Unkenntnis
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Unkenntnis
Ich machte dieser Tage eine Führung mit von einer Gruppe naturinteressierter und mehr oder minder aktiv im Umweltschutz tätiger Personen. Uns wurden Pflanzen vorgestellt, die man anfassen, schmecken und riechen sollte. Ehrlich gesagt, war ich doch ein bißchen erschrocken über die Unwissenheit selbst eines solchen Personenkreises...
Anfangs ging ein Pflanzenteil herum, das es zu identifizieren (Aussehen und Geruch der zerriebenen Blätter) galt. Als ich die Pflanze sah, war mir sofort klar, es handelte sich um Gundermann. Großes Rätselraten bei den anderen... Günsel..?? Nein, wird oft verwechselt. Kann man auch essen, ehrlich? Gundelrebe.... aha, oder doch Gundermann? Ach, ein- und derselbe Trivialname für die einheimische Pflanze?
Weiter ging es zum Gagelstrauch (die Blätter riechen wirklich intensiv, war für mich auch neu, weil ich keinen Gagelstrauch habe). Ok, geht ja nicht im Garten, ist ja eine Moorpflanze.... Doch, funktioniert, man muß halt ein Moorbeet anlegen. Ach, im eigenen Garten...?? Ja, aber so etwas Außergewöhnliches kann man ja gar nicht kaufen. Doch, so etwas kann man über Wildpflanzenbetriebe beziehen. Wo wäre denn ein solcher....?? Ist nicht gerade nah. Tja, es gibt bei den Gärtnereien auch Online-Shops.
Es wurde irgendeine nichtheimische riesige Polsterstaude vorgestellt und dabei explizit erwähnt, daß sie toll blüht, aber bei uns kein einziges Insekt ernährt. Die Leute hörten nur "hitzeresistent" und waren sofort begeistert. Ich nicht, auch wenn sich die Blätter wunderbar weich und samtig anfühlten.
Eine weitere Station war bei einer Polsterglockenblume, die riesige Ausmaße erreicht hatte. Die Biologin, die die Führung leitete, kam nicht auf die genaue Bezeichnung... Ich meinte, es könnte die C. poscharskyana sein (habe ich selbst mehrfach im Garten). Und es stimmte. Die Frage kam auf, warum Glockenblumen so wichtig für Wildbienen wären. Und ob alle Glockenblumen Nahrung für die Wildbienen böten...? Eine ganz bestimmte Wildbienenart wäre ja vollkommen abhängig von den Glockenblumen... aber welche... Ich half schnell aus mit der "Glockenblumen-Scherenbiene", die ja auch in der Literatur oft genannt wird, wenn es um die Spezialisten unter den Wildbienen geht. Wildbienen stechen übrigens nicht und sind nicht gefährlich... Ich verkniff mir übrigens die Bemerkung, daß es laut Paul Westrich (den die meisten der Anwesenden ja wahrscheinlich eh nicht kennen) sogar vier auf Glockenblumen angewiesene Wildbienenarten gibt.
Als einzige in der Gruppe nahm ich sofort das Eichhörnchen am nahen Baum und den niedrig segelnden Mäusebussard wahr, der vermutlich irgendwo seinen Horst hat. Mein Blick ist automatisch da, wo sich was regt, könnte ja interessant sein.
Die Führung war toll und die Biologin verfügt über ungeheures Wissen, aber in mir verstärkte sich die erschreckende Erkenntnis, daß wenig an der Natur Interessierte ja dann rein GAR NICHTS wissen. Und wer nichts weiß und nichts kennt und keine Ahnung von der großen und kleinen Kreisläufen hat, auch nichts schützt/erhält/wiederherstellt.
Ich wurde nachher sogar gefragt, woher ich denn soviel wüßte. Hier im Forum sind das bei uns ganz normale Themen, wir sprechen über Wildbienenarten, die Bedeutung von Glockenblumen, über heimische Wildtiere, Moor- und Sumpfbeete, Totholz und eßbare Wildpflanzen und vieles mehr... Wir tauschen uns aus, lesen viele Bücher, betreiben Recherche, studieren Pflanzenlisten, besuchen Seminare und Kurse, probieren vieles aus und tragen unser Wissen weiter. Es gibt noch viel zu tun... Bleiben wir dran, am besten, bis wir alt und grau sind..
