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Alte Sorten? Saatgut erhalten?

Seite 1 von 2Nächste

Mich beschäftigt derzeit ein Thema, was uns alle irgendwie betrifft.

Wenn Wir Samen von Pflanzen weitergeben, die kein Patent tragen - machen wir uns wahrscheinlich strafbar. Aber, wenn Wir nicht die Vielfalt fördern, die es vor 1930 gab, machen wir uns mitschuldig an dem Super- und Baumarkt Einerlei.

Wer also Gemüse eine Chance geben will, das weder F1 noch aus der bereinigten Sortenliste nach 1934 ist, der möge ein bisschen hier in dieser PDF lesen. Der geschichtlich interessante Teil steht ab Seite 1 bis Seite 4.

Da gab es vor der Sortenbereinigung des Reichsnährstandes über 200 verschiedene Salatsorten, danach nur mehr 30.

Und so ist es mehr oder minder, bis heute geblieben. Ob das nun Salate betrifft, oder Tomaten oder anderes Gemüse. Die wertvollen, geschmacklich ansprechenden Sorten wurden geopfert, um überall in Europa somit das Gleiche anzubauen.

Sortenbroschüre (bmel-statistik.de)

Dieses Handeln seinerzeit hatte zwar zum Teil manchen gewieften Geschäftsmann möglichweise gehindert, mit Fantasiename für eigene Ware zu werben, aber es hatte auch die Verarmung der Vielfalt gemehrt.

Möglich, das daher auch die Verarmung der, im Handel erwerbbaren Obstsorten, kommt - auch wenn die EU maßgeblich dafür sorgt, das der Einheitsapfel eine bestimmte Größe, Form, Lagerfähigkeit - und weniger Geschmack bietet. Wobei die EU, für mich, schon seltsamen Allüren folgte, wie die Krümmung von Bananen, Gurken und anderen Gemüsen.

Wenn man also dem Handel, der EU und den Patentsamen ein Schnippchen schlagen will, kann bei
Kopfsalat Goldforelle | Blatt- und Stielgemüse | Dreschflegel Saatgutversand (dreschflegel-shop.de)
Blattsalat Hirschzunge, rot | -Blattgemüse | Sorten zur Aussaat in der zweiten Jahreshälfte | Dreschflegel Saatgutversand (dreschflegel-shop.de)
Römersalat Teufelsohren (Roter Romanasalat) | -Blattgemüse | Sorten zur Aussaat in der zweiten Jahreshälfte | Dreschflegel Saatgutversand (dreschflegel-shop.de)
Römersalat Forellenschluß | Römer- oder Bindesalate | Blatt- und Stielgemüse | Dreschflegel Saatgutversand (dreschflegel-shop.de)

und viele weitere mehr - fündig werden.

Wenn ich eine Streuobstwiese hätte... würde ich auch ganz alten Sorten den Vorzug geben, auch wenn ich die Früchte meiner Arbeit kaum noch beernten könnte, aber ein kr.-la (lachapfel.de) Kriwitzer Lachapfel hätte doch was. Lachen gilt allgemein als gesundheitsfördernd.

Oder wie seht Ihr das?

Simbienchen, Stefanie und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
SimbienchenStefanieOostfreesen JungMomo

