Was ist das Problem mit Rindenmulch?

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Dorfgaertner
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Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von Dorfgaertner »

Hallo,

in Trees Gartenthread kam unterschwellige Kritik an Rindenmulch auf. Ich möchte Andreas Thread ungern mit einer themenfremden Diskussion zumulchen ;-) darum hier.

Offenbar habe ich ein Informationsdefizit, also was genau ist das Problem mit Rindenmulch?

Grundsätzlich weiß ich natürlich, daß Rindenmulch nicht gleich Rindenmulch ist und man auf die Herkunft achten sollte. Auch kenne ich das Problem mit Cadmium bzw. Schwermetallen. Aber es gibt ja auch zertifizierte Mulche, z.B. mit dem RAL Gütezeichen (das ohne Zweifel zu den honorigen Gütezeichen gehört). Darüber hinaus wird Rindenmulch auch von einschlägigen Ökovereinen wie dem Nabu empfohlen. Ich weiß, bei Nabu & Co. ist auch nicht alles Gold, aber der Umkehrschluß ist ja nicht, daß die sich immer irren ;-)
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Alma
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von Alma »

Gut, dann bist du ja schon gut informiert.
Klar, da die Bäume die Schwermetalle die sie aufnehmen hauptsächlich in der Rinde einlagern ist danach zu schauen.
Hier sind die Auflagen für Biolandkompost zur Orientierung was noch ok ist und was nicht.
Allerdings sind das nicht ganz aktuelle Dokumente. Von 2018 bzw. 2020. Die aktuellen RAL bzw. Biolandlisten habe ich nicht gefunden im Netz.
Zumindest bei den Cadmiumwerten hat sich wohl was getan beim Rindenmulch. Da sind die Werte wohl auf 1,5 runtergesetzt.

https://www.bioland.de/fileadmin/user_u ... 3.2020.pdf

Zum Vergleich hier mal die RAL-Gütezeichen-Anforderungen für Rindenmulch:

https://www.substrate-ev.org/wp-content ... h-2018.pdf

Da sieht man schon deutliche Unterschiede.

Bioland RAL für Rindenmulch
Blei 45 150
Cadmium 0,7 2,5
Chrom 70 300
Nickel 25 80
Quecks. 0,4 1

Die Werte von Kupfer, Zink und Thallium sind bei RAL gar nicht aufgeführt.
Also wie gesagt, nicht ganz aktuell.

Zumindest neben meinem Gemüsebeet wäre das ein No-Go.
Und die Schwermetalle verschwinden auch nicht. Die hast du dann für immer in deinem Boden. Abhängig vom PH-Wert werden sie von den Pflanzen aufgenommen. Für Gemüse (bzw. für dich der es aufisst) ziemlich ungesund aber mit kompostieren verteilst du sie ja auch im ganzen Garten.

Vielleicht findest du ja auch die aktuellen RAL-Bestimmungen?
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Dorfgaertner
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von Dorfgaertner »

Hallo,

sorry für die verspätete Antwort!

Ich habe noch am 9. Juni die RAL-Menschen angeschrieben und nach deren Grenzwerten gefragt. Heute kam die Antwort rein.

Darin heißt es u.a.: "Die RAL-Gütesicherung Rindenmulch nimmt bei den Grenzwerten für Schwermetalle Bezug auf die gesetzlichen Vorgaben aus der Düngemittelverordnung (DüMV)."
Sowie: "Bei den Grenzwerten aus der DüMV handelt es sich übrigens um so genannte Vorsorgewerte. Vorsorgewerte werden anhand von Wirkungsschwellen festgelegt. Sie enthalten einen Sicherheitsabstand zu den gefahrenbezogenen Prüfwerten. Bioland und Co. legen in ihren Vorgaben traditionell niedrigere Grenzwerte bzw. einen größeren Sicherheitsabstand fest. So grenzen sie sich von den Vorgaben für konventionelle Ware ab. Die gesetzlichen Grenzwerte basieren jedoch auf den jeweils aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen (+Sicherheitsabstand) und sind vollkommen ausreichend."

Ich bin in dieser Frage jetzt zwiegespalten. Einerseits möchte ich der Antwort glauben. Hinzu kommt auch, daß es bei den Werten ja um "mg pro kg Trockenmasse" geht – Rindenmulch ist locker mit viel Luft dazwischen, 1kg Rindenmulch verteilt sich also schon etwas auf der Fläche.
Andererseits weiß ich natürlich, daß die Grenzwerte am Ende von der Politik (und der Lobby) beschlossen werden. Mit Sicherheit wird 'die Wissenschaft' um Stellungnahme gebeten worden sein, aber obwohl ich eigentlich ein systemtreuer Schlafschaf-Gutmensch bin, habe ich Schwierigkeiten zu glauben, daß die Werte wirklich nur auf "aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen" beruhen...

Also, ich hab dieses Jahr in zwei Blumenbeeten Rindenmulch verteilt, um den Boden zumindest etwas vor der Sommerdürre zu schützen und um bei der Unkrautkontrolle zu helfen. (Den werde ich da jetzt auch nicht wieder runterkratzen) Bislang habe ich Rindenmulch eher selten verwendet, weil die Mulchschicht als Wühlmausparadies gilt (bzw. die Erdschicht direkt darunter). Und kaum verwende ich den, kommt sowas – wär ja auch zuviel verlangt, wenn mal irgendwas einfach wäre :D

Das Problem ist, daß Rindenmulch im Blumenbeet im Prinzip "alternativlos" :lol ist. Rasenschnitt kann nur dünn verteilt werden und muß darum kontinuierlich erneuert werden. Habe ich schon mal gemacht, aber ich hab auch noch andere Aufgaben... ;-) Schafwolle ist zu teuer, wenn man keinen Schäfer kennt. Alternativen wie Kokosmulch sind i.d.R. auch zu teuer und müssten bestellt werden. Stein- oder Lavamulch ginge, verändert aber das Beet fundamental: Optik, Mikroklima, kaum Platz für selbstaussäende Pflanzen...

