Nutztiere auf Magerwiese

Antworten
Benutzeravatar
Alma
Beiträge: 587
Registriert: Mi 2. Okt 2019, 14:56
Hat sich bedankt: 319 Mal
Danksagung erhalten: 484 Mal

Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von Alma »

Hi Ihr,
Ich habe ja seit letztem Herbst 3 Hühner in einem mobilen Hühnerstall.
Das ist ein kleines Hühnerhaus auf einem Anhänger und ein Geflügelschutzzaun außenrum.
Die Idee dabei ist ja, dass ich diesen Stall immer mal wieder woanders hinstellen kann und die Mädels immer wieder neues zum scharren und picken haben und zudem Krankeiten vorgebeugt wird.
So.
Nun bin ich aber ziemlich unglücklich damit da an den zwei Stellen razzifazzi alles weggescharrt ist bis auf die stark wachsenden Gräser und Quecke.
Ich habe wirklich (mittlerweile) eine ganz tolle Magerblumenwiese von 2000m². Das waren 10 Jahre gute Pflege. Aber mit dem System würde ich sie systematisch ersetzen durch eine Gräser-Quecken-Monokultur.
Zudem sind Hühner ja auch gute Insektenvertilger - das war auch nicht die Idee bei der Artenreichen Magerwiese.
Jetzt frage ich mich wirklich was ich machen soll.
Doch ein festes Hühnergehege wo die Hühner wie überall auf nacktem Boden rumscharren und sie bekommen eben frisches von mir geliefert? Und soo viel frisches habe ich auch nicht. Eigentlich nur im Mai/Juni wenn eben die Wiese stark wächst. Mulch für die Beete brauche ich ja auch noch.
Oder das Gehege auf die ganze Fläche erweitern? Dann ist das aber in absehbarer Zeit auch keine Magerwiese mehr. Wäre eine schlechte Umsetzung des 3-ZonenGartens.
Oder ich gebe sie einfach auf die Hühnerhaltung.
Zudem hatte ich auch noch die Schafe auf der Wiese. Der Schafhalter hat sie zweimal sehr überweidet. Das hat ihr sehr geschadet. Und dort wo der Wagen Stand der Schafe war bis vor zwei Jahren noch ein weißes Meer an Knöllchensteinbrech. Jetzt steht da 30cm hoch das dicke Gras.
Das geht alles so schnell eine tolle Wiese zu ruinieren und dauert soo lange bis sie artenreich ist.
Benutzeravatar
SchwurbelfreierGarten
Beiträge: 444
Registriert: So 17. Jul 2022, 21:10
Wohnort: nähe Böblingen
Hat sich bedankt: 210 Mal
Danksagung erhalten: 311 Mal
Kontaktdaten:

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von SchwurbelfreierGarten »

Schafe, Ziegen und Hühner würde ich auch nicht zum beweiden einsetzen. Da geht einfach zu viel kaputt. Schafe und Ziegen fressen alles bodentief ab, sie stammen ja aus dem Gebirge und knabbern dort Flechten von den Steinen. Das ist nicht gut für z.B. den Natternkopf, wenn die Rosette aus dem ersten Jahr dann weg ist.Und zu Hühnern hast du ja alles bereits geschrieben. Du könntest sie zwar in einem kleinen Auslauf halten und ab und an raus lassen, aber wie du sagst, widerspricht ja das dem Ziel der Insektenförderung.
Benutzeravatar
Simbienchen
Beiträge: 1055
Registriert: Mi 20. Feb 2019, 11:41
Hat sich bedankt: 1115 Mal
Danksagung erhalten: 883 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von Simbienchen »

Ich würde die Hühner nicht auf deine artenreiche Magerwiese lassen, du könntest die Hühner aber stellenweise gezielt in anderen Gartenbereichen ( z.B. unter Obst-Bäumen) einsetzen. Bei nur drei Hühnern ist das ja mit flexiblen Freilaufgehegen überschaubar machbar.

Die Hühner halten eine Wiese schon " kurz" , ich sehe es jetzt, wo meine Hühner weg sind, wie hoch das Gras in ihrem ehemaligen Wieseabschnitt steht. An Stellen, an denen sie gescharrt haben, hat sich nun die Wilde Möhre und anderes angesiedelt. Es ist also auch eine Chance für Wiesenpflanzen sich in kahlen Stellen besser auszusamen, bei meiner "Fettwiese " war das Scharren der Hühner eher von Vorteil.

