Hot- Spot " Wiese"

der Bereich für die Hotspotzone.
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Simbienchen
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Hot- Spot " Wiese"

Beitrag von Simbienchen »

Eine blütenreiche Wiese ist für die Insekten als Nektar-, Pollenspender und Futterpflanzenquelle extrem wichtig. In der Zeit, in der die Obstbaumblüte vorbei ist und die der meisten anderen Gehölze, bieten Wiesen das einzige Nahrungsangebot.

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Der Lebensraum Wiese ist aber noch viel wertvoller und bietet noch mehr als man denkt.

Wiese sorgt für Schatten auf dem Boden und dadurch für niedrigere Temperaturen, baut Humus auf, der dann wieder mehr Feuchtigkeit speichert und auch Co2 bindet. Der Boden ist ein Lebensraum für sich, ein lebendiger Organismus, dem (und seinen Lebewesen) wir unbedingt viel mehr Wertschätzung entgegen bringen sollten.

Im Boden, der unter einer Wiese nicht so sehr austrocknet wie unter einem Rasen, können Regenwürmer, Insektenlarven, auch Maulwurf und Feldmaus leben.
In der Streuschicht sammelt sich Streumaterial an und die Luftfeuchtigkeit ist dort relativ hoch, der Lichteinfall gering. Gut für Laufkäfer, kleinere Insekten, Schnecken, Ameisen, Asseln und Feldgrillen.
Auch Zauneidechsen leben und jagen dort gerne.
Die Blatt- und Stängel- Krautschicht: Auch hier ist es noch etwas schattig und feuchter als in der Umgebung. Das mögen Heuschrecken oder andere pflanzenfressende Insekten.
Die stehenden Stängel der Wiese werden viel von Schmetterlingen zur Eiablage genutzt und dort können sich auch die Raupen ernähren. Für die allermeisten Insekten sind Futterpflanzen für die Larven/Raupen wesentlich wichtiger als der Nektar, ohne sie ist ein Insektensterben nicht aufzuhalten.

Die Samenstände bieten unseren Vögeln wertvolle Sämereien als Futterquellen.

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Eine Wiese sollte als gesamter Lebensraum verstanden werden. Das ist viel viel mehr als nur die blühenden Pflanzen für die Bienen und Schmetterlinge.
Auch wenn eine Blumenwiese nach der Blüte etwas ‚strubbelig‘ aussieht und nicht mit einem gepflegten Staudenbeet (welches oft gewässert werden muss) konkurrieren kann. Die weiteren Werte sind toll und fördern das Leben im Garten.

Mit dem einhergehenden Klimawandel und den damit ausbleibenden Regenschauern, werden es Zierrasenflächen zukünftig in den Gärten schwer haben. Kurzgemähte grüne Rasen werden unter diesen Bedingungen zu braunen "Wüsten", Trinkwasser zum Bewässern der Rasenflächen ist eine Verschwendung unserer wertvollen Ressource " Wasser". Wiesenwildpflanzen kommen nachweislich deutlich besser mit regenarmen Zeiten klar und sind auf die Bedürfnisse unserer heimischen Insekten abgestimmt.

Wiesen- Hotspots sind von daher elementare und wertvolle Elemente in unseren Gärten.

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Aufgrund dessen, dass es völlig unterschiedliche Typen von Wiesengesellschaften und Wiesentypen gibt , tragen wir in einem anderen Thread unabhängig davon Arten zusammen und stellen sie in einzelnen Artenportraits vor.

Wir nehmen dort sozusagen einige Wiesenpflanzen etwas genauer unter die Lupe um deren Wertigkeit für die Insekten, Vögel und Wiesenbewohner herauszustellen.

