Als wir 2009 als Mieter der Wohnung mit kleinem Garten einzogen, fand ich als Naturfreundin einen eintönigen und artenarmen Garten vor, Typus „Grüne Wüste“: Buchsbaumhecken, Formschnitthecken-Thujas, Rasen. In jeden freien Flecken Erde waren Steine gelegt, damit kein Unkraut wachsen konne und bekämpft werden musste. Einzige Lichtblicke waren die zwei Eibengehölze, Himbeersträucher und ein Haselbaum sowie Kräuter, die das Unkrautvernichten überlebt hatten. Über die Jahre habe ich viel Arbeit in die Umgestaltung investiert. Ich freute mich riesig über den Zünsler, der die Buchse so niederfraß, dass ich sie ausgraben konnte und dadurch Platz und weniger Beschattung erzielte.
Mein erstes Ziel ist, dass stets etwas blüht, also immer eine Nektarquelle vorhanden ist. Ich habe viele einheimische Pflanzen einfach wachsen lassen: Gundermann, Milchstern, Veilchen, Vogelwicke, Wiesenpippau durften sich ausbreiten. Das Efeu schneide ich sehr zurückhaltend, so dass es blühen kann, die Amseln die Beeren fressen und dieses Jahr auch einen Brutversuch starteten. (Ein Nachbarskater tötete die Nestlinge.) Die Pflanzen sind eine Mischung aus Wald- und Wiesenbesiedlern: Gelber Fingerhut, Günsel, Primeln, Gundermann, Veilchen, Sterndolde, Walderdbeeren, Nelkenwurz, Baldrian und Lungenkraut (alles Wald) und Salbei, Wollziest, Ziest, Blutweiderich, Glockenblumen, Pfefferminze, Oregano, Akelei, Vergissmeinnicht. Für den Nektarreichtum biete ich auch nichteinheimische Pflanzen an: ungefüllte Dahlien, Bartnelken, Lupinen, Basilikum, verschiedene Salbeie, Sonnenblume, Krokusse, Herbstanemonen, Blaustern, Balkanstorchschnabel und noch ein paar Korbblütler.
Mein zweites Gartenziel ist die katzensichere Umzäunung, weil die Reptilien und Singvögel sehr unter der starken Freigängerdichte in unserem Dorf leiden. Seit diesem Jahr habe ich auch dieses Ziel erreicht. Es gibt für Hauskatzen keinen Zugang mehr in meinen Garten.
Obwohl mein Garten sehr klein ist, ich die Formhecken und einen riesigen Chinawachholder als Mieterin pflegen und stehen lassen muss, sorge ich für viele Zufluchtsstätten, Nistmöglichkeiten, Überwinterungsangebote etc. Ich habe einen Reisighaufen, in meinem Schnellkomposter viele Kerbtiere, sehr viele Nisthilfen für Wildbienen und Wespen. Ich füttere meine Gartenvögel von September bis Juni. Für die Jungvogelaufzucht stelle ich von April bis Juni lebende Mehlwürmer zur Verfügung, was auch die Insektenlarven meines Gartens entlastet, weil unser Spatzenschwarm von 20 Individuen auf ca. 40 angewachsen ist. Ich habe zwei Vogelnistkästen und zwei Vogeltränken. Kleine Steinmauern sorgen für Miniterrassen und dienen als Verstecke für Insekten. Ich hoffe, dass die große Blindschleiche und die Spitzmäuse vor der Bejagung in meinem Garten Zuflucht finden. Für die Nahrungsaufnahme werden sich diese Tiere jedoch sicher nicht auf meinen kleinen Garten beschränken. Auf meiner großen Terrasse biete ich mit sehr vielen Kübeln weitere Nektarquellen an. In meiner Nachbarschaft gibt es sowohl Naturgärten als auch artenfeindliche sterile Gärten. Wobei die Naturgärten nach wie vor von den meisten Ansässigen als unordentlich angesehen werden. Ich hoffe durch meine Eintragung zu erreichen, dass das Nektargärtchen als wertvoller Ort Anerkennung findet und das Schild vielleicht Denkanstöße gibt.