Thuja-Hecke schrittweise ersetzen / Sichtschutz

[philipp404]

Hallo zusammen,

ich bin noch recht neu hier (habe gerade unseren Garten auf dem Weg zum Hortus Comitium vorgestellt) und wende mich direkt mit einer Frage an euch.

Wir haben an der Nord- und Nordwestseite unseres Grundstücks noch eine alte Thuja-Hecke stehen. Viele Meter Thuja haben wir bereits entfernt und durch Totholzhecken oder heimische Gehölze ersetzt.

Bei den letzten ca. 12 Metern stellt sich nun aber folgendes Problem: die Hecke steht ca. 5Meter vor unserem Esszimmer-Fenster und dient als Sichtschutz zur Garagenauffahrt der Nachbarin bzw. zur Straße. Zur Straße hin steht daneben ein großes Tor, das in Verbindung mit der Hecke auch dem Einbruchsschutz etc. dienen soll. Meine Frau möchte die Hecke daher "erstmal" behalten, ich würde sie aber gerne ersetzen (die Hecke ) und suche daher nach Ideen, die auch schnell wieder Sichtschutz bieten.

Ich sehe folgende Möglichkeiten:

• Hecke komplett raus, provisorischen Sichtschutz bauen (Holzzaun) und neue Gehölze pflanzen; möchte ich eigentlich vermeiden wegen des resourcenintensiven Holzeinsatzes, zudem stehen die Gehölze dann erstmal im Schatten des Zauns

• ich nehme einzelne Pflanzen raus und setze dort nach und nach neue Gehölze ein; Nachteil: die Pflanzen kriegen wegen Licht und haben direkt starke Wurzelkonkurenz und saure Erde

• Thuja bis auf den Stamm schneiden, Drähte spannen, Efeu und Clematis wachsen lassen bis alles dicht ist; Nachteil: blickdicht wohl erst in einigen Jahren

• Einzelne Heckenpflanzen entfernen und dort Totholzhecken-Abschnitte integrieren; Nachteil: alle unsere Gehölze müssen noch wachsen und wir habe gar nicht so viel Baumschnitt aber das kriege ich vielleicht bei Kleinanzeigen etc. gesammelt

Habt ihr noch andere Ideen oder Erfahrungen zu dem Thema?

Danke und VG

Philipp

[philipp404]

Hier noch Bilder dazu:

[tree12]

Einzelne Thujamonster rauszunehmen und dazwischen was anderes zu pflanzen, halte ich für einen schlechten Plan. Der Boden ist total ausgetrocknet und ausgelaugt und die neuen Gehölze werden sicherlich schlecht anwachsen und sich sehr langsam in Höhe und Breite entwickeln. Und Du müßtest im Laufe der Jahre im Boden herumwerkeln, um Stümpfe der Thujas zwischen den neuen Gehölzen zu entfernen, was den Gehölzen nicht so zuträglich wäre.

Clematis sind in den ersten Jahren oft mimosenhaft, außerdem muß man die in der Regel im Frühjahr kräftig zurückschneiden. Sie ergeben also keinen Sichtschutz.

Ich tendiere zum radikalen Rausschmiß der Monster und zur Bodenverbesserung mit Kompost, Pellets etc. Und dann würde ich eine Hainbuchenhecke pflanzen. Die sind heimisch, sehr robust, sehr wuchsfreudig und im Winter fast blickdicht. Und preiswert sind sie obendrein.

Jetzt mußt Du nur noch Deine Frau überzeugen...

Ihr werdet beide glücklich sein, wenn die Monster besiegt sind und endlich was ökologisch Wertvolles und Schönes in den Boden kommt. Kann ich mir zumindest vorstellen... manchmal muß man einfach mutig sein.