Zu finden hier : viewtopic.php?p=7496#p7496
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Simbienchen
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Re: Hot- Spot " Wiese"

Beitrag von Simbienchen »

Da die Pflanzengesellschaften in der Zusammensetzung regional unterschiedlich sind, haben wir zwei Beispiele von Wiesenmischungen von Syringa kopiert.

https://www.syringa-pflanzen.de/blumenw ... uktart=335

Nur damit man mal eine Vorstellung bekommt, welche Vielfalt in einer Wiese vorkommen könnte. An solchen Auflistungen kann man sich orientieren und sich Ideen holen, welche Wildpflanzen in eigenen Wiesenabschnitten ergänzt werden können. Dort findet ihr auch Saatgutzusammensetzungen von z.B. Feuchtwiesen

Initialpflanzungen als "Impfung" von Wiesen funktionieren gut, damit lässt sich die Vielfalt erhöhen ohne die Wiese komplett umwälzen zu müssen. Damit schont man schon vorhandene Pflanzengesellschaften und die sich darin befindenen Lebewesen.

Syringa - Universalmischung für alle Böden. Pflege: Je nach Nährstoffgehalt des Bodens werden 2-3 Schnitte im Jahr Anfang/Mitte Juni und Ende August/September empfohlen. Schnittgut entfernen. Schnittgut kann auch als Futter genutzt werden.

Regelzusammensetzung:
Achillea millefolium - Schafgarbe
Agrimonia eupatoria - Odermennig
Anthemis tinctoria - Färberkamille
Anthyllis vulneraria - Wundklee
Buphtalmum salicifolium - Ochsenauge
Campanula patula - Wiesenglockenblume
Carum carvi - Kümmel
Centaurea jacea - Wiesenflockenblume
Centaurea scabiosa - Skabiosenflockenblume
Cichorium intybus - Wegwarte
Crepis biennis - Wiesenpippau
Daucus carota - Wilde Möhre
Dianthus carthusianorum - Karthäusernelke
Echium vulgare - Natternkopf
Galium mollugo - Wiesen-Labkraut
Galium verum - Echtes Labkraut
Geranium pratense - Wiesenstorchschnabel
Hypericum perforatum - Johanniskraut
Knautia arvensis - Witwenblume
Leucanthemum vulgare - Margerite
Lotus corniculatus - Hornklee
Malva moschata - Moschusmalve
Medicago lupulina - Hopfenklee
Onobrychis viciifolia - Esparsette
Pimpinella saxifraga - Kleine Bibernelle
Plantago lanceolata - Spitzwegerich
Potentilla recta - Aufrechtes Fingerkraut
Prunella grandiflora - Großblütige Braunelle
Prunella vulgaris - Gewöhnliche Braunelle
Rhinanthus alectorolophus - Klappertopf
Salvia pratensis - Wiesensalbei
Salvia verticillata - Quirlblütiger Salbei
Sanguisorba minor - Kleiner Wiesenknopf
Silene nutans - Nickendes Leimkraut
Silene vulgaris - Taubenkropf-Leimkraut
Tragopogon orientalis - Wiesenbocksbart

Schwachwüchsige Arten, die Wiesenblumen nicht verdrängen:
Anthoxanthum odoratum - Gemeines Ruchgras
Cynosurus cristatus - Gemeines Kammgras
Trisetum flavescens – Goldhafer

Syringa – Magerrasen - Spezialmischung für eher trockene, nährstoffärmere, sonnige Standorte.

Regelzusammensetzung:
Achillea millefolium - Schafgarbe
Anthemis tinctoria - Färberkamille
Anthyllis vulneraria - Wundklee
Buphtalmum salicifolium - Ochsenauge
Campanula patula - Wiesenglockenblume
Campanula rotundifolia - Rundblättrige Glockenblume
Centaurea jacea - Wiesenflockenblume
Centaurea scabiosa - Skabiosenflockenblume
Daucus carota - Wilde Möhre
Dianthus carthusianorum - Karthäusernelke
Galium verum - Echtes Labkraut
Hypericum perforatum - Tüpfel-Johanniskraut
Knautia arvensis - Witwenblume
Leontodon hispidus - Rauer Löwenzahn
Leucanthemum vulgare - Margerite
Lotus corniculatus - Hornklee
Malva moschata - Moschusmalve
Medicago lupulina - Hopfenklee
Onobrychis viciifolia - Wilde Esparsette
Pimpinella saxifraga - Kleine Bibernelle
Prunella grandiflora - Große Braunelle
Ranunculus bulbosus - Knolliger Hahnenfuß
Rhinatus alectorolophus - Zottiger Klappertopf
Salvia pratensis - Wiesensalbei
Sanguisorba minor - Kleiner Wiesenknopf
Scabiosa columbaria - Tauben-Skabiose
Silene vulgaris - Taubenkropf-Leimkraut
Thymus pulegioides - Gewöhnlicher Thymian
Tragopogon orientalis - Wiesenbocksbart
Veronica teucrium - Großer Ehrenpreis

