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Steinobst als UFO-Spalier

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Hallo zusammen,

ich möchte heute mal meine Erfahrungen mit Steinobst als UFO-Spalier mit euch teilen. Zuerst einmal zur Frage, warum ich Steinobst als zweidimensionles Spalier ziehen möchte:
- Es gibt einfach viele Wände, die man sinnvoll damit begrünen kann!
- An Hauswänden bekommen Bäume weniger Wind und Regen ab, speziell Aprikosen stehen auf unseren Lehmböden sonst zu nass und werden davon krank. Weniger Regentropfen auf die Blattknospen hilft bei Pfirsichen gegen die Kräuselkrankheit, weil der Erreger Regentropfen benötigt zur Sporenübertragung.
- Die Temperaturen sind gleichmäßiger als freistehend im Garten. Die Spätfröste sind ebenfalls nicht ganz so schlimm.

Es gibt mehrere Spaliertechniken mit Vor- und Nachteilen, ich habe mich für UFO entschieden. Das steht für Upright Fruiting Offshoots, also übersetzt in etwa mit "aufrecht stehende Fruchttriebe". Die bekommt man, indem man den Baum schräg pflanzt und dann bei Erreichen der Endlänge den Stamm waagrecht an ein Drahtgerüst bindet. Dann bilden sich im Jahr darauf die besagten senkrechten Fruchttriebe. Ich habe das mit Aprikosen bisher gemacht und einem Pfirsich, ein weiterer Pfirsich wird dieses Jahr noch dazukommen. Im Internet findet man auch Beispiele mit Kirschen, ich habe auch schon selber Erwerbsanlagen besichtigt, die Kirschen als UFO anbauen.

Der Schnittaufwand: Damit die nicht überaltern, schneidet man jedes Jahr die kräftigsten 20% der Fruchttriebe auf ein bis zwei Augen ab, damit an der Stelle dann neue wachsen können. Bei Pfirsichen ist der Schnitt noch deutlich radikaler, da kommt im April fast alles Holz vom Vorjahr raus und nur ein Trieb mit Blüten alle 20cm bleibt dran, wird dafür eingekürzt. Sieht brutal aus, muss aber sein, weil Pfirsiche sonst sehr stark vergreisen. Das ist nicht nur am Spalier so. Kräuselkrankheit macht bei so starkem Schnitt nichts mehr aus, weil der Neuaustrieb nie von der KK befallen ist (Infektion ist meist im Februar). Und Fruchtausdünnung muss man so auch nicht machen, die Früchte werden ohne großen Zusatzaufwand größer und leckerer. Praktischerweise geht das ohne Leiter mit einer einfachen Astschere. Und es ist immer dasselbe System, man kann sich das recht einfach selber beibringen und es ist kein Hexenwerk.

Brunnladesch (Natascha) hat auf diesen Beitrag reagiert.
Brunnladesch (Natascha)

Und damit das nicht so trocken theoretisch daherkommt, kommen noch Bilder dazu von meinen Aprikosen an der Ostwand:

DSC8730: Hier ein Bild meiner Aprikosen 3 Monate nach der Anlage im April 2017. Ich habe hier vier Aprikosen an der Ostwand, also zwei über den Kellerfenstern und zwei überkreuzt dazwischen. Es muss nicht so kunstvoll verbogen sein, aber vor die Fenster pflanzen ist auch doof. Außerdem sollten die Wurzeln nicht direkt aufeinander zuwachsen. Am besten die Bäume haben den Haupttrieb nicht entspitzt, weil die sich an der Schnittstelle dann verzweigen. Oder man nimmt den ersten Seitenzweig ohne gekappte Spitze und schneidet den Haupttrieb komplett raus - so habe ich das gemacht. Ohne Fenster wäre es einfacher, da muss man nicht so fädeln, ich liefer da noch ein Beispielfoto nach.

DSC01077: Bild im April darauf: Drei von vier Bäumen haben die Endlänge erreicht und wurden heruntergebogen. Der rechte Aprikosenbaum hat da noch etwas Rückstand, aber der Baum war bei der Pflanzung noch ein Jahr jünger als die anderen drei.

DSC01774: Die ersten senkrechten Triebe kommen

DSC02111: Senkrechte Triebe bekommen Seitentriebe, die ich rausgeschnitten habe. Ist bei Aprikosen besser, bei Kirschen wäre das nicht so wichtig.

DSC02976: Mitte August 2018. Die drei linken Aprikosen haben uns schon je 1-2 Früchte beschert und die waren lecker. Neuere Bilder kommen noch, die Aprikosen gehen nun bis Oberkante Fenster EG

Hochgeladene Dateien:
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Yorela und Brunnladesch (Natascha) haben auf diesen Beitrag reagiert.
YorelaBrunnladesch (Natascha)

So und jetzt noch der Pfirsich an der Nordwestwand. Einmal nach der Pflanzung mit nichthortanem portugisischem Kirschlorbeer und schrägen Leitästen nach der Pflanzung. Und dann einmal ein Bild von heute, es muss nur noch minimal geschnitten werden in 4-6 Wochen (Spitzen einkürzen). So sollte das beim Pfirsich immer am Jahresanfang aussehen, im Sommer ist er dann ein Stück höher als der obere Spanndraht.

