Hortus Bavariae

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Renninger
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Hortus Bavariae

Beitrag von Renninger »

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Vor 3 Jahren haben meine Frau Andrea Renninger und ich, der Achim uns offiziell auf den Weg gemacht. Am 03.05.2020 haben wir für uns für den „Garten bavariae - auf dem Weg zum Hortus“ hier im Netzwerk angemeldet. Seitdem sind etliche Hortelütti-Bekanntschaften geknüpft worden und durch die Facebook Erfahrungen wurde das Wissen ständig erweitert. Das Hortus Netzwerk „Oasen des Lebens – Vielfalt, Schönheit Nutzen“ , die regionalen Gruppen und die Inspirationen von Markus Gastl mit seiner üppigen Literatur sind stets Motivation und Ratgeber. In der modernen Gartenwelt ist meist der Zungenschlag der Nachbarn unüberhörbar, welche Unordnung im Garten herrsche. Mainstream kann Jeder, die Gegenwart zeichnet sich aus unserer Sicht auch dadurch aus, Prozesse und Zusammenhänge zu hinterfragen und vor allen Dingen auch zu Ende zu denken. David Seifert mit seinen Lebensinseln und Daniel Jakumeit mit seinem fantastischen Naturweltgarten sind auch zwei grandiose Beispiele, unsere Natur zu schützen und deren Artenvielfalt zu erhalten. Die Mitglieder im Netzwerk bieten Führungen an und geben geduldig ihr Wissen weiter. Nichts sollte unversucht bleiben, für die schon arg gebeutelte Natur unser Bestes zu geben. Weil wir es selbst sind, die darauf angewiesen sind, dürfen die Anstrengungen ruhig größer ausfallen.

Aber zurück zum Thema, warum sind wir denn jetzt kein Garten mehr, warum darf es jetzt ein Hortus sein? Die Dreizonengartenwelt war in Umrissen schon vor ca. 5 Jahren erkennbar. Unser Grundstück liegt im bayerischen Schwaben auf 574m Höhe. Reinhartshausen ist ein Dorf mitten in den sogenannten „Stauden“, einem Tel der Naturparks „Augsburg – westliche Wälder“ Die ursprüngliche Wiese wurde durch Gülle heftig mit Stickstoff versorgt. Der Boden ist lehmhaltig. Die Gestaltung und Verwandlung sollte daher behutsam sein, denn Magerwiese und Hotspotzonen spiegeln nur in Teilen die Umgebung wieder, und darin sollte sich die Natur schon wiederfinden. Die Kapitalsünde unserer Vorgänger ist eine Kirschlorbeerhecke über 50 Meter Länge. Mit einem Hortus im Namen und dieser Schmach wollten wir uns lieber erstmal auf den Weg zum Hortus machen. Nun ist es geschafft. Die Lorbeerhecke ist bis auf ein paar Wedel Vergangenheit. Einzelne Äste ragen noch empor, damit der Hühnervogel seine Mühe hat und die Ersatzpflanzung noch an Höhe gewinnen kann. Unsere Hühner werden übrigens im Zuge von „Ausstellungen“ vor der Schlachtung gerettet und dürfen ihren Lebensabend genießen, was sie sehr verdient haben. Die Ersatzpflanzung: Liguster, Weide, Kornelkirsche, Berberitze, Felsenbirne, Pfaffenhütchen, Holunder, Weißdorn, Faulbaum, Sanddorn, Äpfel- und Birnbäume, Pflaumen, Mirabellen und Kiwi.

