Forum

Quelle: Mr. Stampfer

Hallo zusammen,

Ihr befindet Euch hier im alten Forum. Dies bleibt als Archiv weiterhin bestehen. Ein Login und schreiben ist jedoch nicht mehr möglich. Wir haben mit unserem neuen Forum ein tolles neues Zuhause für uns geschaffen. 

Euer Hortus-Netzwerk-Team

 

Forum-Navigation
Du musst dich anmelden um Beiträge und Themen zu erstellen.

Pflege alter Obstbäume

Hallo zusammen , wir haben das grosse Glück mehrere richtig alte Obstbäume auf dem Grundstück zu haben. Meiner Schätzung nach sind die ca. 60 Jahre alt .Zum Glück hatte die nie einer beschnitten , so dass alle richtig groß werden konnten und ihren normalen Wuchs ausgebildet haben. Seit wir hier wohnen , 23 Jahre , haben wir die alten Gehölze nur ein mal geschnitten. Obst haben wir trotzdem solche Mengen , dass wir immer reichlich abgeben können. Jetzt ist es aber wieder soweit , dass durch Eigenverschattung zahlreiche Äste absterben oder unvital sind. Ausserdem gibt es so viele Kurztriebe , dass bei Nassschnee ein Abbrechen oder sogar ein Totalverlust erfolgen kann. Bei einem Exemplar , obwohl es so alt ist , ist soviel Fruchtholz dran , dass es letztes Jahr zum Abbrechen eines Kronenteils kam . Beim Restbaum muss ich da auch mal nach schauen. Wir versuchen bei unseren Bäumen den Habitus und somit die Vitalität zu erhalten. Der Ertrag kommt erst an zweiter Stelle. Deshalb lichten wir die alten Bäume nur aus. Wie macht ihr das ?

Hochgeladene Dateien:
  • DSCN4063.JPG
  • P1090175.JPG

Als wir unser 50er-Jahre-Haus vor knapp elf Jahre kauften, war ja auch alter Baumbestand vorhanden. Die Hochstamm-Süßkirsche am Ende des Gartens ist mittlerweile 15 m hoch. Leider haben ihr die Vorbesitzer sehr zugesetzt damals, haben sie als Zwiesel wachsen lassen, zum Teil unsachgemäß dicke Äste herausgeschnitten. Es ist an einigen Stellen Gummifluß zu sehen.

Alter und Trockenheit der letzten beiden Sommer haben dem Kirschbaum zugesetzt, wir lassen ihn ganz in Ruhe und erfreuen uns einfach jedes Frühjahr an der Blütenpracht, im Herbst am Farbenrausch und am humusbildenden Laub. Die Kirschen sind größtenteils für die Tierwelt, es bedienen sich Tauben, Spechte, Amseln, Stare, Eichhörnchen und am Boden Marder und Dachs. Man bräuchte eh einen Hubwagen, um dort richtig ernten zu können!

Der andere Baum, der ganz und gar nicht "vorbildlich" wächst, ist unser zweistämmiger Äpfelbaum, auch ca. 60 Jahre alt wie die Kirsche. Andere Leute hätten ihn längst umgehauen, da er optisch nicht "schön" ist. Sie haben wohl die Unterlage wachsen lassen, der Stamm ist kerzengerade, inzwischen vom Specht völlig durchlöchert. Der gute grüne Apfel, den die Unterlage hervorbringt, konnte von einem Pomologen nicht bestimmt werden.

Die Ertragsseite des Apfelbaumes ist ein völlig geneigter Stamm, der vielleicht irgendwann einmal abbrechen wird. Dort wächst Jonagold, der wohl früher mal sehr populär war. Unsere Jonagoldäpfel können wir lagern bis in den Juni hinein - sie sind dann schrumpelig, lassen sich aber immer noch gut verbacken oder verkochen.

Der ganze Apfelbaum hat echt riesige Ausmaße erreicht, locker 5 m in der Höhe wie in der Breite. Er wurde auch damals völlig falsch gepflegt. Den ersten Schnitt, als wir den Garten übernommen hatten, machte ein Gärtnermeister, der bekannt ist für seine Fachkenntnisse. Seitdem schneidet mein Mann ihn selbst - sehr respektvoll und mit viel Liebe. Obwohl der Baum Frostrisse hat, die Unterlage so spechtzerfressen ist, er sicherlich langsam am Ende seines Lebens angekommen ist, hat er Jahr für Jahr reichen Ertrag. Er sorgt nicht nur für uns, sondern auch für Wespen, Hornissen, Amseln und Stare.

