Hortus Couragis
Verfasst: Mi 24. Jan 2024, 22:29
Liebes Hortus Netzwerk,
seit 2019 bin ich Pächterin einer großen Gartenparzelle in einem Kleingartenverein in Hamburg. Für mich war das natürliche Gärtnern immer eine Selbstverständlichkeit – der Garten lebt und wächst und verändert sich kontinuierlich. In vielen Gärten hingegen sehe ich den Wunsch, ein bestimmtes Bild zu erzeugen und dieses dann „für immer“ bewahren zu wollen – egal wie viel Arbeit hineingesteckt werden muss. Das ist nicht meine Herangehensweise, denn das finde ich wenig erstrebenswert. Viel spannender finde ich das Beobachten und den kreativen Umgang mit der kultivierten Natur in meinem Garten und deren ständige Weiterentwicklung.
Hortus-Name: Hortus Couragis
Bedeutung des Hortus-Namens: Couragis ist eine Fantasieform von Courage - meiner Erfahrung nach erfordert es oftmals Mut und Courage, wenn man etwas anders machen möchte, als die Mehrheit es tut. In meinem Kleingartenverein herrschen meist gepflegte Rasenflächen und sauber gestutzte Hecken vor. Sobald ein Garten als "ungepflegt" oder "zu wild" empfunden wird, gibt es einen bösen Brief vom Vorstand. Da braucht es oft Geduld und viel positives Denken sich nicht zu ärgern und vor allem nicht beirren zu lassen. Ich möchte mit meinem Garten andere Gärtner dazu ermutigen mutig zu sein und nach dem eigenen Gewissen zu gärtnern, Methoden zu hinterfragen, eigene Erfahrungen zu sammeln, aus nicht gelungenen Versuchen zu lernen und vor allem: "lass die Leute reden...".
Mein Name: VM
Postleitzahl (oder franz. Region): 22459
Hortus-Ort: Hamburg
Hortus-Land: Deutschland
Größe in m2: ca. 700m²
Beschreibung des Hortus:
Mein Hortus sind zwei nebeneinanderliegende Gartenparzellen in einem Kleingartenverein, die ich ohne Begrenzung ineinander übergehen lasse. Es gibt zwei Lauben, wobei die rechte Laube die hauptsächlich genutzte ist. Mein Garten lässt sich in die 4 Zonen: Haus – Ertragszone – Hotspot Zone – Pufferzone einteilen. Die Zonen sind ineinander verzahnt und verteilen sich im Garten. Ein Wegenetz durchzieht die Fläche, bestehend aus regelmäßig gemähtem Rasen (mit einem Spindelmäher).
Mein Garten liegt in einem sehr feuchten, eher sandigen Gebiet. Früher war dort ein Moor, welches für den Bau des angrenzenden Flughafens trockengelegt wurde. Das Grundwasser steht dennoch sehr hoch und überflutet den Garten regelmäßig in den Wintermonaten, teilweise auch im Sommer nach längeren Regenfällen. Die im Garten verwendeten Pflanzen sind vorwiegend heimische Pflanzen, oder von den Vorpächtern gepflanzte Exemplare, die sich gut etabliert haben. Alle Pflanzen sind für einen feuchten, nassen Standort ausgewählt. Ich bin derzeit noch mit einigen Arten am Experimentieren. So habe ich vorletztes Jahr auch begonnen heimische Gräser einzusetzen, die horstig wachsen und deren Samen oder Fasern einen Mehrwert für die Fauna haben.
Meine Beete für die Ertragszone sind alle leicht erhöht, ca. 50cm, sodass ich auch im Winter noch Gemüse ernten kann, ohne dass es im Wasser verfault. Die Umrandung der erhöhten Beete habe ich aus zerbrochenen Gehwegplatten und dicken Baumstämmen erstellt. Auf den Beeten wirtschafte ich in Mischkultur mit Mulchdecke aus Laub und Grünabfällen.
Im Garten verteilt habe ich Hotspot-Zonen erstellt, die ich zwar nicht intensiv abmagere (magere Trockenwiesen würden bei mir nie wachsen – mein Garten ist einfach niemals richtig trocken), in denen ich der Natur aber Vorrang lasse und Naturmodule wie Sandhügel, Totholzhaufen und Steinhaufen integriere. Hier greife ich nur einmal im Jahr ein, wenn ich im Frühjahr die Gräser ausharke oder im Herbst den Wiesenstreifen sense. Auch Insektentränken sind integriert und auch das Staudenbeet gehört dazu, in dem ich eine vielfältige, heimische Pflanzenverwendung und ein durchgehendes Blütenangebot anstrebe, sowie die Bereiche mit Obstgehölzen. Die Äpfel und Mispel stehen in einem Wiesenstreifen. Um den Feigenbaum und den Birnbaum habe ich eine Sonnenfalle aus locker aufgeschichteten Steinen gebaut, damit u.a. Molche, Frösche, Kröten dort einen Lebensraum finden. Die Mäuerchen werden noch vorsichtig erweitert, sobald ich wieder Steine übrighabe.
