Hortus Poco a Poco

Hortus Poco a Poco

Im Frühjahr 2019 sind wir in unser Haus mit einem 3500 qm großem Garten gezogen. Der Garten war zu dem Zeitpunkt ein leicht vernachlässigtes Paradies, da die gartenbegeisterte Besitzerin bereits ca. 2 Jahre zuvor ausgezogen war. Die Fläche ist mit Hecken in verschiedene Gartenzimmer unterteilt, die alle ursprünglich einem anderen Land bzw. Kontinent zugeordnet waren. Total abwechslungsreich und spannend zum Schauen aber sehr aufwendig in der Erhaltung und mit überschaubarem Nutzen für Insekten und Vögel. Viele der Pflanzen waren nicht an unser Klima angepasst und wollten ständig verwöhnt werden.

Durch Markus Gastls Schmetterlingsvortrag kam ich zum Hortus- Netzwerk und plötzlich war klar, wohin die Reise gehen sollte. Alleine durch die Größe unseres Gartens geht die Umstellung langsam und wir leben mit vielen Kompromissen – Poco a Poco – Schritt für Schritt, manchmal ist da sogar ein Rückwärtsschritt dabei. Mein Mann hat gerne eine gewisse Ordnung, so dass die Rasenflächen sein Revier sind und zumindest momentan noch Rasen und keine Wildwiese bleiben, zumindest sind sie im Frühling von Narzissen durchwachsen – für die Wildwiese habe ich aber woanders Platz gefunden. Genauso geniessen unsere 5 Hunde den Garten – wobei es auch gern mal etwas wilder zugeht. Wir haben aber herausgefunden, dass bei der Größe sich Raum für alle unsere Wünsche findet. Unser Garten soll sowohl meinem Mann, mir, unseren Freunden und Besuchern, den Hunden und auch und besonders seinen tierischen Bewohnern Freude und Nutzen bringen .

Der Garten begeistert und fasziniert mich täglich, nach dreieinhalb Jahren entdecke ich z.B. immer noch neue heimische Pflanzen, die jetzt, wo viele der Exoten entfernt sind, ihren Platz finden. Vieles wurde von mir angesät, vieles hat sich selber gesät und so einiges ist sicherlich auch mal von den Vorbesitzern gesät oder gepflanzt worden.

Einige Gartenzimmer haben wir komplett geändert (so wurde z.B. aus einem 200 qm Bambuswald eine Rasenfläche mit Sumpfbeet sowie verschiedene Schattenbeete), andere verändern sich so nach und nach. Wir haben viele ältere Bäume, z.B. außer Obstbäumen noch 3 Birken, Vogelkirschen, Esskastanie, 2 x Walnuss und weitere. Dadurch haben wir recht viel Schatten und Halbschatten und haben unsere Ertragszone und besonders die Hot-Spot-Zone in mehrere Teilstücke aufgeteilt, um die Sonne komplett auszunutzen.

3 Zonen

Ertragszone:

Das Herzstück der Ertragszone bildet ein großer Gemüsegarten, den wir zum größten Teil in Mischkultur nach Gertrud Franck bewirtschaften. Seit letztem Jahr mulchen wir zusätzlich zum Spinat und anderem mit der Mulchwurst. Da ist mein System sicher noch ausbaufähig, irgendwie passt bisher die Zeit zum Schneiden nicht zu meinem Mulchbedarf.

Wir bauen Tomaten, Paprika, jede Menge unterschiedlicher Salate, Mais, Möhren, Zwiebeln, Knoblauch, Rote Rüben, Lauch und und und an. Weiterhin gehören 2 Beerengärten mit Johannis-, Stachel-, Blau- , Him- und Walderdbeeren sowie Apfel- , Birnen- , Walnuss- , Pflaumen- und ein Quittenbaum zur Ertragszone. Dieses Jahr habe ich zusätzlich noch 2 Hochbeete im Innenhof aufgebaut, die sollen besonders Tomaten und Paprika beherbergen.

Pufferzone:

Der Garten ist komplett von einer Hecke umgeben, Eibe, Liguster , Buche und leider endlose Meter Thuja. Die Thujen unterteilen auch den Garten selbst in unterschiedliche Räume. Recht viele von ihnen sind bereits braun oder komplett tot und werden nach und nach mit heimischen Pflanzen ausgetauscht. – Poco a Poco eben. Einige haben wir entfernt und durch Wildrosen ersetzt. Bei anderen haben wir nur die entasteten Stämme stehen lassen und Äste und Zweige darum geflochten, wieder andere bilden jetzt die Rückwand zu Totholzhecken. Sicherlich werden die Thujen uns noch einige Jahre begleiten – aber es werden immer weniger.

