Landschaften, Biotope

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Primulaveris
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Primulaveris »

astriddorothea hat geschrieben: Fr 10. Nov 2023, 07:57 In vielen Regionen Rheinhessen, Nordpfalz ist das ganz ähnlich.
Ja, bestimmt.
Ich finde es immer wichtiger, "Landschaft" nicht als "gegeben" hinzunehmen, sondern genau hinzuschauen, was sie ausmacht. Ich habe mir früher einfach nicht WIRKLICH klar gemacht, dass die Landschaften, die ich schön finde (zumindest im dichtbesiedelten Deutschland) alle Kulturlandschaften sind. Und da die Kultur der Land-Nutzung sich gerade sehr abrupt ändert bzw. schon geändert hat, geschieht da gerade ein rapider Wandel.
Wandel MUSS ja nicht schlecht sein. Oder höchstens für nostalgisch veranlagte Personen wie mich schmerzhaft ;-) . Aber an vielen Stellen ist er quasi gleichbedeutend mit Artenschwund.
Ich finde es schön, einzelne Landschaftselemente uns hier zu zeigen. Um zu sehen, was es gibt, aber vielleicht auch, um zu sehen, was es NICHT gibt.
Ich kenne ja nur die Landschaft um mich herum, deshalb habe ich diese Bilder, aber eigentlich hat ja ganz kleinteilig jeder Ort seine zugehörige Landschaftsgeschichte.

astriddorothea hat geschrieben: Fr 10. Nov 2023, 07:57 Um unseren Wissensberg noch anwachsen zu lassen, möchte ich hier in der Runde fragen, ob jemand gute Literatur zu Gräsern bzw zu Wiesen empfehlen kann. Einige Gräser in meinen Hotspotzonen sind auffällig und ich wüsste gerne mehr darüber.
Ja, für Gräserbestimmung habe ich auch noch nie etwas richtig-richtig Gutes gefunden!

(Ich habe so ein kleines Büchlein https://albverein-shop.de/shop/item/978 ... ertes-buch, darin sind Zeichnungen und Erläuterungen über Süß- und Sauergräser, Blattscheiden, Blattpreiten, Knoten und was man eben für Gräserbestimmung so braucht. Aber die Überschrift ist "wichtige in Wiesen vorkommende Gräser", keine Ahnung, wie viele mehr es gäbe, und es steht nicht so viel über die einzelnen Gräser. Z. B. wurde das Raygras mal extra eingeführt oder kann man Queckenwurzeln essen, solche Infos fände ich halt auch noch schön... Solche Zeichnungen findet man vielleicht auch im Internet?)

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Amarille
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Amarille »

Kulturlandschaft ist wirklich schön, aber sie benötigt Pflege. Das ist der Knackpunkt, es gibt immer weniger Menschen die dazu bereit sind. Ist man einer dieser letzten Spezies bekommt man zwar Zustimmung, aber keine Unterstützung, vielmehr den gut gemeinten Rat "man müsste und man sollte ". So meine Erfahrung diesen Sommer mit unserem Projekt. Unsere Kulturlandschaft Steillagenweinberge wird nächstes Jahr zu einem riesigen Wandel führen, unsere 2 Großbauern hatten viele Flächen gepachtet, da die Landarbeiter jetzt Mindestlohn bekommen lohnt sich die Arbeit nicht mehr, Maschinen können nicht eingesetzt werden = 80% der Flächen wurde jetzt der Pachtvertrag gekündigt und werden nicht weiter gepflegt. Dazu kommt das die Kulturtraube Trollinger nicht mit der Trockenheit und den heißen Temperaturen klar kommen, die Ernte war eine Katastrophe, die Preise für Wein aus Steillagen ebenso.
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt!
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von astriddorothea »

Das ist an Mosel und Rhein ganz ähnlich.
Wobei ich den alten verwilderten Weinbergen immer einen gewissen Charm abgewinnen konnte. :liebhab
„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Primulaveris »