Link, warum ich so hart den Pfirsich schneide: https://www.obstzentrum.de/fachinformation-obstgehoelze/pfirsich-und-sauerkirschschnitt

Leider auf englisch, aber eine gute Anleitung, wie das mit Kirschen geht: https://www.youtube.com/watch?v=7y3NdZWemJU

Weitere Idee: Statt eines Rosenbogens kann man auch einen Pfirsichbogen am Eingang zum Garten machen, das kommt bei mir in diesem Jahr noch.

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Katharina hat auf diesen Beitrag reagiert.
Katharina

@christian Super, vielen Dank !

Ich habe gerade vor einigen Tagen einen Veredlungskurs mitgemacht und unter anderem zwei kleine Pfirsiche veredelt. Deine Idee , sie an die Hauswand zu pflanzen kam genau richtig ! :-)

Das versuch ich auch mal ! Hatte mich schon gefragt , wo ich sie hinpflanzen soll...

" Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde! "

Eine frei Hauswand hätte ich auch gerne, würde da meine Feige als Spalier ziehen

Ein / zwei kleine Ergänzungen noch:

- Beim Pfirsich lässt man beim Schnitt nur die wahren Fruchttriebe stehen (die mit Blättern und Blüten). Wenn nur Blüten oder nur Blätter da sind, bringen die nichts und werden auf 1-2 Augen eingekürzt.

- Die Triebe in die falsche Richtung (zur Wand, stein von der Wand weg oder nach unten) sind erst gar nicht gekommen, weil ich die Knospen mit der Hand abgestreift habe.

Und die unzähligen Blüten meiner Aprikosen sind schon fast offen :-( - die hätten aber auch noch zwei bis drei Wochen warten können. So muss ich immer Angst haben wegen Spätfrost. Oder ich muss Verhüllungskünstler a la Christo spielen... Die Pfirsiche sind da glücklicherweise noch nicht so weit, die stehen im Schatten des Hauses und der Garage des Nachbars. Da bemerken die den Frühling erst sehr später und lassen sich mit blühen Zeit.

Katharina hat auf diesen Beitrag reagiert.
Katharina

So, mal was zum Schnitt vom Pfirsich: Die wahren Fruchttriebe (die mit Blüten UND Blättern) sind eingekürzt. Damit sind nur wenige Blüten dran und man muss nicht ausdünnen. Außerdem verzweigen die Pfirsiche so gut und verkahlen nicht. Die in diesem Frühjahr von Kräußelkrankheit infizierten Blätter wirft der Baum zugunsten der Verzeigung bald ab. In dem Bild sieht man das recht gut, die Blüte ist fast durch (sehr spät, da es an der Nordwand wenig direkte Sonne hat) und aus den Blattknospen schieben schon die Verzweigungen. Die Holztriebe ohne Blüten (nicht im Bild) habe ich radikal auf zwei Augen zurückgeschnitten, der gesamte Baum besteht nur noch aus waagrechtem Ast mit kurzen senkrechten Ästchen. Blüten hat der Baum immer noch ausreichend, das dürfte eine Ernte von ca. 20 Pfirsichen ergeben.

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So, und nun die Aprikosen: Die haben viel Sonne im Frühjahr abbekommen und heftig stark und viel zu früh geblüht. Die Aprikosen haben Unmengen kleiner Früchte angesetzt, das ist alles viel zu viel und macht nur kleine Früchte und bringt die Bäume in Gefahr. Entweder wir bekommen noch Spätfröste und die dünnen aus oder ich mach das nach den Eisheiligen von Hand.

Geschnitten habe ich da im Frühjahr nichts, das mach ich dann nach der Ernte im Sommer. Da die senkrechten Triebe sehr unterschiedlich lang sind, werden die größten 20-30% dann im Sommer rausgeschnitten. Dann düfte das optisch auch gleichmäßiger ausssehen. Blütenmonilia und Schlagtreffen haben die Bäume aber keine bekommen, das ist schon super! Und wenn die Wetterfrösche nicht komplett falsch liegen und das Wetter so bleibt, wird das eine Hammerernte.

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  • DSC04575_klein.JPG

Nachdem ich von Hand ausgedünnt habe, haben zwei der vier Sorten fast alle Früchte abgeworfen. Schade, aber es sind immer noch recht viele dran. Und die ersten Spring Blush gibt es jetzt zum Frühstück!

Die Aprikosenernte ist seit einer Woche durch, speziell Bergeval als letzte Sorte der vier hat recht ordentlich getragen. Die früheren waren eher übersichtlich, aber da geht nächstes Jahr hoffentlich noch mehr. Ich brauch oberhalb der beiden EG-Fenster noch einen Spanndraht, die Dinger werden schon recht hoch.

Der Weinbergpfirsich an der Garagenwand ist auch gut gewachsen und hatte dank Regenschutz und guter Sorte fast keine Kräuselkrankheit. Eine richtige Ernte hat der natürlich noch noch nicht, dafür ist er noch zu jung.

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