Hortus Aqua Lilium

2017 sind wir in unser schönes Zweifamilienhaus mit ca 1.000 qm Grundstück gezogen. Die Häuser in dieser Reihe wurden Ende der 50er Jahre gebaut und dienten laut eines Nachbarn damals der Selbstversorgung. Der Anbau des Hauses war ursprünglich ein Schweinestall. Im Garten wurden nicht nur Tiere gehalten, sondern auch Obst und Gemüse angebaut. Leider hat sich alles gewandelt und aus dem Selbstversorgergarten wurde ein langweiliger Rasen mit lauter verschiedenen Thujen, Scheinzypressen und Kirschlorbeersträuchern. Die Nachbargärten sehen alle ähnlich aus. An der Grundstücksgrenze zur Straße hin standen sieben riesige Fichten. Zudem hielten unsere Vorgänger Schotterflächen wohl für pflegeleicht und hatten zwei große Schotterflächen im Garten (inklusive Plastikvlies). Davon habe ich inzwischen das meiste entfernt (bis auf eine kleine Fläche, die ich als Terrasse nutze).

Immerhin gab es auch ein paar Obstbäume und einen Teich. Der Rest lag nun in meiner Hand.

Dies ist mein erster eigener Garten und ich habe anfangs noch nichts von Hortus oder Naturgarten gewusst. Ich hatte daher erstmal alles so gemacht, wie andere das eben auch so machen: Die Rosen wurden gespritzt, der Rasen gemäht und das Unkraut gerupft. So habe ich das gelernt.

Ursprünglich plante ich, einen mediterranen Garten anzulegen. Doch als ich zufällig mal einen Artikel las, in dem es um den ökologischen Wert heimischer Pflanzen im Vergleich zu nicht heimischen Arten ging, da wusste ich, dass ich etwas für die Natur tun möchte und fing 2018 an, alles umzugestalten.

Die sieben Fichten mussten aufgrund des Borkenkäfers gefällt werden und ich nutzte die Gunst der Stunde und pflanzte hier einen Teil der Pufferzone mit heimischen Gehölzen.

Rechts an der Grenze zum Nachbarn steht dessen uralte Thujahecke. Ich bin sehr bemüht, daneben etwas zu pflanzen. Bisher haben es aber nur Faulbaum, Schlehe und eine selbst angesiedelte Haselnuss überlebt. Auch ein Sanddorn steht hier in einer Wurzelsperre. Im hinteren Teil habe ich einen Totholzhaufen angelegt.

Links auf unserem Grundstück stehen leider noch Altlasten aus Kirschlorbeer und Zypressen. Diese Hecke zu entfernen ist momentan leider nicht möglich. Der Kirschlorbeer wird durch Rückschnitt aber am Blühen gehindert, damit er sich nicht ausbreitet. Die Sträucher stehen in einer Art Gang, der in den hinteren Teil des Gartens führt, den wir vermietet haben (dort, wo ich die Pufferzone neu bepflanzt hatte).

Der Gang und der hintere Teil des Gartens wird durch einen Holzzaun und einen Staketenzaun abgegrenzt. Hier habe ich Wilden Wein, Efeu, gewöhnlichen Hopfen, Clematis Alpina und Clematis Vitalba gepflanzt, um die Zäune zu begrünen. Ganz hinten steht auch noch eine von mir gepflanzte Ligusterhecke. Wir haben sogesehen zwei Pufferzonen. Einmal um das gesamte Grundstück (wobei im hinteren Teil des Mietergartens eine Lücke ist) und einmal als Abgrenzung zum Mietergarten. Momentan laufen bei mir hinten die Vorbereitungen für eine kleine Benjeshecke am Staketenzaun. Das wird dann aber erst im Herbst richtig losgehen.

Am Staketenzaun wachsen außerdem Beerensträucher, die auch zur Ertragszone gehören. Da um das Haus leider riesige Betonplatten liegen und ich dort nur Kübel aufstellen kann, liegt die Ertragszone im hinteren Teil des Gartens. Hier werden demnächst auch unsere Hühner ihre Voliere bekommen.

Es gibt dort einen Apfelbaum, bei dem ich Waldmeister als Bodendecker gepflanzt habe, diverse Kräuter, Ewiger Kohl, Spargel, Walderdbeeren, Fenchel, eine Weinrebe und eine Himbeere (Mainzer Waldfee) und andere Beerensträucher. Ich habe auch einen kleinen Miniteich (Flachwasser, ca 20 cm tief) angelegt und weil er an die Ertragszone grenzt u.a. Wasserminze gepflanzt.

Mehr ist in Planung. Momentan nenne ich die Ertragszone: Nasch- und Kräutergarten.

Direkt angrenzend zur Ertragszone befindet sich mein erster, richtiger Hotspot. Ich habe 2020/ 2021 per Spaten und Frauenpower ein großes Loch für einen Aufstellpool gegraben. Und damit nicht der ganze Aushub abtransportiert werden muss, habe ich einen Teil für den Bau einer Trockenmauer aus Sandstein verwendet. Die Mauer ist ca 65 cm hoch und ich habe das Beet, welches so entstand, im oberen Bereich etwas abgemagert. Darin fühlen sich unter anderem gewöhnliche Kuhlschelle, Natternkopf, dornige Hauhechel und andere heimische Pflanzen wohl.

Einen anderen Teil des Aushubs habe ich für ein zweites Beet genommen, welches aber nicht abgemagert ist. Auch hier gibt es ausschließlich heimische Pflanzen. Im hinteren Teil des Gartens habe ich noch einen kleinen, abgemagerten Bereich und dort Schmetterlings- und Wildbienensaum als Abgrenzung gesät.

Die drei Zonen sollen auch in Zukunft noch weiter wachsen.

