Biodiversität in der Stadt

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tree12
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Re: Biodiversität in der Stadt

Beitrag von tree12 »

Wie es aussieht, werde ich ab Herbst (oder mit Beginn des Jahres 2026) im Naturschutzbeirat meiner Stadt sitzen. Unser kleiner Streuobstwiesenverein hat seit vielen Jahren jemanden dorthin entsandt, der nun aus Altersgründen aufhören möchte.

Der Naturschutzbeirat kann keine Beschlüsse durchsetzen, er hat nur beratende Funktion bei der Stadt, kann z. B. vorgesehene Eingriffe in die Natur etwas abmildern. (Ich mache mir keine Illusionen darüber, sondern gehe eher davon aus, daß man öfter mal frustriert nach Hause geht aus den Sitzungen, weil man wenig bis nichts ausrichten konnte.)

Ich wurde vom Amtsinhaber gefragt, ob ich Interesse hätte, das Amt künftig zu übernehmen. Es handelt sich um vier bis sechs Sitzungen im Jahr, wo man vorher oft noch dicke Papierstapel bekommt, die man kurzfristig durchackern soll, um sich über Projekte/Probleme/besondere Situationen zu informieren.

So ein Amt habe ich vorher noch nie bekleidet, es wäre Neuland für mich. Ich fühle mich geehrt, daß der Verein mich gerne dort sehen möchte. Der Vorstand weiß, wie tief in den Themen Artenschutz/Natur/Umwelt ich drinstecke und daß mein Wissen sehr umfangreich ist. Für mich wäre es auch kein Problem, kurzfristig noch viel Papierkram vor so einer Sitzung durcharbeiten zu müssen, weil ich ein rasend schneller Leser bin und mir ebenso schnell eine Art Zusammenfassung der wichtigsten Punkte im Gehirn abspeichern kann... :buch

Jetzt hat es sich spontan ergeben, daß ein junger Student, der kürzlich unserem Verein beigetreten ist, ebenso Interesse an dem Amt bekundete und anführte, dies auch für seine anstehende Bachelorarbeit gebrauchen zu können. Natürlich stehe ich dann zunächst zurück und werde nun die Stellvertreterposition übernehmen. Es dürfen aber gerne beide Personen an den Sitzungen teilnehmen, wobei dann aber der Stellvertreter nicht mit abstimmen kann. Ich denke aber, bei einem so jungen Menschen kann noch viel im Leben passieren, vielleicht zieht er für das Masterstudium in eine andere Stadt oder der Liebe wegen oder bekommt mal einen Job ganz weit weg. In so einem Falle könnte ich dann sicherlich die erste Position übernehmen.

Der junge Mann und ich werden bald vom Verein irgendeiner Behörde beim Land vorgeschlagen als Nachfolger, diese Behörde stimmt dann zu und meldet die Änderung der Stadt. Erst danach hat man das Recht, dem Naturschutzbeirat beizutreten. Ich verspreche mir von dem Amt eine Einsicht in neue Projekte der Stadt, die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen, ein klein wenig Einfluß nehmen zu können sowie die eigene Persönlichkeit weiter zu entfalten. :denken

Und reich werde ich dabei auch noch. Es gibt anscheinend eine Aufwandsentschädigung pro Sitzung von 10 bis 15 Euro.. :pfeiffen :D
tree12
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Re: Biodiversität in der Stadt

Beitrag von tree12 »

So allmählich wird es ernst mit dem Sitz im Naturschutzbeirat. Ich sollte heute eine ganze kurze Bewerbung formulieren und mich vorstellen. Man wird offiziell vom Stadtrat gewählt, deswegen müssen ein paar mehr Bewerber vorgeschlagen werden, als tatsächlich benötigt werden.

Es stehen auch von anderen Organisationen, die Vertreter im Naturschutzbeirat sitzen haben, nicht mehr alle Kandidaten zur Verfügung, so daß mehrere freie Plätze zu besetzen sind. Es wird wohl November werden, ehe alles in trockenen Tüchern ist.

