Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

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Simbienchen
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Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Simbienchen »

Es gibt bestimmte Kriterien, die eine gute Anzuchterde erfüllen sollte:

Anzuchterde sollte wenig Nährstoffe enthalten, damit die Jungpflanzen tiefe Wurzeln bilden, wenn sie auf der Suche nach Nährstoffen sind. Mit kräftigen Wurzeln bestehen bessere Chancen auf kräftige Pflanzen.

Die Anzuchterde sollte steril sein, damit die Jungpflanzen nicht direkt mit schädlichen Keimen belastet werden.

Sie sollte auch durchlässig sein, damit keine Staunässe entsteht und trotzdem Wasser speichern können.

Wie können wir also selbst eine gute Anzuchterde herstellen, die mager, nährstoffarm, steril, wasserspeichernd und durchlässig zu gleich ist? Welche Zutaten aus dem eigenen Garten ( Totholz, getrocknetes geschreddertem Material, das nicht so schnell kompostiert, getrocknete Moose, ....) bieten sich dazu an ?

Maulwurfserde und Sand werden oftmals empfohlen, weil sie beide mager und feinkrümmelig sind.

Wärme wird zum Sterilisieren der Erde empfohlen - da frage ich mich ernsthaft, ob das wirklich notwendig ist!? Ich impfe mein Saatgut vor der Aussaat mit Kompost- Tee, damit die Jungpflanzen resistenter werden und einen guten Start ins Leben haben. Wir wünschen uns doch resistente starke Pflanzen.

Welche Alternativen zu Torf und Sand nutzt ihr ( sind beides Ressourcen, die eingespart werden sollten....)?

Habt ihr schon mit selbstgemachte Anzuchterde experimentiert? Was sind eure erfolgreichsten Rezepte?
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Primulaveris »

Jemand (Anja?) beschrieb hier mal, dass reiner Laubkompost sehr gute Anzuchterde sei. Ich suche noch mal...

Selber nehme ich meistens einfach "ausgelaugte" Erde aus Kübeln. Das Vermischen mit Sand ist für mich doof, weil ich keinen Sand habe (dafür aber ein örtliches Kieswerk, gegen dessen Erweiterung ich bin, also wäre es irgendwie schizophren, deren Produkte zu kaufen...). Obwohl die sandige Erde für die jungen Pflanzen natürlich toll ist.
Zu meiner Schande gestehe ich, dass ich Anzuchterde auch schon gekauft habe. Die sagen "Torffreie Erde aus nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Rindenhumus sowie mineralischen Strukturstoffen" - whatever this means. (Also bin ich eben doch...).
Das "steril" habe ich auch noch nie ernst genommen. Ich betreibe aber bisher auch keine größere Indoor-Anzucht, wo es in der Wärme leichter mal schimmelt.
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Primulaveris »

Aus dem alten Forum von Mü/anja28:
https://hortus-netzwerk.de/forum/topic/ ... zuchterde/

"In allen Blumenerden/Anzuchterden sind immernoch bis zu 70% Hochmoortorf enthalten.

Ein absolutes No-Go.

Ihr kennt es bestimmt schon: Die torffreien Erden (die einzigen die man mit ökologischem Gewissen noch kaufen kann) lassen oft in der Qualität zu wünschen übrig.

Ein ganz toller Ersatz für Torf ist ein Laubkompost der sich wirklich leicht herstellen lässt.

Warum eigentlich Torf in der Erde?

Torf ist leicht, sorgt für eine gute Strukturstabilität (die Erde wird nicht 'bockelhart')- somit gute Durchlüftung - ausreichend Sauerstoff an den Wurzeln und damit auch einen guten Wasserhaushalt (nicht zu viel aber nicht zu wenig)

Gerade bei der Anzucht von Gemüsepflanzen ist ein gutes Substrat wichtig.

Jeder kennt es: Die Mischung aus eigenem Kompost und Gartenerde ist oft zu hart und man muss andauernd Unkraut jäten in den Töpfen.

