[Weg] Ein Garten voller Löwenzahn

Garten und andere Grünflächen auf dem Weg zum Hortus / Hortanen Habitat
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Gaensebluemchen
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[Weg] Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Gaensebluemchen »

Hortus-Name: Taraxacum officinale
Bedeutung des Hortus-Namens: Löwenzahn
Dein Name: Gänseblümchen

Postleitzahl (oder franz. Region): 45549
Hortus-Ort: Sprockhövel
Hortus-Land: Deutschland
Größe in m2: 360 m2

Beschreibung des Hortus

Wie alles begann:
Im Jahr 2021 sind wir unter die Kleingärtner gegangen. So sollte der 360 m2 große Garten ein Ort werden, an dem wir unser Gemüse anbauen (der neue Balkon nach dem Umzug war deutlich kleiner), das Kind spielen und der Hund frei herumtollen kann. Die Übergabe des Gartens zog sich jedoch etwas hin, sodass es Dezember wurde, bis wir den Garten unser Eigen nennen konnten. Es lag also ein langer Winter vor uns, bis wir mit allen geplanten Projekten loslegen konnten.
Rückblickend gesagt: Gott sei Dank! In diesem Winter hatten wir Zeit, uns mit dem Thema Naturschutz im (Klein-)Garten zu beschäftigen.
Schnell wurde klar: Die Oase, in die wir uns verliebt hatten, war “totaler Müll”! Neophyten wohin das Auge sieht, ein Großteil davon invasiv. Der Rest: Rasen oder versiegelt. Es stand uns also Arbeit bevor.


Vom Kirschlorbeer zum Präsentierteller:
Als erstes durfte der Kirschlorbeer gehen, der doch einen sehr großen Teil des Gartens ausgemacht hatte, ihm nicht nur die bestehende Struktur, sondern auch einen deutlichen Sichtschutz gegeben hatte. “Brauchen wir nicht. Wir haben ja keine Geheimnisse.” waren wir uns einig. Aber da kannten wir die Gartennachbarn noch nicht.
“Den Löwenzahn lasst ihr aber nicht stehen, oder? Der ist nun wirklich keine Zierpflanze.”
“Soll ich euch meinen Rasenmäher leihen?”
“Das fliegt alles zu uns rüber.”
“Da habt ihr euch wohl ein bisschen übernommen, was?”
Um nur einige Kommentare zu nennen. Über alles, was anders war, wurde geschimpft. Meistens ging es um Löwenzahn. Daher die Namenswahl.

So viele Ideen und so wenig Platz:
Die Lücken, die Kirschlorbeer, Flieder, gefüllte Rosen, Rhododendren und Henrys Heckenkirsche hinterlassen hatten, wollten also gefüllt werden. Bloß womit? Die Flut an Infos aus dem Internet schien unüberblickbar. Zum Glück stolperten wir aber über eine Kleingartenbesitzerin in der Nähe, die uns bei der Führung durch ihren Garten nicht nur mit einem kleinen Starterkit an heimischen Pflanzen, sondern auch mit vielen wichtigen Infos wie zum Beispiel über das Hortus Netzwerk oder die Minitipps von Daniel Jakumeit versorgte.
Schon waren die paar Lücken unser kleinstes Problem. Wo sollten wir bloß all die tollen Pflanzen und Naturelemente unterbringen?
Zum Glück war das Kind mittlerweile in der Pubertät und hatte kein Interesse mehr an Fußballtoren oder anderen platzraubenden Tätigkeiten.

Erste Schritte, viele Irrtümer:
Nun hatten wir also Pflanzen und Ideen, aber noch lange keinen Durchblick. So wurden also Pflanzen eingegraben und Löcher für Naturelemente ausgehoben, wo gerade Platz erschien - von Zonen keine Spur. Aber mit Magerbeet, Sandarium, Trockenmauer, Totholzelementen (stehend und liegend), Käferkeller, Teich und Benjeshecke kamen wir zumindest der Idee vom Naturgarten schon näher. Eine Pufferzone brauchten wir unserer Meinung nach nicht. Wir hatten ja mit der Teppichmispel einen “großartigen pflegeleichten Bodendecker, der super von Schmetterlingen besucht wurde”. Deshalb konnten Sträucher wie Kornelkirsche, roter Hartriegel, Holunder, Pfaffenhütchen und Felsenbirne einfach “irgendwo rein” gesetzt werden.
Heute wissen wir um die Invasivität der Teppichmispel, der Teich ist für meinen Geschmack zu klein, die Mauer (eigentlich nur eine Steinreihe) ist teilweise eingestürzt, die Pflanzen im Magerbeet sind ausgefallen und das Sandarium ist nie besiedelt worden. Gut, dass ein Garten niemals fertig ist!