Anfangs ging ein Pflanzenteil herum, das es zu identifizieren (Aussehen und Geruch der zerriebenen Blätter) galt. Als ich die Pflanze sah, war mir sofort klar, es handelte sich um Gundermann. Großes Rätselraten bei den anderen... Günsel..?? Nein, wird oft verwechselt. Kann man auch essen, ehrlich? Gundelrebe.... aha, oder doch Gundermann? Ach, ein- und derselbe Trivialname für die einheimische Pflanze?
Weiter ging es zum Gagelstrauch (die Blätter riechen wirklich intensiv, war für mich auch neu, weil ich keinen Gagelstrauch habe). Ok, geht ja nicht im Garten, ist ja eine Moorpflanze.... Doch, funktioniert, man muß halt ein Moorbeet anlegen. Ach, im eigenen Garten...?? Ja, aber so etwas Außergewöhnliches kann man ja gar nicht kaufen. Doch, so etwas kann man über Wildpflanzenbetriebe beziehen. Wo wäre denn ein solcher....?? Ist nicht gerade nah. Tja, es gibt bei den Gärtnereien auch Online-Shops.
Es wurde irgendeine nichtheimische riesige Polsterstaude vorgestellt und dabei explizit erwähnt, daß sie toll blüht, aber bei uns kein einziges Insekt ernährt. Die Leute hörten nur "hitzeresistent" und waren sofort begeistert. Ich nicht, auch wenn sich die Blätter wunderbar weich und samtig anfühlten.
Eine weitere Station war bei einer Polsterglockenblume, die riesige Ausmaße erreicht hatte. Die Biologin, die die Führung leitete, kam nicht auf die genaue Bezeichnung... Ich meinte, es könnte die C. poscharskyana sein (habe ich selbst mehrfach im Garten). Und es stimmte. Die Frage kam auf, warum Glockenblumen so wichtig für Wildbienen wären. Und ob alle Glockenblumen Nahrung für die Wildbienen böten...? Eine ganz bestimmte Wildbienenart wäre ja vollkommen abhängig von den Glockenblumen... aber welche... Ich half schnell aus mit der "Glockenblumen-Scherenbiene", die ja auch in der Literatur oft genannt wird, wenn es um die Spezialisten unter den Wildbienen geht. Wildbienen stechen übrigens nicht und sind nicht gefährlich... Ich verkniff mir übrigens die Bemerkung, daß es laut Paul Westrich (den die meisten der Anwesenden ja wahrscheinlich eh nicht kennen) sogar vier auf Glockenblumen angewiesene Wildbienenarten gibt.
Als einzige in der Gruppe nahm ich sofort das Eichhörnchen am nahen Baum und den niedrig segelnden Mäusebussard wahr, der vermutlich irgendwo seinen Horst hat. Mein Blick ist automatisch da, wo sich was regt, könnte ja interessant sein.
Die Führung war toll und die Biologin verfügt über ungeheures Wissen, aber in mir verstärkte sich die erschreckende Erkenntnis, daß wenig an der Natur Interessierte ja dann rein GAR NICHTS wissen. Und wer nichts weiß und nichts kennt und keine Ahnung von der großen und kleinen Kreisläufen hat, auch nichts schützt/erhält/wiederherstellt.
Ich wurde nachher sogar gefragt, woher ich denn soviel wüßte. Hier im Forum sind das bei uns ganz normale Themen, wir sprechen über Wildbienenarten, die Bedeutung von Glockenblumen, über heimische Wildtiere, Moor- und Sumpfbeete, Totholz und eßbare Wildpflanzen und vieles mehr... Wir tauschen uns aus, lesen viele Bücher, betreiben Recherche, studieren Pflanzenlisten, besuchen Seminare und Kurse, probieren vieles aus und tragen unser Wissen weiter. Es gibt noch viel zu tun... Bleiben wir dran, am besten, bis wir alt und grau sind..
