auch in meinem großen Magerbeet so sein könnte, dass die Wurzeln nach 30 bis 50 cm Schotter im Lehm weiterwachsen. Es sei ihnen gegönnt.

Vorteil der steinigen Oberfläche ist, dass da nicht alles keimt und dass sich nicht jeder Sämling durchkämpfen kann. Mit Gras habe ich dort auch gar keine Probleme. Allerdings wächst auch sonst gerade fast gar nichts dort von alleine...
Das Gießen sollte eigentlich auch wegfallen. Sooft ich etwas dort eingrabe, kann ich feststellen, dass das Substrat feucht/nass ist. Die Steine wirken da offensichtlich wie eine Mulchschicht und bewahren den Garten vor zu schneller Austrocknung.

Ich möchte eigentlich immer noch gerne Schätze dort sammeln, aber bin immer noch etwas ratlos woher ich sie kriege, will nicht so viel Geld ausgeben und Zeit ist die nächsten drei Jahre auch knapp.

Primulaveris, Evy und LineGreen haben auf diesen Beitrag reagiert.
PrimulaverisEvyLineGreen

Ich finde das ist auch eine Standortfrage. Bei mir an der ostfriesischen Küste sind Magerrasen wohl kaum anzutreffen. Magere Standorte wären da eher Moore, Dünen und Salzwiesen, alles im Garten schlecht nachzustellen.

Daher habe ich mich entschieden ein wechselfeuchtes Biotop anzulegen. Permanente Gewässer gibt es reichlich in Form von Entwässerungsgräben mit erstaunlicher Artenvielfalt.

Bewässert wird das Biotopb über eine Dachhälfte bei Regen oder über eine Pumpe mit Wasser aus einem Entwässerungsgraben. Spätestens im Hochsommer ist aber keine Wasserzufuhr mehr möglich, da der Graben trocken gefallen ist und der Regen nicht ausreicht.

Ich finde den Begriff Hotspot sollte man nach seinen geographischen Gegegebenheiten sehen und gestalten.

 

Frank Schroeder, tree12 und 7 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
Frank Schroedertree12PrimulaverisEvyMarissaLineGreenDorotheeGsaelzbaer
Jedes Mal, wenn ich aus meiner Haustür gehe, grüßen mich meine Moose und lösen ein Lächeln in meinem Herzen aus.

EDIT: bezieht sich auf den Kommentar von Marissa eins drüber. Ich war zu langsam :-)

Hihi, ja, das war der Satz im Buch, der mich veranlasste "Bibel" zu schreiben ;-) . Das "Nur" ist sehr rigoros, und ich habe so eine Absolutheits-Allergie...

Vor einiger Zeit las ich von Ökotonen - das sind Saumbiotope, wo unterschiedliche Lebensräume aneinandergrenzen. Dort ist die Artenvielfalt meist höher als in den jeweiligen Biotopen. Das fand ich einerseits faszinierend, andererseits völlig einleuchtend und beim Spazierengehen relativ einfach zu verifizieren. Es ist auch der Grund, warum ich die hiesigen Streuobstwiesen mit Wald und Bach dazwischen so großartig finde - es gibt dadurch nämlich eine besonders hohe Dichte der Ökotone. Steht ein Baum auf einer Wiese, grenzen hier ja schon zwei Lebensräume aneinander.

Jedenfalls habe ich da für mich beschlossen, dass es DAS ist, was ich anstrebe. Und da können Gärten wirklich "besser" sein als Landschaften - ganz kleingliedrig Biotope aneinander grenzen zu lassen. Gebüsch an Teich an Sandkuhle an Blumensaum an Magerbeet an Totholz an Wiese an Baum usw.

Dieser Beitrag ist ein bisschen verwandt mit dem "vom Kleckern und vom Klotzen" - ich denke, für mich hat sich da einfach ein bisschen etwas geändert in den letzten zwei Jahren, es ist nicht mehr mein Anliegen, den Meiste-(und-seltenste-)Arten-auf-kleinstem-Raum-Award zu gewinnen. Obwohl ich natürlich nach wie vor artenreiche Habitate anstrebe.

@marissa hast du denn inzwischen spezielle Wünsche für die Magerkünstler? Ich weiß, dass ich damals auch geantwortet habe... Ich kam damals frisch von einem Spaziergang durch einen Kalk-Trockenrasen am Rande der Alb. Dort kann "man" ja vielleicht etwas wildern, wenn es nichts ganz, ganz Seltenes ist, aber wohl erst im Herbst. Oder du konsultierst ein Buch über Alpenpflanzen und Felsenkünstler. Den mega-seltenen Diptam hat z. B. die Frau Jantzen... aber er will es wohl nicht knallsonnig. Jedenfalls, vielleicht möchtest du ja etwas, was jemand hier hat und gerne abgeben würde, wer weiß.