An der Terrasse der rechten Laube habe ich kürzlich einen Mini-Teich aus einem halben Weinfass etabliert. Dort sitzen wir am häufigsten und können dann auch den Teich beobachten. Die Pflanzen darin habe ich von einem Nachbargarten erhalten (Krebsschere und Tannenwedel) und es gibt in der Mitte einen Sitzplatz für Frösche, Libellen… ich hoffe, er wird gut angenommen. An der Holzwand der Laube habe ich eine Insektenbehausung eingerichtet, die sich großer Beliebtheit erfreut.
Verschiedene Gehölze dienen eher der Vogel- und weiteren Tierwelt als dem eigenen Verzehr, wie zB Zierapfel, Vogelbeere und Haselnüsse (hier sind es die Eichhörnchen… wir bekommen nie Nüsse ab). Wir bekommen auch regelmäßig Besuch von einem Igel. Ansonsten leben bei uns viele Frösche oder Kröten, bei der Erkennung bin ich noch nicht so fit. An der Rückseite der Laube habe ich auch drei Vogelnistkästen aufgehängt, die bisher leider noch nicht bewohnt wurden. Im Frühjahr wird noch ein Fledermauskasten hinzukommen.
Meine Kompostfläche liegt links von der linken Laube, bei dem Feigenbaum. Das ist von der Wege-Effizienz her nicht so klug, aber es hat sich keine andere Fläche geboten. Da vor den Kompostern eine größere gepflasterte Fläche von den Vorpächtern erstellt wurde, lässt sich hier hervorragend arbeiten. Die Komposter stehen kaum in der direkten Sonne, sondern haben ein stützendes Laubdach über sich.
So gut wie alle Grünschnitte verarbeite ich auf meinem Grundstück und ich nehme sogar manche „Abfälle“ von meinen Nachbarn auf, die es sonst unter viel Einsatz von Energie zum Wertstoffhof bringen würden. Ich arbeite grundsätzlich ohne Chemie, Pestizide, Blaukorn etc. Ich vermeide auch so gut es eben geht jeden Einsatz von Kunststoff, da ich ausgediente Strukturen gerne dem Garten zurückführen möchte (Gestänge und Halterungen für Pflanzen, gebrochene Spatenstiele etc.). Saatgut nutze ich aus Bio-Anbau ohne Gentechnik und ich vermehre mein Saatgut auch teilweise selbst.
Die Pufferzone erstreckt sich an den Längsseiten meines Gartens, das ist zum Einen der Wiesenstreifen mit angrenzender Hecke (ordentlich gestutzt, wie es im Gartenverein zu sein hat, sonst erfolgen keine Eingriffe) und zum Anderen der Saum mit Totholzhecke und Haselnuss zu den Nachbarn auf der hinteren Grundstücksseite. Dort befinden sich auch noch Pflaumenbäume, Feldahorn, Korkenzieher-Weide, Holunderstrauch etc., was eher auf der Gartengrenze wächst und nur so halb noch zu meinem Garten gehören könnte. Als Pufferzone habe auch einen Bereich vor der linken Laube markiert. Dort habe ich zwei Obstgehölze gepflanzt, drei alte Rosensträucher (noch ganz klein) und es befindet sich eine natürliche Mulde dort, die mir immer schön den Pegel des Grundwassers anzeigt… da ich hier nichts mache außer zu ernten (wenn ich Glück habe) und einmal im Jahr altes Gras auszuharken (für Mulchschichten auf den Ertragszonen) könnte der Bereich auch zur Pufferzone dazuzählen. Aktiv habe ich selbst keine Elemente einer Hotspot-Zone eingebracht.
