Saatgut

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Amarille
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Saatgut

Beitrag von Amarille »

Ich bekomme die Newsletter von Arche Noah, die auch einen Sitz im EU-Parlament haben, das dort gerade an der Saatgutverordnung gebastelt wird und die Gen-Technik frei geschaltet werden soll, haben ja vielleicht einige schon mitbekommen. Hier ein paar Überschriften zu denen man sich Gedanken machen kann bzw. sollte:

EU-Saatgut-Recht: Angriff auf die Vielfalt!
Der mit Juli 2023 vorliegende Gesetze-Vorschlag der EU-Kommission zum neuen Saatgut-Recht ist eine Bedrohung für die Vielfalt! Die politischen Verhandlungen im Agrar-Rat und im EU-Parlament zu diesem Gesetz beginnen jetzt. ARCHE NOAH ist als einzige in Brüssel vertretene Saatgut-Organisation gefordert, vielfältiges Saatgut zu schützen und dieses gegenüber den globalen Agro-Chemie-Konzernen zu verteidigen. Denn die Agrar- und Saatgutkonzerne wollen, dass alles beim Alten bleibt, damit sie ihre Machtposition weiter ausbauen können. Wir wollen neue Gesetze, die die Vielfalt fördern: weg von Monokulturen und Saatgut-Monopolen, hin zu regionalem, vielfältigem Saatgut, das allen nützt!

Bedrohung: Eine Deregulierung würde zu einer wahren Flut von Saatgut-Patenten führen
Weiters hat die EU-Kommission diesen Mittwoch den Gesetzes-Vorschlag zur Deregulierung „Neuen Gentechnik“ präsentiert: ein zusätzlicher Schock für die – gentechnikfreie – Saatgutarbeit. Während das Saatgutrecht für Landwirt:innen und Saatgut-Initiativen verschärft werden soll, soll es für Konzerne zukünftig große Freiheiten geben. Klar ist: Gentechnik-Saatgut ist in der Regel auch patentiertes Saatgut! Allein auf die Anwendung von CRISPR/Cas in der Pflanzenzüchtung (eines der häufigsten Verfahren der Neuen Gentechnik) wurden weltweit schon rund 10.000 Patente angemeldet. Die Umsetzung dieses Gesetzes-Entwurfes würde zu einer Überflutung des europäischen Markts mit patentiertem Saatgut und zu einer Monopolisierung der Pflanzenzüchtung führen. Eigenschaften wie Krankheitsresistenzen stehen dann nur mehr dem Pateninhaber, also den mächtigen Agrochemie-Konzernen wie Bayer, BASF, Corteva und Syngenta, zur Verfügung – und jenen, die hohe Lizenzgebühren bezahlen. Wir setzen uns für eine Beschränkung der Konzern-Macht und für mehr kleinbäuerliche Rechte ein!

https://mitmachen.arche-noah.at/de/node/58
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt!
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Erebus
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Re: Saatgut

Beitrag von Erebus »

Wenn große Firmen sich an Bauern oder Genossenschaften wenden, kann ich das zur Not ja noch nachvollziehen. Aber wir Kleingärtner..
Da bin ich lieber Gesetzesbrecher, als gehirnlos Folger.

Dieses überkandidelte Saatgut, dieses supergau Saatgut, welches mit Trockenheit, Hitze, Dauerregen und was weiß ich zurecht kommt, kann ja kaufen, wer will und jeder der es kauft, zahlt die Patentgebühr ja mit. Somit macht das Unternehmen Gewinn, egal ob das wächst oder nicht. Egal ob beim Backen das Brot lila wird oder das Huhn dadurch getupfte Eier legt.

Es wird durch Verarbeitung ja nicht mehr angezeigt, was und wie viel davon verarbeitet wurde. Diese Anzeigepflicht gibt es bis heute nicht.
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nur der Garten ist unser Eigentum.
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Re: Saatgut

Beitrag von SchwurbelfreierGarten »

Schwieriges Thema bei dem ich hin und hergerissen bin.

Wenn man sieht, dass sehr sehr viele Sorten die wir heute bedenkenlos nutzen über Bestrahlung mit radioaktiven Quellen erzeugt wurden, weil dadurch die Mutationen ausgelöst wurden, fragt man sich schon, was an Crispr/CAS schlimmer sein soll. Bei der Mutationszüchtung wird darauf gehofft irgendwas gutes zu bekommen. Bei Crispr/CAS weiß der Wissenschaftler in der Regel schon vorher was passieren wird. Wenn dadurch nur Änderungen des Genoms vorgenommen werden, die auch natürlich entstehen könnten, hab ich da erstmal kein Problem damit. Und soweit ich verstanden habe geht es bei der Freigabe um genau solche Mutationen.

Dass es darauf Patente geben könnte ist natürlich ein großes Problem. Denn wieso kann man etwas patentieren, das auch auf normalem Weg passieren kann? Aber so ist unsere Gesellschaft. Man wählt halt Parteien denen Wirtschaft über alles geht.