Der aufregende Moment vor 4 Jahren mit der Entdeckung von zwei Schwalbenschwänzen hat sich lmit Nachwuchs leider nicht mehr eingestellt, nur Durchgangsflieger. Dafür fehlt in keinem Jahr mehr deren Raupenfutterpflanzen: wilde Möhre, Fenchel und Dill! Und dennoch: Die Artenvielfalt kommt jeden Tag ein bisschen mehr. Das Zauberwort für mich heißt Totholz. Mehr Leben mit seiner Hilfe kann es kaum geben. Pilze, Flechten, Moose, Schnecken, Gliedertierchen und Spinnen freuen sich, bis zu1500 Käferarten richten sich hier ihre Kinderstube ein, deren Gänge werden anschließend von Wildbienen benutzt. Hat man auch noch Gewässer in der Nähe, gibt man Glühwürmchen einen idealen Lebensraum. Ihre Teenager stellen sogar Schnecken nach, natürlich und ohne Gift – was will man mehr?
In der Facebook Gruppe: „Hortus Netzwerk- Oasen des Lebens“ kann man übrigens gerne nach „Lord Lorbeermort“ suchen, dort habe ich das Drama mit diesem giftigen Zeitgenossen immer mal wieder beleuchtet. Nun zieren die gekappten Äste einen Wall als Zaunersatz und Sichtschutz zum nachbarlichen Grundstück. Er wird bald überwachsen sein mit Efeu, Geißblatt und einer Rose. Zaunrübe und Platterbse sollten folgen, diese beiden Vertreter sind wichtig für so einige Wildbienen, daher die Entscheidung. Leider sind die Schnecken Sieger gewesen, wir geben nicht auf und werden mit Grasschnitt ablenken.
Wir haben zwei mächtige Fichtenstämme als stehendes Totholz platziert. Einige Steinhügel sind Wärmespeicher und Unterkunft. Unter dem Birnbaum wollten wir eigentlich einen Teich anlegen. Vor der Realisierung ist uns eingefallen, dass Blätter im Herbst im Wasser landen und damit ist viel Arbeit vorprogrammiert. In der Grube habe ich jetzt zunächst Astschnitt und Pflanzenreste aller Art geparkt, der Haufen fungiert somit als Käferkeller.
Der Garten ist insgesamt 1700m² groß. 400m² davon dürfen die Hühner nützen, viele Obstbäume sind im Gehege zu finden, die somit wertvolle Nährstoffe erhalten. Die restliche Fläche ist fast gleich in Bauerngarten und Naturgarten mit Magerzonen aufgeteilt. Wir sind gerade dabei, uns Gänge durchs Gelände zu erarbeiten. So modelliert gibt es quasi um jede Ecke etwas Neues zu entdecken: Glockenblumen, Karthäusernelke, Pimpinelle, Karde, Wiesenbocksbart, Mohn, Natternkopf, Flockenblumen, Jungfer im Grünen, brennende Liebe, Stockrosen, Königskerze, Salbei. Und Ideen gibt es noch genug. Im Bauerngarten dürfen einzelne, nichtheimische Akzente gesetzt werden. Ein Schmetterlingsflieder ist schon der Axt zum Opfer gefallen, jedoch ein Weiterer wartet noch auf den richtigen Zeitpunkt. Sonnenblumen erhellen von weitem die Stimmung. Unterschätzt werden zwei Kräuter: Schnittlauch und Oregano/Dost. Was vom Schnittlauch nicht gegessen wird, darf wunderschön blühen und Insekten magisch anziehen. Es kann also gar nicht genug davon geben. Dost ist ein Nahrungsbuffet vom Allerfeinsten und damit die Alternative schlechthin zum Flieder. Die fetten Ruten von der Brombeere werden bis auf 6 Stück im Herbst abgenommen, damit sie überreich tragen. Sie finden ihren Platz in den Stecken des Staketenzaunes, senkrecht mit 50 Zentimeter Abstand. Die ersten Mieter sind schon Tage danach zur Besichtigung angeflogen, Wildbienen und kleine Käfer nagen sich Gänge durch das Mark. Eine Augenweide ist jedes Jahr der deutsche Alant. Er wird angeflogen wie verrückt und ist Heimat für Blattläuse. Diese werden verteidigt von Ameisen, bis die Marienkäfer sich ihr Lätzchen umbinden und sich den Bauch vollschlagen.
Es sind diese Beobachtungen, die es wert sind. Tiere, die vorher erst bestimmt werden müssen, weil sie nie aufgefallen sind. Oder der stete Wandel im Erscheinungsbild. Versamung, Vermehrung und Etablierung zaubern ständig neue Bilder in den Garten. Manchmal hält auch der Wind eine Überraschung bereit und sorgt für Neuzugänge. Wenn wir nur achtsam genug sind und aufpassen, dass die Lebensräume nicht verschwinden, helfen wir, was von uns zuvor zerstört wurde. Diesen Bemühungen verpflichtet ist es daher nicht nur Belohnung, sondern auch Ansporn für die Zukunft, als eingetragener Hortus Verantwortung zu übernehmen. Selbst kleine Lebensinseln können so für einen stärkeren Genpool sorgen und das Überleben so mancher Spezialisten ermöglichen.
Eine Palettenburg, Versteckmöglichkeiten, Dachfläche sammelt Wasser für einen kleinen Teich
Eine Palettenburg, Versteckmöglichkeiten, Dachfläche sammelt Wasser für einen kleinen Teich
Eine Zaunersatz- Kontruktion
Eine Zaunersatz- Kontruktion
Magerzone am Backhäusl
Magerzone am Backhäusl
Frisch aufgestellte Totholzstämme
Frisch aufgestellte Totholzstämme
Zuletzt geändert von Renninger am Di 13. Jun 2023, 06:46, insgesamt 12-mal geändert.
Andrea und Achim Renninger
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Simbienchen
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Re: Eintragung als Hortus Bavariae -

