Die „Kinder“ der Pflanzendatenbank des Hortus-Netzwerks stellen sich vor. Jeden Monat findet Ihr hier ein neues Thema, zu dem zehn passende Pflanzen vorgestellt werden.
In diesem Monatsthema geht es um Blumenzwiebeln Teil 2
Im September wurden ja schon die ersten zehn Zwiebelpflanzen vorgestellt. Durch die große Auswahl an für einen Hortus geeigente Blumenzwiebelsorten folgt nun noch eine Fortsetzung mit zehn weiteren Pflanzen.
Tipps für die Pflanzung und Lagerung findet ihr im letzten Monatsthema, ergänzen möchte ich aber noch, dass viele Blumenzwiebeln giftig, teilweise sogar hochgiftig sind. Kinder, die beim Pflanzen mithelfen, sollten daher beaufsichtigt werden und nach getaner Arbeit ist gründliches Händewaschen angesagt!
Crocus tommasinianus – Elfen-Krokus
Der Elfen-Krokus gehört zu den Botanischen Krokussen, die auch als Wildkrokusse bezeichnet werden. Botanische Krokusse haben kleinere Knollen und Blüten als die gezüchteten Gartenkrokusse und bilden im Laufe der Jahre große Horste. Meist blühen die Wildkrokusse etwas früher und mit kleineren Blüten als die Gartenkrokusse und sind sehr gut zur Verwilderung geeignet. Neben dem Crocus tommasinianus gehören die Sorten Crocus chrysanthus oder Crocus vernus ssp. vernus zu den verbreitetsten Botanischen Krokussen.
Der Elfen-Krokus stammt ursprünglich aus dem osteuropäischen Raum und ist schon sehr lange in ganz West- und Mitteleuropa eingebürgert. Er wird bis zu ca. 15 cm hoch und bevorzugt humosen und kalkreichen Boden. Seine lilafarbenen Blüten zeigt der Elfen-Krokus ab Ende Februar/Anfang März. Das macht den Frühblüher zu einem wichtigen Nahrungslieferanten für die ersten Hummel- und Bienenarten des Jahres.
Colchicum autumnale – Herbstzeitlose
Im Gegensatz zu den meisten hier vorgestellten Zwiebelpflanzen blüht die Herbstzeitlose – wie ihr Name schon vermuten lässt – im Spätsommer/Herbst. Da sie wie ein zu groß geratener Krokus aussieht, wird sie fälschlicherweise oft den herbstblühenden Krokusarten zugeordnet. An ihrem lateinischen Namen kann man aber schon erkennen, dass sie zur Familie der Zeitlosen (Colchicum) gehört. Die heimische Herbstzeitlose steht inzwischen in einigen Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Wildpflanzen. Bei den Landwirten ist sie nicht sonderlich beliebt, denn die Pflanze ist nicht nur für den Menschen hochgiftig, sondern auch für Rinder und Pferde.
Zwischen August und Oktober zeigt die bis zu 30 cm hohe Herbstzeitlose ihre prächtigen violett/lilafarbenden Blüten, die gerne von Insekten angeflogen werden, zumal sie zu einer Zeit blüht, in der die Tiere durch das vielerorts unterbrochene Trachtenband (dem durchgängige Nahrungsangebot im Jahresverlauf) kaum Nahrung finden.
An sonnigen Standorten mit humosem, feuchtem Boden fühlt sich die Herbstzeitlose am wohlsten. Wer also in seinem Hortus nährstoffreichere, leicht verkrautete Grasflächen hat, kann sie u.a. mit der Herbstzeitlosen zu einem wertvollen Lebensraum aufwerten.
Eranthis hyemalis – Winterling
Er kommt ursprünglich aus Süd- und Osteuropa und wurde im 16. JH in Mitteleuropa eingebürgert. Ein wenig eigenwillig ist der Winterling schon. So manch einer hat die Zwiebeln im Herbt gesetzt und sich im folgenden Frühling über vereinzelte gelbe Blüten gefreut. Leider besteht eine gewisse Chance, dass man ihn in den Folgejahren dann vergeblich sucht. Der Winterling scheint etwas wählerisch in Bezug auf seinen Standort zu sein. Am meisten Erfolg hat man mit einem lockeren, humosen, lehmigen und kalkhaltigen Boden unter Büschen und Bäumen. Dort sollte es feucht und nicht zu sonnig sein. Fühlt sich der Winterling an seinem Standort wohl, wird er bis zu 15 cm hoch und seine gelben, pollenreichen Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für frühfliegende Insekten. Im Laufe der Jahre kann er zu wunderschönen gelben Teppichen verwildern.
Galanthus nivalis – Schneeglöckchen
Unter den Zwiebelpflanzen sind sie die ersten, die sich zeigen. Das in Südwest- und Osteuropa heimische Schneeglöckchen wurde im 15. JH (evtl. auch schon früher) in Mitteleuropa eingebürgert. Schon ab Januar zeigt die 15-20 cm hohe Pflanze ihre glockenförmigen weißen Blüten, die den wenigen Insekten, die so früh schon fliegen, als Nahrungquelle dienen.
Was den Standort angeht, ist das Schneeglöckchen recht unkompliziert. Ein humoser, feuchter Boden ist optimal, aber das Schneeglöckchen ist genügsam. Hat man eine gesunde Ameisenpopulation im Garten, muss man sich um die Vermehrung der Schneeglöckchen keine Sorgen machen. Die fleißigen Tierchen fressen die Samen und verteilen sie. Die Pflanze steht in einigen Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten und darf daher nicht am Naturstandort ausgegraben werden.
