Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Benutzeravatar
Simbienchen
Beiträge: 1342
Registriert: Mi 20. Feb 2019, 11:41
Hat sich bedankt: 1684 Mal
Danksagung erhalten: 1130 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Simbienchen »

Ich finde das Thema nicht kontrovers, eher ist es für mich eine weitere Alternative um für mich das eine oder andere Gemüse , sprich einen Teil bei evtl Ausfall im Beet, anzubauen zu können. Diejenigen unter uns , die schon jahrelang Gemüse selbst in den Beeten anbauen, kennen die Widrigkeiten, mit denen wir zu " kämpfen" haben.

Einige Erschwernisse ( Schnecken, Dürre, Braunfäule bei Dauerregen, Düngung, Wühlmäuse, Platzmangel...) wurden von euch schon genannt. Jedes Gartenjahr ist anders, jedes Jahr hat seine individuellen Herausforderungen und manchmal frage ich mich, ob ich das bis ins hohe Alter so schaffe. Ich möchte aber trotzdem mein eigenes Gemüse weiterhin zum Teil anbauen und ernten können.

Hydroponik ist ein Kreislaufsystem mit Schwerpunkt "Wasser" und natürlich sind die Pflanzen , die darin gezielt zum Verzehr wachsen, nicht Teil des großen " Gartenwesens" , obwohl das wissen wir nicht genau. Pflanzen kommunizieren nicht nur über das Wurzel- und Bodensystem miteinander, sie kommunizieren auch über Düfte/ Signalstoffe. Wissen wir denn schon genau, ob diese Signalstoffe und Phytohormone nur zur Anlockung von Insekten dienen oder aber auch der Kommunikation untereinander?

Ich habe mich oft gefragt, warum Pflanzen sich an Standorten ansiedeln, der eigentlich gar nicht deren beschriebenen "Bedürfnissen" entsprach. Vielleicht hat da ein anderes Pflänzchen geplaudert und gerufen : " Komm doch mal rüber, hier gibt es alles, was wir brauchen!"

Wir wissen nicht, ob es den Pflanzen in einer Hydroponikanlage schlechter geht, als einer Pflanze, die sich im Boden durchs Leben kämpfen muss. Die von Schnecken angefressen wird, oder dessen Wurzeln von Wühlmäusen angenagt wird und manchmal lange auf Regen warten muss ( das ist doch auch auf seine Art gruselig 😜 oder nicht ?)

Nachtrag:
Zumal diese einjährigen Gemüsearten sowieso keine lange Lebensdauer haben und der Gesamtheit der Pflanzengesellschaften nicht lange zur Verfügung stehen. Es geht ja hier in diesem Thema nur um saisonale Gemüsesorten, nicht um kulturturelle und evolutionär feinabgestimmte Pflanzengesellschaften. In einer Ertragszone kommen und gehen im Jahresverlauf die Pflanzen.

Hydoponikpflanzenreste werden auch zum Teil wieder als Kompost dem Boden zugeführt, also ist dieses System auch anteilig nachhaltig. Es gibt immer Vor- und Nachteile in jedem System....

Wer von uns weiß schon, was in Zukunft auf uns zukommt und da ist es doch gut, mit viel Wissen über Gemüseanbau gewappnet zu sein. Alternativen zu kennen und reagieren zu können. Die Ertragzone darf auch vielfältig in ihren Anbauweisen und Möglichkeiten sein.

Aus jedem Thema lernen wir....bleibt also bitte alle offen, ohne direkt etwas " abzuwerten" ....und ein dickes Danke an dich , Michael, dass du dir diese ganze Mühe machst und uns dieses System vorstellst :knuddel
"Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde!"
Benutzeravatar
Amarille
Beiträge: 728
Registriert: Mi 3. Feb 2021, 18:54
Hat sich bedankt: 791 Mal
Danksagung erhalten: 646 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Amarille »

Ich finde das Thema super spannend und hab auch eine Idee wo das bei mir gut passen würde. Z.b.: unsere Terrasse ist mit einer Holzwand, als Sichtschutz zum Nachbarn, begrenzt. Sie steht auf der Südseite (Nachbar), die Innenseite zu unser ist quasi die Nordseite und immer leicht beschattet. Die Kübelpflanzen fühlen sich wohl...meine Idee wären vertikal angebrachte Blumenkästen für Salate im Sommer. Wie müsste ich sowas anlegen das es funktioniert?
Was die meisten Menschen im Leben lernen müssen, ist, wie man Menschen liebt und Dinge benutzt, anstatt Menschen zu benutzen und Dinge zu lieben.
Benutzeravatar
Tidofelder
Beiträge: 1125
Registriert: Fr 7. Mai 2021, 21:24
Wohnort: Norden
Hortus-Name: Hortus Passiflorus
Hat sich bedankt: 440 Mal
Danksagung erhalten: 1156 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Tidofelder »

Noch einen Gedanken zum Thema Hydroponik erläutern. Damit Pflanzen wachsen können benötigen sie Licht, Wasser und Nährstoffe. Diese Nährstoffe müssen aber in wasserlöslicher Form vorhanden sein. Im Boden ist aber meistens das Gegenteil der Fall. Deswegen leben die meisten Pflanzen in Symbiose mit Pilzen und Bakterien, die diese Nährstoffe für Pflanzen verfügbar machen.
In hydroponischen Systemen liegen die Nährstoffe direkt in löslicher Form vor und die Pflanzen können diese sofort verwerten. Wenn in solchen Systemen organische Nährstoffe eingebracht werden, müssen diese ebenfalls von Bakterien in eine wasserlösliche Form umgewandelt werden.
Dieses Prinzip wird in der Aquaponik angewendet. In hydroponischen Systemen siedeln sich aber auch recht schnell Bakterien an, die für ein Mikrobiotop sorgen.
Hortus Passiflorus - Grün, wild, ostfriesisch.