Nach innen stehen in zweiter Reihe Holunder, Weißdorn, Hasel, Pfaffenhütchen, Wildkirsche, Kirschpflaume, Hartriegel, Wildrosen und vieles mehr. Letzten Herbst haben wir noch zusätzlich Faulbaum und Salweide sowie weitere Wildrosen gepflanzt.

Zum Weg hin (die Straße endet bei uns und geht in einen Feldweg über) haben wir außerhalb der Ligusterhecke und des Zauns noch einen 2 m breiten Streifen. Hier experimentiere ich bisher noch mit mäßigem Erfolg an einem Pflaster- und Schotterrasen herum, der auch bei Bedarf beparkt werden kann. Bisher sieht das ganze noch sehr nach reinem Gras aus, mal sehen, was sich da noch tut.

Hot-Spot- Zone:

Vor 2 Jahren im Frühjahr haben wir ein schmales Randbeet neben der Einfahrt sowie ein kleines ehemaliges Schotterbeet mit Folie drunter durch Abtrag der oberen Erdschicht incl. der Folien und Beimischen von Kies abgemagert und mit verschiedenen Saumsaaten eingesät.

Im Herbst 2021 kam ein weiteres Magerbeet hinter dem Gartenhaus dazu.

Im März 2022 haben wir ein von Quecken überwuchertes Mixbeet von ca. 40 qm in ein Magerbeet mit viel Totholz und Trockenmauer umgewandelt, sowie einen Teilbereich eines anderen Beetes von ca. 30 qm abgemagert und jetzt mit Saat für eine Magerwiese versorgt. Hier hat sich dann auch endlich Platz für eine Pyramide gefunden. Diese beiden sind sehr gut angewachsen und haben mir bereits im ersten Sommer total viel Spaß gemacht. Was sich hier alles beobachten lässt. ..

Im Herbst 22 habe ich dann noch einen Teil der erweiterten Auffahrt mit den selbst gewonnenen Samen aus den Magerbeeten eingesät. Ziel soll hier so eine Art Magerrasen sein, der bei Bedarf auch mal gekürzt werden kann.

Module:

Die Idee der Module hat mich von Anfang an begeistert. Wie schnell man mit wenig Aufwand und Material zusätzlichen Lebensraum anbieten kann, ist faszinierend. Soweit konnten wir ein großes Sumpfbeet mit kleiner Teichfläche, Pyramide, Trockenmauer, Steinhaufen, Reisig- und Laubhaufen, Käferkeller, Totholzhecken und verschiedene weitere Totholzlager verwirklichen. Wilde Ecken gibt es bei uns sowieso immer mehr als gewünscht, irgendwie kommen wir nie durch.

Zukunftmusik:

Wir sind selber sehr gespannt, wo die Reise noch hingeht. Ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Sommer mit unseren Magerbeeten.

Allgegenwärtig ist und wird auch für die nächsten Jahre unser Kampf gegen Neophyten sein. Bei uns zeigen sich leider auch Sorten, die ich vorher noch nie gesehen habe, als sehr ausbreitungsfreudig z.B. stengelumfassende Gelbdolde. Insgesamt wird auch unser Hortus sicher nieee fertig werden aber doch hoffentlich poco a poco passender, schöner und auch nützlicher.

Wir wollen in den nächsten Jahren noch weitere Nisthilfen anbieten, 2 zusätzliche Meisenkästen warten z.B. in der Garage darauf, möglichst schnell aufgehangen zu werden.

Dann möchte ich mich mehr mit Nisthilfen für Bienen beschäftigen und was Gescheites aufhängen. Auch würde ich mich gerne mehr mit Bienen und deren Identifizierung beschäftigen.

Die Ertragszone überlege ich mit heimischen Schnittblumen auszubauen. Ich beschäftige mich momentan mit der Slow Flower Idee und würde da gerne was mit anfangen. Wir haben noch einige Staudenbeete, die mit nicht heimischen Blumen bepflanzt sind – da möchte ich dieses Jahr mit beginnen.

Eine Eidechsenburg wäre super, mal schauen, wie wir das schaffen, ohne dass unsere 5 Hunde dort ständig Beachparty abhalten.

Ein weiterer Teich mit evt. kleinem Wasserlauf steht ebenso wie ein Ansitz auf der Wunschliste.

Im letzten Jahr haben wir bereits ca. 35 verschiedene Schmetterlingsarten beobachten können, mal sehen, was sich da noch entwickelt.

Ansonsten werden wir so nach und nach weitere Exoten aus dem Garten entfernen oder durch heimisches ersetzten. Ich liebe Wildrosen und weitere ungefüllte Rosen und hätte gerne davon noch mehr untergebracht.

Und, und und…..Poco a Poco

  • Schritt für Schritt, Stück für Stück
  • Heike Sinsbeck
  • 47574
  • Goch
  • Deutschland
  • 3500
  • heikesinsbeck@yahoo.de

Kommentare sind geschlossen.