Tag des Igels ! Bitte nehmt Rücksicht !

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Doro
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Tag des Igels ! Bitte nehmt Rücksicht !

Beitrag von Doro »

Übertrag aus dem alten Forum


2. Februar, Tag des Igels
Gemeint ist der Europäische Braunbrustigel Erinaceus europeus. Er zählt nach dem Bundesnaturschutzgesetzt (BNatSchG, §44) zu den besonders geschützten Arten und auch seine unmittelbaren Lebensstätten, wie Fortpflanzungs- und Ruheplätze, stehen unter Schutz. In Bayern steht er bereits auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten und in anderen Bundesländern sieht es wahrscheinlich nicht besser aus.

Entwicklungsgeschichtlich gehören die Igel zu den ältesten noch existierenden Säugetierarten. Als gegen Ende der Kreidezeit, vor ca. 65 Millionen Jahren, viele Reptilien und die Dinosaurier ausstarben, entwickelten sich höhere Säugetiere, unter denen sich auch die Urformen der Insektenfresser –Insektivoren- befanden. Zu dieser Ordnung zählten die Igel, gemeinsam mit den Maulwürfen und Spitzmäusen.

Die meisten Tiere, die danach entstanden, sind schon längst wieder ausgestorben.

Der Igel lebt in seiner jetzigen Form in Europa seit ca. 15 Millionen Jahren.

Während der Eiszeit zog er ins wärmere Spanien, Frankreich, Italien und auch nach Südosteuropa. Der bei uns heimische Europäische Braunbrustigel gehört zur Familie der Kleinohrigel.

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Igel haben einen hervorragenden Orientierungssinn. Sie merken sich gute Schlaf- und Futterplätze und finden immer wieder dorthin zurück, auch über kleinere Hürden. Durchschlüpfe werden sofort wiedergefunden.

Der stark ausgeprägte Geruchssinn ist das wichtigste Organ des Igels, er ist um ein Vielfaches besser als der des Hundes. Mit Hilfe seiner Nase kann kann der Igel unbekannte Dinge einordnen, sich orientieren, findet er Futtertiere und Artgenossen.

Er besitzt auch ein hervorragendes Gehör. Die Ohren sind sehr empfindlich und hören bis in den Ultraschallbereich. Somit kann er die Bewegungen seiner Futtertiere auf und im Boden aufspüren und sich bei drohender Gefahr frühzeitig zurückziehen.

Auch die Tasthaare an der Schnauze helfen ihm bei der Orientierung im Dunkeln, lassen ihn Hindernisse erspüren und helfen beim Beutefang.

Der Sehsinn ist beim Igel nur schwach ausgeprägt. Da er nachtaktiv ist, ist er weniger wichtig.

Je nach Witterung liegt die Paarungszeit zwischen Mai und August. Nach einer Tragzeit von 35 Tagen, werden zwei bis zehn Junge geboren, durchschnittlich sind es fünf. Bis zum 14. Lebenstag sind Augen und Ohren geschlossen.

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Gesäugt werden die Kleinen etwa 42 Tage lang, aber bereits mit ca. 25 Tagen verlassen sie erstmals das Nest und gehen auf Entdeckungstour. Sie haben dann ein Körpergewicht zwischen 130g und 180g. Mit 6 Wochen sind Igeljunge selbstständig und zerstreuen sich langsam.

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Bis zum Winterschlafbeginn, in den meisten Fällen im November/Dezember, müssen sich die Jungtiere ein gutes Fettpolster anfressen. Sie sollten mindesten 500g wiegen, um gefahrlos die eisige, nahrungslose Zeit zu überstehen. Der Herzschlag verringert sich von 180 Schlägen pro Minute auf ca. 8 Schläge. Sie atmen statt 40–50 mal nur noch 3-4 mal und die Körpertemperatur sinkt von 36°C auf ca. 5°C ab. Je nach Alter und Ausgangsgewicht verlieren die Igel 20-40% ihres Körpergewichtes. In dieser Zeit schützt den Igel nur ein gutes Winterschlafnest vor Kälte, Nässe und Gefahren durch Mensch und Tier.
Lebensraum
Die ursprünglichen Lebensräume der Igel sind mit mannigfaltiger Vegetation bewachsene Feldflure und ihre Saumbiotope sowie das mit dieser Vielfalt einhergehende abwechslungsreiche Nahrungsangebot.