Was sind gute Alternativen?

Irgendwo beim googeln habe ich den Vorschlag gelesen, Holzhäcksel mit einem kleineren Teil Grasschnitt und Hornspänen zu mischen und damit zu mulchen. In der Theorie klingt das jedenfalls spannend.
Falls jemand noch ein nährstofforientiertes Blumenbeet besitzt – wie mulcht ihr das?
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von tree12 »

Lavamulch ist eigentlich eine prima Alternative, weil er auch Wasser speichern kann und leicht ist (auch für Blumentöpfe). Aber egal, womit man mulcht - offener Boden ist halt dann keiner mehr vorhanden. Nur im Sandarium/in Sandbeeten.

Unser Beerenbeet bekommt im Herbst viel Eichenlaub, das mir ein Nachbar schenkt und wenn wir aus dem Arbeitskeller Sägespäne oder sonstige kleinteilige Holzreste haben, folgen diese im Frühjahr/Sommer dem Eichenlaub.

Mit Schafwolle schützen/mulchen/düngen können, fände ich eigentlch toll, aber das wird hier ruckzuck von Vögeln und Hörnchen weggeholt. Ich habe übrigens gelesen, daß Schafwolle zur Schneckenabwehr nur gut sein soll, solange das Lanolin vom Regen noch nicht ausgewaschen wurde.
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Alma
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von Alma »

Das finde ich super, dass du RAL geschrieben hast. Und dass die tatsächlich antworten.
Hm, mit der Antwort kann ich auch nicht so wirklich was anfangen.
Was sind Vorsorgewerte und was sind Wirkungsschwellen? Hört sich alles etwas suspekt an.

Mach doch mal ein Foto von dem Beet
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von SchwurbelfreierGarten »

In Europa gilt das Vorsorgeprinzip.
Das Umweltbundesamt schreibt dazu:
Sind Schäden für die Umwelt bereits eingetreten, bleibt nur, diese durch Nachsorge zu beseitigen. Besteht eine Gefahr für die Umwelt – sind Schäden für die Umwelt also mit einiger Wahrscheinlichkeit absehbar – gebietet es die Gefahrenabwehr, deren Eintritt zu verhindern. Einen wichtigen Schritt weiter geht die Vorsorge: Sie soll verhindern, dass Gefahren für die Umwelt überhaupt erst entstehen. Das Vorsorgeprinzip leitet uns also dazu an, frühzeitig und vorausschauend zu handeln, um Belastungen der Umwelt zu vermeiden. https://www.umweltbundesamt.de/vorsorgeprinzip

In den USA kannste rausbringen was du willst, wenn es schädlich ist, kriegste halt einfach ne Klage die sich gewaschen hat.
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von Ann1981 »

Mit Schafwolle schützen/mulchen/düngen können, fände ich eigentlch toll, aber das wird hier ruckzuck von Vögeln und Hörnchen weggeholt. Ich habe übrigens gelesen, daß Schafwolle zur Schneckenabwehr nur gut sein soll, solange das Lanolin vom Regen noch nicht ausgewaschen wurde.
[/quote]

Lanolin = Wollfett. Fett ist nicht wasserlöslich.Aber vielleicht wird es durch Sonne (+ Wind) abgebaut?
"Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit." (Wolle Goethe)
Freder
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von Freder »

anja28 hat geschrieben: Di 13. Jun 2023, 16:03 Das finde ich super, dass du RAL geschrieben hast. Und dass die tatsächlich antworten.
Hm, mit der Antwort kann ich auch nicht so wirklich was anfangen.
Was sind Vorsorgewerte und was sind Wirkungsschwellen? Hört sich alles etwas suspekt an.

Mach doch mal ein Foto von dem Beet
https://lfu.brandenburg.de/lfu/de/aufga ... denschutz/
Freder
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von Freder »

Für mich selber würde ich da jetzt weniger Angst haben. Vorallem wenn du das nicht zu dick und ständig ausbringst.
Anders ist das dann schon wieder in Nähe von Gewässern. Amphibien nehmen Schadstoffe auch über die Haut auf (soweit ich weiß auch Schwermetalle, kann mich aber irren und das gilt nur für Organische Verbindungen) und reagieren auch stärker bei kleineren Dosierungen.
Die Vorsorgewerte richten sich "nur" nach den für Menschen bedenklichen Werten.
Das die Vorsorgewerte richtig angesetzt sind, davon gehe ich mal aus. Auch die Regierung und Lobby wollen nicht nochmal ein Problem wie mit verbleitem Benzin. Aber die Werte werden sicher auch etwas damit zu tun haben was wirtschaftlich und ökonomisch durchführbar ist.
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SchwurbelfreierGarten
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Re: Was ist das Problem mit Rindenmulch?

Beitrag von SchwurbelfreierGarten »

Das Umweltbundesamt schreibt hier nicht von Gefahren für den Menschen sondern von Gefahren für die Umwelt.
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