AlexE, Marissa und Dorothee haben auf diesen Beitrag reagiert.
AlexEMarissaDorothee

Hallo zusammen, wir haben bei uns alle möglichen Areale, von der Trockenmauer zum Steingarten, Magerstandort, Fettwiese, Totholzflächen , Schafwiese usw. Und dementsprechend eine Vielzahl an Tieren. Den einzigen"Hotspot" als das Magerbeet zu bezeichnen, halte ich für übertrieben, sicherlich kann man da relativ einfach irre viele Konkurrenz schwache Pflanzen ansiedeln, aber mit was für einem Aufwand. Mindestens 30cm Aufbau ist nötig, was etwa 1,8 Tonnen Material für popelige 3m2 entspricht. Dagegen braucht man bei einer Feuchwiese oder Fettwiese oder einem handgeschachteten Teich viel weniger Energie und Recourcen um dann trotzdem einer sehr großen Anzahl von Tieren zu helfen. Also eine deutlich bessere Energiebilanz. Mein Fazit, wenn man sowieso Steinboden hat macht es Sinn einen Magerstandort zu etablieren, ansonsten sollte man mit dem Arbeiten, was man hat oder einfach herstellen kann. Mit dem Bagger den Oberboden abschieben, Tonnenweise Bauschutt einbauen und darauf pflanzen bringt zwar eine enorme Biodiversität, aber auf Kosten der Bodenstruktur und Energiebilanz.

tree12, Primulaveris und 8 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
tree12PrimulaverisEvyClaudia WeimarMarissaLineGreenDorotheeAmarilleDorfgärtner

Vielen, vielen Dank für diese interessante Diskussion. Ich kann mich euch nur anschließen, auch ich habe damals als Hortus-Frischling an einem gewissen Punkt einen Knoten im Hirn bekommen, der sich bis heute nicht 100% gelöst hat. Ergänzend zu euren obigen Gedanken möchte ich auch noch was beitragen. Zusammengefasst ging mir in meiner Anfangszeit ungefähr Folgendes durch den Kopf:

"Hotspot" ist also Hortus-Slang für einen Bereich, in dem das (Insekten-)Leben tobt - so weit, so gut.

Viele unserer Insekten sind auf Pflanzen angewiesen, die (auch) auf magerem Boden gedeihen und dort geringerem Konkurrenzdruck ausgesetzt sind. Bis hier her noch immer gut nachvollziehbar, und ein Argument fürs Abmagern.

Was für mich aber der entscheidende Punkt ist: nach diesem Verständnis ist das Abmagern ein Mittel zum Zweck, um indirekt die Vielfalt zu erhöhen - aber nicht Selbstzweck. Und "Hotspot" bezieht sich auf das rege Leben und nicht darauf, dass die Pflanzen auch noch überleben, wenn die Sonne draufknallt.

Somit wird aufmerksamen Beobachtern (wie uns ;-) ) ja auffallen, dass das Abmagern zwar durchaus ein sinnvoller Weg ist, die Vielfalt zu erhöhen (für sich betrachtet möglicherweise sogar tatsächlich der effektivste) - aber eben nicht der einzige. Ein naturnaher Teich hat z.B. mit einem Hotspot nach dem klassischen Verständnis der Hortus-Gemeinde wenig zu tun, allerdings wuselt dort definitiv das Who is Who. Oder bei einer meiner Lieblingsbezugsquellen, Wilde Blumen, werden Beetvorschläge (alle ausschließlich mit heimischen Wildstauden) für so ziemlich jede erdenkliche Kombination aus Licht-, Feuchtigkeits- und eben Nährstoffverhältnissen gemacht, abgestimmt auf diverse Zielgruppen (Wildbienen, Tagfalter und ihre Raupen, Widderchen...). Und wenn ich mich da nun für einen Pflanzplan für nährstoffreicheren Boden entscheide, soll das bezogen auf das bunte Treiben weniger "Hotspot" sein als ein Magerstandort?

Umgekehrt musste ich mich als Neuling erst daran gewöhnen, dass zum Teil z.B. auch kleine Gefäße oder winzige Nischen mit ein paar Hauswurzen als "Mini-Hotspot" bezeichnet werden. Die sind ja oft sehr hübsch anzusehen und sicher eine sinnvolle Aufwertung für Stellen, an denen alles andere verdorren würde (hab auch Diverses in der Richtung gestaltet), aber z.B. meine dekorative Steinschale mit ein paar Semps und einem winzigen Würzelchen gleich als Mini-"Hotspot" zu bezeichnen, käme mir ehrlich gesagt ein wenig albern vor.

