Leitfaden " Igelfreundlicher Hortus"

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Simbienchen
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Leitfaden " Igelfreundlicher Hortus"

Beitrag von Simbienchen »

Seinen eingetragenen Hortus zum Igelgarten zertifizieren zu lassen bedeutet, sich mit dem Wildtier " Igel" und seinen Bedürfnissen und Anforderungen an seinen Lebensraum auseinander zu setzen. Unser heimischer Braunbrustigel ist ein ganz spezielles und geschütztes Wildtier. Da sie Einzelgänger sind, versuchen sie Artgenossen, wo immer möglich, aus dem Weg zu gehen. Einen Igelgarten zu gestalten, bedeutet seinen Garten so zu gestalten, dass ein Igel bei seinem Besuch Schlaf-, Niststellen und Winterquartiere, eine Wasserstelle und Zugang zu natürlichen (!) Futterquellen (Nahrungstiere) findet. Der Hortus wird somit erweitert, zu einem Lebensraum für Igel und wird zu einer echten artgerechten Igelhilfe.

Wenn ihr euren Hortus hier im Forum vorgestellt habt, eingetragen wurde und die Kernkriterien ( siehe unten ) erfüllt, könnt ihr euch zur Zertifizierung anmelden.

Wir zertifizieren eure angemeldeten Igelgärten anhand eurer Hortus- Vorstellung hier im Forum. In eurem eigenen Hortus- Vorstellungsthread könnt ihr die igelspezifischen Module fotografieren, posten und zeigen, was ihr für unsere heimischen Stachelritter auf die Beine stellt.

Die Basis dafür bilden diese Kernkriterien :

*Drei- Zonen- Modell nach Markus Gastl
Das Bewirtschaften des Gartens nach dem Drei- Zonen-Modell bietet grundsätzlich schon viele Vorraussetzungen für die Gestaltung der Lebensraumerweiterung zum " Igelgarten". Ein Hortus bietet ein hohes Maß an biologischer Vielfalt, natürliche Kreisläufe und Lebensräume.

*Giftfreier Garten
Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln beeinträchtigt nicht nur " Schädlinge" , sondern auch die Nützlinge. Vergiftete Insekten gelangen so in die Nahrungskette des Igels und schwächt damit seine Gesundheit. Auch der Einsatz von Schneckenkorn! Es versteht sich also von selbst, dass ein Hortus grundsätzlich frei von Giften bleibt.

*Bewusster Verzicht auf den Einsatz von Mährobotern, Freischneidern, Rasentrimmern, Motorsensen
Immer wieder erreichen uns die Nachrichten über das Ausmaß an Verletzungen bis zu tödlichen Folgen aus den Igelstationen, welche durch die Unwissenheit bei der Nutzung/ oder Einsatz von derartigen Gartengeräten, Igeln zugefügt werden. Igel verstecken sich/ oder schlafen im Sommer gerne im hohen Gras, der Strauchschicht oder im Gestrüpp. Selbst leichte Verletzungen durch den Einsatz dieser Gartengeräte können somit ein Todesurteil sein.
Siehe dazu auch unseren Thread "Gefahrenquellen vermeiden":
viewtopic.php?t=546


*Käferkeller, Totholzhaufen, Asthaufen, Laubhaufen, Totholzhecke/Benjeshecke

Totholzmodule und Asthaufen können zu Schlafplätzen werden, unter denen sich Igel eingraben können oder wenn gezielt Hohlräume beim Bau eingeplant worden sind.

Zusätzlich bieten sie, wenn sie lange genug an einem festen Standort verweilen dürfen, eine zusätzliche Quelle an natürlichen Nahrungstieren. Im Mulm des verottenden Totholzes entwickeln sich Käferlarven, die als addulte Käfer zu den wichtigsten Futtertieren des Igels gehören.

Aus diesem Grund sollten viele Totholzmodule in einem Igelgarten zu finden sein. Jede Käferart benötigt ihre spezielle Holzart, wer Vielfalt anbietet, lockt auch verschiedene Käferarten in seinen Hortus.

Siehe dazu auch:
viewtopic.php?t=543


*Natürliche Igel-Unterkünfte
Igel sind sehr wählerisch, was ihre Schlaf- und Neststellen angeht.
Sie bevorzugen eher natürliche Unterkünfte anstelle von aufgestellten Igel- Unterkünften. Ein dichter/ kompakter Ast-/ Laubhaufen, ein alter abgelagerter Komposthaufen, offene Kompostmieten werden viel lieber genutzt.

Siehe dazu: viewtopic.php?t=549

Künstliche, erwerbbare Igelhäuschen sind oftmals zu luftdicht, dadurch kann Feuchtigkeit nicht abziehen, was wiederum zu Pilzinfektionen bei Igeln führen kann. Igel wechseln je nach Bedarf ihre Schlafstellen, darum ist es gut, viele dauerhafte Naturmodule mit Hohlräumen im Hortus anzubieten, die der Igel nutzen kann.