Amarille hat geschrieben: Fr 10. Nov 2023, 13:22 Kulturlandschaft ist wirklich schön, aber sie benötigt Pflege. Das ist der Knackpunkt, es gibt immer weniger Menschen die dazu bereit sind. Ist man einer dieser letzten Spezies bekommt man zwar Zustimmung, aber keine Unterstützung, vielmehr den gut gemeinten Rat "man müsste und man sollte ". So meine Erfahrung diesen Sommer mit unserem Projekt. Unsere Kulturlandschaft Steillagenweinberge wird nächstes Jahr zu einem riesigen Wandel führen, unsere 2 Großbauern hatten viele Flächen gepachtet, da die Landarbeiter jetzt Mindestlohn bekommen lohnt sich die Arbeit nicht mehr, Maschinen können nicht eingesetzt werden = 80% der Flächen wurde jetzt der Pachtvertrag gekündigt und werden nicht weiter gepflegt. Dazu kommt das die Kulturtraube Trollinger nicht mit der Trockenheit und den heißen Temperaturen klar kommen, die Ernte war eine Katastrophe, die Preise für Wein aus Steillagen ebenso.
Ich kann die Leute, denen die Grundstücke gehören, ja auch gut verstehen. Und wenn die einzelne Familie sagt, bei uns geht das jetzt nicht mehr mit der Bewirtschaftung, macht das ja auch nichts. Aber es ist halt gerade ein echter Generationenwechsel...

Was mich ärgert ist, dass "wir" als Gesellschaft nicht bereit sind, die Dienstleistungen der Landwirte und Landpfleger und -hüter angemessen zu bezahlen. Wie du sagst, Amarille, alle sagen "man sollte". Ich sage das auch. Aber wieso sollte jemand sich für die Allgemeinheit "aufopfern"?

Aller möglicher Mist wird subventioniert. Wir haben, schwupp, plötzlich Milliarden Euro, um in Tötungsmaschinen zu investieren. Aber wir können keinen Ausgleich bezahlen, wenn jemand breitere, artenreiche Feldraine pflegt oder Heckenstrukturen in seinem Acker schafft (um die er herum arbeiten muss), oder sein Holz mit Pferden rückt oder eben alte Weinberge erhält. (Wir können uns ja auch kein menschenwürdiges Gesundheitssystem leisten.)

Ich komme immer wieder zum gleichen Ergebnis: Der/die Einzelne kann sich so "richtig" verhalten, wie er/sie nur will - das ist schön, auch gut für die eigene Seele, aber strukturelle Probleme kann man nur politisch lösen. Und da ist null Wille, null Verständnis, null Zukunft, nur Dollar- oder Euro-Zeichen in den Augen. Das macht mich sehr wütend und sehr ratlos.

Aber das ist schon wieder abgeschweift.
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Primulaveris »

Und mancher Wandel geschieht einfach. Das muss "man" (also ich) dann einfach akzeptieren. Im Mittelalter gab es auch Kahlschläge für Glashütten, Köhlereien, Bauholz usw. oder vergifteten Boden um Kupferminen.
Ich will nicht unterschlagen, dass manches auch BESSER ist, als noch vor 50 Jahren.
Nur der Vollständigkeit halber :D
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Amarille »

Bei den Änderungen der Kulturlandschaft ist auch der Klimawandel Verursacher. Im Weinbau gibt es Rebsorten wie der Trollinger oder Schwarzriesling die mit den Temperaturen und Trockenheit nicht klar kommen. Viele sind inzwischen durch Rebsorten aus dem Mittelmeerraum ersetzt worden. Marc, mit dem ich im Projekt arbeite, setzt ganz auf Obst im Weinberg wie Olive, Feige, Artischocke und Kaki im Bioanbau. Die fühlen sich dort wohl, gehören aber definitiv nicht in unsere Landschaft wie wir sie kennen. Bei diesen "neuen" Kulturen scheiden sich die Meinungen. Für unsere Kinder wird es vielleicht Kulturlandschaft sein, sie kennen keine andere. Ein Redner eines Vortrags sagte einmal zum Abschluss: "die Älteren unter ihnen werden sich noch erinnern". Mir jedenfalls gefallen die neuen Mittelmeerarten gut. Wenn die Artischocken blühen dann sind die voller Insekten und die Flächen dafür werden nicht mehr gespritzt, was gut ist.
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt!
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Primulaveris »