Die Pufferzone:
Die Teppichmispel am Weg ist verschiedenen Heckenabschnitten gewichen (Liguster und Johannisbeeren, ein Stück mit Berberitze ist noch in Planung). Der Weißdorn bleibt als Solitärgehölz stehen und wird Liguster und Berberitze trennen. Diese Hecken werden hoffentlich den mittlerweile lang ersehnten Sichtschutz vor naserümpfenden Gartennachbarn bieten, wenn sie groß genug sind. Zum direkten Nachbarn haben wir ein Stück Wiese abgestochen und eine Hecke aus Essigrosen an die Grundstücksgrenze gepflanzt. Man kann es sich sicher denken: Der Löwenzahn auf der ungemähten Wiese war ein Problem.

Die Ertragszone:
Auch bei dieser sind wir noch in der Findungsphase. Im Wesentlichen besteht sie aus vier angelegten Beeten, die in Mischkultur bepflanzt werden und von denen immer eins mit Gründüngung brach liegen darf. Zwei davon sind im letzten Jahr angelegte Hügelbeete (für die anderen hatte das Material nicht ausgereicht). Heute sind sie so eingefallen, dass sie optisch nicht mehr von den anderen zu unterscheiden sind. Die andere Beetfläche hat letztes Jahr Milpa-Beete und Kartoffeln beherbergt. Wühlmäuse und Schnecken hat es gefreut. Wir haben weniger geerntet, als wir eingebracht hatten. Dieses Jahr hoffen wir auf eine ausgewogene Koexistenz.
Auf der oberen Ebene des Gartens herrscht eine Art Mischung aus Ertrags- und Hotspotzone. Zwar haben wir Pflanzen zum Verzehr / zur Verwendung gepflanzt (Erdbeeren, Holunder, Zitronenmelisse, Johanniskraut, Knoblauch, Felsenbirne, etc.), es darf aber dazwischen alles dort bleiben, das sich selbst angesiedelt und nicht invasiv ist. Einiges an heimischen Wildstauden haben wir auch gezielt dort oben gepflanzt. Außerdem findet sich auf dieser Ebene einiges an stehendem und liegendem Totholz. Die beiden Ebenen haben wir an einer Stelle durch eine Art abfallende Natursteinmauer miteinander verbunden.

Die Hotspotzonen:
Die größten Hotspotzonen sind sicherlich die beiden Wiesen. Durch nur zweimal jährliches etappenweises Mähen (bislang mit Sichel und Rosenschere von Hand, dieses Jahr wird die Sense eingeweiht) haben sich bereits einige Pflanzen wie Wiesemargerite, kleine Braunelle, Spitzwegerich, Wiesenschaumkraut, Hahnenfuß, Gänseblümchen und natürlich Löwenzahn von selbst angesiedelt. Zusätzlich haben wir durch Säen und Pflanzen etwas nachgeholfen und hoffen, dass sich die Artenvielfalt noch deutlich erhöht. Ebenso befinden sich unsere Obstbäume (Kirsche, mehrere Äpfel, Pflaume und Pfirsich darauf. Der alte Pflaumenbaum, der den Wühlmäusen zum Opfer gefallen ist, durfte als stehendes Totholz bleiben. Weitere Naturelemente wie liegendes Totholz, ein Miniteich, Käferkeller und Sandarium (welches vielleicht einer Eidechsenburg weichen soll, da, wie bereits erwähnt, unbesiedelt) haben ebenfalls einen Platz auf den Wiesen gefunden.
Der angelegte Teich mit Überlauf in das anschließende Sumpfbeet liegt hinter der Ertragszone an der Grundstücksgrenze. Da das Sumpfbeet fast ganztägig im Schatten liegt, bleibt es ausreichend feucht, ohne zusätzlich gegossen zu werden. Demnächst wird zusätzlich das Regenwasser vom Dach des Geräteschuppens in den Teich geleitet. Hier wachsen bereits Sumpfvergissmeinnicht, Mädesüß, Blutweiderich, Wasserdost und zwei rote Hartriegel.
An die größere der beiden Wiesen grenzt die Benjeshecke, die eigentlich auf der anderen Seite eine Beetbegrenzung darstellen sollte. Dadurch, dass der Boden hinter der Hecke jedoch massiv verdichtet ist und bereits nach mäßigen Regenfällen dort das Wasser steht, haben dort weder Gemüse noch Obststräucher überlebt. Also haben wir kurzerhand beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen und ein weiteres Sumpfbeet mit kleinem Tümpel anzulegen. Der Faulbaum ist bereits gepflanzt und fühlt sich pudelwohl.


Es kreucht und fleucht:
An tierischen Bewohnern durften wir bereits Weinbergschnecken, Frösche, eine Erdkröte, unfassbar viele verschiedene Vögel, Insekten und Spinnen begrüßen. Da wir diese lieber genießen und versuchen, ihre Privatsphäre zu achten, gibt es von ihnen nahezu keine Fotos.
Unser großes Ziel ist es, irgendwann ein Ringelnatter zu entdecken, obwohl ich unfassbare Angst vor Schlangen habe. Aber spätestens dann wüssten wir, dass wir in unserem Garten so einiges richtig machen.
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Tidofelder
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Re: Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Tidofelder »

Willkommen im Hortus-Netzwerk,

Ihr habt ja schon viel geschafft. Hoffentlich habt ihr starke Nerven um gegen die Gartennachbarn anzusehen.