Mein Tun seit Jahren, aber Samen selber ziehen ist nicht so einfach, die Pflanzen dafür viel besser als gedacht. Ich hab mir im Herbst Pflücksalat und Wintersalat (Samen von Dreschflegel) gezogen und ins kalte Gewächshaus gesetzt. Die Pflücksalate hab ich jetzt den ganzen Winter beernten können, ein paar haben sich verabschiedet, aber die die noch da sind starten jetzt richtig durch. Die Wintersalate bilden schöne Köpfe und sind bis Mai sicher groß genug für ne Salatschüssel. Vorgestern kam ein englischer Gärtner in Kaffee oder Tee der zeigte wie man Hochbeete wieder auffüllt. Er erzählte, er wäre in GB auf Besuch gewesen und hätte bei seinem Opa die Spargelerbse wieder entdeckt. Die baut sein Opa seit Jahren an, er aber hätte sie vergessen. :-) und ich konnte im Herbst genau von dieser Spargelerbse Saatgut im Freilandmuseum mitnehmen. Jetzt heißt es für mich erstmal dieses Jahr diese zu vermehren und wenn ich erfolgreich war kann ich welche im nächsten STP weiter geben. So hab ich auch 5 Samen von einer alten schwarzen dicken Bohne aus dem Freilichtmuseum erhalten, die kam gestern ins Hochbeet.

Malefiz, Simbienchen und 3 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
MalefizSimbienchenPrimulaverisStefanieMomo
Wer die Saat hat, hat das Sagen

Ich habe mich jetzt drei Jahre lang mit samenfesten und/oder historischen Samen abgemüht. Viel Arbeit, kaum Ertrag. Ich verliere allmählich die Lust daran. Dreschflegels Saatgut passt in Baden-Württemberg weder klimatisch, noch vom Boden her. Man müsste jahrelang sein eigenes Saatgut produzieren und es allmählich an den Standort anpassen. Dafür müsste man aber große Bestände haben. Letztes Jahr bezog ich über das "Genbänkle" von einem Händler in der Nähe Saatgut. Das machte schon viel mehr Sinn. Aber so richtig viel zu ernten, gab es halt bisher nur mit dem blöden Baumarktsaatgut, das ich anfangs verwendete. Es braucht für die alten Sorten also schon eine ausgeprägte Liebe.

Dorfgärtner und Momo haben auf diesen Beitrag reagiert.
DorfgärtnerMomo
Zitat von Marissa am 25. März 2022, 13:57 Uhr

Ich habe mich jetzt drei Jahre lang mit samenfesten und/oder historischen Samen abgemüht. Viel Arbeit, kaum Ertrag. Ich verliere allmählich die Lust daran. Dreschflegels Saatgut passt in Baden-Württemberg weder klimatisch, noch vom Boden her. Man müsste jahrelang sein eigenes Saatgut produzieren und es allmählich an den Standort anpassen. Dafür müsste man aber große Bestände haben. Letztes Jahr bezog ich über das "Genbänkle" von einem Händler in der Nähe Saatgut. Das machte schon viel mehr Sinn. Aber so richtig viel zu ernten, gab es halt bisher nur mit dem blöden Baumarktsaatgut, das ich anfangs verwendete. Es braucht für die alten Sorten also schon eine ausgeprägte Liebe.

dann schau mal bei Mechthild vorbei:

https://www.vielfaltsgarten.de/

meine Salatsamen stammen von ihr, sie beteiligt sich auch bei VEN

Primulaveris, Stefanie und Momo haben auf diesen Beitrag reagiert.
PrimulaverisStefanieMomo
Wer die Saat hat, hat das Sagen

Ja - Ne, weiß nicht, hab gestern noch a bissl gestöbert und fand dann ein (Online) Buch von Dr. Joachim Drews über die "Nazi" - Bohne, wo mir ne Seite aufpoppte,  siehe Bild.

Schon krass.

Es wurde gnadenlos reduziert. Und dieses Gesetz hatte bis in die 2000 Jahre Bestand, zwar wurde auch da der Text ein wenig verändert, und "Reichs" stand da auch nicht mehr bei - aber es wurde behalten.

Zudem fand ich gestern heraus, das die Tomate "Sunviva" eine Open Source Sorte der Uni Göttingen ist. Presseinformationen - Georg-August-Universität Göttingen (uni-goettingen.de)
Was ich wiederum gut finde.

Es kommt dann wohl auf Region und Art des Gemüses an, welches passt und sich vermehren lässt. Und so zum Einstieg Salat und Tomaten - reicht mir zur Zeit aus.