[Alma]

Das Stück neben dem Tor bis zur Ecke ist ja nicht soo lang.
Da könntest du die radikal-Methode anwenden Thuja raus und schon etwas größere Hainbuchen rein. Wäre bei der Menge ja noch finanziell vertretbar.
Die lange Seite: Was soll denn da später hin? Wieder eine Hecke die geschnitten wird? Oder Sträucher? Wenn Sträucher dann brauchst sowieso einen größeren Abstand zur Grundstücksgrenze und könntest erstmal davor pflanzen. Im ganz heiklen Bereich (Eßzimmer-sichtschutz) vielleicht auch ein Kleinbaum? Das Nachbarhaus ist ja auch soo schön nicht. Kleinbaum könnte Kugelahorn, Felsenbirne, Quitte, Birne, Apfel, Prunus mahaleb, Säulenhainbuche oder ähnliches sein.
Einzelne Thujas ausbuddeln und dazwischen pflanzen geht wenn du an beiden Seiten zur bestehenden Hecke eine Wurzelsperre bis 30-40cm Tiefe einbaust. Alte Bretter z.B. oder ein Wurzelvlies (das dann halt nicht verrottbar und dauerhafter Plastikmüll im Garten)

[Hortus vivi]

Hallo Philipp,

Eines vorweg, man erkennt, dass du dich schon intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hast

Ich persönlich würde Elemente kombinieren.

Beim Schneiden der Hecke wird doch viel Material anfallen und vielleicht haben Nachbarn auch noch etwas was sie loswerden wollen und würde daraus eine Benjeshecke machen. Der Vorteil ist ich kann auch die nächsten Jahre meinen Rückschritt sinnvoll unterbringen. Entweder als Element dazwischen einbauen oder die Länge bzw. Kurze Seite wählen.

Da du Einbruchschutz erwähntest könntest du auch stachelig in Betracht ziehen z. B. Brombeeren, Schleehe, Kreuzdorn, Rosen. Auch die könnten kombiniert werden mit z. B. Der erwähnten Hainbuche oder auch Feldahorn, falls es doch an der Stelle nicht so dicht sein soll oder braunes Laub unerwünscht ist.

Auch dass du ein paar Stämme stehen lässt und dort was rankt wäre für einen Abschnitt vllt auch ein Interessantes Modul.

Oder wie deine Frau sagt, noch warten bis genug Material und dann eine Totholzhecke. Sprich bis Herbst bis alle rund um euch schneiden und ihr die Nähe abgabestelle seit.

[Dorfgaertner]

Ich würde mich auch dem Team Hainbuche anschließen ;-) Allerdings wird die Entfernung von den eingewachsenen Thujas, speziell der Wurzeln, sicherlich ein Kraftakt. Dafür würde ich mir im Vorfeld ausreichend Helfer organisieren.

Ich kann Deine Frau schon verstehen, so eine eingewachsene Hecke ist was schönes, selbst wenn es Thuja ist. Aber wie hier schon erwähnt wurde, gibt es bei Baumschulen i.d.R. auch größere Hainbuchen für Hecken. Es dauert natürlich trotzdem ein paar Jahre, bis die wieder so groß sind, aber ich denke, die Wartezeit wird sich langfristig mehr als lohnen!

[Simbienchen]

Für den Fall, dass die Thujahecke rauskommt, würde ich nicht wieder eine Monokultur - Ersatzhecke pflanzen und eher zu einer Hecke tendieren, die mehr zu bieten hat als eine reine Hainbuchenhecke.

Die Idee von Tree den Boden vor der Neupflanzung aufzubereiten finde ich sehr gut! Damit der saure Boden unter der Thujahecke etwas neutralisiert wird.

Eure Hecke soll Sichtschutz und zusätzlich einen gewissen Schutz vor Eindringen gewährleisten. Dazu eignen sich Sträucher/ Gehölze mit Dornen. Gleichzeitig sind unsere heimischen Sträucher durch ihren dichten Wuchs recht kompakt, bieten Sichtschutz und sind gleichzeitig Vogelschutz- und Nährgehölze. Einige sind wahre Raupenfutterpflanzen. Sie blühen auch noch sehr schön und bieten somit mehr für 's Auge als eine einheitliche grüne Wand.

