Streuobstwiesen/ Blumenwiesen - Wohin mit dem Schnittgut?

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Simbienchen
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Streuobstwiesen/ Blumenwiesen - Wohin mit dem Schnittgut?

Beitrag von Simbienchen »

Um unsere anregende Diskussion (an anderer Stelle/anderer Thread) hier weiterführen zu können, habe ich mir mal erlaubt, das Thema hier neu aufzumachen :hallo

Hier bitte zu diesem Thema weitermachen :bravo
Amarille schrieb:
Durch unsere neu angelegten, verschiedenen Blumenwiesen im öffentlichen Bereich und zwei Bürgertreffs zur Wahl des Gemeinderates wurde ich von mehreren Leuten angesprochen und um Rat gefragt wie man seine Streuobstwiesen zu Blumenwiesen machen kann. Zum einen schön das man das machen möchte, zum anderen war aber auch oft das Denken das Blumenwiesen weniger gemäht werden müssen und man sich Arbeit sparen kann. Was soll man dazu sagen ohne das die gute Idee gleich wieder verworfen wird? Dann die Frage wohin mit dem Schnittgut, das ja abgetragen werden soll, das ist ja bei Streuobstwiesen nicht wenig. Als Futter für die Bauern wäre die Menge, wenn es dann viele haben, zuviel. Wir haben hier im Ort nur noch 2 Bauern die Milchkühe halten, nur einen Hobbybauer der ein paar Ziegen und Schafe hat. Es werden zukünftig sicher auch nicht mehr werden, wir sollen ja weniger Fleisch essen, die Zukunft wird und sollte eher vegetarisch sein. Also wohin mit dem Schnittgut, so das es nicht nur noch Haufen von Mulch als Haufen auf den Wiesen gibt oder, so die Idee eines Gesprächspartners "wir können ja, wie früher, Herbstfeuer draus machen". Ich hab aber keine Idee was richtig und möglich wäre. Es geht nicht um ein kleines Feld, sondern wie regeln wir das wenn es dann viele machen und enorme Mengen zusammen kommen?
Tree12 schrieb:
Wenn zu spät im Jahr gemäht wird und das Mahdgut zu hart und lang ist, ist es als Viehfutter nicht mehr geeignet. Das sagt der Biologe, bei dem mein Mann den Kurs zum Streuobstwart gemacht hat. Einige der Wiesen hier dürfen laut Unterer Naturschutzbehörde (wo etliche unfähige Personen arbeiten) erst im August gemäht werden.

Was man dann mit dem Mahdgut anfängt? Es taugt leider nicht mal für eine Biogasanlage, meint der Biologe, man muß es eigentlich in die Müllverbrennung geben.

Absolut grotesk.
Simbienchen schrieb:
Ich finde, man sollte eher versuchen, Kreisläufe in Gang zu setzen, als so wertvolles Gut "zu verbrennen". Es spricht auch nichts über Haufen, die als Komposthaufen Igeln und anderen Wildtieren nûtzlich sind. Schnittgut - Haufen sacken bis auf die Hälfte innerhalb eines Jahres in sich zusammen, vielleicht auch mehr. Sie könnten also immer wieder aufgeschichtet/ "gefüttert" werden.

Oder man legt um die Streuobstwiese eine Benjeshecke an, denn Schnittgut von den Obstbäumen fällt ja auch an. Darauf kann man das Wiesen-Schnittgut ebenfalls schichten, es zerfällt dann in der Benjeshecke mit der Zeit.

Man könnte das Schnittgut auch an Ort und Stelle fermentieren. Haufen anlegen und mit Teichfolie abdecken. Dazu bieten sich doch bestimmt die Randzonen der Streuobstwiesen an. Das würde den Regenwürmern auch gefallen. Somit unterstützt man außerdem das Bodenlebewesen. Klar, dort wird der Boden dann "fetter", aber in einer Wiese gibt es immer unterschiedliche Ernährungszonen.

Das fermentierte und zersetzte Schnittgut kann im Herbst oder Frühjahr bei Bedarf an die Obstbäume in Form von Dünger wieder zurückgeführt werden oder kompostiert werden. Wer Gemüsebeete hat, wird sich auch über Fermentiergut erfreuen.

Oder man verschenkt das Schnittgut als Füllung für Hochbeete und bietet direkt einen Sack Fermentiergut als Starter mit an.

Zusätzlich könnte man auch einen IBC umfunktionieren und im großen Stil verjauchen. Die Jauche könnte dann als Flüssigdünger weiter verwertet werden.

Es gibt bestimmt genügend tolle Ideen, was man mit Wiesenschnitt alles machen kann, aber einfach verbrennen finde ich sinnlos.

Was kann man aus Wiesenschnitt noch alles machen? Vielleicht gibt es eine Firma, die Verpackungsmaterial draus macht....oder man presst es und macht fermentierte Pellets draus. Keine Ahnung, ob man die in der Landwirtschaft dann einsetzen kann....

