Landschaften, Biotope
Verfasst: Mi 8. Nov 2023, 17:07
Streuobstwiesen
Ich lebe in der Gegend von "Europas größten zusammenhängenden Streuobstgebieten" (im Zentrum von Baden-Württemberg), und mir liegt diese Lieblingslandschaft sehr am Herzen!
Auf den hiesigen Wiesen stehen hochstämmige Obstbaumsorten in größerem Abstand (max. 150 Bäume pro Hektar). Im 16. Jh. wurde darunter Ackerbau betrieben (die Bauern fanden die Idee der Fürsten, Obstbäume zu pflanzen, nicht immer gut, weil es Arbeit macht, darum herum zu arbeiten) - also ein modernes Agroforst-System. Ab dem 18. Jh. wurden die Wiesen eher als Weiden und Wiesen (zur Heuernte) gebraucht. Das hatte mit der aufkommenden Stallhaltung zu tun, sodass man die Tiere in der Nähe der Ortschaften haben wollte. Lokal hat jede Streuobst-Kultur ihre eigene Geschichte. Hier z. B. gab es früher viel Weinanbau, bis im 19. Jh. die aus Amerika eingeschleppte Reblaus in kurzer Zeit alles zunichte machte und man je nach Fläche begann, Hopfen oder Obst anzubauen.
NOCH sind hier hunderte alter, oft ganz lokaler Sorten zu finden. Aber die Bäume und die Wiesen sterben - durch Eutrophierung (Mulchen, Stickstoff aus der Luft, aus benachbarten Äckern), durch Trockenheit, durch Nutzungs- und Pflegemangel.
Da früher in Württemberg die Realteilung galt (das Erbe wurde unter allen Kindern aufgeteilt), war das Land ein Flickenteppich aus kleinsten Äckern und Wiesen - jeder mähte zu einer anderen Zeit. Dies hat zur Entwicklung eines großartigen Artenreichtums beigetragen, der jetzt durch Flächenzusammenlegung, Flurreform, Lohnmähunternehmen leider rapide schwindet...
Durch das weite Auseinanderstehen der Bäume kann man so eine Streuobstwiese nicht mit einer typischen modernen Halbstamm-Plantage vergleichen. Das Laub fällt um den Baum und bleibt dort, faule Äpfel werden um den Stamm gelegt, ab und zu gibt es vielleicht ein Schäufelchen Mist, aber ich glaube nicht, dass die Bäume an Nährstoffmangel leiden. Trotzdem sind es oft herrliche (magere) artenreiche Wiesen. Früher, als das Heu noch wichtig für die Bauern war, wurde sicher öfter ein wenig Mist spendiert, wenn man welchen entbehren konnte - aber wegen des Grases, nicht der Bäume.
Es sind die artenreichsten Habitate, die wir hier haben, und Balsam für die Seele :-) .
Ich lebe in der Gegend von "Europas größten zusammenhängenden Streuobstgebieten" (im Zentrum von Baden-Württemberg), und mir liegt diese Lieblingslandschaft sehr am Herzen!
Auf den hiesigen Wiesen stehen hochstämmige Obstbaumsorten in größerem Abstand (max. 150 Bäume pro Hektar). Im 16. Jh. wurde darunter Ackerbau betrieben (die Bauern fanden die Idee der Fürsten, Obstbäume zu pflanzen, nicht immer gut, weil es Arbeit macht, darum herum zu arbeiten) - also ein modernes Agroforst-System. Ab dem 18. Jh. wurden die Wiesen eher als Weiden und Wiesen (zur Heuernte) gebraucht. Das hatte mit der aufkommenden Stallhaltung zu tun, sodass man die Tiere in der Nähe der Ortschaften haben wollte. Lokal hat jede Streuobst-Kultur ihre eigene Geschichte. Hier z. B. gab es früher viel Weinanbau, bis im 19. Jh. die aus Amerika eingeschleppte Reblaus in kurzer Zeit alles zunichte machte und man je nach Fläche begann, Hopfen oder Obst anzubauen.
NOCH sind hier hunderte alter, oft ganz lokaler Sorten zu finden. Aber die Bäume und die Wiesen sterben - durch Eutrophierung (Mulchen, Stickstoff aus der Luft, aus benachbarten Äckern), durch Trockenheit, durch Nutzungs- und Pflegemangel.
Da früher in Württemberg die Realteilung galt (das Erbe wurde unter allen Kindern aufgeteilt), war das Land ein Flickenteppich aus kleinsten Äckern und Wiesen - jeder mähte zu einer anderen Zeit. Dies hat zur Entwicklung eines großartigen Artenreichtums beigetragen, der jetzt durch Flächenzusammenlegung, Flurreform, Lohnmähunternehmen leider rapide schwindet...
Durch das weite Auseinanderstehen der Bäume kann man so eine Streuobstwiese nicht mit einer typischen modernen Halbstamm-Plantage vergleichen. Das Laub fällt um den Baum und bleibt dort, faule Äpfel werden um den Stamm gelegt, ab und zu gibt es vielleicht ein Schäufelchen Mist, aber ich glaube nicht, dass die Bäume an Nährstoffmangel leiden. Trotzdem sind es oft herrliche (magere) artenreiche Wiesen. Früher, als das Heu noch wichtig für die Bauern war, wurde sicher öfter ein wenig Mist spendiert, wenn man welchen entbehren konnte - aber wegen des Grases, nicht der Bäume.
Es sind die artenreichsten Habitate, die wir hier haben, und Balsam für die Seele :-) .