klimafeste Bäume pflanzen

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tree12
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Re: klimafeste Bäume pflanzen

Beitrag von tree12 »

Wow, danke Simone fürs Einstellen des Bildes! Das ist ja mal hochinteressant, einen solchen Querschnitt zu sehen und eine Ahnung davon zu erhalten, wie gequetscht und zugebaut eine Baumwurzel in einer städtischen Baumscheibe ist... Erinnert an ein Käfighuhn oder eine Muttersau in ihrer kleinen Box ohne Bewegungsfreiheit... :(

Der Baum soll dahinvegetieren, uns aber gleichzeitig in voller Breite mit seinen Ökosystemleistungen dienlich sein, Schatten werfen, Feinstaub binden, für nächtliche Kühlung sorgen, eine nette Optik haben, Tieren und Insekten einen Lebensraum bieten. Nebenbei darf man auf der Baumscheibe selbstverständlich noch Fahrräder, Sperrmüll oder Werbeschilder aufstellen, Hunde dürfen am Stamm ihr Bein heben und die Rinde schädigen, Müll wird dort weggeworfen....

Und dann werden die Bäume obendrein in Dürresommern nicht einmal ordentlich gewässert durch die Kommune. Oder durch mitfühlende Anwohner. Wenn der Baum dann endlich abgestorben ist - was man ihm nicht verdenken kann - bleibt die Baumscheibe oft jahrelang leer, denn so ein Baum taucht in den Unterlagen der Stadtverwaltungen eigentlich nur als "Kostenfaktor" auf. Man beauftragt ja jetzt immer öfter externe Betriebe für die Pflanzung und das Wässern in den ersten paar Jahren anstatt das mit eigenen Mitarbeitern zu bewältigen.

Gaaanz langsam wird allen Betroffenen auch klar, daß wir im Zuge der Klimakrise besonders den urbanen Raum dringend entsiegeln und mit mehr Bäumen ausstatten müssen.... :? Ja, aber bitte mit größeren Baumscheiben und vielleicht an Stellen, die geeigneter sind. Und man sollte bei der Baumauswahl den Kopf einschalten und die Platane, die riesig wird, nicht an einen Ort pflanzen, wo sie in wenigen Jahren viel zu groß sein wird.
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Simbienchen
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Re: klimafeste Bäume pflanzen

Beitrag von Simbienchen »

Und das Thema " wo pflanzen wir einen Stadtbaum " ist neben der Frage, welchen "Klimabaum" ein sehr schwieriges. Der Platz ist gar nicht mehr gegeben. Wer das entscheiden muss in der Verwaltung, dem obliegt eine große Verantwortung! (Aber uns in unseren Gärten ebenso....). Da wo ein kranker Baum umgelegt wurde, wird meistens das Wurzelwerk im Boden belassen. An diese Stelle kann man also keinen neuen Baum setzen. Ich habe es hier bei uns gesehen. Da wurden mehrere Birken abgeholzt und nun sucht man seit Jahren geeignete Plätze für die Ersatzpflanzung....und das, obwohl wir hier ländlich leben! Die Gemeinde hat ein Problem neue Bäume zu pflanzen. Da gibt es derart viele Einschränkungen, das ist unfassbar!

Entsiegelung in den Städten ist dringend notwendig dafür, ein neues "Wurzelmanagement" muss her. Die Verdichtung ist für junge Bäume ein Problem, die Wurzeln schaffen es nicht und verhalten sich wie bei einer Pflanze im Topf, der mittlerweile zu eng geworden ist.
Baumscheiben müssen größer werden. Wassersäcke zur Bewässerung reichen einfach nicht aus. In der Tiefe muss das Wasser auch abfließen können, sonst faulen die Wurzeln.

Ich habe letztens noch ein Gespräch mit einem Landschaftsgärtner geführt, der mir erzählte, dass auf manche Gemeinden jetzt schon enorm viele Kosten zukommen, weil sie in der Vergangenheit auf die falschen Klimabäume gesetzt haben. Die Bäume wurden in zu kurzer Zeit zu schnell zu groß, die Pflege dieser wüchsigen Arten wird kostspieliger.
Dieses " Austesten" gewisser nichtheimischen Klimabäume birgt neben der unkontrollierten Wachstum und Verbreitung auch andere Risiken, dass sich anscheinend bestimmte Insekten und Pilze vermehren, die nicht in Schach gehalten werden können.

Der Bumerang kommt dann jetzt zurück, die Klimaveränderungen machen es den nichtheimischen Bäumen noch leichter, sich zu verbreiten. Die Schäden zeichnen sich jetzt schon ab und die Einkreuzung von angeblich sterilen Bäumen hat scheinbar mancherorts schon stattgefunden. Die versamen sich dann jetzt munter weiter. Sämlinge und Ausläufer werden durch die Klimaverschiebungen immer mehr zum Problem. Wirtschaftliche und ökologische Schäden sind vorprogrammiert und nur durch noch mehr finanziellen Aufwand ( wenn überhaupt) zu beheben.

Darum müssen wir Gärtner uns gewissenhaft damit auseinander setzen, was wir in unsere Gärten pflanzen. Alles was "schön" aussieht, ist nicht immer gut. Die Schäden zeigen sich erst Jahrzehnte später, siehe Robinie, Götterbaum, Paulownia , Bienenbaum, ...

Wer möchte das seinen Nachfahren zumuten? Also, ich möchte meinen Garten enkeltauglich übergeben, Ein unliebsam gewordener Baum ist auch nicht mal eben so entfernt, das muss man auch bedenken.
"Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde!"
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Amarille
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Re: klimafeste Bäume pflanzen

Beitrag von Amarille »

Inzwischen sind, auf den meisten Homepages jeder Gemeinde/Stadt, auch die Pflanzgebote zu jedem Baugebiete zum nachlesen. In unseren, selbst den ganz alten, gibt es das Gebot eines Baumes (mit Sortenauswahl) im Vorgarten. Würden die Gebote eingehalten hätten wir nicht das Problem im Straßenraum. Außerdem haben wir festgestellt das viele Straßenbäume auf der falschen Straßenseite stehen und weder Gehweg noch Straße Schatten spenden könnten, sie schattieren statt dessen die Häuser wo man ihn nicht will und den Baum heimlich absägt. Unseren Bürgermeister interessiert das nicht, müsste er ja selbst einen Baum pflanzen der dann seinem Rasenrobbi im Weg stände. Es gäbe Möglichkeiten, man müsste sie nur durchsetzen.
Ich bin aus der Zeit gefallen... :ka
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