In den hohen Wiesenabschnitten haben sich meine Hühner eigentlich nie gerne aufgehalten, da brauchte ich mir ab Mai bis zur jeweiligen Mahd nie Gedanken machen. Im Sommer haben sie sich eher in der Nähe der Pufferzone aufgehalten, wo sie mehr Schatten hatten.

Aber wenn das Scharren der Hühner soweit geht, dass Wildblumen nicht mehr zur Blüte und zum Aussamen kommen, dann wäre das eine Tragödie für deine Magerwiese.

Ich finde ja die Hühnertunnel oder faltbare Freilaufgehege ( in der Bauweise wie die Trixie Natura Freilaufgehege , Fotos/ Bilder einfach mal bei Interesse googeln) eine gute Idee. Man könnte sie flexibel miteinander verbinden. Damit liebäugel ich schon seit langem und überlege, ob das auch was für mich ist, wenn ich wieder in die Hühnerhaltung einsteige. Damit hätten die Hühner Auslauf / Bewegung und könnten so verschiedene, für sie abgesteckte Bereiche im Garten erreichen, ohne dass sie die anderen Gartenbereiche stören. Die Tunnel oder faltbaren Gehege wären dann sozusagen Verbindungsgänge von einem Auslauf zum anderen. Diese flexiblen Tunnelsysteme kann man wohl auch mit Planen abdecken, so dass sie auch bei Stallpflicht nutzbar wären. Ebenso sind diese faltbaren Gehege abdeckbar. Allerdings sind diese Alternativen ein hoher materieller und finanzieller Aufwand, es sei denn, man baut sie selbst. Aber mit solchen flexiblen (und ausbruchssicheren ) Hühnerausläufen ist man mobil und kann die Hühner als "Garten-Helfer" nutzen. So kann man sie auch über den Winter die Ertragszone freihalten lassen.

Festes Hühnergehege:

Eine andere Möglichkeit wäre, so sehe ich das hier oft bei anderen Hühnerhaltern, wenn man den festen Hühnerauslauf in z.B. drei Teile aufteilt und immer einen Teil zur Erholung hühnerfrei hält, damit sich die Grasnarbe erholen kann. Die Hühner wechseln rotierend dann immer in den jeweiligen erholten Wiesen- Anteil. Wenn man Grünfutter zufüttern muss, weil der eigene Garten nicht genug hergibt, dann könnte man sicher irgendwo etwas sensen. Es gibt vielleicht den einen oder anderen Nachbarn, der froh ist, wenn er seinen Grünschnitt abgeben kann....

Eigentlich ist es bei der Hühnerhaltung immer gut, wenn man verschiedene Möglichkeiten hat. Ein geschlossenes festes Hühnergehege direkt am Stall ist bei eigener Abwesenheit und Stallpflicht wichtig, damit die Hühner durch äußere Einflüsse geschützt sind und gleichzeitig keinen "Unsinn" machen können. Die mobile Hühnerhaltung kann daran angeknüpft werden und bietet viel Abwechslung für die Hühner.

Ja, es will alles gut durchdacht sein, wenn man sich Hühner hält. Ich bin gespannt, wie deine Überlegungen und Entscheidungen weiter gehen. :knuddel
"Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde!"
Benutzeravatar
Alma
Beiträge: 587
Registriert: Mi 2. Okt 2019, 14:56
Hat sich bedankt: 319 Mal
Danksagung erhalten: 484 Mal

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von Alma »