Sie bestehen also aus artenreichem Bewuchs: Hecken, Gebüsch, Bodendeckern, Moosen, kleinen Gehölzen, kurz gehaltene Wiesenflächen.

Diese Vielfalt bietet ausreichende Unterschlupfmöglichkeit, Nistgelegenheit und ein breites Nahrungsangebot.

Leider sind diese Strukturen in der industriellen, auf Massenproduktion ausgelegten Landwirtschaft mit ihren Monokulturen immer schneller und radikaler verschwunden. Um überleben zu können, beibt dem Igel keine andere Möglichkeit, als auf gartenreiche Stadtrandgebiete und Dörfer auszuweichen. Er folgt dem Menschen sogar bis in die Städte, lebt in Gärten, Grün- und Parkanlagen, bis hin zu Kleingartenanlagen und Friedhöfen.

Man bezeichnet ihn daher auch als Kulturfolger.

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Gefährdung

Der verbleibende Lebensraum unserer Igel schrumpft also immer mehr zusammen. Es kommt zur sogenannten „Verinselung“: Ein kleines Dorf liegt zwischen riesigen Ackerflächen, die Kleinstadt mit viel grünem Bewuchs ist isoliert durch stark befahrene Straßen und der massive Einsatz von Insektiziden und Kunstdüngern wirkt sich noch zusätzlich zerstörend auf das Nahrungsangebot aus.

Igelmännchen nutzen ein Revier von bis zu 100 Hektar, der Aktionsraum der Weibchen ist mit ca. 30 Hektar deutlich kleiner. Wenn die Weibchen nachts auf Futtersuche durchschnittlich 3 - 5 km zurücklegen, wird deutlich, wie gefährdet sie in ihrem Lebensraum sind.

Auf ihren nächtlichen Streifzügen sind sie zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Im Frühjahr, nach dem Winterschlaf, sind die Igel schon zeitig auf Futtersuche. Während der Paarungszeit überqueren gerade die Igelmännchen deutlich häufiger die Straßen. Dies ist leider die Zeit der meisten verkehrstoten Igel.

Aus diesem Grund sollten die Autofahrer in der Dämmerung und bei Nacht besonders aufmerksam, rücksichtsvoll und bremsbereit fahren und die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten.

Wenn wir uns jetzt die Nahrungstiere des Igels anschauen, wird auch hier deutlich, wie wichtig ein besonnenes Handeln im eigenen Garten ist: Die Hauptnahrung des Igels besteht aus Laufkäfern, Nachtfaltern und deren Puppen, Regenwürmern, Ohrwürmern, Käferlarven, Mücken, Fliegen und Schnecken.

Mit Einsatz von Insekten- und Unkrautvernichtern (auch Schneckenkorn) und chemischen Düngemitteln stören wir das biologische Gleichgewicht! Wir rauben den Igeln ihre Futtertiere und durch die Aufnahme dieser Gifte werden das Immunsystem, der Hormonhaushalt, sowie die Fortpflanzungsfähigkeit stark beeinträchtigt.

Leider bieten auch der Frühjahrsputz und das Aufräumen der Gärten im Herbst zahlreiche Gefahren für die kleinen Stachelritter:

Durch das Beseitigen des Herbstlaubes mit Laubsaugern werden sowohl zahlreiche Insekten, also die Igelnahrung, eingesaugt als auch die zum Teil erst im September geborenen Igeljungtiere aufgesaugt. Viel besser wäre es, das Laub unter Hecken und Büsche zu kehren oder es mit einem Laubbläser auf niedrigster Stufe dorthin zu pusten. Damit erreicht man zum einen, dass der Boden gemulcht und so vor Frost und Austrocknung geschützt wird, und zum anderen, dass Winterquartiere für Insekten geschaffen werden. Ebenso das zeitige „Herausputzen“ der Beete, durch Abräumen der vertrockneten Stängel und Rückschnitt der Stauden im beginnenden Frühjahr, vernichtet kleine Lebewesen:

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Eine weitere Gefahr ist das Umschichten von Kompost oder Reisighaufen. Wenn man bedenkt, dass Igel zum Teil noch bis in den April Winterschlaf halten, kann es zu schwerwiegenden Verletzungen kommen, wenn unbedacht die Mistforke zum Einsatz kommt. Außerdem verkriechen sich hier zahlreiche Kleintiere wie z. B. Amphibien, Reptilien (Eidechsen oder Blindschleichen), um in Wärme und Schutz Winterstarre oder –schlaf zu halten.

