Hiermit fange ich mal an, dieses noch leere Unterforum mit Leben zu befüllen...
Heute war ich auf einem Fest in unserer Innenstadt, es drehte sich dort alles um Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. An unserem Stand verkauften wir auch kleine Gläser mit Bio-Honig. Leider wurde eins der Gläser heruntergestoßen und ging auf dem Kopfsteinpflaster zu Bruch. Zwei Personen versuchten, Honig und Scherben so gut es ging zu beseitigen. Ein Teil des Honigs lief unter einen Zeltständer und entzog sich so jeglicher Säuberungsaktion.
Zunächst schaute eine Wespe vorbei und flog schnell wieder davon. Dann kam eine Honigbiene als Kundschafterin. Schnell waren es ein paar mehr Honigbienen, die das Wasser-Honig-Gemisch sehr attraktiv fanden. Es wurden dann immer mehr, sah aus wie ein kleiner Schwarm, sie krabbelten auch unter den Ständer, um an den Honig zu gelangen.
Immer wieder blieben Festbesucher stehen, um sich das Schauspiel interessiert anzugucken. (Ich war wieder erschrocken über die vorherrschende Unwissenheit... die einen hielten die Tierchen für Wespen, die nächsten für Wildbienen... vielleicht liegt das auch daran, daß die meisten Leute Honigbienen mitten in einer Innenstadt auf einem gepflasterten Platz nicht erwarten würden.) Manche warfen nur einen kurzen Blick auf die vielen krabbelnden und fliegenden Bienen und flüchteten regelrecht.
Kurze Zeit später kam neugierig ein Bienenexperte an unseren Stand, dem von einem Besucher von den vielen "Wildbienen" berichtet worden war. Der sah natürlich sofort, daß es sich um Honigbienen handelte. Er erzählte uns, das Verhalten dieser Bienen ist die direkte Folge einer nicht adäquaten Versorgung durch den zuständigen Imker. Dieser bereitet sein Volk anscheinend nicht auf den Winter vor. Ein Volk mit guten Vorräten für den kommenden Winter hätte nicht soviele Sammlerinnen losgeschickt, da wären höchstens ein paar mal gucken gekommen, aber nicht hunderte.
Weiterhin berichtete der Experte sorgenvoll, die Hobbyimkerei würde immer weiter zunehmen, aber ohne sich das nötige Wissen vorher anzueignen. Der neueste Trend: Du brauchst nicht mal einen Garten, halte dir einfach deine Bienen auf dem Balkon!!
Unglaublich. Weil eigener Honig gerade "in" ist, stellt man sich ein Volk auf den Balkon. Praktischerweise braucht man ja nicht mal für Nahrungsquellen zu sorgen, so ganz ohne eigenes Gelände. Die Tierchen fliegen ja aus und besorgen sich alles, was gebraucht wird, in der Nachbarschaft.... :-(
Die Ausbeutung von Tieren durch den Menschen kennt keine Grenzen.
Biene mal anders
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Re: Biene mal anders
Es wäre gut, wenn es Kontrollinstanzen gäbe, die regulierend eingreifen könnten. Aber solange es derartiges nicht gibt, wird es immer wieder Menschen geben, die die Natur ausbeuten...
Diese von dir genannten Hobbyimker..." schwarze Schafe" sind auch der Imkergemeinschaft ein echter Dorn im AUGE...
Vor einigen Jahren hatte ich mal einen Jahres- Imkerlehrgang und andere Kurse belegt und mich mit der Imkerei beschäftigt. Ich bin aber aus vielen Gründen nicht bei der Imkerei geblieben, sondern habe mich wieder davon abgewandt. Aber das ist ein anderes Thema.