SchwurbelfreierGarten hat geschrieben: So 21. Apr 2024, 09:54 Schafe, Ziegen und Hühner würde ich auch nicht zum beweiden einsetzen. Da geht einfach zu viel kaputt. Schafe und Ziegen fressen alles bodentief ab, sie stammen ja aus dem Gebirge und knabbern dort Flechten von den Steinen. Das ist nicht gut für z.B. den Natternkopf, wenn die Rosette aus dem ersten Jahr dann weg ist.Und zu Hühnern hast du ja alles bereits geschrieben. Du könntest sie zwar in einem kleinen Auslauf halten und ab und an raus lassen, aber wie du sagst, widerspricht ja das dem Ziel der Insektenförderung.
Schafe oder Ziegen sind ja DER Einsatz für Abweidung von Magerwiesen.
Aber halt nur für Abweidung. Das Problem war, dass der Schafbesitzer die Schafe zweimal viel zu lange auf der Wiese hat stehen lassen. Dann kam eben das Problem mit zusätzlicher Fütterung und dem Nährstoffeintrag und da Schafe einfach immer Grünzeug fressen wollen das Problem mit der Überweidung.
Das mit den Schafen wäre Top wenn nicht der Schafbesitzer nicht so unkommunikativ wäre und die Schafe von der Wiese nimmt wenn ich sage er soll es tun - und nicht 3 Wochen später.
tree12
Beiträge: 642
Registriert: Sa 6. Apr 2019, 10:40
Hat sich bedankt: 861 Mal
Danksagung erhalten: 749 Mal

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von tree12 »

Wie Oliver vom Naturgarten Langenau erst gestern wieder in seinem genialen Online-Vortrag kurz erwähnte, sind Schafe eben gerade nicht ideal für den Einsatz auf geschützten Flächen, weil sie alles komplett wegfressen, also auch die bodennahe Rosette, aus der im Folgejahr die Blüte emporgewachsen wäre...

Wildrinder oder Wildpferde weiden anders, das Pferd frißt die Pflanze mit den Zähnen ab (aber eben nicht bodentief) und das Rind umschlingt die Pflanze mit der Zunge (und läßt somit die bodennahe Rosette am Leben). Sie sind die idealen Naturschützer auf den Wiesen und Weiden.

Schafe sind nur oberflächlich betrachtet gut geeignet, weil kleiner, leichter, besser zu transportieren und weil die Umzäunung nicht so hoch und stabil sein muß.
Benutzeravatar
SchwurbelfreierGarten
Beiträge: 444
Registriert: So 17. Jul 2022, 21:10
Wohnort: nähe Böblingen
Hat sich bedankt: 210 Mal
Danksagung erhalten: 311 Mal
Kontaktdaten:

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von SchwurbelfreierGarten »

Alma hat geschrieben: Mi 24. Apr 2024, 15:22
Schafe oder Ziegen sind ja DER Einsatz für Abweidung von Magerwiesen.
ich denke ich habe die Gründe genannt, warum sie kein guter Einsatz sind. Dass es gemacht wird, weiß ich auch.
Benutzeravatar
Dorfgaertner
Beiträge: 395
Registriert: Sa 6. Feb 2021, 14:28
Hat sich bedankt: 595 Mal
Danksagung erhalten: 476 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von Dorfgaertner »

Also mein Kenntnisstand über Schafe ist ein ganz anderer. Da würden mich Olivers Quellen mal interessieren... Eigentlich sind Schafe (bei extensiver Beweidung) ganz hervorragende Weidetiere gerade für Magerflächen und solche, die es werden sollen.

Mal ein paar Zitate von Leuten/Stellen, die es wissen sollten:

Bay. Akademie f. Naturschutz und Landschaftspflege: "Viele Magerrasen, Heiden und Sandhabitate sind durch die extensive Beweidung ziehender Schafherden im Laufe der Jahrhunderte entstanden. Viele dieser Lebensräume, die zu den artenreichsten Mitteleuropas gehören, können daher am besten erhalten werden, wenn diese Nutzung erhalten bleibt. Extensive Schafbeweidung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität und zur Vernetzung von Biotopflächen."
https://www.anl.bayern.de/fachinformati ... eidung.htm

Landschaftspflegeverein Kerner Schafwanderweg: "Eine von Schafen beweidete Wiese ist dagegen ein Mosaik unterschiedlicher Flächen... So bleiben den Insekten und Kleintieren immer auch Rückzugsorte und Nahrungspflanzen. Manche Blumen und Kräuter schmecken Schafen sogar überhaupt nicht und bleiben z.B. als Wirtspflanzen für Schmetterlingsraupen lange erhalten. Auch die Struktur einer Weide wie Ameisenhügel bleiben bei einer Beweidung erhalten. ... Durch ihre Klauen reißen die Schafe den Boden an manchen Stellen auf. In diesen offenen Stellen können Samen keimen. Auch Schmetterlingsraupen, Heuschrecken und andere Kleintiere fühlen sich dort wohl, kann doch dort die Sonne den Boden leichter erwärmen. In diesen Trittstellen können auch temporäre Gewässer entstehen, die wichtig für Amphibien sind."
https://www.schafwanderweg.de/der-umweltschutz/