- Amarille
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Re: Unkenntnis
Wir, unsere Projektgruppe und der Bauhof, hatten am Montag die Begehung zu Natur nah dran. Vom Nabu bawü war eine Gartenplanerin von Freiburg angereist, ging mit uns zu allen 5 beworbenen Flächen, schaute was da ist und sagte uns wie diese umgestaltet werden sollen. Unser Vorstand von der Ortsgruppe Nabu ist nicht erschienen. Er rief mich am Abend an und wollte wissen wie es war. Als ich ihm sagte das einiges zu tun wäre, wir aber mit nur schmalem Budget auskommen müssten, wäre es fraglich ob wir uns noch zusätzlich Stauden leisten könnten. Da sagt er "so ein paar Blumensamen kosten doch nicht die Welt", wir reden von 5 verschiedenen Bereichen mit einer Fläche von 2000 qm. Ich sagte ihm das es die Erdarbeiten und das neue Material wären das teuer wird. "Wie was für Arbeiten und hä? was für Material?". Ich erklärte ihm das wir Erde abtragen müssen und diese mit Mineralbeton auffüllen müssen bevor eingesät wird. ER: "Beton?? seid ihr irre?". Soviel zu unserer Ortsgruppe vom Nabu, die sich Naturschützer nennen.
Was die meisten Menschen im Leben lernen müssen, ist, wie man Menschen liebt und Dinge benutzt, anstatt Menschen zu benutzen und Dinge zu lieben.
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Re: Unkenntnis
Dann zeigst ihm aber jetzt mal wie ein anständiger Naturgärtner ne Wiese "zubetoniert" und erklärst ihm dass das vor allem ganz genau SO gehörtAmarille hat geschrieben: ↑Do 15. Jun 2023, 19:35 Wir, unsere Projektgruppe und der Bauhof, hatten am Montag die Begehung zu Natur nah dran. Vom Nabu bawü war eine Gartenplanerin von Freiburg angereist, ging mit uns zu allen 5 beworbenen Flächen, schaute was da ist und sagte uns wie diese umgestaltet werden sollen. Unser Vorstand von der Ortsgruppe Nabu ist nicht erschienen. Er rief mich am Abend an und wollte wissen wie es war. Als ich ihm sagte das einiges zu tun wäre, wir aber mit nur schmalem Budget auskommen müssten, wäre es fraglich ob wir uns noch zusätzlich Stauden leisten könnten. Da sagt er "so ein paar Blumensamen kosten doch nicht die Welt", wir reden von 5 verschiedenen Bereichen mit einer Fläche von 2000 qm. Ich sagte ihm das es die Erdarbeiten und das neue Material wären das teuer wird. "Wie was für Arbeiten und hä? was für Material?". Ich erklärte ihm das wir Erde abtragen müssen und diese mit Mineralbeton auffüllen müssen bevor eingesät wird. ER: "Beton?? seid ihr irre?". Soviel zu unserer Ortsgruppe vom Nabu, die sich Naturschützer nennen.
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Re: Unkenntnis
wäre in unsererem NABU nicht passiert, da sind 3 Aktive die sich mit dem Thema auskennen.Amarille hat geschrieben: ↑Do 15. Jun 2023, 19:35 Wir, unsere Projektgruppe und der Bauhof, hatten am Montag die Begehung zu Natur nah dran. Vom Nabu bawü war eine Gartenplanerin von Freiburg angereist, ging mit uns zu allen 5 beworbenen Flächen, schaute was da ist und sagte uns wie diese umgestaltet werden sollen. Unser Vorstand von der Ortsgruppe Nabu ist nicht erschienen. Er rief mich am Abend an und wollte wissen wie es war. Als ich ihm sagte das einiges zu tun wäre, wir aber mit nur schmalem Budget auskommen müssten, wäre es fraglich ob wir uns noch zusätzlich Stauden leisten könnten. Da sagt er "so ein paar Blumensamen kosten doch nicht die Welt", wir reden von 5 verschiedenen Bereichen mit einer Fläche von 2000 qm. Ich sagte ihm das es die Erdarbeiten und das neue Material wären das teuer wird. "Wie was für Arbeiten und hä? was für Material?". Ich erklärte ihm das wir Erde abtragen müssen und diese mit Mineralbeton auffüllen müssen bevor eingesät wird. ER: "Beton?? seid ihr irre?". Soviel zu unserer Ortsgruppe vom Nabu, die sich Naturschützer nennen.
- Alma
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Re: Unkenntnis
Ich finde es auch beeindruckend wieviel ich hier im Hortus-Forum gelernt habe.
So wie tree schreibt diskutieren wir hier intensiv Themen von denen andere noch nie gehört haben.
Es kommen immer wieder neue Anregungen und Gedanken und jede Menge geballtes Fachwissen.