Hier ist zukünftig Brainstorming angesagt...ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu nichts mehr nütze ist!
Gsaelzbaer schrieb:
Das ist natürlich alles RICHTIG was du da schreibst, nur ein Problem besteht beim verbleiben auf der Wiese, es wird mit den Jahren einfach unfassbar viel an Material, so gut es auch zusammenschnurzelt, es wir mehr und mehr......dieses "Problem" habe ich natürlich auch!

So manch einer mit einer Biogasanlage wäre da eventuell ein Ansprechpartner, und wieder ein ABER, nicht jeder will Wiesenschnitt haben, da langhalmig. Zudem muss es dort auch hingekarrt werden, je nach Entfernung sind wir auch schon wieder im nichtöko Bereich.......
Ich hatte letztes Jahr mal ein kurzes Gespräch mit jemandem vom BUND, der ist wohl dran etwas aufzutun für die Obstwiesenbesitzer um das Gras loszuwerden, den ruf ich demnächst mal an.......

Falls nicht, tja, ich habe einen guten Häkselplatzmenschen, der lässt mich das Gras zum Teil dort abladen(owohl ansich nicht erlaubt, eigentlich nur Rasenmähgras, das Kurze eben), so werde ich dort in Etwa die Hälfte los, immerhin, denn wie gesagt, es wird wirklich mit den Jahren viel, sehr viel, vor allem bei Fettwiesen......
Tree12 schrieb:
Das, was Magnus beschreibt, ist leider die Realität, obwohl es sicherlich Anwendungsmöglichkeiten für das langhalmige Gras gäbe, Simone hat ja tolle Gedanken dazu dargelegt. Aber Biologen, die viele Wiesen im Landkreis betreuen, haben ja gar nicht die Zeit für Experimente.

Außerdem sind etliche Wiesen ja nicht Eigentum der Leute, die sich ums Mähen kümmern. Bei unserem Streuobstwiesenverein ist z. B. eine große Wiese dabei, die eigentlich eine Pferdewiese im Naturschutzgebiet ist (die Obstbäume stehen in einer Reihe am Zaun entlang und sind vor dem Zugriff durch die Pferde geschützt). Es scheint eine konventionelle Pferdehaltung zu sein, ist also kein Artenschutzprojekt. Auf so einer Wiese, die dem Verein nicht gehört, könnte weder eine Benjeshecke angelegt noch dürften Haufen mit Mahdgut am Rand belassen werden (wenn die Pferde nicht eh alles abweiden würden).

Im Dürresommer sind solche großen Haufen sicherlich auch ein Problem, dort wo Menschen vorbeikommen, Zigaretten wegwerfen oder aus Spaß und Langeweile zündeln.
Ann1981 schrieb:
Die Haufen sind nicht das Problem.
Simbienchen schrieb:
Ich doch auch :knuddel ...@Gsaelzbaer . Ich kenne die Problematik auch!

Bewirtschafte meine 1500 qm Wiese ja auch schon seit Jahren, plus den ganzen Wiesenschnitt am Haus. Den nicht so verholzten Wiesenschnitt vom Haus hatte ich getrocknet als Einstreu für die Hühner in einem alten Bettbezug aufgehängt, so hatte ich den ganzen Winter Heu für die Hühner. Natürlich wird der Grünschnitt abhängig von der Größe der Wiese auch mehr und nicht jeder hat die Zeit und Muße, um sich auf diese Weise um seinen Wiesenschnitt zu kümmern.

Ich habe zum Beispiel die Ränder der Wiese mit dem Wiesenschnitt im Herbst "totgemulcht" und konnte sie im darauffolgendem Jahr neu bepflanzen. Die halbverotteten holzigen Reste habe ich dem Kompost zugeführt und später war das ein Teil der Füllung des neuen Hochbeetes. Ich überlege auch schon eine Weile , ob ich mir direkt an der Wiese noch eine schöne Kompoststelle anlege, damit die Wege nicht so weit sind. Es kostet alles Zeit. MIR liegt es halt fern, eigenes Material abzugeben und in der Ertragszone fehlt mir Humus. Um diese Lücken zu füllen bietet sich der Wiesenschnitt super an, aus dem Grunde habe ich mit dem Fermentieren angefangen. Damit lassen sich Massen besser händeln.

Aber es spricht nichts dagegen, den Wiesenschnitt, den man selbst nicht mehr verarbeiten kann, einem anderen Kreislauf zuzuführen, wie du selbst auch beschreibst. Und ja, da ist man dann wieder mit einem Fuß in seiner Ökobilanz, aber einen Tod muß man sterben, wenn man es nicht selbst verwurschtelt. Das ist aber trotzdem was ganz anderes, als Herbstfeuer daraus zu machen. ( Unser Wertstoffhof nimmt auch Wiesenschnitt an...)