Planet Wissen (öff.rechtl.): "Untersuchungen aus Spanien haben aufgezeigt, dass mit dem Kot eines einzigen Schafes bis zu 6000 Samen am Tag ausgeschieden werden. Damit tragen Schafe nicht nur zur Artenvielfalt in der Landschaft bei, sie vernetzen auch wichtige Biotope untereinander. Auf manchen historischen Wanderwegen hat sich über die Jahrhunderte durch die Wanderschäferei eine einzigartige Flora und Fauna entwickelt. ... Auf den sogenannten Cañadas konnten Forscher mehr als vierzig Pflanzenarten pro Quadratmeter und mehr als hundert Schmetterlings- und andere Insektenarten nachweisen."
https://www.planet-wissen.de/natur/haus ... er100.html

Zu Pferden sagt die Obere Naturschutzbehörde Gießen/Hessen: "Das Pferd ist aus Sicht des Naturschutzes das schwierigste Weidetier; es frisst stellenweise sehr tief ab, an den Kotplätzen wiederum gar nicht, und es verursacht leicht Trittschäden. Deshalb, und auch weil es viele schlechte Beispiele gibt, wird seitens des Naturschutzes die Pferdebeweidung als Nutzungsform auf sensiblen Grünlandflächen meist als problematisch beurteilt."
https://rp-giessen.hessen.de/sites/rp-g ... zes_bf.pdf
»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster
tree12
Beiträge: 642
Registriert: Sa 6. Apr 2019, 10:40
Hat sich bedankt: 861 Mal
Danksagung erhalten: 749 Mal

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von tree12 »

Ohne das jetzt alles gelesen zu haben, was in den Links steht, würde ich spontan sagen, daß ein wichtiger Gesichtspunkt die Wanderung der Schafherde ist. Die Herde ist nur kurz an einem Ort und zieht dann weiter zur nächsten Weide.

Wenn die Herde aber etliche Wochen in einem kleineren eingezäunten Bereich bleibt, frißt sie alles ab, was da ist, auch jede Rosette tief am Boden. Die Weide gilt dann als überweidet.

Beim Großvieh wie Wasserbüffel, Auerochse oder Wildpferd in extensiver Haltung wird ja auch ganz anders gerechnet, da ist für einen riesigen Bereich von vielen Hektar Land z. B. nur ein Tier eingeplant. Es entsteht kein Schaden an der Grasnarbe oder nur "gewünschter" Schaden, wie Huftritte an den Wasserstellen oder Plätze, wo die Tiere sich gerne wälzen. Wenn man sich daran orientiert, wie es irgendwann bei uns in grauer Vorzeit einmal war, dann zogen Auerochsen, Wildpferde und Großhirsche durchs Land und sorgten für die Offenhaltung der Landschaft, aber keine Schafe oder Ziegen.
Benutzeravatar
Tidofelder
Beiträge: 831
Registriert: Fr 7. Mai 2021, 21:24
Wohnort: Norden
Hortus-Name: Hortus Passiflorus
Hat sich bedankt: 234 Mal
Danksagung erhalten: 796 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von Tidofelder »

So ist es. Die Wanderung der Schafherde ist der entscheidene Faktor. Nicht umsonst werden seit Jahrhunderten Schafe zur Pflege der Deiche eingesetzt. Dabei sind sie immer einen bestimmte Zeit in einem abgezäunten Deichabschnitt, dann geht es in den nächsten Abschnitt.
Mit Wiesenlandschaften wird es sich ähnlich verhalten.
Benutzeravatar
Ann1981
Beiträge: 472
Registriert: Do 20. Jan 2022, 10:12
Hat sich bedankt: 143 Mal
Danksagung erhalten: 301 Mal

Hortus-Netzwerk Unterstützer

Re: Nutztiere auf Magerwiese

Beitrag von Ann1981 »

Um wieder zu den vorhandenen "Weidetieren", den Hühnern, zurückzukommen: Vielleicht findest du Ideen in den Videos von "Anjas Gartenreich" auf youtube.
"Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit." (Wolle Goethe)
Antworten

Zurück zu „Nutztiere“