*Offene Kompoststellen
Eine offen zugängliche Kompoststelle bietet dem Igel bei Mangel an Hauptfuttertieren wie Käfern, die Möglichkeit nach Kompostwürmern und Engerlingen zu suchen.
Siehe dazu auch:

viewtopic.php?t=563

*Natürliche Nahrungsquellen
Sollten in einem Igelgarten grundsätzlich vor der Zufütterung mit igeltauglichem Futter Vorrang haben. Eine Zufütterung sollte grundsätzlich nur in Notzeiten ( Start im Frühjahr oder Aufzucht von Jungen) angeboten werden. Permanente Futterstellen stellen einen Eingriff in die Lebensweise der Igel dar, weil man Artgenossen aus der ganzen Umgebung anlockt, die beim Zusammentreffen zu Konflikten und Stress unter den Igeln führt. Zudem minimiert man durch das hohe Aufkommen der Igel dadurch die natürlichen Futterreservoire und stört damit das Gleichgewicht im Garten. In einem Igelgarten sollte aus diesem Grund die gezielte Förderung der natürlichen Hauptfuttertiere ( Käfer, Ohrenkneifer, Raupen.. und ) im Fokus stehen.
Siehe dazu:

viewtopic.php?t=363

viewtopic.php?t=302

* Igeltränken/ Flachteich
Wenn Igel in der Dämmerung aktiv werden, sind sie durch die vielen Stunden des Schlafens und Ruhens erstmal " dehydriert" , darum sind flache kippsichere Igeltränken im Hortus unabdingbar. Dazu bieten sich flache Schälchen, keramische Blumenuntersetzer oder Hundenäpfe an, die täglich mit frischem Wasser aufgefüllt werden. Gerade im Sommer sind unsere Igel an sehr trockenen und heißen Tagen auf frisches Wasser angewiesen. Teichstellen sollten für Igel zugänglich gemacht werden, so dass ein sicheres Trinken möglich ist. Zusätzlich sollten tiefere Teichstellen mit Kletterhilfen ausgestattet sein, die mit " Tritten" versehen sind. Nur ein Brett oder ein Ast reicht allein nicht als Ausstieg. Sie vermoosen mit der Zeit und werden zu rutschig.

Siehe dazu auch: viewtopic.php?t=570

*Steinhaufen
Bieten Versteckmöglichkeiten für viele Futtertiere der Igel. Steinhaufen werden abgesucht nach Tausendfüßlern, Spinnen und Käfern, die sich dort tagsüber verstecken. Gleichzeitig nutzen Igel Strukturen im Garten zur Orientierung.


*Heimische Blühpflanzen (Raupenfutterpflanzen, Käferblumen)
Sind wichtig um die Futtertiere der Igel in den Hortus zu locken und Möglichkeiten zur Entfaltung zu bieten. Viele Insekten sind spezialisiert und finden sich ohne ihre Futterpflanzen oder Raupenfutterpflanzen in ausreichender Menge nicht im Garten ein.


Ein paar informative Links dazu für euch :

viewtopic.php?t=542

viewtopic.php?t=541


*Igeldurchschlupfmöglichkeiten

Igel legen nachts viele Kilometer für die Futtersuche hinter sich, darum ist es wichtig, ihnen die Wege in und aus dem Garten heraus durchgängig zu machen und frei zu halten. Ein Igeldurchschlupf durch einen Zaun sollte mindestens 10x10 cm aufweisen. Ebenso ist es wichtig mehrere Durchschlupfe anzubieten, damit sie sich schnell bei Gefahren ( natürliche Gegenspieler der Igel : Fuchs, Marder, Hunde, Katzen, ....)in Sicherheit bringen können und der Garten nicht zur Falle für den Igel wird. Ein Igelgarten darf nie zu einem Gefängnis werden! Ein Durchschlupf sollte immer im geschützten Teil des Gartens sein und nicht in Richtung Strasse liegen. Manchmal ist es sogar notwendig, eine Treppe oder Aufstieg/ Abstieg zu einem Durchschlupf im Zaun zu bauen.

Bitte seht euch dazu diesen Thread an :
viewtopic.php?t=547

*Laub und trockenes Pflanzenmaterial im Hortus
Igel sammeln Laub, Gras und anderes Pflanzenmaterial für den Winterschlaf und zur Aufzucht der Igelbabys um damit ihr Nest wärmeisolierend auszupolstern. Darum sollten Laub und andere Pflanzenmaterialien immer zugänglich für die Igel im Hortus verbleiben.


*Umfeld
Da die Auszeichnung zum Igelfreundlichen Garten eine Coorperation zwischen der Igelhilfe Straubing und dem Hortus-Netzwerk ist, müssen wir uns auch nach dem Umfeld erkundigen. Die Igelhilfe Straubing strebt eine echte Igelhilfe mit der Auszeichnung der Gärten an und möchte die Igel in einem igeltauglichem / igelfreundlichem Gebiet wissen.
Aus diesem Grund wird das Umfeld in seiner Bewertung mit in unsere Zertifizierung einfließen, auch wenn euer Hortus schon ein wichtiger Trittstein darstellt . Dazu gehört auch die Aufklärung in der Nachbarschaft! Bitte habt dafür Verständnis!


Kleingärten/ Schrebergärten
Kleingarten- und Schrebergartenanlagen können wahre Lebensräume/ Refugien für Igel bieten/ sein, wenn die Gartennachbarn und der Vorstand der Anlage aufgeklärt und eingeweiht werden, damit Zaunbarrieren offener für die Futtersuche der Igel gestaltet werden können.

https://www.pro-igel.de/produkt/kleinga ... lparadies/#



Hier haben wir noch ein paar andere schöne anschauliche Links für euch:


https://www.igelschutz-ev.de/live/Video ... arten.aspx
"Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde!"
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