Laubkompost hat keine 'Unkraut'samen und erfüllt alle Kriterien die sonst der Torf übernimmt.

Einfach das Laub auf einen Haufen mit etwas Stickstoff (Mist, Rasenschnitt) aufschichten.

Das Ergebnis ist dann ein sehr torfähnlicher Kompost der sich perfekt eignet für Beimischung zur Anzuchterde oder auch als Blumenerde."
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Primulaveris »

Simbienchen hat geschrieben: Di 2. Jan 2024, 11:42 Ich impfe mein Saatgut vor der Aussaat mit Kompost- Tee, damit die Jungpflanzen resistenter werden und einen guten Start ins Leben haben.
Wie genau machst du das? Legst die Samen vorher in... was genau ist Kompost-Tee? Nur kurz oder über Nacht? Oder ist das das erste Gießwasser?
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Simbienchen
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Simbienchen »

Ich lege das Saatgut für ein paar Stunden vor der Aussaat in den Kompost-Tee, leider ist es dann nass oft klebrig und lässt sich schlechter aussäen. Ich hatte davon mal in einem Online- Kurs gehört und seitdem mache ich das.
Ich versuche es dann meistens noch ein bisschen abzuputzen, damit die Samen nicht so an den Fingern kleben.

Ich weiß nicht, ob ein Gießen mit Kompost-Tee nach der Aussaat damit gleichzustellen ist, weil ja viel der Flüssigkeit von der Anzuchterde aufgenommen wird. Beim Impfen von Saatgut geht es darum, dass die Samen mit den gesunden Microorganismen besiedelt werden und somit schon schneller eine Symbiose mit ihnen als Jungpflanze eingehen können.

Ach so...und Kompost-Tee ist reifer Kompost aufgelöst in Regenwasser. Den stellt man 24 h vorher her.
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Tidofelder »

Für Laubkompost fehlt mir das Laub. Ich werde es mit einer Mischung aus Kokoshum und Kompost versuchen.
Käufliche torffreie Blumenerde kommt mir nicht mehr ins Haus.
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Simbienchen
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Simbienchen »

Mein Anzuchterde- Experiment
IMG_20240105_132625.jpg

Ich habe ein Gemisch erstellt aus:

* (ca .2/3) alter gesammelter torffreier Anzuchterde vom letzten Jahr

* (alles zusammen ca.1/3) Kaffeesatz, getrocknetes Moos, kleingeschnittenen Grasbüschel, zersetztem Laub

* eine handvoll Komposterde

So sah das dann aus:
IMG_20240105_132630.jpg
Damit ich einen Unterschied sehen kann, wie sich das Saatgut entwickelt, habe ich zusätzlich eine Anzuchtschale mit Erde aus dem Hochbeet zum Vergleich gefüllt.
IMG_20240110_114252.jpg
Beide Anzuchtsets habe ich am 10.01.2024 mit gleichem Saatgut ( rote und gelbe Paprika , Auberginen, Salat) in gleicher Saatguttiefe ausgesät. Direkt danach mit Kompost-Tee gegossen.

Beide Anzuchtsets stehen am Fenster ( Westseite) über der Heizung.

Am 13.01. waren die ersten Sämlinge zu sehen. Hauptsächlich Salat- Keimlinge. In der Schale mit der Anzuchterde waren einige mehr , unter anderem sogar schon ein paar rote Paprikas. Ich weiß nicht, ob man das auf dem Foto erkennen kann....?
IMG_20240113_181258.jpg
Heute am 19.01. sieht es schon deutlich " grüner" aus. Es keimt so einiges. Unkraut lässt sich aber gut von den Sämlingen unterscheiden, da sie meistens noch Hütchen von den Samen tragen. Beiden Erden sind nicht erhitzt worden, somit ist es normal, dass das eine oder andere unerwünschte Beikraut aufkeimt. Es wird dann einfach rausgerupft.
IMG_20240119_150523.jpg
Die Salatkeimlinge in der Hochbeeterde haben deutlich längere Stiele und neigen zum Umkippen, demnach ist die Erde zu fett - wodurch die Sämlinge zu " mastig" werden-. Dadurch schießen sie in die Höhe und kippen um. Da fehlt dann die Standfestigkeit.
IMG_20240119_150604.jpg
In der Anzuchterde keimen deutlich mehr auf und die Sämlinge sehen vital aus.
IMG_20240119_150555.jpg
Keimlinge in der Anzuchterde:
IMG_20240119_171822.jpg
Jetzt bin ich gespannt, wie sich das weiterentwickelt...
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Alma »