Beitrag von Simbienchen »

Boah, Achim, das hast du sooo schön geschrieben! :liebhab
Deine Worte spornen an....machen wir alle weiter! Dafür sind wir alle hier.... :thumb

Schön, dass ihr da seid. Herzlich Willkommen im neuen Forum!
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Renninger
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Re: Eintragung als Hortus Bavariae -

Beitrag von Renninger »

Meist zu langatmig- meine Texte. Aber eben ein Herzensanliegen. Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht. Eintragung als Hortus Bavariae und Resonanz im Forum- Netzwerk... lg liebes Adminteam- ich weiß, wieviel Arbeit das macht!
Andrea und Achim Renninger
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Re: Eintragung als Hortus Bavariae -

Beitrag von tree12 »

Kein Stück "zu langatmig", sondern höchst interessant und uns allen aus dem Herzen gesprochen... :bravo
Martin
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Re: Eintragung als Hortus Bavariae -

Beitrag von Martin »

Ich bin ja auch kein Freund langer Texte, aber diesen habe ich wirklich sehr gern gelesen. Eine schöne Beschreibung, wie aus einem Garten ein Hortus wird. Schritt für Schritt. Mir fehlen da nur noch Fotos, um mir vom Ganzen ein Bild machen zu können... :pfeiffen
Renninger
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Re: Eintragung als Hortus Bavariae -

Beitrag von Renninger »

Herzlichen Dank, Bilder sind eingestellt
Andrea und Achim Renninger
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Polarwelt
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Re: Hortus Bavariae

Beitrag von Polarwelt »

Hallo Achim,

toll was aus dem Garten geworden ist. Eintragung ist erfolgt und vorgestellt wurde er natürlich auch. Ich hoffe es folgen noch viele Aktualisierungen hier im Forum :cool

LG Robert
Wer Pyramiden nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte sich verschafft und in Verkehr bringt, wird mit Horteln nicht unter zwei Jahren bestraft.
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Re: Hortus Bavariae

Beitrag von Polarwelt »

Moin Achim,

bevor ich es vergesse, es wäre schön, wenn Du die folgenden Eckdaten im ersten Beitrag Eures Posts verankern könntet. Das schafft eine gewisse Übersichtlichkeit und besser Orientierung.
Hortus-Name:
Bedeutung des Hortus-Namens:
Dein Name:
Postleitzahl
Hortus-Ort:
Hortus-Land:
Größe in m2:

Viele Grüße Robert
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