Ich könnte natürlich noch viel mehr zum Garten schreiben, über verschiedene Pflanzen und Ideen und was geht und was nicht… aber ich denke ich belasse es erst mal dabei. Ich hoffe ich konnte auch so schone einen guten Eindruck vermitteln. Leider konnte ich nur 5 Bilder einfügen, sonst hätte ich gern noch mehr bildlich gezeigt!
seit 2019 bin ich Pächterin einer großen Gartenparzelle in einem Kleingartenverein in Hamburg. Für mich war das natürliche Gärtnern immer eine Selbstverständlichkeit – der Garten lebt und wächst und verändert sich kontinuierlich. In vielen Gärten hingegen sehe ich den Wunsch, ein bestimmtes Bild zu erzeugen und dieses dann „für immer“ bewahren zu wollen – egal wie viel Arbeit hineingesteckt werden muss. Das ist nicht meine Herangehensweise, denn das finde ich wenig erstrebenswert. Viel spannender finde ich das Beobachten und den kreativen Umgang mit der kultivierten Natur in meinem Garten und deren ständige Weiterentwicklung.
Hortus-Name: Hortus Couragis
Bedeutung des Hortus-Namens: Couragis ist eine Fantasieform von Courage - meiner Erfahrung nach erfordert es oftmals Mut und Courage, wenn man etwas anders machen möchte, als die Mehrheit es tut. In meinem Kleingartenverein herrschen meist gepflegte Rasenflächen und sauber gestutzte Hecken vor. Sobald ein Garten als "ungepflegt" oder "zu wild" empfunden wird, gibt es einen bösen Brief vom Vorstand. Da braucht es oft Geduld und viel positives Denken sich nicht zu ärgern und vor allem nicht beirren zu lassen. Ich möchte mit meinem Garten andere Gärtner dazu ermutigen mutig zu sein und nach dem eigenen Gewissen zu gärtnern, Methoden zu hinterfragen, eigene Erfahrungen zu sammeln, aus nicht gelungenen Versuchen zu lernen und vor allem: "lass die Leute reden...".
Mein Name: VM
Postleitzahl (oder franz. Region): 22459
Hortus-Ort: Hamburg
Hortus-Land: Deutschland
Größe in m2: ca. 700m²
Beschreibung des Hortus:
Mein Hortus sind zwei nebeneinanderliegende Gartenparzellen in einem Kleingartenverein, die ich ohne Begrenzung ineinander übergehen lasse. Es gibt zwei Lauben, wobei die rechte Laube die hauptsächlich genutzte ist. Mein Garten lässt sich in die 4 Zonen: Haus – Ertragszone – Hotspot Zone – Pufferzone einteilen. Die Zonen sind ineinander verzahnt und verteilen sich im Garten. Ein Wegenetz durchzieht die Fläche, bestehend aus regelmäßig gemähtem Rasen (mit einem Spindelmäher).
Mein Garten liegt in einem sehr feuchten, eher sandigen Gebiet. Früher war dort ein Moor, welches für den Bau des angrenzenden Flughafens trockengelegt wurde. Das Grundwasser steht dennoch sehr hoch und überflutet den Garten regelmäßig in den Wintermonaten, teilweise auch im Sommer nach längeren Regenfällen. Die im Garten verwendeten Pflanzen sind vorwiegend heimische Pflanzen, oder von den Vorpächtern gepflanzte Exemplare, die sich gut etabliert haben. Alle Pflanzen sind für einen feuchten, nassen Standort ausgewählt. Ich bin derzeit noch mit einigen Arten am Experimentieren. So habe ich vorletztes Jahr auch begonnen heimische Gräser einzusetzen, die horstig wachsen und deren Samen oder Fasern einen Mehrwert für die Fauna haben.
Meine Beete für die Ertragszone sind alle leicht erhöht, ca. 50cm, sodass ich auch im Winter noch Gemüse ernten kann, ohne dass es im Wasser verfault. Die Umrandung der erhöhten Beete habe ich aus zerbrochenen Gehwegplatten und dicken Baumstämmen erstellt. Auf den Beeten wirtschafte ich in Mischkultur mit Mulchdecke aus Laub und Grünabfällen.
Im Garten verteilt habe ich Hotspot-Zonen erstellt, die ich zwar nicht intensiv abmagere (magere Trockenwiesen würden bei mir nie wachsen – mein Garten ist einfach niemals richtig trocken), in denen ich der Natur aber Vorrang lasse und Naturmodule wie Sandhügel, Totholzhaufen und Steinhaufen integriere. Hier greife ich nur einmal im Jahr ein, wenn ich im Frühjahr die Gräser ausharke oder im Herbst den Wiesenstreifen sense. Auch Insektentränken sind integriert und auch das Staudenbeet gehört dazu, in dem ich eine vielfältige, heimische Pflanzenverwendung und ein durchgehendes Blütenangebot anstrebe, sowie die Bereiche mit Obstgehölzen. Die Äpfel und Mispel stehen in einem Wiesenstreifen. Um den Feigenbaum und den Birnbaum habe ich eine Sonnenfalle aus locker aufgeschichteten Steinen gebaut, damit u.a. Molche, Frösche, Kröten dort einen Lebensraum finden. Die Mäuerchen werden noch vorsichtig erweitert, sobald ich wieder Steine übrighabe.