Leider sterben immer wieder Igel und zahlreiche andere Lebewesen qualvoll durch das Verbrennen von Reisighaufen. Hier gilt es, ein besonderes Augenmerk auf das Abbrennen von Oster- bzw. Brauchtumsfeuern zu legen. Das vom Gesetzgeber vorgeschriebene Umschichten von zum Teil über mehrere Wochen angesammeltem Schnittgut, wird oftmals nicht beachtet oder kontrolliert. Die entstehenden Verletzungen sind gravierend und enden in der Regel tödlich. Kleinere Mengen von „Gartenabfällen“ kann man in dafür vorgesehenen Metallkörben verbrennen, sinnvoll wäre es aber, dieses Material unter und zwischen den Büschen und Stauden zu verteilen und so wieder Lebensraum zu schaffen. Den Boden damit vor Frost bzw. Trockenheit zu schützen und auf natürlichem Weg Nährstoffe einzubringen.

Die Igel haben unter Gehölzen, Laub und Reisig ihre Winterschlafnester bzw. im Sommer ihre Nisthöhlen gebaut. Vom Frühjahr bis zum Herbst liegen sie aber oftmals nur leicht versteckt in ihren verschiedenen Tagesschlafnestern. Man findet sie sogar offen und ungeschützt unter einem Strauch, gerade wenn es im Sommer sehr heiß ist.

Dieses Verhalten birgt die Gefahr, dass sie durch motorisierte Gartengeräte wie Tellersensen, Kantenschneider und Ähnliche verletzt werden. Meist sind die Folgen tiefe Schnittverletzungen, die gerade im Sommer von Fliegen besetzt werden, die dann in rasender Geschwindigkeit ihre Eier auf den Wunden ablegen.

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Wenn man unbedingt das hohe Gras dort wegschneiden möchte, wäre es wichtig, zuvor bis tief ins Gestrüpp hinein nachzuschauen, ob dort nicht ein Igel oder ein anderes kleines Tier schläft. Da diese hohen Randstreifen aber ein wunderbares Versteck sind, wäre es besser, man würde sie einfach natürlich belassen, denn auch Igelkinder könnten sich bei ihren kurzen Entdeckungstouren in diesen Bereichen aufhalten. Zur Not kann man diese Stellen auch mit der Hand von Wild- und Beikräutern befreien.

Leider werden auch immer häufiger Igel durch Mähroboter schwer verletzt oder kommen durch sie zu Tode (zur Erinnerung: Jungtiere wiegen 130-180g und sind 10-20cm lang). Obwohl die Hersteller immer wieder betonen, dass von diesen Geräten keine Gefahr ausgeht, zeigen die zahlreichen schwer verletzten Tiere in den Igelstationen ein anderes Bild. Wenn man bedenkt, dass die Igel zum Teil noch tagelang mit schwersten Schnittverletzungen oder abgeschnittenen Gliedmaßen herumlaufen, blutet einem das Herz. Um das zu verhindern, dürfen die Mähroboter nur bei Tag eingesetzt werden. Damit junge oder kranke tagaktive Igel nicht überrollt werden, muss die zu mähende Wiese vor und während der Mähaktion regelmäßig nach Tieren abgesucht werden. Diese Art des Mähens tötet übrigens auch zahlreiche andere Kleinlebewesen wie Reptilien und Amphibien.

Schön wäre es, wenn man beim Mähen Inseln für Wildblumen stehen lassen würde. Diese bieten Nahrung für Insekten, die eine wichtige Bestäuberfunktion übernehmen und gleichzeitig sind sie auch noch schön anzusehen.

Netze über Beerensträucher schützen zwar die Beeren vor Fraßschäden, stellen aber gleichzeitig eine Gefahr für Igel und Vögel dar. Die Tiere verheddern sich darin, ebenso in achtlos liegengelassenen Schnüren bzw. Drahtrollen, Folien von Heu- und Strohballen oder in den Netzen von Fußballtoren. Folge sind tiefste Einschnürungen in die Haut, abgeschnürte Gliedmaßen oder Strangulationen. Netze müssen mindestens 25 cm Abstand zum Boden haben. Lagern kann man diese Materialien in geschlossenen Räumen.

