Aktueller denn je ist das ein Thema!
Torffreie Anzuchterden sind zum Glück mittlerweile überall zu kaufen - aber der Umgang damit ist gar nicht so einfach.
Diese Frühjahr haben viele Gärtner ganz neue Erfahrungen machen müssen mit verschiedenen torffreien Anzuchterden.
Und nicht immer die besten.
Ab 2025 sind die Hersteller von Substraten aufgefordert auf freiwilliger Basis auf Torf zu verzichten. Ab 2030 soll endlich das Verbot für Torf Kraft treten.
Das wird eine große Herausforderung für uns.
Substrate herstellen mit Torf als Basis ist relativ einfach. Ph-Wert ist bekannt, Nährstoffe sind so gut wie keine drin. Da kann man einfach dazumischen was fehlt. Zudem ist die Struktur einheitlich, locker und fein.
Als Alternativen kommen verschiedene pflanzliche Ressourcen in Betracht. Wie zum Beispiel
Kompost
Holzfasern
Kokosfasern
Rindenkompost
Diese sind alle nicht einfach.
Viele sind sehr grob oder halten das Wasser sehr schlecht oder (!) sind sehr schwierig zu managen bzgl. des Stickstoffangebots.
Das erscheint mir das größte Problem bei der Verwendung von torffreien Anzuchterden:
Das neue große Thema heißt hier 'Stickstoffimmobilisierung' - ein Prozess, bei dem mineralischer Stickstoff durch Bodenmikroben in organischer Substanz gebunden wird. Die Immobilisierung findet statt, da das Bodenleben den Stickstoff gleich selbst verbraucht um die Fasern abzubauen.
Diese sind dann für die Pflanzen erstmal nicht verfügbar und es entsteht ein Mangel.
Die Pflanzen wachsen nicht, kümmern, sehen einfach mickrig aus.
Puh, jetzt wird es noch komplizierter:
Ist in dem Substrat eher sehr viel Kompost kann es sein, dass der Stickstoff gleich umgesetzt/mineralisiert wird und eigentlich für die Pflanzen verfügbar – aber danach ist alles weg und die jungen Pflänzchen haben nichts mehr. Das passiert auch schon in den Erdsäcken ohne dass man sie einsetzt. D.h.: solche Erde ist nicht oder nur bedingt lagerfähig!
Leider sind dadurch die torffreien Aussaaterden in Verruf geraten.
So man das aber alles weiß kann man damit umgehen.
Eine Aussaat klappt meistens bestens in diesen Aussaaterden.
Dann sollte man aber genau beobachten und einen Stickstoffhaltigen Flüssigdünger schon mal parat haben.
So bald man sieht, dass die jungen Pflänzchen das Wachstum einstellen oder gar gelbe oder eher hellgrüne oder rötliche Blätter bekommen muss man düngen.
Warum Flüssigdünger?
Flüssigdünger ist für die Pflanzen sofort verfügbar im Gegensatz zu organischen Düngern in Form von Pulver/Granulat.
Dafür würde mir einfallen:
Brennesseljauche kühl lagern und versuchen sie bis ins Frühjahr zu bewahren (keine Erfahrung)
flüssiger Blumendünger - eher für Grünpflanzen (hoher Stickstoffanteil)
Hühnermist in Wasser einweichen und das Wasser verwenden (keine Erfahrung)
Da das in Zukunft ein großes Thema werden wird möchte ich hier mit euch diskutieren und eure Erfahrungen lesen.
Welche Substrate hattet ihr schon? Was waren dort die Bestandteile? Hat das geklappt oder nicht??
Was habt ihr gemacht?
torffreie Anzuchterden
- Ann1981
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Re: torffreie Anzuchterden
Ich ziehe ja nur in bescheidenem Maßstab auf meinem Balkon vor. Als Substrat habe ich dort meine alte Topferde, die mal Kompost war, und die ich in einem Eimer mit Bokashiflüssigkeit auffrische. Ich müsste allerdings mal wieder neuen Kompost hinzufügen, weil sie stark zusammengefallen ist.
Monty Don (Gardeners World, BBC) trocknet Beinwell im Herbst, um im Frühjahr rechtzeitig eine Jauche damit anzusetzen. Das geht mit anderen Pflanzen sicher auch.
Monty Don (Gardeners World, BBC) trocknet Beinwell im Herbst, um im Frühjahr rechtzeitig eine Jauche damit anzusetzen. Das geht mit anderen Pflanzen sicher auch.
"Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit." (Wolle Goethe)
- Amarille
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Re: torffreie Anzuchterden
Mach ich wie Ann. Als Aussaaterde nehme ich erstmal die alte Kübelerde, gemischt mit Maulwurfserde. Wenn die Aussaat dann gut gekeimt hat mische ich mit Kompost der mit EMs besprüht wurde. Die Setzlinge kommen ja später in das neu aufgesetzte Hochbeet, dort haben sie dann was sie brauchen. Dünger kommt bei mir meistens nur zur Pflanzzeit ins Beet, dann vergess ich meistens nachzudüngen, bisher hat das immer gut funktioniert. Ich nehm was da ist, kaufe selten was dazu.
Was die meisten Menschen im Leben lernen müssen, ist, wie man Menschen liebt und Dinge benutzt, anstatt Menschen zu benutzen und Dinge zu lieben.
- Alma
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Re: torffreie Anzuchterden
Das ist eh das beste Argument! Die meisten von uns brauchen ja keine Großmengen an Anzuchterde.
Zum Pikieren kann man ja schon normale Gartenerde oder reifen Kompost nehmen.
Vielleicht ist es einfach die Gewohnheit der Menschen das Spezielle für genau diese Anwendung zu kaufen. Es gibt ja auch Tomatenerde und Rasenerde und und und
- Ann1981
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Re: torffreie Anzuchterden
Den Tipp nehme ich mal mit. Der schöne Rasen um das benachbarte Schloss ist ziemlich belebt. Da kann ich immer was holen.
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