Die Liste | OpenSourceSeeds

Hochgeladene Dateien:
  • sortenbereinigung.PNG

Ich glaube, wenn wir nicht alte Sorten schützen, machen wir uns nicht nur schuldig am Baumarkt-Allerlei, sondern sägen mit Verve an dem Ast, auf dem wir sitzen. Und uns ernähren. Einen solchen über die Jahrhunderte gewachsenen Schatz als wertlos wegzuwerfen, sogar zu VERBIETEN (jedenfalls die gewerbliche oder kleinbäuerliche Nutzung), das... muss man nicht verstehen. Es ist doch jetzt schon so, dass manche Weizensorten bei uns nicht mehr "funktionieren". Worauf greifen wir zurück, wenn alles immer verengter wird? Eigentlich wollte ich hier gar nichts schreiben, weil es ein Thema ist, das mich echt wütend macht. Und ich will nicht, dass mit unseren Äpfeln das Gleiche geschieht wie z. B. mit den Bananen - die Bananen, die unsere Großeltern aßen, waren viel aromatischer, wurden dann aber, weil nur vegetativ in Monokultur angebaut, von einem Pilz dahingerafft. Für die jetzige Sorte Cavendish, die wir (fast) ausschließlich kaufen können, ist ebenfalls bereits ein entprechender Pilz in Sicht, und die Sorte ist ziemlich steril. Weil besser für den Ertrag. Sowas ist doch sch... nicht klug.

Beispiel Äpfel, Zitat Wikipedia:

"[...] Um 1880 waren mehr als 20.000 Apfelsorten weltweit in Kultur, davon allein in Preußen über 2.300 Sorten. Seit dem Beginn der Industrialisierung bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde vielfältiger Obstbau und Züchtung zur Versorgung der städtischen Großräume politisch gefördert und motiviert. Unterstützt durch Obstbauliteratur und Pomologenvereine konnte eine große regionale Sortenvielfalt dokumentiert und erhalten werden.

Heute gibt es in Deutschland ungefähr 1.500 Sorten, von denen aber lediglich 60 wirtschaftlich bedeutend sind. Die aufwendige Sortenkunde und der Erhalt alter oder nicht mehr industriell genutzter Sorten wird heute von verschiedenen Vereinen betrieben.

Im Gartenhandel und bei Direktvermarktern sind derzeit nur noch etwa 30 bis 40 Sorten erhältlich – Tendenz sinkend. In den Auslagen der Supermärkte schrumpft das Angebot sogar auf fünf bis sechs globale Apfelsorten zusammen. Neben der Vielfalt des Angebotes gehen zunehmend auch innere Qualitäten der Sorten verloren. Neuerdings spricht man auch von Markenäpfeln, sogenannten Clubsorten, wie zum Beispiel 'Pink Lady', die nur in Lizenz verkauft werden dürfen. [...]"

Es ist ein bisschen zum Heulen.

Es stimmt ein bisschen hoffnungsvoll, dass regionalerer Anbau ein bisschen in Mode ist, und es gibt ja auch einzelne Erfolgsgeschichten. Bei uns z. B. gibt es die "Albleisa" https://de.wikipedia.org/wiki/Alb-Leisa, die erst 2006 in der Saatgutbank in St. Petersburg nach Aussterben im Ursprungsgebiet wiederentdeckt und rückgezüchtet wurden. Immerhin gibt´s hier im Ländle also noch Linsen und Spätzle (natürlich aus Dinkelmehl) und an rechta Mooscht von den (noch) zahlreich vorhandenen Streuobstwiesen.

Aber es gibt durch die Mode auch viel Quark - z. B. die meist als "Ur-Möhre" verkaufte Sorte Purple Haze und ähnliche, die meinetwegen urig aussehen, aber F1-Hybriden sind und leider zur Möhrenvielfalt nicht viel beitragen.

 

Malefiz, Simbienchen und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
MalefizSimbienchenGsaelzbaerMomo
Zitat von Marissa am 25. März 2022, 13:57 Uhr

Ich habe mich jetzt drei Jahre lang mit samenfesten und/oder historischen Samen abgemüht. Viel Arbeit, kaum Ertrag. Ich verliere allmählich die Lust daran. Dreschflegels Saatgut passt in Baden-Württemberg weder klimatisch, noch vom Boden her. Man müsste jahrelang sein eigenes Saatgut produzieren und es allmählich an den Standort anpassen. Dafür müsste man aber große Bestände haben. Letztes Jahr bezog ich über das "Genbänkle" von einem Händler in der Nähe Saatgut. Das machte schon viel mehr Sinn. Aber so richtig viel zu ernten, gab es halt bisher nur mit dem blöden Baumarktsaatgut, das ich anfangs verwendete. Es braucht für die alten Sorten also schon eine ausgeprägte Liebe.

Also, wenn du das sagst, glaub ich es natürlich, weil dein Gemüsegarten immer so großartig aussieht. Aber für mich haben da Sorten schon ganz gut funktioniert. Bei Dreschflegel schreiben sie ja immer über das Herkunftsklima, und die südlicheren/westlichen Höfe passen doch ganz okay. Aber ich habe so wenig Ahnung von was "normal" ist als Ertrag - vielleicht würde ich staunen, was möglich wäre...

Ach ja, und dann aktuell noch das: Aktion "Patente auf Saatgut stoppen"

https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/patente-auf-saatgut-stoppen.html

Malefiz hat auf diesen Beitrag reagiert.
Malefiz

Oh, und das Krasseste hatte ich schon wieder verdrängt:

Da es nun kein Sonnenblumenöl aus der Ukraine mehr gibt und überhaupt die Weltlage ja so schwierig ist, gibt es jetzt den politischen Vorstoß, Grünland und Schutzzonen und Wald "umzuwidmen", um vermehrt Soja, Mais, Sonnenblumen in Deutschland anzubauen. Genau, das ist es nämlich, was die Welt rettet und Frieden bringt: Immer mehr Monokultur, immer mehr Intensivstlandwirtschaft, immer weniger Grundwasserschutz, immer mehr Erosion und Bodenvernichtung, immer weniger Lebensraum für nicht-menschliche Lebewesen. Man mag schreien.

Malefiz, Simbienchen und 3 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
MalefizSimbienchenKirstenGsaelzbaerMomo
Zitat von Primulaveris am 26. März 2022, 18:53 Uhr

Oh, und das Krasseste hatte ich schon wieder verdrängt:

Da es nun kein Sonnenblumenöl aus der Ukraine mehr gibt und überhaupt die Weltlage ja so schwierig ist, gibt es jetzt den politischen Vorstoß, Grünland und Schutzzonen und Wald "umzuwidmen", um vermehrt Soja, Mais, Sonnenblumen in Deutschland anzubauen. Genau, das ist es nämlich, was die Welt rettet und Frieden bringt: Immer mehr Monokultur, immer mehr Intensivstlandwirtschaft, immer weniger Grundwasserschutz, immer mehr Erosion und Bodenvernichtung, immer weniger Lebensraum für nicht-menschliche Lebewesen. Man mag schreien.

Ich habe auch gedacht, ich höre nicht richtig... :-( Wie kurzfristig gedacht... wir zerstören jetzt weiterhin ungebremst die Biodiversität, nur um kurzfristig mehr Nahrungsmittel produzieren zu können. Es ist einfach nur ein Trauerspiel. Hat denn kein Verantwortlicher auf dieser Welt etwas Weitsicht im Gepäck...????

Primulaveris und Gsaelzbaer haben auf diesen Beitrag reagiert.
PrimulaverisGsaelzbaer
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