Crispr/CAS stellt im Gegensatz zu älteren Verfahren eine deutliche Verbesserung dar. Früher wurden immer Sachen zusätzlich eingebaut um den Erfolg der Genmanipulation zu messen. Also z.B. Antibiotikagene verwendet wurden, fördert das nur Resistenzen. Müsste nochmal meine Frau fragen, wie das genau funktioniert. Die hat das studiert.
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Tidofelder
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Re: Saatgut

Beitrag von Tidofelder »

Der Klimawandel wird uns gentechnisch veränderte Nutzpflanzen aufzwingen. Früher oder später. Oder die Landwirtschaft im herkömmlichen Sinne wird zugunsten neuer Anbaumethoden aufgegeben.
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Amarille
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Re: Saatgut

Beitrag von Amarille »

https://www.no-patents-on-seeds.org/de/ ... nzensorten

Bei diesem Gesetz geht es um Patente...wer das Saatgut hat, hat die Macht. Ein Thema das den meisten gar nicht bekannt ist
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Erebus
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Re: Saatgut

Beitrag von Erebus »

Tidofelder hat geschrieben: So 9. Jul 2023, 22:16 Oder die Landwirtschaft im herkömmlichen Sinne wird zugunsten neuer Anbaumethoden aufgegeben.
Wo zumindest bei uns in D hauptsächlich Nahrung fürs Vieh angebaut wird. Dann für Biogasanlagen - und dann erst kommt der Mensch.

Ich finde das schlimm
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Re: Saatgut

Beitrag von SchwurbelfreierGarten »

Der Beitrag hat mich echt überrascht. Andreas Brügger vom Deutschen Fruchthandelsverband sagt, dass Deutschland beim Gemüse bei 40% Selbstversorgung liegt und bei Obst bei 20%. Eigentlich hätte ich da auch selbst draufkommen können, wenn ich nochmal im Kopf Revue passieren lasse wie selten Deutschland bei der Ware genannt wird.

https://www.t-online.de/leben/essen-und ... -aus-.html
tree12
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Re: Saatgut

Beitrag von tree12 »

Tidofelder hat geschrieben: So 9. Jul 2023, 22:16 Der Klimawandel wird uns gentechnisch veränderte Nutzpflanzen aufzwingen. Früher oder später. Oder die Landwirtschaft im herkömmlichen Sinne wird zugunsten neuer Anbaumethoden aufgegeben.

Meiner meiner Meinung wird uns der Klimawandel keine gentechnisch veränderten Nutzpflanzen aufzwingen... der Klimawandel ist aber die willkommene Ausrede für all diejenigen Verantwortlichen, die Gewinn machen mit gentechnisch veränderten Pflanzen.

Der Klimawandel zwingt uns eigentlich etwas ganz anderes auf: ein Umdenken in der Landwirtschaft (und in der Ernährung), weg von der Massentierhaltung, hin zu dadurch freiwerdender Ackerfläche, auf denen dann z. B. der Dynamische Agroforst Einzug halten kann und Kleinteiligkeit mit Hecken und Feldrainen. Und er zwingt uns zum Wasser/Ressourcensparen, also dürfen auch keine Salatköpfe mehr auf dem Feld untergepflügt werden, nur weil sie etwas zu klein geraten sind oder irgendeiner EU-Norm nicht genau entsprechen.

Wir brauchen keine Gentechnik in unserer Nahrung, sondern vielmehr die Rückbesinnung auf alte Werte, auf den Schutz des Bodens und des Grundwassers. Weg von Verschwendung, hin zu Umsicht und Weitsicht.
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Dorfgaertner
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Re: Saatgut

Beitrag von Dorfgaertner »

tree12 hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 10:43 Agroforst
Das ist wirklich ein faszinierendes Konzept!
Daneben gibt es auch z.B. Mulch für Äcker des Gemüseanbaus – das wurde erst in den letzten Jahren beforscht und getestet, und es zeigen sich sehr gute Ergebnisse. Das Bodenleben wird gestärkt, die Verdunstung eingedämmt, die Pflanzen brauchen weniger Wasser und werden durchweg größer, als die ungemulchten Vergleichspflanzen.

An guten Ideen und Konzepten mangelt es also tatsächlich nicht. Ich neige bei der Frage auch eher Richtung Tree12. Gentechnisch veränderte Pflanzen helfen sozusagen bei den Symptomen, aber die eigentlichen Probleme konkret auf dem Acker lösen sie nicht. Klar, wenn sie trockenheitsfester und hitzeresistenter sind, wachsen sie auf einem konventionellen Acker (erstmal) besser. Aber Trockenheit und Hitze werden für Generationen nicht mehr ab-, sondern noch sehr lange nur zunehmen. Die Böden trocknen auch mit Genpflanzen immer weiter aus, erodieren, etc. Es ist ein Wettrennen, aber keine Lösung.
Wenn wir auf allen geeigneten Flächen Agroforste hätten, würde der Baumbestand schlagartig explodieren, ganze Landschaften hätten andere Mikroklimabedingungen, geringere Hitze, Mulch würde noch zusätzlich vor Trockenheit schützen.
Eine andere Landwirtschaft ist möglich, aber wir als Gesellschaft wollen nicht...

Und von dem Debakel, das das Patentrecht ist, will ich gar nicht anfangen... ;)
»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster
tree12
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Re: Saatgut

Beitrag von tree12 »

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