Bei uns in der Stadt gibt es Fördermöglichkeiten für z. B. Trockenmauern und andere Artenschutzmaßnahmen in Privatgärten. Es gibt auch einiges an (z. T. auch gutem) Informationsmaterial auf der Internetpräsenz der Stadt und immer wieder irgendwelche sinnvoll anmutenden Vorstöße (Verpackungssteuer für Einwegverpackungen, Patenschaften für Verkehrsinseln und kleine Grünflächen etc.)
Die heilige Kuh der der Stadt bzw. des Bürgermeisters ist jedoch der Klimaschutz. Klingt gut, finde ich in den Einzelmaßnahmen aber keineswegs immer gut, da gäbe es viel Diskussionsbedarf! Hier hängt man einfach stark noch dem Glauben an, man könne den Wirtschaftswachstumswahn immer weiter machen, nur halt in grün. Bzw. "blau", wie es hier genannt wird. Das kommt mir oft vor wie Augenwischerei und Ablasshandel. Wir sparen hier ein bisschen CO2 und bauen dort ein prestigeträchtiges Holz-Hochhaus, stoßen durch Wachstum dann aber in Summe mehr als vorher aus. Dass (vorgeblicher) Klimaschutz hier wichtiger genommen wird als Flächen- und Artenschutz bzw. beides gegeneinander ausgespielt wird und der Artenschutz immer verliert, ärgert mich oft.
Und was von Privatleuten "gefordert" wird, wird selber nicht eingehalten. Immer wieder werden alte Bäume gefällt oder z. B. bei Baustellen nicht geschützt, sodass sie ohnehin sterben. Ja, zum Ausgleich werden manchmal junge Bäumchen gepflanzt, aber Stadtbäume haben es heute so schwer, ich finde, wir können KEINEN alten Baum ohne große Not opfern. Eine Baumschutzsatzung gibt es z. B. nicht, ist auch nicht gewünscht.
Während andere Städte (z. T. selbst kleine Dörfer) längst Versickerungsflächen anlegen, mehr Grün und Wasser in den Ort bringen, wurde hier letztes Jahr der einzige See in einem nicht riesigen Park verkleinert zugunsten betonierter Sitzstufen. Es gibt viele Beispiele, aber ich steigere mich da jetzt lieber nicht hinein... ;.) .
Ich vermute, wenn ich mit den zuständigen Menschen auf dem Rathaus reden würde, gäbe es da durchaus eine Sicht auf Privatgärten, die ich gutheißen würde. Nur steht das nie auf der Prioritätenliste; wer die Infos nicht aktiv sucht, kommt mit ihnen nie in Berührung. Die meisten wirksamen Initiativen sind privater Natur. Aber wenn z. B. eine Initiative sich dafür engagiert, die städtischen Waldflächen nach dem Lübecker Modell oder ähnlich zu bewirtschaften, kann eine schwäbische Forstverwaltung nur müde lächeln. Hier werden die Bäume im Wald schön frei gestellt, damit sie sich nicht gegenseitig das Wasser wegtrinken, denn so lehrt es die benachbarte Forsthochschule.
Privatgärten sind halt privat. Nach wie vor wird fleißig Lorbeerkirsche gepflanzt und Flächen sauber gekiest, da sehe ich keine Veränderung.
Ein echtes Problem und Dilemma ist in meinen Augen die Nachverdichtung.
"Meine" Stadt ist unheimlich stark gewachsen und tut es weiter. Es wurden Brachen "entwickelt" und bebaut, das ist auch gut so. Aber wenn jedes Eckchen Grün bebaut und "genutzt" wird, gibt es kein Grün mehr in der Stadt. Die Stadt wächst, die Ränder fressen sich ins Land, und zugleich verschwindet das Grün innerorts. Kaltluftschneisen, die Generationen vorher absichtlich offengehalten haben, werden jetzt verbaut. Was ist die Alternative? Ich bin auch gegen Ausweisung neuer Bebauungsflächen im Außenbereich. Was aber tun? Das Konzept, dass Menschen, die alleine Häuser bewohnen, sich Mitbewohner suchen, funktioniert, oft aus völlig nachvollziehbaren Gründen, überhaupt nicht.
Eine Zeit lang wurden Hauseigentümer, die neben dem Haus- noch ein weiteres Grundstück als Garten besitzen, von der Stadt gemahnt, es der Stadt abzugeben oder endlich zu bebauen. Das ist psychologisch für den alten Mann im ererbten Häusle, wo vor Jahrzehnten die kleine Familienlandwirtschaft betrieben wurde und der Gemüsegarte bebaut, psychologisch echt schwierig.
Also: Eigentlich werden innerstädtische Grünflächen/Gärten immer, immer wichtiger! Aber da lässt sich niemand hineinreden. Vermutlich müssten die Ansätze anders sein, als Broschüren (
https://www.tuebingen.de/31086.html#/25505/25508), die niemand findet...
Momentan fände ich am wichtigsten Vorgaben für Firmenflächen und die um öffentliche Gebäude, die auch kontrolliert und sanktioniert werden. Dann können die Menschen im öffentlichen Raum erleben, dass es erstens geht, zweitens gewollt ist, und dass sie es RICHTIG machen, wenn sie einen Naturgarten haben, und nicht, wenn es möglichst ordentlich ist. Weil, außer Pflegeleichtigkeit wollen doch die meisten Menschen es nur RICHTIG machen. Solange das "Richtig" vom Gartenmarktsortiment mit Fleißigen Lieschen, Plastikzaun und kesseldruckimprägniertem Bienenhotel vorgegeben ist, isses halt... blöd.