Wie bereits erwähnt, durchstreifen Igel bei ihrer nächtlichen Futtersuche ein großes Areal. Immer häufiger stoßen sie dabei an Grenzen: lange Häuserzeilen, bis auf den Boden ragende Vorgartenmauern oder enge Maschendrahtzäune. Abgesehen davon, dass sie viele Meter laufen müssen, um einen geeigneten Durchschlupf zu finden, kann es auch passieren, dass sie in den Maschen eines Zaunes stecken bleiben.

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Bedingt durch ihre Körperform - vorne schmal, hinten breit – und durch das Verhaken der Stacheln beim Rückwärtsgehen, bleiben sie unweigerlich stecken. Wenn hier keine schnelle Hilfe kommt, verhungern und verdursten die Tiere oder sind leichte Beute für Marder, Fuchs und Dachs. Werden die Tiere gefunden und befreit, haben sie oftmals breite Wunden, die im Sommer nicht selten schon von Fliegenmaden besiedelt sind.

Abhilfe kann man schaffen, indem man solche Zäune von vornherein so hoch anbringt, dass kleine Tiere darunter durchschlüpfen können oder dass der Maschendraht an einigen Stellen hochgebogen wird. In bodennahen Holzzäunen kann man kleine Durchgänge schaffen, indem man ein 10cm x 10cm großes Loch aussägt. Auch in einer Betonmauer lässt sich nachträglich ein Loch schaffen.



Igel sind sehr anpassungsfähig – man bedenke: 15 Millionen Jahre, inkl. Eiszeit, haben sie nicht ausgerottet – und schaffen sich neue Lebensräume in unserer direkten Umgebung. Doch genau hier lauern weitere zahlreiche Gefahren.

Oftmals ist es uns Menschen gar nicht bewusst, wie leichtfertig wir unsere heimischen Wildtiere gefährden:

Fallen (Schlagfallen) gegen Mäuse und Ratten trennen Gliedmaßen ab!
Tipp: keine Fallen benutzen.

Rattengift führt zu einem qualvollen Tod!
Tipp: nur in Köderboxen ausbringen und mindestens 50 cm über dem Boden aufstellen, Vögel und Eichhörnchen dürfen nicht gefährdet werden.

Lichtschächte, Kellerfenster und -treppen, Baugruben, und Gräben machen ein Hinausklettern unmöglich!
Tipp: engmaschige Gitter auslegen, Ausstiegshilfe durch Bretter oder Ziegelsteine, um die Stufenhöhe zu verringern.

Steile Teichufer oder Pools führen zum Ertrinken!
Tipp: flache Ufer anlegen, Pools nachts gut abdecken, Ausstiegshilfe mit Brett schaffen.

Offene Bodenhülsen von Wäschespinne und Fahnenmast sind Todesfallen!
Tipp: mit Deckel oder Holzpfropf verschließen.

Umherliegender Abfall, zum Beispiel aus dem gelben Sack, wird durchstöbert und das Tier bleibt mit dem Kopf in leeren Dosen und Bechern stecken!
Tipp: Müllsäcke aufhängen, nicht auf den Boden stellen oder erst am Morgen vor die Tür bringen.

Abfall am Straßenrand (Sperrgut) könnte in der Morgendämmerung von einem Igel aufgesucht worden sein!
Tipp: Sperrgut so aufschichten, dass keine Höhlen und Schlupfwinkel entstehen.

Ultraschallgeräte zum Vertreiben von Katzen oder Maulwürfen sind sehr schmerzhaft für die empfindlichen Igelohren und man vertreibt unter Umständen dauerhaft die Igel aus seinem Garten!
Tipp: nicht aufstellen.

Jagdlustige Hunde graben Igel aus ihren Schlafnestern aus oder stürzen sich auf hilflose Igel!
Tipp: Hunde im Freien gut beaufsichtigen und nachts nicht alleine im Garten toben lassen.

Ich würde mir wünschen, dass wir alle unsere Handlungen immer wieder kritisch im Hinblick auf das Wohlergehen unserer Wildtiere, hinterfragen würden. Es sollte uns ein großes Anliegen sein und uns Freude bereiten, immer wieder neu zu überlegen, wo und wie wir der heimischen Flora und Fauna helfen können. Manchmal reicht schon eine Kleinigkeit, zum Beispiel eine Wasserschale, damit unsere Wildtiere nicht verdursten.

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"Und während die Welt ruft… Du kannst nicht alle retten! …flüstert die Hoffnung… Und wenn es nur einer ist… Versuch es! Sylvia Raßloff
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