Leider wurde aber auf den damaligen Imkerlehrgängen noch(!) zu wenig darauf hingewiesen, dass man das Futter für seine Bienen selbst anpflanzen muss/ soll! Mittlerweile wird darauf zum Glück mehr und mehr hingewiesen , ebenso in den Fachzeitschriften. Daß man, bevor man sich ein Bienenvolk kauft, dafür sorgen soll, dass man einen Garten als Ausgleich dementsprechend anlegt. Es wird mittlerweile auch gut aufgeklärt, welche Pflanzen sich dafür besonders eignen und auch darauf hingewiesen, dass heimische Gehölze und Pflanzen bevorzugt werden sollen. Es hat sich viel in den Imkerkreisen und dem Denken getan.
Leider gibt es immer noch Menschen, denen es egal ist, wo ihre Honigbienen ihr Futter suchen oder beschaffen. Denen ist es auch egal, ob es belastet ist oder nicht. Eigentlich sollte sich niemand ein Bienenvolk halten dürfen, der keinen Garten oder bepflanzte Grünflächen aufweisen kann.
Schlimm empfinde ich es auch immer noch, dass ein Imkerstandort gleichzeitig mehr als 3 Bienenvölker beherbergt. Und nicht vom Imkerverband reguliert wird, wie viele Imker zusammengenommen mit allen Völkern in einer Ortschaft vorhanden sein dürfen, damit es keine Nachteile für das Gleichgewicht der natürlichen Umgebung mit seinen wildlebenden Bestäubern birgt.
Denn jeder Imker wird von seinem Verein/ Verband und von der Gemeinde jedes Jahr aufgefordert anzugeben, wie viele Bienenvölker er bewirtschaftet. Eine Auswertung wäre somit ja möglich, wenn alle ehrlich wären
Immer noch ein schwieriges Thema, bei dem sich die Gemüter gerne erhitzen...
Diese von dir genannten Hobbyimker..." schwarze Schafe" sind auch der Imkergemeinschaft ein echter Dorn im AUGE...
Vor einigen Jahren hatte ich mal einen Jahres- Imkerlehrgang und andere Kurse belegt und mich mit der Imkerei beschäftigt. Ich bin aber aus vielen Gründen nicht bei der Imkerei geblieben, sondern habe mich wieder davon abgewandt. Aber das ist ein anderes Thema.
Leider wurde aber auf den damaligen Imkerlehrgängen noch(!) zu wenig darauf hingewiesen, dass man das Futter für seine Bienen selbst anpflanzen muss/ soll! Mittlerweile wird darauf zum Glück mehr und mehr hingewiesen , ebenso in den Fachzeitschriften. Daß man, bevor man sich ein Bienenvolk kauft, dafür sorgen soll, dass man einen Garten als Ausgleich dementsprechend anlegt. Es wird mittlerweile auch gut aufgeklärt, welche Pflanzen sich dafür besonders eignen und auch darauf hingewiesen, dass heimische Gehölze und Pflanzen bevorzugt werden sollen. Es hat sich viel in den Imkerkreisen und dem Denken getan.
Leider gibt es immer noch Menschen, denen es egal ist, wo ihre Honigbienen ihr Futter suchen oder beschaffen. Denen ist es auch egal, ob es belastet ist oder nicht. Eigentlich sollte sich niemand ein Bienenvolk halten dürfen, der keinen Garten oder bepflanzte Grünflächen aufweisen kann.
Schlimm empfinde ich es auch immer noch, dass ein Imkerstandort gleichzeitig mehr als 3 Bienenvölker beherbergt. Und nicht vom Imkerverband reguliert wird, wie viele Imker zusammengenommen mit allen Völkern in einer Ortschaft vorhanden sein dürfen, damit es keine Nachteile für das Gleichgewicht der natürlichen Umgebung mit seinen wildlebenden Bestäubern birgt.
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"Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde!"
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Re: Biene mal anders
Ich wußte nicht, daß Du das Imkern an den Nagel gehängt hast, liebe Simone... Wahrscheinlich aus Zeitgründen? Die Anforderungen an uns alle nehmen ja ständig zu, sei es familiär, im Job, im Ehrenamt oder sonstwo..
