Ich bin Mitglied im "Schwäbischen Heimatbund" (jahaaa, wer hätte sowas gedacht

), was ein weit weniger altbackener "Verein" ist, als es klingt.
In der neuesten Ausgabe der Verbandszeitung ist ein Artikel, der mich regelrecht verstört hat!
Leider ist er nicht öffentlich zugänglich, und er ist zu komplex, um ihn kurz zusammenzufassen.
https://schwaebischer-heimatbund.de/sch ... mat-20253/
Er ist überschrieben mit:
"Baden-Württemberg, das Wiesenländ. Zum Langzeitprojekt Offenhaltungsversuche" von Klaus Zintz
Beschrieben ist ein tolles Projekt, von dem ich noch nie gehört hatte(!):
Seit 1974 werden 14 Versuchsflächen (hauptsächlich auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald, aber auch Neckarraum und Tauberland) kontinuierlich in immer gleicher Weise gepflegt und die Entwicklung wissenschaftlich begleitet.
Dabei sind die Flächen in Parzellen eingeteilt. Eine davon ist jeweils als Sukzessionsfläche gänzlich aus der Pflege genommen. Andere werden z. B. ein- oder zweimal im Jahr gemäht und das Mähgut entfernt. Oder es wird ein- oder zweimal jährlich gemulcht. Oder es wird nur jedes zweite oder dritte Jahr gemulcht. Oder mit unterschiedlichen Tieren beweidet. Oder einmal im Jahr oder alle zwei Jahre das Gras kontrolliert abgebrannt.
Ein Ergebnis, das mich jetzt etwas verwirrt und nachdenklich zurücklässt, war:
Mulchen sei eine recht gute und kostengünstige Möglichkeit, die ökologischen und naturschützerischen Eigenschaften von Grasland zu erhalten - vorausgesetzt, es werde RICHTIG gemacht.
Problematisch sei, wenn die abgeschnittenen Pflanzenteile als dicke, nur schwer durchdringbare Schicht auf dem Boden liegen blieben. Es sei wichtig, das Mähgut möglichst klein zu häckseln, sodass es die nachwachsenden Pflanzen nicht behindere.
Die Befürchtung, dass der Boden eutrophiert würde, wenn das Mähgut nicht entfernt werde, ließen Fachleute wie die beiden Geoökologie-Professorinnen Gabriele Broll von der Uni Osnabrück und Yvonne Oesmann von der Uni Tübingen so nicht gelten. Das Mulchen könne, außer auf nassen, sehr sauren Standorten, häufig empfohlen werden, da zumindest beim zweimal jährlichen Mulchen die Biomasse problemlos umgesetzt werde.
Das Mulchen fördere die Humusbildung, Regenwürmer bekommen schließlich alles mundgerecht serviert.
Leider kann man eine Zeitschrift ja nicht fragen..... wie war das mit Artenreichtum auf mageren Standorten?!?
Es geht im Artikel durchaus um die Fragen der Habitats
qualität - z. B. brauchen Mistkäfer logischerweise die Beweidung, oder es wird ein Beispiel des Mittleren Perlmuttfalters angeführt, der früher häufig und heute selten sei, weil er mehr als 100 ha
zusammenhängende Wiesen braucht, was es kaum noch gibt. Es wird beschrieben, dass die Qualität der Wiesen als Habitate von extensiver Nutzung, Nährstoffarmut und einer Vielfalt von unterschiedlichen Strukturen und Pflanzenarten abhinge.
Gleicht sich das also wirklich einfach aus, wenn man (auf beschriebene Weise) mulcht? Kann ein (vorausgesetzt: guter) "status quo" so erhalten bleiben?
Das deckt sich nicht mit meinen persönlichen Beobachtungen hier in meinem schwäbischen "Habitat".
Seit Jahren wettere ich gegen das sichtliche Totmulchen der Wiesen. Habe ich - einfach UNRECHT? Aber warum blüht es dann sichtlich weniger?
Es gibt eine Publikation dazu, die ich (noch) nicht kenne:
Peter Poschlod und Michael Eick (Hrsg.): 50 Jahre Offenhaltungsversuche in Baden-Württemberg - Landnutzungsgeschichte, Landschaftspflege und Renaturierung von artenreichem Grünland. Hirzel Verlag Stuttgart 2025
(Peter Poschlod ist übrigens der Autor des tollen Buches "Geschichte der Kulturlandschaft)