Die restlichen Obstbäume haben wir selber gepflanzt, darunter eine "Säulenkirsche"... Mein Mann hat sie  behutsam zum richtigen Baum mit luftiger Krone erzogen, dafür gab es dickes Lob von Ulrike Aufderheide, die unseren Garten besucht hat. Die Kirsche ist zum 6 m hohen tollen Baum geworden.

Weiterhin haben eine Hauszwetschge gepflanzt, einen Pfirschbaum (ein Wegwerfbaum aus dem Gartencenter), eine wilde Walnuß (ein Geschenk einer alten Nachbarin, wir haben ihn bei ihr ausgegraben), einen Feigenbaum, im Vorgarten steht ein Aprikose (ebenfalls ein Wegwerfbaum). Die Aprikose wird wohl niemals Früchte hervorbringen, die Sorte "Goldrich" braucht eine Befruchtersorte. Ist aber auch nicht so wichtig, denn der Ertrag ist für uns nicht ausschlaggebend.

Wir lieben die Bäume auch um ihrer selbstwillen, weil sie Schatten, Laub, Blüten für die Insekten und ein paar Früchte für die Tiere spenden. Es wird hier auch kein junger Baum angebunden, sie dürfen sich im Wind wiegen, starke Wurzeln entwickeln und sich frei entfalten. (Wären wir irgendwo am Meer mit einer "steifen Brise", würden wir junge Bäume natürlich schon anbinden, damit sie einen geraden Habitus entwickeln.)

 

Katharina, Frank Schroeder und Evy haben auf diesen Beitrag reagiert.
KatharinaFrank SchroederEvy

Im Garten meiner Oma steht ein alter Zwetschkenbaum, der schon ein stattlicher, ausgewachsener Baum war, als meine Großeltern vor 60 Jahren eingezogen sind. Geschnitten wurde er seltenst - manchmal ließen sich eben einzelne Äste nicht mehr retten, bzw. hat der Wind erst letzte Woche wieder einen abgerissen. Man sieht dem Baum jetzt schon wirklich an, dass er ein alter Herr ist, und mit seiner Form gewinnt er keinen Schönheitswettbewerb mehr - aber er trägt noch ausgesprochen viel, ich habe soeben wieder ein Stück Zwetschkenstrudel verputzt. ?

Wir haben in unserem Neubaugarten einen jungen Apfelbaum: alte Sorte, erstanden 2018 beim niederösterr. Heckentag in Form eines astlosen dünnen Stämmchens. 2019 habe ich nichts getan, außer alle Knospen abzubrechen, aus denen sich keine Äste entwickeln sollten. Im Jänner 2020 habe ich dann nach der Anleitung in einem Buch die drei "Leitäste" eine Handbreit unterhalb des Mitteltriebes eingekürzt. Im Laufe des Jahres haben sich einige Zweiglein gebildet, und es hängen auch schon 13 Äpfel. :-)

Nun bin ich etwas unschlüssig, wie ich weiter verfahren soll - vom optischen Standpunkt her finde ich nicht, dass kommenden Winter wieder was entfernt werden muss (höchstens ein Trieb am Rand, der schräg nach unten wächst). In der Beschreibung beim Verein für Regionale Gehölzvermehrung steht auch sowas wie "bildet schöne mittelgroße, kugelige, dicht verzweigte Kronen aus". Ich finde, das klingt nicht unbedingt so, als ob ich als Laie da großartig in den natürlichen Habitus des Baumes hineinpfuschen sollte... laut meinem Buch wäre ein Obstbaum in den ersten 7 Jahren aber jährlich, danach noch alle 3 - 4 Jahre zum Auslichten zu schneiden. Naja, mal schauen...

Obstbäume sind wie Blumenwiesen Kulturgut das gepflegt werden MUSS! Jungbäume MÜSSEN mittels Erziehungsschnitt "erzogen" werden.

Natürlich wachsen lassen, die Natur "machen lassen" ist falsch!

Ich empfehle hierzu wärmstens die YT Videos von Dominik Schreiber von der Baumschule Schreiber in Österreich. Ich selbst kanns nicht so gut erklären wie er. Er ist eirklich ein super Typ, jung, aber der hat wirklich Ahnung! ;-)

Evy und Mel haben auf diesen Beitrag reagiert.
EvyMel
Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. (Victor Hugo)

Danke, werd ich mir ansehen! :-)

Übrigens habe ich gestern entdeckt, dass der Wind einen der Leitäste-to-be bei der Hälfte abgerissen hat. ?

Kommentare sind geschlossen.