An der Terrasse der rechten Laube habe ich kürzlich einen Mini-Teich aus einem halben Weinfass etabliert. Dort sitzen wir am häufigsten und können dann auch den Teich beobachten. Die Pflanzen darin habe ich von einem Nachbargarten erhalten (Krebsschere und Tannenwedel) und es gibt in der Mitte einen Sitzplatz für Frösche, Libellen… ich hoffe, er wird gut angenommen. An der Holzwand der Laube habe ich eine Insektenbehausung eingerichtet, die sich großer Beliebtheit erfreut.
Verschiedene Gehölze dienen eher der Vogel- und weiteren Tierwelt als dem eigenen Verzehr, wie zB Zierapfel, Vogelbeere und Haselnüsse (hier sind es die Eichhörnchen… wir bekommen nie Nüsse ab). Wir bekommen auch regelmäßig Besuch von einem Igel. Ansonsten leben bei uns viele Frösche oder Kröten, bei der Erkennung bin ich noch nicht so fit. An der Rückseite der Laube habe ich auch drei Vogelnistkästen aufgehängt, die bisher leider noch nicht bewohnt wurden. Im Frühjahr wird noch ein Fledermauskasten hinzukommen.
Meine Kompostfläche liegt links von der linken Laube, bei dem Feigenbaum. Das ist von der Wege-Effizienz her nicht so klug, aber es hat sich keine andere Fläche geboten. Da vor den Kompostern eine größere gepflasterte Fläche von den Vorpächtern erstellt wurde, lässt sich hier hervorragend arbeiten. Die Komposter stehen kaum in der direkten Sonne, sondern haben ein stützendes Laubdach über sich.
So gut wie alle Grünschnitte verarbeite ich auf meinem Grundstück und ich nehme sogar manche „Abfälle“ von meinen Nachbarn auf, die es sonst unter viel Einsatz von Energie zum Wertstoffhof bringen würden. Ich arbeite grundsätzlich ohne Chemie, Pestizide, Blaukorn etc. Ich vermeide auch so gut es eben geht jeden Einsatz von Kunststoff, da ich ausgediente Strukturen gerne dem Garten zurückführen möchte (Gestänge und Halterungen für Pflanzen, gebrochene Spatenstiele etc.). Saatgut nutze ich aus Bio-Anbau ohne Gentechnik und ich vermehre mein Saatgut auch teilweise selbst.
Die Pufferzone erstreckt sich an den Längsseiten meines Gartens, das ist zum Einen der Wiesenstreifen mit angrenzender Hecke (ordentlich gestutzt, wie es im Gartenverein zu sein hat, sonst erfolgen keine Eingriffe) und zum Anderen der Saum mit Totholzhecke und Haselnuss zu den Nachbarn auf der hinteren Grundstücksseite. Dort befinden sich auch noch Pflaumenbäume, Feldahorn, Korkenzieher-Weide, Holunderstrauch etc., was eher auf der Gartengrenze wächst und nur so halb noch zu meinem Garten gehören könnte. Als Pufferzone habe auch einen Bereich vor der linken Laube markiert. Dort habe ich zwei Obstgehölze gepflanzt, drei alte Rosensträucher (noch ganz klein) und es befindet sich eine natürliche Mulde dort, die mir immer schön den Pegel des Grundwassers anzeigt… da ich hier nichts mache außer zu ernten (wenn ich Glück habe) und einmal im Jahr altes Gras auszuharken (für Mulchschichten auf den Ertragszonen) könnte der Bereich auch zur Pufferzone dazuzählen. Aktiv habe ich selbst keine Elemente einer Hotspot-Zone eingebracht.
Ich könnte natürlich noch viel mehr zum Garten schreiben, über verschiedene Pflanzen und Ideen und was geht und was nicht… aber ich denke ich belasse es erst mal dabei. Ich hoffe ich konnte auch so schone einen guten Eindruck vermitteln. Leider konnte ich nur 5 Bilder einfügen, sonst hätte ich gern noch mehr bildlich gezeigt!