Schwachwüchsige Gräser, die Wiesenblumen nicht verdrängen:
Anthoxantum odoratum - Gemeines Ruchgras
Briza media - Zittergras
Bromus erectus - Aufrechte Trespe
Cynosurus cristatus - Gemeines Kammgras
Festuca ovina - Schafschwingel
Festuca rubra trichophylla - Rotschwingel
Trisetum flavescens - Goldhafer
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Re: Hot- Spot " Wiese"

Beitrag von Amarille »

Aus der letztjährigen Erfahrung heraus möchte ich empfehlen die Wiesenmischungen für unterschiedliche Böden zu mischen, außer es sind generell magere und trockene Standorte (reine Kies- Sandflächen) oder nährstoffreichere Böden die lediglich im Sommer trocken sind. Das gilt auch für Begleitpflanzen wie Stauden die man in die Wiesen mit einbringen kann. Durch den Klimawandel und viel Regen im Winter sind auch trockene Standorte nicht mehr als trocken einzuordnen, einige trocken liebenden Stauden sind uns deshalb abhanden gekommen, die Keimung der Wiesensamen ist lückig, vermutlich sind auch da einige Sorten einfach schon im Samenstatus verfault. Wir werden die nächsten Wochen dann sehen was überlebt hat und sehr wahrscheinlich das Saatangebot erweitern müssen. Es ist alles nicht mehr so einfach wie es schon einmal war.
Was die meisten Menschen im Leben lernen müssen, ist, wie man Menschen liebt und Dinge benutzt, anstatt Menschen zu benutzen und Dinge zu lieben.
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Re: Hot- Spot " Wiese"

Beitrag von Ann1981 »

@Simbienchen , vielen Dank für die Erläuterungen und die Pflanzenlisten.
Unsere Blumenwiese geht jetzt ins dritte Jahr. Der Boden unter ihr lässt sich einfacher als der unter dem Rasen bearbeiten (Initialpflanzungen). Er sieht auch viel gesünder als der durchfallfarbene Lehm aus.

Da freue ich mich im Nachhinein doppelt über das Zirpen von Grillen und Heupferden aus der Wiese letzten Sommer. Einiges scheint gut gelaufen zu sein.
Jetzt warte ich gespannt auf die Größe der Insektenpopulation in diesem Sommer, nachdem ich einen Teil der Wiese über den Winter stehen ließ, denn sie macht den Hotspot richtig spannend.
Großes Fresse: Hornisse erlegt Wespe. Schachbrettfalter schlürft an der Wilden Möhre.
Großes Fresse: Hornisse erlegt Wespe. Schachbrettfalter schlürft an der Wilden Möhre.
Zuletzt geändert von Ann1981 am Do 8. Feb 2024, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hot- Spot " Wiese"

Beitrag von Simbienchen »

Lieben Dank @Ann1981 , ich gebe deine dankenden Worte an mein Team weiter...:winken

Dieses Thema war eine " Gemeinschaftsarbeit", jeder aus unserem Team hat etwas dazugesteuert.

Wir sind alle gespannt auf deine Berichte aus deiner Wiese.. :giessen
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Re: Hot- Spot " Wiese"

Beitrag von Ann1981 »

Danke, fleißiges Team.
Ich fühlte mich ein gaaanz klein wenig niedergeschlagen, weil ich gefühlt zu nichts komme. Der Wiesenbeitrag erinnerte mich an mein Vorhaben, mir die Bedarfe von 2-3 Insekten herauszusuchen und den Garten entsprechend aufzustocken. Und er schärfte meine Aufmerksamkeit. Eine wunderbare Idee.
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