Naturmodule sind im Garten vor allem die drei Teiche: Ein mittelgroßer Teich war bereits von unseren Vorgängern angelegt. Leider noch mit Goldfischen – aber der Reiher kommt regelmäßig vorbei und freut sich ;-)

Es waren anfangs wenig Pflanzen vorhanden und alles veralgte trotz überdimensionierter Pumpe schnell. Mittlerweile habe ich hier mehr Bepflanzung. In der Mitte ist eine große Seerose, die dafür sorgt, dass die Pumpe nun überflüssig wurde – Strom gespart ;-) Außerdem wachsen hier nun Blut-Weiderich, Mädesüß und andere Wasserpflanzen.

Dann gab es einen kleinen Froschtümpel, den ich ein bisschen umgestaltet habe. Da hier im Sommer das Wasser schnell verdunstet, ist es eher ein Mini-Wasserbecken mit kleiner Sumpfzone. In der Mitte hat sich Moos ausgebreitet, wo sich gern die Frösche sonnen. Um diesen Tümpel herum befindet sich ein Staudenbeet, welches ich bepflanzt habe. Hier ist zwar nicht alles heimisch, aber zumindest insektenfreundlich. Neben von mir gepflanztem Lavendel, Steppensalbei und Katzenminze, haben sich hier inzwischen Akelei und Fingerhut angesiedelt.

Den dritten „Teich“ habe ich oben bereits in der Ertragszone erwähnt. Da er sehr flach ist und gelegentlich austrocknet, ist es auch eher ein Sumpf. Hier finde ich oft Libellenlarven. Die ausgegrabene Wurzel eines gefällten Kirschlorbeers, fügt sich als Totholz in die Umgebung ein. Abgesehen davon habe ich alte Terrarienwurzen im Garten verteilt und teilweise mit Hauswurz und ähnlichem bepflanzt.

Desweiteren gibt es hier diverse Nisthilfen für Wildbienen und für die Blaumeisen hängt ein Brutkasten am Apfelbaum, wo sie jedes Jahr erfolgreich brüten.

Ansonsten werden die Vögel ganzjährig gefüttert (in dem von meinem Mann selbst gebauten XXL-Vogelhaus, wo auch Tauben und Eichelhäher bequem hinein passen).

Neben den drei Teichen, in denen die Vögel trinken können, gibt es einen kleinen Brunnen, wo sie auch gerne baden.

Den Rasen mähe ich nur noch grob mit dem Spindelmäher (nur die Wege) und einer Sense (erster Sensenkurs ist absolviert, ich muss aber noch an meiner Technik üben). Ansonsten lasse ich vor allem Wichtiges wie z.B. Wiesenschaumkraut, Wilde Möhre und Disteln stehen.

Es wird nichts gespritzt oder gedüngt, die Erde kaufe ich möglichst torffrei und ich versuche, für alles eine Verwendung zu finden. An einer Stelle haben wir alte, bepflanzte Paletten wie einen Zaun aufgestellt, als Abgrenzung zum Mieterparkplatz. Dazu hab ich mich auf einer Gartenmesse inspirieren lassen.

Beim Pflanzenkauf achte ich auf einen möglichst hohen ökologischen Wert. Nicht nur der Nutzen der Blüten, sondern auch der Blätter für Käfer und Schmetterlingsraupen ist mir sehr wichtig.

Ich mache bestimmt nicht alles richtig, aber ich lerne auch gerne immer wieder dazu :-)

In den letzten Jahren ist hier das Vogel- und Insektenaufkommen enorm gestiegen.

Nachdem ich den ersten Faulbaum gepflanzt hatte, konnte ich zum ersten Mal in diesem Jahr den lang ersehnten Zitronenfalter entdecken. Auch verschiedene Bläulinge fühlen sich hier wohl. Im Natternkopf sah ich die verschiedensten Wildbienen, und in der Wilden Möhre tummeln sich allerlei Käfer, Fliegen und Wanzen. Die Holzbiene schwirrt hier ebenso regelmäßig um unsere Köpfe, wie Libellen, Rosenkäfer und hin und wieder auch Hornissen. Jedes Jahr entdecke ich neue Arten und freue mich wie Bolle :-D

Unser Nachbar sagte neulich, er hätte außer ein paar Tauben kaum noch Vögel im Garten. Und ich dachte nur: Nee, die sind ja auch alle bei uns :-)

Hier gibt es Blaumeisen, Kohlmeisen, Schwanzmeisen, Amseln, Stare, Spatzen, Grünfinken, Buchfinken, Türkentauben, Eichelhäher, den Fischreiher und hin und wieder sagen Grünspecht, Buntspecht und sogar Stieglitze Hallo. Auch Sperber und Falken kommen vorbei (die wissen eben auch, wo es die meisten Vögel gibt).

Die Namensgebung des Hortus:

Wasser ist nicht nur faszinierend, Wasser ist die Quelle des Lebens. Ich finde, es gibt kaum etwas schöneres, als Tiere am und im Wasser zu beobachten. Ich sehe oft, wie die Frösche sich auf den Seerosenblättern sonnen oder die Vögel darauf sitzen, sich baden oder trinken.

Seerosen haben für mich noch eine andere Bedeutung. Eine Erinnerung an eine frühere Zeit ist mit einem besonderen Seerosenteich verbunden. Das Wasser glitzert in der Sonne und es scheint wie ein Paradies. Nach diesem Teich habe ich meinen Garten benannt. Seerosen werden auch als Wasserlilien bezeichnet. Deshalb Hortus Aqua Lilium – Seerosengarten.

  • Seerosengarten
  • Katharina Opolka-Berweiler
  • 53332
  • Bornheim
  • Deutschland
  • 1000

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