- Simbienchen
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Re: Biene mal anders
Ja, ist schon eine Weile her, als ich aufhörte und nein, das Problem war nicht Zeitmangel... eigentlich wollte ich nach all dem Gelerne und Reflektieren gar nicht mehr so recht einsteigen, aber mein Mann hat mir dann zu Weihnachten eine teure Zuchtkönigin ( angeblich mit super Putzeigenschaften gegen die Varroamilbe) ersteigert und mich somit "überredet" doch endlich mit einem eigenen Volk anzufangen. Ich hatte sehr viele Bedenken, was die ganzen Behandlungen gegen die Varroa anging und hatte eigentlich überhaupt keine Lust ein so wertvolles und wunderbares Geschöpf wie ein Honigbienenvolk wiederholend mit Säuren und Co zusätzlich zu belasten/ behandeln.
Zudem gibt es in meinem näheren Umfeld schon 4-5 aktive Imker, deren Bienen sowieso meinen Garten benutzen, so dass ich das als zuviel erachtete.
Ich hatte mich dann doch über dieses schöne Geschenk meines Mannes gefreut und auch mit viel Freude und Demut meine eigenen Bienen beobachtet und versorgt. Sie standen direkt vor unserem Wohnzimmerfenster, mein Mann hatte mir sogar einen tollen Ständer für das Beutensystem gebaut, so dass ich sie direkt und ganz nah erleben durfte. Eine wunderbare Erfahrung und ich möchte sie auch nicht missen. Wenn ich das Fenster aufmachte, konnte ich ihren einzigartigen Duft ( Stockluft) riechen. Auch jede Aufregung, jedes Aufbrausen oder Veränderung konnte ich so ganz schnell hören oder sehen. Leider war mein Bienenvolk aber zu lieb, sprich nicht wehrhaft genug. Andauernd hatte ich Wespen und Hornissen vor und in der Beute, es dauerte ewig bis meine Bienen überhaupt mal in den Angriff übergingen. Auch die angeblich guten Putzeigenschaften konnte ich nicht wirklich erkennen, ich hatte jede Menge Varroen im Volk. Das Volk entwickelte sich anfangs sehr gut, alles lief super ( auch mein Imkerpate war immer zufrieden) , aber leider hat mein Volk dann den Winter nicht überstanden. Da war ich echt traurig...
Insgesamt empfinde ich unsere Zuchtbienen als zu lieb gezüchtet. Es ist zwar schön, dass man als Imker ( und auch die Nachbarn) nicht ständig angegriffen wird und sich immer in der Nähe seiner Bienen aufhalten kann, aber was nützt es, wenn sich die Bienen nicht mehr selbst verteidigen können?
Mir gefiel auch das herkömmliche Beutensystem nicht und ich hätte viel Geld erneut investieren müssen, um es umzustellen.
Das waren in der Summe gesehen meine Hauptgründe, warum ich mich dann doch dagegen entschied, nicht mehr weiter zu Imkern. War trotzdem eine sehr lehrreiche Erfahrung und Honigbienen sind in ihrer Gesamtheit faszinierende Wesen, aber ich möchte eigentlich keine Zuchtbiene künstlich und mit viel Aufwand am Leben erhalten, wenn sie selbst nicht mehr dazu in der Lage ist. Und der Honig wäre für mich sowieso nur zweitrangig gewesen, da ich für mich nur den Überschuss, der übriggeblieben wäre nach dem Winter, entnommen hätte. Ich wollte meine Bienen nicht mit Zuckerlösung füttern.
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Re: Biene mal anders
Danke, liebe Simone, für Deinen ausführlichen Bericht. Ich kann Deine Beweggründe fürs Nichtweitermachen sehr gut nachvollziehen. Aus Deinen Zeilen sprechen Liebe, Verantwortungsbewußtsein und großer Respekt unseren kleinen Mitgeschöpfen gegenüber... genau das Gegenteil von: "Kauf dir mal ein Volk, stell es auf deinen Balkon, ist nicht viel Arbeit, Nektarpflanzen haben die Nachbarn genug und du brauchst eigentlich nur den Honig zu entnehmen. Ist echt cool, seinen eigenen Honig zu produzieren!"