Tidofelder hat geschrieben: Di 2. Jan 2024, 13:17 Für Laubkompost fehlt mir das Laub. Ich werde es mit einer Mischung aus Kokoshum und Kompost versuchen.
Käufliche torffreie Blumenerde kommt mir nicht mehr ins Haus.
Zum Herstellen der Anzuchterde/Aussaaterde brauchst du doch gar nicht soviel. Es geht ja nur um die nährstoffarme Anzuchterde. Die Erde in die man die Pflänzchen dann pikiert kann ja durchaus mehr Nährstoffe enthalten. Da geht auch das Beimischen von reifem Kompost. Mit 2-3Liter Laubkompost hast du schon genug. Und das ist eine kleine Ecke im Garten an der man 2-3 Säcke Laub kompostiert. Kannst du die nicht irgendwo auftreiben?
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Alma »

@Simbienchen
Spannendes Experiment. Danke für die tolle Dokumentation!
Gut finde ich auch dass du die Aussaaterde/Anzuchterde vom letzten Jahr aufhebst.
Könnte man die nicht endlos wiederverarbeiten? Die evtl.-vielleicht-Pilzsporen müssten doch absterben wenn man die Erde im Sommer gründlich austrocknen lässt, oder?
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Simbienchen
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Re: Anzuchterde (torffrei) selbst herstellen....

Beitrag von Simbienchen »

anja28 hat geschrieben: So 21. Jan 2024, 09:42 @Simbienchen
Spannendes Experiment. Danke für die tolle Dokumentation!
Gut finde ich auch dass du die Aussaaterde/Anzuchterde vom letzten Jahr aufhebst.
Könnte man die nicht endlos wiederverarbeiten? Die evtl.-vielleicht-Pilzsporen müssten doch absterben wenn man die Erde im Sommer gründlich austrocknen lässt, oder?
Danke, Anja...

Ich denke schon, dass man Erden endlos weiterverarbeiten kann, passiert in unserem Boden ja auch. Man muss sie nur lebendig halten. Allerdings weiß ich nicht, welche Destruenten- Zusammensetzungen sich mit der Zeit entwickeln und man auf Dauer nur die " guten Bakterienstämme" züchtet. Ich denke, man sollte sie immer wieder mal homöopathisch mit Kompost oder Kompost-Tee " behandeln".

Ich hatte die alte Anzuchterde gut austrocknen lassen, aber die Pilzsporen waren trotzdem noch aktiv. Es wuchsen - bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme in den Anzuchtsets - kleine braune Pilze heraus, zergingen und sind jetzt weg. (Das waren keine Schimmelpilze). Aber ist das von Nachteil? Pilze zersetzen das Material und schließen es doch für die Pflanzen auf, oder nicht ?

Diese Pilze scheinen aber kein Problem für die Sämlinge zu sein, die entwickeln sich trotzdem gut....

Ich glaube, dass man Pilzbesiedlungen sowieso nicht komplett ausschließen kann. Zumal Forscher bis zu 10.000 Pilzsporen in einem Kubikmeter Luft entdeckt hatten. Die fliegen also durch unsere Luft .

Es gibt aber auch Pilzsporen, die sind jahrelang in der Erde haltbar, darum weiß ich nicht, ob ein gründliches Austrocknenlassen von Anzuchterde ausreichend ist, um sie Absterben zu lassen.
IMG_20240121_095426.jpg
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