Da unsere für heute geplante kleine Wanderung wegen Regen nicht stattfand, haben wir spontan ein bißchen Öko-Sightseeing in unserer Stadt eingelegt. Quasi am anderen Ende der Stadt gibt es ein kleines Naturschutzgebiet, eine Binnendüne, die ich bisher nur aus der Zeitung kannte. Danach wollten wir einen großen Friedhof ansteuern, den der NABU kürzlich als "schmetterlingfreundlich" auszeichnete und wo es mehrere ökologisch wertvolle Elemente geben sollte. In der Zeitung sehen diese Flächen ja immer super gelungen aus...
Das kleine, langgezogene Naturschutzgebiet befindet sich inmitten einer großen Siedlung mit ausgedehnten Grünflächen zwischen den Wohnblöcken. Es gibt auf den Wegen durch die Düne etliche Mülleimer, viel zu klein dimensioniert. Kürzlich wurden die Ränder an den Wegen gemäht und gleichzeitig haben sie all den Müll geschreddert, der dort lag. Um die paar Bänke lag auch viel Müll, zwischendrin fand sich Hundekot, mal mit, mal ohne Beutel drum herum. Das Herz der Düne besteht wirklich aus purem Sand mit Silbergras, es ist aber winzig klein und nicht wirklich geschützt vor Menschen oder Hunden. Die Wiesen erschienen mir sehr artenarm, es gab viel Brennesseln und viel Gras. Irgendwo mittendrin winkte mir eine einzelne wilde Malve zu. Und wirklich überall reckten stark bedornte Robiniensämlinge aggressiv ihre Äste in die Höhe. Es hat mich traurig gemacht, daß die Anwohner diesen Naturschatz so vermüllen und daß offenbar viel zu wenig Geld vorhanden ist, um die Verbuschung zu unterdrücken und die Wiesen fachgerecht zu pflegen.
Danach ging es weiter zum Friedhof, der in der Zeitung immer wieder lobend Erwähnung findet als Paradebeispiel für eine gelungene ökologische Aufwertung. Angeblich wurden wahnsinnig viele Rasenflächen in Wildblumenwiesen umgewandelt. Ich weiß, es ist Oktober und da blüht nicht mehr viel... an den Rändern der Flächen befanden sich ein paar Disteln, ansonsten sah ich nur eins, nämlich viel Gras, hohes Gras, keine echten Säume. Sie haben ein paar Bäume gepflanzt, drum herum auch nur Gras, das soll man nicht betreten wegen der vielen Zwiebeln, die dort versenkt wurden. Im Moment sieht das alles echt trostlos aus und man kann sich dort keine blühenden Krokusse oder Winterlinge vorstellen. Die Wiesen werden völlig falsch gepflegt!
Wir kamen an einem neu errichteten "Insektenhotel" vorbei, eine dieser riesigen Anlagen, die nicht mehr zeitgemäß sind und nur für die Optik hingestellt werden. Natürlich ist es schlecht befüllt, mit rissigem Holz, mit Gipssteinen, die Feuchtigkeit anziehen, mit Zapfen und mit Holzschnitzeln. Die integrierte Lehmwand ist gut gemeint, aber schlecht gemacht, viel zu hart und nicht geschützt vor Zugriff. Die Schilfmatte ist von schlechter Qualität, ausgefranst und billig. Wir suchten fast vergeblich nach besiedelten Löchern in diesem "Hotel". Da ist bei uns vor der Haustür auf jeden Fall viel mehr los!! Ich war ja fast erschüttert von diesem Anblick. Unweit des "Hotels" hat ein Imker seine Bienenvölker aufgestellt, alles sehr lieblos und optisch wenig ansprechend, wirkte fast wie eine kleine Müllkippe mit Paletten und Plastikzeugs auf der Erde.
Der Weg führte an einem Element vorbei mit viel Totholz und einem Steinhaufen, ganz neu und wirklich schön gemacht. Aber eigentlich viel zu klein!! Das hätte man auch zehnmal so groß dort installieren können, der Platz ist vorhanden. Weiter ging es zu einem sehr erfreulichen Anblick, dem Amphibienteich, auch ganz neu, groß genug, an einer Seite mit einer sonnigen Trockenmauer und etwas Wildwuchs am Ufer. Und schon waren wir durch und wir fragten uns, ob das nun wirklich 5000 qm aufgewertete Fläche gewesen waren....??!!
Der wahre Schatz kam aber ganz zum Schluß...

Der Friedhof hat noch eine Erweiterungsfläche oder Arbeitsfläche oder was auch immer. Im vorderen Bereich waren Schnittgut und Pflanzenreste aufgetürmt und dahinter wurde es richtig herrlich wild. Da war ein alter Totholzhaufen aus lauter Baumstumpen, Wurzeln und zerlöcherten Stämmen, zum Teil überwuchert mit Brombeeren. Und der Haufen war riesig! Auf der anderen Seite befanden sich Flächen, wo mal Sand und Pflastersteine gelagert waren... der Sandhaufen war obendrauf bewachsen und die Wurzeln schützten ihn vor dem Abrutschen. So konnte eine wunderbare, besonnte Steilwand entstehen, alles war voller Löcher. Kleine Löcher von Wildbienen und weiter unten große Löcher von Kaninchen oder Füchsen... Die Wiese drum herum war voller trockener Pflanzen wie Rainfarn oder Natternkopf, die ihre Samen verstreuen konnten, gleichzeitig blühten Wilde Möhre und andere späte Schönheiten. Ein Naturparadies mitten in der Stadt. Hoffentlich wird dieses wilde Fleckchen niemals zugebaut. Genau so sehen ökologisch wertvolle Flächen aus und nicht wie die stickstoffreichen und falsch gepflegten angeblichen Wildblumenwiesen inmitten des Friedhofs.