„Stumpery” (auf Deutsch: Wurzelnaturmodul)

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Simbienchen
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„Stumpery” (auf Deutsch: Wurzelnaturmodul)

Beitrag von Simbienchen »

Stumpery

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Die Stumpery ist nicht unbedingt ein typisch hortanes Totholz- Naturmodul, wird aber immer häufiger in naturnahen Gärten / Horti gesichtet. Meistens findet man sie an schattigen oder halbschattigen Standorten innerhalb der Pufferzone oder Waldgärten.

Entstanden ist dieses " künstlerische" Naturmodul wahrscheinlich irgendwann einmal beim Aufräumen in Waldungen ( meine persönliche Annahme, kein bewiesener Beleg), wo man ausgegrabene Baumwurzeln, Stümpfe, Baumstämme, Rindenstücke etc. auf einem Haufen ablud und dort sich selbst überließ. Mit der Zeit siedelten sich Farne, Moose, Flechten und andere schattenliebende Pflanzen an. Pilzkörper zeigten sich an den mit Hyphen durchwachsenen Hölzern. Die natürliche Schönheit dieses Kunstwerkes fand dann wahrscheinlich irgendwann Nachahmer.... zumindest ist in Wikipedia der Bau einer ersten Stumpery zeitlich dokumentiert :
Die erste Stumpery wurde 1856 in Biddulph Grange gebaut und sie blieben im viktorianischen Großbritannien beliebt.
Sie wurden im viktorianischen England erstmals 1856 kultiviert.
Prince Charles schuf eine private im Highgrove House im Jahr 1980.

Zu Zeiten des Umdenkens in Richtung " Naturgärten" ist die Stumpery dann zusätzlich durch ihre Vielfalt und Bedeutung für die Ökologie mehr in den Focus gerückt....zu Recht!

Eine Stumpery bietet durch ihre lockere Schichtung viele Lebensräume für Wildtiere, Insekten und Pflanzen und ist somit ein wunderbar effektives Naturmodul für einen Hortus.

Daniel Jakumeit berichtete schon in seinen Mini-Tipps vom einzigartigen Microklima in der Stumpery und ihren Vorteilen gegenüger einem klassischen unbepflanztem Totholzhaufen. Ebenso berichtete Naturadb in ihrem Newsletter #74 vor nicht allzu langer Zeit darüber.

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Ich selbst habe mir am Rande meiner Wiese eine großflächige Stumpery angelegt. Allerdings nicht im Schatten, sondern sonnig gelegen. Dadurch bedingt bietet sie eher nicht das feucht- schattige Microklima wie im Wald oder der Pufferzone, ist bepflanzt aber ein genauso wertvolles Naturmodul und bietet so vielen sonnenliebenden Insekten wertvollen Lebensraum.

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Neben Wildbienen haben sich auch Käfer, Hummeln, Wespen und Hornissen eingefunden. Igel überwintern gerne in den Hohlräumen unter der Stumpery. Eidechsen nutzen sie zum Sonnenbaden und ebenfalls als Winterquartier.
"Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde!"
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Ann1981
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Re: „Stumpery” (auf Deutsch: Wurzelnaturmodul)

Beitrag von Ann1981 »

Unsere Stumpery ist ein Zufallsprodukt. Ein Sturm entwurzelte im Februar 2022 drei große Bäume. Die Wurzeln auf dem Gelände zu behalten bedeutete weniger Aufwand als ihr Abtransport.

Die Stumpery steht bei uns an der Südostgrenze. Direkt am Ostzaun liegt eine Reihe Gehwegplatten, damit GärtnerIn noch an den Zaun kommt und die Brombeeren nicht so viel Platz zum Hochschießen haben. Darauf folgt eine kleine Totholzhecke. Sie soll neben ökologischen Aspekten Brombeerranken den Bodenkontakt und damit das Anwurzeln erschweren. Das Arrangement nimmt einen Halbkreis von ca. 2m Radius ein.
Damit die Brombeeren vom Nachbargrundstück sie nicht ganz so schnell unterwandern, legte ich Pappe auf den Boden.
Damit die Brombeeren vom Nachbargrundstück sie nicht ganz so schnell unterwandern, legte ich Pappe auf den Boden.
Zwischenräume wurden mit kleineren Astabschnitten, Stöckern und später mit angerottetem Häcksel vom Weg aufgefüllt.
Zwischenräume wurden mit kleineren Astabschnitten, Stöckern und später mit angerottetem Häcksel vom Weg aufgefüllt.
Fertig. Ein sehr gutes Osterversteck.
Fertig. Ein sehr gutes Osterversteck.
Dieses Jahr setzte ich eine Hecke im Stil eines Tiny Forest in ihren Süden, sodass sie hoffentlich bald beschattet und die gesetzten Farne nicht so knusprig werden. Eine Lonicera wird vom Norden her  bald erklimmen.
Dieses Jahr setzte ich eine Hecke im Stil eines Tiny Forest in ihren Süden, sodass sie hoffentlich bald beschattet und die gesetzten Farne nicht so knusprig werden. Eine Lonicera wird vom Norden her bald erklimmen.
Zuletzt geändert von Ann1981 am Sa 30. Nov 2024, 08:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Ann1981
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Re: „Stumpery” (auf Deutsch: Wurzelnaturmodul)

Beitrag von Ann1981 »

Stumpery im

Frühling
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Herbst
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Winter.
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Ein schöner Blickfang am Ende des Weges.
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Kleine Ergänzung zu ihrer Geschichte/ Tradition: Angeblich wurden Stumpen in England nach Rodungen für Ackerflächen gern am Waldrand aufgeschichtet. Sie seien als arbeitssparende (Abtransport) Barriere gegen die adeligen Reitergesellschaften willkommen gewesen. Nachdem sie dann über ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte eingewachsen waren, fanden sie Einzug in die englische Romantik und wurden als Wildnis und Teil des bäuerlichen (naturnahen) Lebens verklärt. (Austin, Bronte)
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Alma
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Re: „Stumpery” (auf Deutsch: Wurzelnaturmodul)

Beitrag von Alma »

Die Engländer mal wieder.
Ich habe mich schon immer gefragt warum so eine rumliegende Wurzel soo toll sein soll. Jetzt verstehe ich das - romantisiert vom englischen Gartenbau.
Also ich meine jetzt nicht die schönen bewachsenen Biotope sondern die einzelnd im Beet (oder gar Schottergarten) rumliegenden.
Kommt von den Engländern auch diese seltsame Tradition halbe kaputte Tontöpfe ins Beet zu legen und das toll zu finden??
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