Meinen Topfgarten in seiner Gesamtheit von bisher rund 15 Töpfen mit Pflanzen der Magerstandorte würde ich aber dann doch als Erweiterung der Hotspot-Zone bezeichnen. :-) Die beschränkt sich bei mir nach ganz strenger Definition nämlich auf ein 3 qm Kalkschotterbeet (angelegt nach Franks Anweisung zum Instant-Abmagern, weitgehend ohne Materialschlacht). Wenn ich nun aber ein zweites Wildstaudenbeet in der gleichen Größe auf nicht abgemagertem Boden anlege, "darf" ich das nach Hortus-Kriterien eigentlich nicht als Hotspot bezeichnen, auch wenn es nach meiner Definition (Erhöhung der Artenvielfalt) eigentlich der Hotspotzone zuzurechnen wäre. Gleiches gilt für den Sumpftrog mit wechselfeuchter Bepflanzung, den ich auf der Terrasse anlegen möchte.

Und gaaanz wichtig finde ich auch, was ihr oben angesprochen habt - nämlich mit den natürlichen Gegebenheiten zu arbeiten. Ich bin zwar der Meinung, es kann im Sinne der Diversität auch unabhängig von den vorhandenen Verhältnissen nicht schaden, wenn in jedem Garten ein Magerstandort vorhanden ist, aber in welchem Ausmaß und mit welchem Aufwand der angelegt wird, sollte schon individuell abgewogen werden. Genauso muss meiner Meinung nach nicht jeder Fleck innerhalb der Pufferzone möglichst sonnig und lichtdurchflutet sein, in Zeiten des Klimwandels schon dreimal nicht. Sonne gut und schön und wichtig, aber schon beim ersten Lesen des Buchs "3-Zonen-Garten" fand ich, dass Markus Gastl Schatten dann doch etwas unterbewertet.
Aber das schweift nun wirklich zu sehr ab.

Amarille, Frank Schroeder und 8 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
AmarilleFrank Schroedertree12PrimulaverisClaudia WeimarLineGreenKirstenDorotheeGsaelzbaerDorfgärtner

Tillivilla, alles was Du geschrieben hast, möchte ich doppelt unterstreichen. Jeder Garten ist anders, jede Ausgangslage ist anders, der eine bekommt viel Material geschenkt, der nächste nicht, einer kann seinen Garten bequem mit Auto und Hänger anfahren, der nächste muß alles händisch in den Garten tragen.

Wahrscheinlich war das Thema "Schatten" noch nicht ganz so wichtig, als Markus Gastl sein ersten Bücher schrieb. Mittlerweile ist es aber von sehr großer Bedeutung, denn auch viele Insekten wie Hummeln benötigen Schattenbereiche. Auch Wildbienenhäuser oder Hornissenkästen muß man vor großer Hitze schützen.

Mein Waldgarten ist ein Segen im Hochsommer und der Teich als Badeplatz und Tränke wird von immer mehr Tieren genutzt.

Nur Deine kleinen Töpfchen, Tillivilla, sind trotzdem echte Hot-Spot-Zonen! Gerade eben habe ich ein kleines Video einer Blattschneiderbiene gesehen, die in einem winzigen Töpfchen mit einer Dachwurz ihr Nest baute...

Tillivilla, LineGreen und Dorothee haben auf diesen Beitrag reagiert.
TillivillaLineGreenDorothee

Erstmal möchte ich sagen, daß ich die offene Diskussionskultur hier sehr schön finde, auch wenn es um sowas wie das "Markusevangelium" geht ;-)

Das führt vielleicht ein bißchen weit, aber ich hab mich auch schon mal gefragt, ob sandig-steinige Ruderalflächen (also Magerbeetflächen) wirklich überall "gebietsheimisch" sind. Ich habe jedenfalls schon Erdrutschergebnisse gesehen, wo dicke Batzen weg waren und trotzdem mehr oder weniger immer noch Humus offen lag. Also analog zu heimischen Pflanzen müsste man sich eigentlich erstmal fragen, wie die Bodenbeschaffenheit der Gegend ist und was die hiesige Ruderalgesellschaft dann überhaupt ist. So ein Hotspot-Beet sollte also an der Nordsee eigentlich ganz anders aussehen, als im Allgäu – und in manchen Gegenden wäre ein Sand-Kies-Beet dann möglicherweise einfach nicht "heimisch"...

Frank Schroeder, tree12 und 3 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
Frank Schroedertree12DorotheeGsaelzbaerAmarille
»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster
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