Viele Grüße von der Nordseeküste
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Re: Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Gaensebluemchen »

Tidofelder hat geschrieben: So 12. Mai 2024, 12:24 Willkommen im Hortus-Netzwerk,

Ihr habt ja schon viel geschafft. Hoffentlich habt ihr starke Nerven um gegen die Gartennachbarn anzusehen.

Viele Grüße von der Nordseeküste
Danke! :liebhab
Geduld und starke Nerven kann man doch nirgends besser lernen als im Garten, oder? :pfeiffen
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Gaensebluemchen
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Re: Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Gaensebluemchen »

Vorher Bilder:
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Gaensebluemchen
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Re: Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Gaensebluemchen »

Teich und Sumpfbeet:
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Re: Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Dorfgaertner »

Wirklich schön bei dir! Die Vorher-Bilder sind irgendwie krass, wenn man vorher die schönen Naturgarten-Bilder sah. Da bekommt man dann direkt Beklemmungen oder sowas :D
Bin gespannt, wie es weiter geht! :giessen
»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster
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Re: [Weg] Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Polarwelt »

Hallo,

um uns die Überprüfungen zu vereinfachen, habe ich den Garten mit der Erweiterung [Weg] im Titel versehen.
Diesen bitte nicht entfernen, nach erfolgreicher Eintragung wird dieser dann durch mich gelöscht.

So ist auch ersichtlich, dass der Garten von mir geprüft wurde. Solltet Ihr der Meinung sein, dass Ihr soweit seit und Ihn erneut überprüfen lassen wollt, dann markiert mich einfach im Beitrag.

Ihr habt in Eurem Garten schon viel geschafft, bleibt dran und gebt dem Kind noch etwas Zeit, dann wird das mal ein toller Hortus. :schmetterling1

Danke Gruß Robert
Wer Pyramiden nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte sich verschafft und in Verkehr bringt, wird mit Horteln nicht unter zwei Jahren bestraft.
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Re: [Weg] Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Ann1981 »

Hallo!

Euer Gärtlein ist ja bezaubernd. Die Steintreppe auf Bild 2 ist schön.

Eine Freundin von mir hat einen Kleingarten als Hortus (in spe). Da kann man auch wunderbare Studien an ausgefallenen Spezies betreiben, z.B. der ehemalige Kassenwart.

Holt euch hier gern Zuspruch und Seelenbalsam!
Nicht nur im Sinne der Hortusidee, sondern auch des Bundeskleingartengesetzes macht ihr alles richtig.
"Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit." (Wolle Goethe)
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Gaensebluemchen
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Re: [Weg] Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Gaensebluemchen »

Danke! :liebhab
Wir haben auch direkt im ersten Jahr die Fachberater „Ausbildung“ bei unserem Landesverband gemacht. Es ist gut zu wissen, womit man rechtlich auf der sicheren Seite ist!
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Simbienchen
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Re: [Weg] Ein Garten voller Löwenzahn

Beitrag von Simbienchen »

Hallo liebes Gänseblümchen :hallo

Jetzt kommt auch von mir ein ganz herzliches Willkommen bei uns im Forum ( zwar etwas verspätet, aber trotzdem nicht minder herzlich) :blumen

Wie schön schon eure Umwandlung aussieht! Dass man anfangs etwas planlos anfängt ist normal, welch Glück, dass euch eure Nachbarin direkt mit den richtigen Informationen und Pflanzen versorgt hat! :thumb Wenn ich an meine Anfänge denke ....ich würde heute einiges anders machen. Im Laufe der Erfahrungen kommt auch das Lernen und das Wissen. Manchmal baut und pflanzt man dann nochmal wieder um. Manches war dann ein Experiment, manches hat sich bewährt und bleibt.

Zu den Gartennachbarn kann ich dir sagen, dass viele von uns dieses "Phänomen" erleben durften....ich auch! Manchmal kam ich mir vor wie ein " Naturgarten- Alien" , alles was ich machte , musste ich erklären. Beschimpfungen musste ich auch anfangs erleiden! Es ist mittlerweile einfacher geworden, die Leute staunen jetzt und holen sich Informationen und Inspiration. Die Toleranz und das Verständnis ist deutlich größer geworden in der Nachbarschaft. Manche "klauen" sich sogar Saatgut ( springen raus aus dem Auto, abpflücken, schnell weg.... sozusagen im Vorbeifahren :lol )
Informationstafeln helfen zur Aufklärung. Ich schicke euch weiterhin viel Energie und Kraft. Euer Erfolg wird euch stützen!

Eure Steinecke auf Bild 2 finde ich wunderbar gelungen, toll integriert...sehr sehr schön! :bravo Die kleine Benjeshecke ist auch super geworden!

Lasst euch nicht unterkriegen und lasst uns weiter teilhaben an eurem weiteren Weg! Es ist schön, dass ihr da seid!
"Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde!"
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