Mein Hortus auf Instagram
Benutzeravatar
Tidofelder
Beiträge: 1125
Registriert: Fr 7. Mai 2021, 21:24
Wohnort: Norden
Hortus-Name: Hortus Passiflorus
Hat sich bedankt: 440 Mal
Danksagung erhalten: 1156 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Tidofelder »

Hier noch ein kleines Video zum Thema.

Hortus Passiflorus - Grün, wild, ostfriesisch.

Mein Hortus auf Instagram
Primulaveris
Beiträge: 842
Registriert: Fr 12. Apr 2019, 23:19
Hat sich bedankt: 1155 Mal
Danksagung erhalten: 622 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Primulaveris »

Was ist denn eigentlich die Nährlösung? Und ist die für alle Pflanzen gleich? Ist das etwas "Fertiges", oder kann man das selber machen? (Wir hatten ja mal diesen Ins-Gießwasser-pinkel-Thread ;) .)

Und in deinem Video, @Tidofelder , hast du das "aktive System" selber gebaut, also irgendwie einen Rundlauf mit einer Teichpumpe oder so?

Und warum ist es für die Pflanzen eigentlich besser, wenn das Wasser fließt? Oder ist so ein System dann weniger Keim-anfällig?
Benutzeravatar
Tidofelder
Beiträge: 1125
Registriert: Fr 7. Mai 2021, 21:24
Wohnort: Norden
Hortus-Name: Hortus Passiflorus
Hat sich bedankt: 440 Mal
Danksagung erhalten: 1156 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Tidofelder »

Die Nährlösung ist eine schwache Düngerlösung. Der Dünger an sich sind wasserlösliche Salze. Es gibt fertige Hydroponik-Dünger zu kaufen, können aber auch selber gemischt werden. Für den Hobby-Bereich können auch verdünnte Jauchen genommen werden. Da ist der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Wie in Erdkultur hat auch hier jedes Gemüse seine eigenen Bedürfnisse. Deswegen werden in kommerziellen Anlagen keine Mischkulturen verwendet. Aber auch hier gilt, Versuch macht klug.
Das aktive System habe ich mir selber gebaut. Siehe Fotos.
Bei aktiven Systemen gelangt mehr Sauerstoff an die Wurzeln, was positiv für das Wachstum ist.
Dateianhänge
IMG_20230621_173315.jpg
IMG_20230621_160820.jpg
IMG_20230621_105458.jpg
Hortus Passiflorus - Grün, wild, ostfriesisch.

Mein Hortus auf Instagram
Benutzeravatar
Tidofelder
Beiträge: 1125
Registriert: Fr 7. Mai 2021, 21:24
Wohnort: Norden
Hortus-Name: Hortus Passiflorus
Hat sich bedankt: 440 Mal
Danksagung erhalten: 1156 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Tidofelder »

Eine informative Website auch für den Hobby-Bereich:

https://pflanzenfabrik.de/#sidr-main
Hortus Passiflorus - Grün, wild, ostfriesisch.

Mein Hortus auf Instagram
Benutzeravatar
Tidofelder
Beiträge: 1125
Registriert: Fr 7. Mai 2021, 21:24
Wohnort: Norden
Hortus-Name: Hortus Passiflorus
Hat sich bedankt: 440 Mal
Danksagung erhalten: 1156 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Tidofelder »

Amarille hat geschrieben: Sa 19. Aug 2023, 12:57 Ich finde das Thema super spannend und hab auch eine Idee wo das bei mir gut passen würde. Z.b.: unsere Terrasse ist mit einer Holzwand, als Sichtschutz zum Nachbarn, begrenzt. Sie steht auf der Südseite (Nachbar), die Innenseite zu unser ist quasi die Nordseite und immer leicht beschattet. Die Kübelpflanzen fühlen sich wohl...meine Idee wären vertikal angebrachte Blumenkästen für Salate im Sommer. Wie müsste ich sowas anlegen das es funktioniert?
Du kannst das so ähnlich aufbauen wie mein Röhrensystem:

Bild

In die Blumenkästen werden dann Netztöpfe oder Blumentöpfe mit zusätzlichen Löchern gestellt und mit Blähton befüllt. Als Pumpe dient eine Aquarienpumpe oder ähnliches, sie muss nur den Höhenunterschied zwischen Wasserbehälter und obersten Kasten überwinden können.
Hortus Passiflorus - Grün, wild, ostfriesisch.

Mein Hortus auf Instagram
Benutzeravatar
Amarille
Beiträge: 728
Registriert: Mi 3. Feb 2021, 18:54
Hat sich bedankt: 791 Mal
Danksagung erhalten: 646 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Amarille »

Klingt gut...danke erstmal.
Was die meisten Menschen im Leben lernen müssen, ist, wie man Menschen liebt und Dinge benutzt, anstatt Menschen zu benutzen und Dinge zu lieben.
Benutzeravatar
Tidofelder
Beiträge: 1125
Registriert: Fr 7. Mai 2021, 21:24
Wohnort: Norden
Hortus-Name: Hortus Passiflorus
Hat sich bedankt: 440 Mal
Danksagung erhalten: 1156 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Hydroponik- eine Alternative zur herkömmlichen Beetkultur?

Beitrag von Tidofelder »

Ein Experiment mit Buschbohnen.
IMG_20230827_151100.jpg
IMG_20230827_151112.jpg
Hortus Passiflorus - Grün, wild, ostfriesisch.

Mein Hortus auf Instagram
Antworten

Zurück zu „Anbauarten“