Obwohl ich gelernte Gärtnerin bin, Forstwirtschaft und Landschaftsmanagement studiert habe und dieses Jahr mein 20-jähriges Betriebsjubiläum als selbstständige Gärtnerin feiern kann hat sich mein Horizont sehr erweitert was das naturnahe Gärtnern angeht.
Mein Fachwissen läßt mich die neuen Gedanken vielleicht besser einsortieren als jemand ohne Vorkenntnisse. Aber gelernt habe ich das meiste darüber hier.
So wie tree schreibt diskutieren wir hier intensiv Themen von denen andere noch nie gehört haben.
Es kommen immer wieder neue Anregungen und Gedanken und jede Menge geballtes Fachwissen.
Obwohl ich gelernte Gärtnerin bin, Forstwirtschaft und Landschaftsmanagement studiert habe und dieses Jahr mein 20-jähriges Betriebsjubiläum als selbstständige Gärtnerin feiern kann hat sich mein Horizont sehr erweitert was das naturnahe Gärtnern angeht.
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Re: Unkenntnis
Anja, daß sogar Du mit Deinem Hintergrundwissen so etwas schreibst, finde ich mehr als beeindruckend!
Ich habe keinerlei Ausbildung oder Studium in dem Bereich, empfinde mich aber schon als recht kompetent, was unsere viefältigen Themen hier angeht und staune ebenfalls darüber, was es bereits zu lernen gab und pausenlos immer noch gibt.
Gerade tut sich bei mir vielleicht ein weiteres - ganz neues - Feld auf, in dem ich mich einbringen könnte... ich werde berichten, sobald sich etwas konkretisiert hat.
Ich habe keinerlei Ausbildung oder Studium in dem Bereich, empfinde mich aber schon als recht kompetent, was unsere viefältigen Themen hier angeht und staune ebenfalls darüber, was es bereits zu lernen gab und pausenlos immer noch gibt.
Gerade tut sich bei mir vielleicht ein weiteres - ganz neues - Feld auf, in dem ich mich einbringen könnte... ich werde berichten, sobald sich etwas konkretisiert hat.
- Erebus
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Re: Unkenntnis
Andrea,
Die Unkenntnisse, die du erwähnst, haben ihre Ursprung wohl auch daran, das jenes Bienensterben lange nur in Punkto Honigbiene gesehen wurde, das Wildbienen gar nicht dort in Erscheinung traten.
Ebenso geht es mit den dazu passenden Pflanzen. Du hast erwähnt, das 4 Wildbienen Glockenblumen brauchen - ich wusste bisher nur die Glockenblumen-Scherenbiene, welche sind die anderen drei?
Ich weiß jetzt auch viel mehr als früher, aber vieles angelesen, erfahren hier im Forum und vor allem hier im Netzwerk.
Ich hab mir Mehlsalbei gekauft, er ist ein dankbarer Blüher. Bei uns leider nicht winterhart. er wird von Honigbienen, Hummeln und relativ kleinen Wildbienen angeflogen, die ich beobachten kann, wenn ich davor sitzen und einfach nur zusehe. Ich kann weder die Hummel noch die Wildbiene bestimmen - aber ich freue mich täglich, wie aktiv er angeflogen wird.
Ob du in einen Baumarkt gehst oder zu einen Gärtnerei-Fachmarkt. Sie werden immer so verkaufen, das es "bienenfreundlich" wirkt. Für spezialisierte Wesen haben sie kaum Sachen da.
Wo kauft ein GaLa-Bauer, wenn er Gärten anlegt?
Was kauft ein GaLa-Bauer, wenn er Gärten anlegt?
Was verkauft er dem Kunden? Was der Kunde will? Weiß der Kunde, denn was Bienen und anderen helfen würde? Und wenn alles gepflanzt, was wird schulmäßig über die Beete gebracht? Rindenmulch, damit die Fläche abschließend gut aussieht. Da kann keine Wildbiene nisten.
Es fehlt an Wissen, aber man muss oder kann auch feststellen, das sich etwas verändert hat. Die Leute wurden ja darauf aufmerksam, das Wesen sterben, weil wir bisher (und immer noch) Raubbau an Flora und Fauna betreiben. Die Leute sind auf dem Weg, der ist zugegeben noch lang, aber man bewegt sich.
Heute wird Kindern viel mehr vermittelt, als vor 20 Jahren. In dem Bereich sind die Kinder, jene die, die Zukunft tragen. Das Wissen auch umsetzen, den alten Bart abschneiden und Thuja, Kirschlorbeer und Geranien den Kampf ansagen.