Natürlich ist auch hier wieder der Nachteil, dass es Zeit braucht, bis die Hecke eingewachsen ist, aber dann hättet ihr irgendwann eine Hecke, die auch euren Wildtieren und Insekten nützlich ist.

Ich habe dir hier mal ein paar Vorschläge für eine Blickdichte "Mischhecke" zusammengestellt. Es sind auch ein paar heimische Nadelhölzer dabei. Bei Naturadb kannst du erfahren, wem aus unserer Insektenwelt der jeweilige Strauch nützlich ist.

Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
https://www.naturadb.de/pflanzen/crataegus-monogyna/

Gemeiner Liguster (Ligustrum vulgare)
https://www.naturadb.de/pflanzen/ligust ... /?thema=16

Europäische Stechpalme (Ilex)
https://www.naturadb.de/pflanzen/ilex-a ... /?thema=16

Stechpalme 'Madame Briot' (Ilex aquifolium 'Madame Briot')
https://www.naturadb.de/pflanzen/ilex-a ... /?thema=16

Europäische Eibe/Gemeine Eibe (Taxus baccata)
https://www.naturadb.de/pflanzen/taxus- ... /?thema=16

Gewöhnlicher WacholderGemeiner Wacholder (Juniperus communis)
https://www.naturadb.de/pflanzen/junipe ... /?thema=16



Eine andere Möglichkeit wäre, (wenn du dem Wunsch deiner Frau doch vorerst entsprechend möchtest und ihr die Thujahecke noch stehen lassen möchtet), ein paar Kletter- Rosen oder Ramblerrosen vor die Thuja zu setzen und sie geführt in die Thujahecke reinranken lasst.

[Ann1981]

Für Sichtschutz und Bodenaufbau könntest du ein paar Weidenstecklinge setzen. Ihre Austriebe wachsen bis zu 2m im Jahr. Als Kopfbäume fallen sie unter die gesetzlichen Regelungen von Hecken (Grenzabstand, Informationen gelten auf jeden Fall für Sachsen). Mit dem Schnitt kannst du mulchen und so den Boden füttern. Werden sie nicht mehr benötigt, weil die eigentlichen Sträucher eine passable Größe erreicht haben, kann man sie ringeln.
Ich finde es furchtbar, Pflanzen zu töten, habe durch die Beschäftigung mit den Themen Nahrungswald, Waldgarten und Permakultur auch eine pragmatische Perspektive gewonnen: Leben, Sterben, Verdrängung sind natürliche Prozesse, die wiederum anderes Leben ermöglichen.

Ich werde meine erst nach der Blüte schneiden, sodass sie noch eine frühe Futterquelle bieten.

[philipp404]

Vielen Dank für eure Antworten.

Die Arbeit die Thuja rauszuwerfen scheue ich nicht, haben Anfang 2023 schon einmal so viel entfernt, dass schaffe ich an zwei Nachmittagen mit Spaten und Hacke recht flott.

Die bereits entfernten Hecken haben wir durch heimische Gehölze ersetzt (Faulbaum, Kornelkirsche, Liguster, Berberitze, Schneeball, Holunder, Weißdorn). Eine Hainbuchen-Einheitshecke hätte ich nicht so gerne, würde der Hecke auch etwas raumgeben und sie nicht ganz gerade auf 1m Breite schneiden. Aber es dauert halt doch einige Jahre bis diese Pflanzen dicht wachsen. Daher ist mein Problem gerade eher mit welcher Umsetzung ich den Sichtschutz auch kurzfristig erhalte um meine Frau zu überzeugen. Daher meine Gedanken schrittweise zu ersetzten oder zeitweise Holzzaun-Elemente zu bauen oder hohe Totholzelemente einzubringen.

[SchwurbelfreierGarten]

Sehe ich das auf dem zweiten Bild richtig, dass der größte Teil der Hecke eh von einem Gebäude verdeckt ist?