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Quelle: Mr. Stampfer

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Archäophyten, Klosterkräuter und dergleichen

Es gibt in Mitteleuropa einige Pflanzen, welche zum Teil schon seit dem Mittelalter (in Klostergärten) bei uns kultiviert, aber eben ursprünglich nicht heimisch sind. Andere sind klassische Kulturfolger und kamen mit den Römern oder dem Kornanbau in unsere Breiten.

Manche haben sich inzwischen eingebürgert, andere sind auf dem Weg der Einbürgerung und das wichtigste: Unsere heimischen Insekten kennen sie schon.

Um einige Beispiele an Hand gemeinhin bekannter Pflanzen zu nennen: Lavendel, Ysop, Weinraute, Echter Salbei, Kornrade, Kornblume, Majoran, (mancher) Thymian, Zitronenmelisse

Manches davon ist aber eher nicht winterhart oder es gibt erst seit jüngerer Zeit winterharte Züchtungen: Rosmarin, Eberraute

Diese Kulturfolger, welche bereits (teilweise) eingebürgert und/oder eben schon lange bei uns kultiviert werden, sind für mich der gelebte Kompromiss. Ich sage, was so lange schon in unseren Breiten ist, dass wir als unsere heimische Flora ansehen, also eingebürgert ist, darf in einem Hortus seinen Platz haben. Ich bin auch der Meinung, dass alles, was sich schon in den Klostergärten des Mittelalters befand, auch in einem Hortus einen Platz finden darf, da es neben dem Nutzen für den Menschen eben auch für die Insekten von Nutzen ist. Kulturfolger, sogenannte Archäophyten und sogenannte Küchenkräuter dürfen ihren Platz finden.

Liest man nämlich einmal aufmerksam nach, woher welche Pflanze ursprünglich stammt, ist man manches Mal erstaunt, wenn dort steht "genau lässt es sich nicht sagen, aber es kam mit dem Ackerbau nach Deutschland" oder "von den Römern" oder "in Klostergärten kultiviert und von dort" oder "aus Weinanbaugebieten teilweise verwildert".

Wonach ich abwäge, wenn ich solche Pflanzen in meinen Garten hole? Eigentlich ganz einfach.

  1. Gefällt sie mir? ja/nein
  2. Unterstützt sie die Vielfalt in meinem Garten? ja/nein/vielleicht
  3. Wem nützt sie? Insekten/mir/keinem
  4. Habe ich einen passenden Standort? ja/nein/vielleicht
  5. Ist sie invasiv? ja/nein/potenziell
  6. Wie wird sie eingeordnet? heimisch/Archäophyt/eingebürgert/Kulturpflanze/Neophyt
  7. Zuchtform oder Wildform? (Ich ziehe wenn verfügbar die Wildform vor)

Je kleiner das Grundstück ist, desto mehr muss man meiner persönlichen Meinung nach abwägen. Die Plätze sind begrenzt. Ich bin inzwischen dazu übergegangen, Neophyten eigentlich gar nicht mehr in meinen Garten zu lassen. Alles, was außerhalb Europas seinen natürlichen Habitus hat, findet man höchstens in der Ertragszone (Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Chili). Die einzige Ausnahme bildet bei mir noch die Nachtkerze, welche aber erstens einen hohen Nutzen für die Insekten (und dadurch auch für Fledermäuse) hat, auf dem besten Wege ist als eingebürgert zu gelten und nicht zu letzt auch nicht als invasiv zu betrachten ist.

Und nun eröffne ich die Diskussion mit der Frage: Wonach wählt ihr aus?

Sei selbst der Wandel, nicht das Rädchen

Ich persönlich finde, dass wir eine so unglaubliche Vielfalt an einheimischen Pflanzen haben, die den Schönheiten aus Südamerika oder Asien in nichts nachstehen. Die Natur hat sicher ihre guten Gründe, verschiedene Pflanzen in unterschiedlichen Regionen der Erde wachsen zu lassen. Ein wichtiger Aspekt des Hortus-Prinzips ist es, MIT der Natur zu arbeiten, nicht gegen sie, dazu gehört für mich auch die Pflanzenwahl. Meine Auswahl-Kriterien sind folgende (in der Reihenfolge der Wichtigkeit):

Herkunft: Neu gepflanzt/gesät werden bei mir nur einheimische Pflanzen, Archäophyten und nichtinvasive Neophyten, die seit mind. den 17./18.JH als eingebürgert gelten. Bis auf meine Pfingstrose werden nach und nach die Exoten entfernt und ersetzt. Weiterhin verzichte ich auf Pflanzen, die speziell in Regionen beheimatet sind, die so garnichts mit meinen Bedingungen zu tun haben (Alpen, Meeresküste...)

Pflanzenart: Wildform ist erste Wahl, ungefüllt wird (halb)gefüllten Sorten vorgezogen, Orginale ziehe ich (wenn möglich) Kreuzungen vor.

Bezugsquelle: Da immer mehr Pflanzen massiv mit allem möglichen gespritzt und behandelt werden, lass ich die Finger von z.B. Baumarkt- oder Großhandelspflanzen. Vor zwei Jahren hatte ich mal eine Glockenblume, die so einige Bienen vergiftet und getötet hat, bevor ich es bemerkt hatte. Die stammte vom großen Baumarkt mit drei Buchstaben ...

Standortbedingungen: Licht, Boden, Feuchtigkeit

Nutzen: Nahrung, Quartier, Schutz

Vielfalt: Unterstützung vieler verschiedener Tierarten, verschiedene Pflanzenfamilien etablieren

Blütezeit: Ziel ist ein ganzjähriges Nahrungsangebot entsprechend der Jahreszeit

Wachstumsverhalten: kletternd? kriechend? ausläuferbildend? Konkurenzstärke

Aussehen: Gefällt mir die Pflanze, passen Größe, Breite, Farbe ... zu bereits bestehenden Pflanzungen

 

Die Ertragszone ist davon ausgenommen, auch ich liebe Tomaten, Kartoffeln, Kürbis, Physalis & Co. Hier achte ich hauptsächlich auf Fruchtfolgen und Bezugsquellen.

Brunnladesch (Natascha) hat auf diesen Beitrag reagiert.
Brunnladesch (Natascha)

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