Wir (jetzt Erwachsenen) können da noch in jene Richtung schupsen, das unsere Kinder es besser machen, als viele von uns jetzt. Und Du bist ein aktiver Teil davon.
Das ist viel wert.
Auch wenn der Weg noch lang ist - aber es tut sich was. Die Leute werden aufmerksamer, vielleicht nicht alle, aber wenn es der Großteil wird - dann ist das viel besser, als umgekehrt.
Wir sind, 800 Horties, wir sind viel mehr Naturgärten, als früher, wir sind auf dem Weg. Du bist da genauso aktiv, wie Birgit, Daniel, David, Markus - wie wir alle hier im Netzwerk.
Schau darauf, das du dein geballtes Wissen vielen unterbreitest, die interessiert sind, es kann eine Lawine werden und du hast da Anteil dran.
Die Unkenntnisse, die du erwähnst, haben ihre Ursprung wohl auch daran, das jenes Bienensterben lange nur in Punkto Honigbiene gesehen wurde, das Wildbienen gar nicht dort in Erscheinung traten.
Ebenso geht es mit den dazu passenden Pflanzen. Du hast erwähnt, das 4 Wildbienen Glockenblumen brauchen - ich wusste bisher nur die Glockenblumen-Scherenbiene, welche sind die anderen drei?
Ich weiß jetzt auch viel mehr als früher, aber vieles angelesen, erfahren hier im Forum und vor allem hier im Netzwerk.
Ich hab mir Mehlsalbei gekauft, er ist ein dankbarer Blüher. Bei uns leider nicht winterhart. er wird von Honigbienen, Hummeln und relativ kleinen Wildbienen angeflogen, die ich beobachten kann, wenn ich davor sitzen und einfach nur zusehe. Ich kann weder die Hummel noch die Wildbiene bestimmen - aber ich freue mich täglich, wie aktiv er angeflogen wird.
Ob du in einen Baumarkt gehst oder zu einen Gärtnerei-Fachmarkt. Sie werden immer so verkaufen, das es "bienenfreundlich" wirkt. Für spezialisierte Wesen haben sie kaum Sachen da.
Wo kauft ein GaLa-Bauer, wenn er Gärten anlegt?
Was kauft ein GaLa-Bauer, wenn er Gärten anlegt?
Was verkauft er dem Kunden? Was der Kunde will? Weiß der Kunde, denn was Bienen und anderen helfen würde? Und wenn alles gepflanzt, was wird schulmäßig über die Beete gebracht? Rindenmulch, damit die Fläche abschließend gut aussieht. Da kann keine Wildbiene nisten.
Es fehlt an Wissen, aber man muss oder kann auch feststellen, das sich etwas verändert hat. Die Leute wurden ja darauf aufmerksam, das Wesen sterben, weil wir bisher (und immer noch) Raubbau an Flora und Fauna betreiben. Die Leute sind auf dem Weg, der ist zugegeben noch lang, aber man bewegt sich.
Heute wird Kindern viel mehr vermittelt, als vor 20 Jahren. In dem Bereich sind die Kinder, jene die, die Zukunft tragen. Das Wissen auch umsetzen, den alten Bart abschneiden und Thuja, Kirschlorbeer und Geranien den Kampf ansagen.
Wir (jetzt Erwachsenen) können da noch in jene Richtung schupsen, das unsere Kinder es besser machen, als viele von uns jetzt. Und Du bist ein aktiver Teil davon.
Das ist viel wert.
Auch wenn der Weg noch lang ist - aber es tut sich was. Die Leute werden aufmerksamer, vielleicht nicht alle, aber wenn es der Großteil wird - dann ist das viel besser, als umgekehrt.
Wir sind, 800 Horties, wir sind viel mehr Naturgärten, als früher, wir sind auf dem Weg. Du bist da genauso aktiv, wie Birgit, Daniel, David, Markus - wie wir alle hier im Netzwerk.
Schau darauf, das du dein geballtes Wissen vielen unterbreitest, die interessiert sind, es kann eine Lawine werden und du hast da Anteil dran.
Nicht die Blumen und Bäume,
nur der Garten ist unser Eigentum.