Darum bin ich jetzt gespannt, was sich der gute Mensch vom BUND einfallen lässt. :winken

Es ist sowieso die Frage an die Biologen weiterzugeben, ob es noch Sinn macht, überhaupt weiterhin diesem Trend zu folgen und alte Streuobstwiesen umzuwälzen, um neue Blumenwiesen daraus zu machen. Es ist schon länger her, da hatte ich ein Gespräch mit einem Biologen, der sagte, dass der Schaden viel größer als anfangs gedacht ist. Weil man mit jeder Veränderung einer Wiese die natürlichen Gefüge stört. Initialpflanzungen von autochthonen Wildpflanzen wären deutlich schonender. Die kann man schön nach der Mahd in offene Wiesenstellen pflanzen.
Tree12 schrieb:
Vom Trend, aus Streuobstwiesen reine Blumenwiesen zu machen, habe ich noch nichts gehört... Die Biologen hier vor Ort pflegen viele Streuobstwiesen in Naturschutzgebieten und predigen eigentlich eine frühere Mahd als August... denn durch diese zu späte Mahd entstehen ja erst die Probleme mit dem Schnittgut, das als Viehfutter nicht mehr taugt und das nicht mal die Biogasproduzenten haben wollen.

Bei uns liegt es an der starren Haltung der Unteren Naturschutzbehörde, die aus irgendwelchen Gründen die Mahd in Naturschutzgebieten erst im August gestattet. In dieser Behörde sitzen leider etliche Personen, die eigentlich nicht das passende Studium für ihren Job und nicht das Wissen echter Naturschützer haben. Den Biologen vor Ort sind dementsprechend oft die Hände gebunden, sie würden ja gerne im Juni schon mähen. Dann wäre das Schnittgut ein hochwertiges Viehfutter, selbst für die Haustiere von Privatleuten.

(Im Nachbarkreis geht man offenbar pragmatischer vor, dort wird früher gemäht und es gibt dann sogar diese handlichen Heuballen, die auch Privatleute erwerben können.)
Simbienchen schrieb:
Vielleicht sollten wir hier kurz klären, ob wir über rein private Streuobstwiesen, Vereinsweisen oder Gemeindewiesen sprechen. Ich habe mich auf private Streuobstwiesen bezogen.
Wie das Gemeinden oder Vereine handhaben steht nochmal auf einem anderen Stern. Die haben in der Regel nicht derartige Probleme wie wir Privatleute.
Amarille schrieb:
Mein Eingangspost bezog sich auf die privaten Wiesen, weil ich gefragt werde und keine Antwort weiß wie ich erklären kann das Mähgut abgeräumt werden muss, wenn eine Blühwiese gemacht werden will. Dabei spielt nicht die Blüte und Artenvielfalt vordergründig eine Rolle, sondern man denkt weniger mähen = weniger Arbeit. Hier übernehmen jetzt viele die Wiesen und aufgelassenen Weinberge, da die Großbauern die Pacht gekündigt haben. Es ist ja auch schön Opas Wiesen zu übernehmen, auch wenn man keine Ahnung davon hat und nun Ende Mai festgestellt wie hoch das Gras steht, man mit dem Rasenmäher nicht weit kommt, oft für den Transport einen Hänger braucht den man nicht hat. Für Totholz müssen die Bäume geschnitten werden, nur wie? Viele wohnen ja nicht mehr vor Ort, wollen was tun, aber stoßen an ihre Grenzen, suchen Lösungen, ich auch.
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Re: Streuobstwiesen/ Blumenwiesen - Wohin mit dem Schnittgut?

Beitrag von Somnia »

Ich habe mal bei einem Friedhof eine Kompoststelle gesehen, bei der ein Schild stand, daß man sich gerne bedienen könne...
Also, je nachdem, wie man es macht, finde ich das ne gute Idee. Klar, nur Wiesenschnitt verkompostiert anders, vermutlich auch langsamer, aber
- das Volumen sinkt beim Kompostieren,
- Es gibt Leute, die Kompost kaufen der Bedarf ist also da
- Und ich stelle mir vor, daß ne Streuobstwiese doch genügend Platz für ne Kompoststelle haben müsste
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Re: Streuobstwiesen/ Blumenwiesen - Wohin mit dem Schnittgut?

Beitrag von Doro »

Unsere NABU-Gruppe hat vor einer Woche im Rahmen eines Sensenkurses, die Hälfte der 600qm unserer Wiese gemäht (haben wir von der Stadt überlassen bekommen).
Zum Glück gibt es bei uns ein Tierasyl für Kleinnager, die große Lagerkapazitäten haben. Sie haben uns 4 Bigbags Heu abgenommen. Ein großer Kissenbezug voll ging an meine Nachbarin, die Meerschweinchen hat und den Rest haben wir auf eine selbst gebaute Reute geladen.

Due zweite Hälfte muss noch gesenkt werden, sobald es das Wetter zulässt. Wiexwir dieses und das Herbstmahdgut verarbeiten, müssen wir noch überlegen.

Geplant ist auf jeden Fall die Abgabe für eine Mahdgutübertragung an regionale NABU Gruppen oder ander Naturverbände.

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"Und während die Welt ruft… Du kannst nicht alle retten! …flüstert die Hoffnung… Und wenn es nur einer ist… Versuch es! Sylvia Raßloff
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