Grundvorraussetzungen sind, daß man Einwohner der Stadt ist, aber man darf nicht bei ihr beschäftigt sein. Und "fachkundig" soll man sein. Wenn ich nun nicht gewählt werde, weil ich weder Biologin, Geologin, Landwirtin oder Forstwirtin bin, dann ist das halt so... Schaun wir mal, was passiert. :cool
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Simbienchen
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Re: Biodiversität in der Stadt

Beitrag von Simbienchen »

Ich drücke dir fest die Daumen @tree12 ... :thumb
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tree12
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Re: Biodiversität in der Stadt

Beitrag von tree12 »

Nun kam die Bestätigung vom Vorsitzenden des Naturschutzbeirats: Alle zur Verfügung stehenden freien Plätze wurden mit den vorgeschlagenen Personen besetzt, ich bin also demnächst Teil des Naturschutzbeirats, der junge Student wird mein Stellvertreter (wir hatten bei der Bewerbung dann doch unsere Positionen noch getauscht).

Jetzt muß der Stadtrat noch formal zustimmen und bald (vermutlich im November) geht es dann los. Während ich die Frauenquote im männerdominierten Kreis erhöhe, bringt der Student endlich mal jungendliche Frische mit... :D Ich schätze, er und ich werden gut zusammenarbeiten, auch wenn ich ihn noch nicht näher kenne.

Ich bin sehr gespannt, wie ich mich fühlen werde im Kreis der Persönlichkeiten, von denen der Großteil wohl schon in Bundesministerien, Ausschüssen und sonstigen Ämtern tätig war.... Naja, es ist ein Ehrenamt und ich kann es ja spätestens in fünf Jahren wieder abgeben, wenn die Ernennung abläuft.

Mal gucken, was ich mir da aufgebürdet habe und wie es wird... :cool
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Simbienchen
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Re: Biodiversität in der Stadt

Beitrag von Simbienchen »

Herzlichen Glückwunsch, liebe Tree :blumen

Dann wünsche ich dir eine erfolgreiche Zeit und gute Zusammenarbeit im Beirat. Damit wirst du ganz neue Eindrücke bekommen, wahrscheinlich auch andere Sichtweisen, vielleicht auch mit Beschränkungen kämpfen...ich wünsche dir auf jeden Fall Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen, gute Nerven und eine Prise Humor.
Lass uns weiter teilhaben, wie es dir damit ergeht... :winken
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tree12
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Re: Biodiversität in der Stadt

Beitrag von tree12 »

Wir hatten wieder eine Präsenzveranstaltung im Zuge der Biodiversitätsstrategie der Stadt. Schirmherrin ist die Untere Naturschutzbehörde. Es waren ca. 60 Personen anwesend, die Stimmung war gut, allerdings schimmerte überall ein Thema durch: Personalmangel auf allen Ebenen. Da ja gespart werden muß, Ressourcen knapp sind, niemand Geld ausgeben möchte, werden weder neue Stellen geschaffen noch neue Mitarbeiter eingestellt für die dringendsten Anliegen überhaupt, nämlich das Artensterben und die Klimakrise.

An verschiedenen Stationen entstanden Gespräche, Ideen und Anregungen wurden diskutiert und gesammelt, zwischendrin hörte man auch, welche Teilziele bereits erreicht oder auf einem guten Weg sind. Die Ideensammlung wird ausgewertet und zusammengefaßt, darüber bekommen die Teilnehmer noch etwas zugesandt. Neben fehlenden Geldern und fehlenden Mitarbeitern besteht die nächste Schwierigkeit darin, die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ämter zu verbessern und zu stärken. Wenn an einem konkreten Projekt z. B. die Naturschutzbehörde, das Tiefbauamt, der Gewässerschutz und das Amt für Wirtschaftsförderung - jeweils mit den eigenen Schwerpunkten - dran sind, wird es natürlich schwierig.

Zu allem Überfluß laufen jetzt in der Kommunalpolitik Bestrebungen, die Klimakrise doch eher zu ignorieren, Gelder für Klimaschutzprojekte massiv zu kürzen, dort auch Stellen zu streichen, Fahrradstraßen wieder für die Autos freizugeben, freie Fahrt für freie Bürger auf die Agenda zu schreiben, den Nahverkehr nicht weiter auszubauen usw. Da wird einem wirklich ganz mulmig. Den Wissenschaftlern auf der ganzen Welt scheint man nicht zu trauen, schließlich will man als Politiker wiedergewählt werden. Also kümmert man sich wieder verstärkt um Autofahrer und Co. Es ist eine einzige Katastrophe. :ohno

Aber trotzdem: Aufgeben ist keine Option. Ich mache weiter. Weil mir klar ist, was kommt, wenn man alles rund ums Klima und ums Artensterben ignoriert. :buch
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