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- Amarille
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Re: Unkenntnis
Ich wusste, in meinem Leben, vor dem Netzwerk auch ganz vieles nicht, aber ich wusste schon immer das mein Garten ohne Chemie natur nah gestaltet und angelegt wird. Auch ich habe Pflanzen gekauft die ich dann wieder entfernt habe. Ich beschäftige mich auch seit vielen Jahren mit Kräuter und Naturgarten, trotzdem weiß ich was ich alles noch nicht weiß. Natur ist für viele halt einfach da und, das ist das traurige dran, wird statt gepflegt einfach verbraucht. Ohne Ahnung geht das auch ganz leicht, die Konsequenzen sind ja nicht bewusst. Wir, unsere Gemeinde und meine Projektgruppe, sind 2023 eine Gemeinde die bei Natur nah dran teilnehmen, diese Woche war eine Planerin hier und hat 5 verschiedene Flächen begangen und uns Vorschläge zur Umgestaltung gegeben. Das werden jetzt Wiesen und Straßensäume mit 4 verschiedenen Wiesen-Rasenmischungen. Eine große Wiese wird es in der Nähe der Schule geben, damit die Kinder Wiese erleben können. Gestern hab ich alle Pflanzen, die in den Mischungen vorhanden sind, aufgedröselt und ihren Wert für Bienen und Insekten bestimmt, das Endergebnis ist beeindruckend und wird so dem Gemeinderat vorgestellt. Der muss nun entscheiden wieviel ihm dieser Umstellungsprozess wert ist. Da sind wir gespannt drauf.
Wenn wir nur 4 von 5 Flächen umgestalten wären das dann Lebensräume für:
894 Tiere; 97 spezialisierte Wildbienen; 316 Wildbienen insgesamt; 578 Schmetterlinge und 421 Raupen. Einige davon sind vom Aussterben bedroht, stark gefährdet, auf der Vorwarnstufe.
Wenn sich nur 20% Erfolge einstellen wäre das ein großer Erfolg und 20% von bisher nichts oder nicht viel ist doch alles Geld und Anstrengung wert. Außerdem hilft es dem Nichtwissen vielleicht zu begegnen.
Wenn wir nur 4 von 5 Flächen umgestalten wären das dann Lebensräume für:
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Wenn sich nur 20% Erfolge einstellen wäre das ein großer Erfolg und 20% von bisher nichts oder nicht viel ist doch alles Geld und Anstrengung wert. Außerdem hilft es dem Nichtwissen vielleicht zu begegnen.
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Re: Unkenntnis
@Erebus
Ich habe Dir aus Paul Westrichs "Die anderen Bienen" die vier Wildbienenarten herausgesucht, die vollständig von den Glockenblumen abhängig sind. Neben der bekannten Glockenblumen-Scherenbiene sind dies die Glockenblumen-Sägehornbiene und zwei, wo er nur die lateinischen Namen nennt, Osmia cantabrica und Osmia campanularum (bei dieser steckt die Glockenblume ja sogar eindeutig drin in der Bezeichnung).
Ich habe Dir aus Paul Westrichs "Die anderen Bienen" die vier Wildbienenarten herausgesucht, die vollständig von den Glockenblumen abhängig sind. Neben der bekannten Glockenblumen-Scherenbiene sind dies die Glockenblumen-Sägehornbiene und zwei, wo er nur die lateinischen Namen nennt, Osmia cantabrica und Osmia campanularum (bei dieser steckt die Glockenblume ja sogar eindeutig drin in der Bezeichnung).
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Re: Unkenntnis
Wegen dieser Bienen haben wir an mehreren Stellen Glockenblumen, zwei Sorten. Allerdings finde ich, daß die Glockenblumen allgemein sehr selten besucht werden. Gäbe es nicht gleich vier Spezialisten, hätten wir die möglicherweise gar nicht mehr im Garten...tree12 hat geschrieben: ↑Di 20. Jun 2023, 22:07 @Erebus
Ich habe Dir aus Paul Westrichs "Die anderen Bienen" die vier Wildbienenarten herausgesucht, die vollständig von den Glockenblumen abhängig sind. Neben der bekannten Glockenblumen-Scherenbiene sind dies die Glockenblumen-Sägehornbiene und zwei, wo er nur die lateinischen Namen nennt, Osmia cantabrica und Osmia campanularum (bei dieser steckt die Glockenblume ja sogar eindeutig drin in der Bezeichnung).
»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster