Als wir vor 6 Jahren in unser Haus zogen und einen großen Garten übernahmen, konnten wir unser Glück kaum fassen, wenn es auch viel zu tun gab. Das Grundstück liegt am Ende einer Sackgasse, es ist also relativ ruhig hier. Der Garten grenzt an zwei Seiten an Wald und Feld, dazwischen gibt es einen Spazierweg, so dass die Pufferzone nur für den Hund (Hovawart – alles meins!) benötigt wurde. Dort steht eine Lorbeerhecke, die wir belassen, bis der Efeu den Zaun erobert hat. Mittendurch den Garten fließt ein Bach, dessen Pflege uns überlassen wurde, nachdem kurz nach unserem Einzug ein Arbeitstrupp des Wasserverbandes alles abmähen wollte, was sich gerade erst den Weg ans Licht gebahnt hatte. Dort wächst jetzt Baldrian, Aconitum, Bärlauch, Mädesüss, Brunnenkresse und vieles andere.
Bei jedem graben in der Erde finden wir Müll, Plastik, Porzellan. Wahrscheinlich ist hier das ganze alte Bauernhaus vergraben. Es gab kaum Stauden, kaum Blumen, aber unendlich viel Wiese, die kurz gehalten wurde. Wir haben bis zum Spätsommer alles stehen gelassen, um zu sehen welche Blumen vorhanden sind. Es wurden lediglich Wege gemäht. Wiesenblumen wie Margerite, Gundermann, Rotklee, Gamander-Ehrenpreis, Günsel, Habichtkraut und Löwenzahn erschienen. Zur Zeit sind wir dabei, Stellen abzumagern um auch anderen Blumen Chancen zu geben. Zusätzlich wurden Staudenbeete mit überwiegend einheimischen Pflanzen angelegt.
Zwei meterhohe Salweiden am Bach, die dem Garten das Licht nahmen, wurden wieder Kopfweiden. Dort nistet der Zaunkönig. Einheimische Sträucher haben Einzug gehalten, Obstbäume und Wildstauden wurden gepflanzt und gesät. Eine Totholzhecke wurde angelegt und vorhandenes altes Holz wurde im Garten verteilt. Lockere Steinansammlungen, Trockenmauer, Miniteiche und Komposthaufen entstanden. Der Garten ist relativ feucht, an einer Stelle ist es immer sumpfig. Vielleicht entsteht dort noch mal ein größerer Teich. Aber auch deshalb lieben ihn die Schnecken. Aus diesem Grunde entschieden wir uns nach dem ersten Versuchsjahr, für Hochbeete in der Ertragszone.
Der Garten erholt sich zusehend, seit hier nichts mehr gespritzt und vergiftet wird. Viele Helferlein finden sich nach und nach ein. Jedes Jahr kommen mehr Vögel, Kröten und Frösche, Weinbergschnecken und Schnegel, Ringelnattern, Spitzmäuse und anderes nützliches Getier.
Der einzige Nachbar, dessen Garten an unseren grenzt, lässt seinen Garten von Gärtnern sehr konservativ pflegen. Ihn verdecken zum Glück an vielen Stellen Sträucher sowie eine dichte Efeuwand die sich über alte Totholzstämmen gelegt hat und inzwischen meterhoch ist. Es ist natürlich nicht alles optimal. Auch in diesem Garten gibt es Gewächse die entweder schon immer da waren, oder auch neu dazugekommen sind, die nicht einheimisch sind. Allerdings mag ich sie und deshalb werden sie auch bleiben.
- Schwarzenhaus hieß die ehemalige Hofschaft auf diesem Grundstück
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