Die "Vogelfreundlicher Garten" - Regeln sind ziemlich vage. Ich hätte mich ohne den Hinweis einer Bekannten, die in einem anderen Bundesland im Begutachtungs-Team mit drin ist, gar nicht angemeldet. Sie meinte aber, sie hätte gern mehr Horti bei den Vogelfreundlichen vertreten, um die Idee und das Konzept weiter zu verbreiten. Also habe ich mich beworben.
Die Begutachterinnen fanden das Sumpfbeet toll - weil in der flachen Uferzone mit dem freien Wasser die Vögel trinken und baden können.
Sie fanden das Kiesbeet im prallen Sonnenschein - ein absoluter Höhepunkt für alles Achtbeinige, wenn ich mir überlege, was alles immer wegrennt, wenn ich den Thymian gießen will - für schlecht, weil es ein Kiesbeet war, und ich hätte im Vorgespräch doch angegeben, ich hätte keine Kieswüsten.
Die Feige über der Zisterne fanden sie toll, weil die Vögel darin Schatten und Nahrung fänden (die hat noch nie getragen, aber den Schatten unterschreibe ich, auch wenn ich sie gerne gegen einen Weißdorn austauschen würde, weil wertvoller).
Der Käferkeller-Reisighaufen hat mir wegen der Käferförderung Extra-Pluspunkte eingebracht
Das Hotspot-Beet rund um die Wärmepumpe wurde erst negativ aufgenommen, weil Kies mit drin ist (Drainage und Mulch), und es steinig ist, aber keine reinen Steingartenpflanzen drinstehen. Da musste ich erst einmal das Konzept eines nordseitigen, unsonnigen und ziemlich trockenen Extremstandorts darlegen.
Die Totholzhecke war für sie weniger interessant als die Hagebutten an den verblühten Rosen
Sie fanden den Bienenbaum, den im späten Frühling die Honigbienen absummen, total toll
Ich solle nach Möglichkeit die ganzen hohen Stauden in der Wiese niemals absensen - ich glaube aber, sie hatten da eine Motorsense im Kopf, und ich die Handsense.
Kompost war für sie weniger interessant als die kümmerliche Johannisbeere unterm Ahorn.
Schwer gezuckt haben Sie bei der Erwähnung der Katzen
Meine Liste an gesehenen Vögeln im Garten haben sie für bare Münze genommen, falls ich ornithologischen Schwachfug von mir gegeben habe, sie haben ihn mir einfach geglaubt
Ohrhöhler-Blumentöpfe wurden als fehlend angemerkt, die habe ich, wie gesagt, nur oben im Mikto-Hortus, unten im Makto-Hsrtus sollten sie eigentlich ohne künstliche Hilfe auskommen.
Eine Vogel-Futterstelle und Nistkästen hätten sie auch gern gehabt. Die baue ich gerade zu, aber unsere Katzen sind wie erwartet ein Problem. Aber ich lerne auch dazu, mein kunstvoller nicht-betreten-Verhau rund um die Futterstelle (bis die Rose wächst) wird jede Woche weiter perfektioniert.
Grundsätzlich meint der LBV wohl, was auf der Homepage steht:
Ablehnungsgründe: Keine Mähroboter, keine Kieswüste
Gewünscht: Vogelhäuschen, Futterstelle, Vogelbad
Gartenpflege, die Insekten und Vögeln förderlich ist.
Das Gespräch mit den Begutachtern fühlte sich ab und zu recht windschief an - ich war voll auf der Hortus- Hotspot- und Insekten-für-Vögel - Schiene, mit weiteren Verbesserungen für Insekten, Vögel und Käfer, und sie wollten im kniehohen Gras wissen, ob ich wirklich keinen Mähroboter habe und wollten mir ausreden, die Seitentriebe der Feige im Winter zurückzuschneiden, um Platz für ein vollsonniges Sandarium zu bekommen.
Aber die Plakette hat die Senioren im Haus mit einem stolz-drauf Gesprächsthema versorgt, Sie sind den hohen Stauden und dem Sumpfbeet gegenüber viel positiver eingestellt und erzählen überall rum, dass der Garten jetzt als vogelfreundlich ausgezeichnet ist.
Es gibt ja mittlerweile so viele Plaketten, dass ich schon rumgewitzelt habe, dass ich demnächst einen Gartenzaun wie ein norddeutsches Stalltor anstreben könnte:
Alle Plaketten, die der Hof die letzten 40 Jahre bekommen hat, nebeneinander ausgestellt, in unterschiedlichen Stadien des Verrostens. Also in der Mitte das Hortus-Schild, und dann drumrum alles, was die Naturschützer so ausgeben. Wenn ich von einem Tonschild a la Hortus Brunnladesch ausgehe und das LBV-Schildchen als Maßstab nehme, so könnten gut 12 zusätzliche Auszeichnungen drumrum hängen, damit der Hortus einen gebührenden Rahmen hat.

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