Nur als Zwischeneinschub, für den Wissenskomposthaufen, wenn man das interessant findet:

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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Primulaveris »

Amarille hat geschrieben: Fr 10. Nov 2023, 22:48 Die fühlen sich dort wohl, gehören aber definitiv nicht in unsere Landschaft wie wir sie kennen. Bei diesen "neuen" Kulturen scheiden sich die Meinungen. Für unsere Kinder wird es vielleicht Kulturlandschaft sein, sie kennen keine andere.

Für mich ist das ein echt schweres Lernkapitel, da gehen Kopf und Herz noch ganz schön auseinander.
Jetzt weniger beim Mittelmeerobst im Weinberg, das finde ich eine tolle Entwicklung (falls Marcs Initiative eine allgemeine Entwicklung ist).
Eher, wenn große Strukturen in der Landschaft sich stark ändern oder verschwinden plus immer noch mehr ausgebaute Monokulturisierung und Flächenvergrößerung, auch im Bioanbau.
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Amarille »

Ich hab mir mal ein antiquarisches Buch gekauft wo es um die Pflanzen und Bäume ging wie es sie, in unserer Region, vor dem Weinbau gab bzw. die vor hunderten Jahren hier typisch das Landschaftsbild prägten. Das waren neben Eiben auch Traubenkirschen. Wenn jetzt hier ein Grundstück lange brach liegt und nicht gepflegt wird wachsen innerhalb kürzester Zeit Traubenkirschen. Ich finde das ziemlich erstaunlich....
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Re: Landschaften, Biotope

Beitrag von Amarille »

Primulaveris hat geschrieben: Sa 11. Nov 2023, 09:02
Amarille hat geschrieben: Fr 10. Nov 2023, 22:48 Die fühlen sich dort wohl, gehören aber definitiv nicht in unsere Landschaft wie wir sie kennen. Bei diesen "neuen" Kulturen scheiden sich die Meinungen. Für unsere Kinder wird es vielleicht Kulturlandschaft sein, sie kennen keine andere.

Für mich ist das ein echt schweres Lernkapitel, da gehen Kopf und Herz noch ganz schön auseinander.
Jetzt weniger beim Mittelmeerobst im Weinberg, das finde ich eine tolle Entwicklung (falls Marcs Initiative eine allgemeine Entwicklung ist).
Eher, wenn große Strukturen in der Landschaft sich stark ändern oder verschwinden plus immer noch mehr ausgebaute Monokulturisierung und Flächenvergrößerung, auch im Bioanbau.
Marc wird hier wegen seiner neuen Kulturen angefeindet oder für einen Spinner gehalten. Wenn er jedoch in 1-2 Jahren Erfolg damit hat werden ihm dann ganz viele folgen. Natürlich steht dann im Vordergrund der meist gebrauchte Kopiergrund = Geld. Dann hätten, auf einmal, auch unsere Steillagen wieder ein Comeback und würden ziemlich schnell im Preis steigen. Derzeit muss man fast noch 1 Euro bezahlen wenn man einen Steillagenweinberg verkaufen will. Der Grund vieler Veränderungen ist oft monitär zu finden, ganz besonders hier in meinem Heimatort. Man hat zwar keine Phantasie, ist jedoch, wenn es irgendwie ums verdienen geht, super gut beim kopieren. So ist es durchaus möglich das Marc derjenige sein wird der unsere Kulturlandschaft verändert....ich hab damit Schwierigkeiten das zu verstehen bzw. unsere Mitbürger zu verstehen und denke oft ich wollte weg von hier. Nur wo anders wäre es wahrscheinlich genauso.
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