Leucojum vernum – Frühlings-Knotenblume, Märzenbecher
Nicht immer wartet er bis März, manchmal steckt der Märzenbecher auch schon im Februar seinen „Kopf“ aus der Erde. Diese heimische Pflanze steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten und darf daher nicht am Naturstandort ausgegraben werden. Allerdings ist er leicht im Handel erhältlich und so kann jeder diesen wunderschönen Frühblüher in seinen Hortus holen.
Die weißen Blüten des bis zu 30cm hoch werdenden Märzenbechers enthalten Pollen und Nektar. Daher sind sie eine gute Nahrungsquelle für frühfliegende Insekten. Der Standort sollte eher halbschattig sein, der Boden humos und gerne etwas lehmig. Mit der Zeit kann der Märzenbecher durch Brutzwiebeln verwildern und größere Flächen besiedeln.
Mit einem kleinen Trick kann man die Blüte scheinbar um ein bis zwei Monate verlängern, denn Leucojum aestivum – die Sommer-Knotenblume – sieht der Frühlings-Knotenblume zum verwechseln ähnlich. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass die Sommer-Knotenblume ab April blüht. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt endet die Blütezeit des Märzenbechers.
Tulipa sylvestris – Weinberg-Tulpe
Ursprünglich aus dem südeuropäischen und nordafrikanischen Raum stammend, fand die Weinberg-Tulpe im 16. JH ihren Weg zu uns nach Mitteleuropa und ist die einzige Tulpe, die sich nördlich der Alpen in der Natur etabliert hat. Heute steht sie in Deutschland als stark gefährdete Pflanze auf der Roten Liste. Eine Entnahme aus der Natur ist also verboten.
Die bis zu 40 cm hohe Pflanze blüht ab April in einem leuchtenden Gelb und bietet im Gegensatz zu den 0815-Baumarkt-und Discount-Tulpen Nahrung für Bienen, Hummeln und andere Insekten.
Durch Selbstaussaat und Tochterzwiebeln kann sie schnell größere Bestände bilden, wenn ihr der Standort zusagt. Dieser sollte sonnig und trocken bis frisch sein. Von leicht sandig bis etwas lehmig ist alles erlaubt, ein paar Nährstoffe in Form eines humosen Bodens sollten es aber schon sein. In der Pufferzone ist sie also am Rand gut aufgehoben und wer ein noch nicht abgemagertes, sonniges Stück Wiese hat, kann mit der Weinberg-Tulpe nicht nur einen schönen Blickfang schaffen, sondern auch etwas für die Insekten tun.
Scilla bifolia – Zweiblättriger Blaustern
Diese heimische Pflanze punktet durch ihren guten Nektar- und ihren hohen Pollengehalt und ist besonders bei Bienen und Hummeln sehr beliebt. Da er zu den geschützten Pflanzen gehört, ist das Pflücken oder gar Ausgraben in der Natur verboten. Die gute Nachricht ist, dass Scilla bifolia im Handel erhältlich ist, man muss nur ein wenig darauf achten, aus den vielen angebotenen Scilla-Arten „Scilla bifolia“ auszuwählen. Es gibt bei dieser Zwiebel keinen vernünftigen Grund, auf nichtheimische Arten zurückzugreifen.
Überall, wo der Boden humos und nicht zu trocken ist, kann der Blaustern ausgebracht werden, die bis zu 20 cm hohe Pflanze wächst auf Wiesen genauso gut wie unter Laubgehölzen und zeigt ihre schönen blauen Blüten ab März.
Mittlerweile gibt es den Zweiblättrigen Blaustern auch in den Farben weiß und rosa. Da er schnell verwildert, können sich im Laufe der Jahre wunderschöne dreifarbige Teppiche bilden.
Muscari neglectum – Weinbergs-Traubenhyazinthe
Die bis zu 20 cm hohe Weinbergs-Traubenhyazinthe gilt in Deutschland als sogenannter Archäophyt, was bedeutet, dass sie schon vor der (Wieder)Entdeckung Amerikas 1492 hier etabliert war. Ihre ursprüngliche Heimat ist das Gebiet von Südeuropa bis zum Mittleren Osten.
Pflanzt man die Zwiebeln an einem mageren bis humosen und trockenen Standort, kann man sich zwischen März und Mai an den schönen blauvioletten Blüten erfreuen. Vor allem für Hummeln mit ihren langen Rüsseln ist die Weinbergs-Traubenhyazinthe eine wichtige Nahrungsquelle. Die Weinbergs-Traubenhyazinthe eignet sich gut zum Verwildern, da sie sich durch Selbstaussaat und Tochterzwiebeln stark ausbreitet.
Narcissus pseudonarcissus – Gelbe Narzisse, Osterglocke
Die heimische Narcissus pseudonarcissus ist die Basis vieler gezüchtete Narzissen. Das bis zu 40 cm hohe Zwiebelgewächs zeigt seine leuchtend gelben, großen Blüten zwischen März und April und gehört neben den Tulpen zu den beliebtesten Garten- und Schnittblumen des Frühlings. Ihr Pollengehalt ist zwar gering, aber ihr Nektar ist eine wichtige Nahrungsquelle für frühfliegende Insekten.
Die Wildform der Osterglocke ist deutlich kleiner und streng geschützt, pfücken und ausgraben ist also verboten!
Im Hortus bevorzugt die Osterglocke einen leicht nährstoffreichen Boden in sonniger bis halbschattiger Lage. Trockenheit mag die Osterglocke nicht, ein frischer bis feuchter Boden ohne „nasse Füße“ ist ihr lieber.
Am besten pflanzt man sie an helle Gehölzränder oder in Wiesen und lässt sie verwildern.
Ornithogalum nutans – Nickender Milchstern
Ursprünglich aus Südosteuropa stammend, hat sich der Nickende Milchstern schon vor ein paar Jahrhunderten in unseren Breiten etabliert. Die ca. 50 cm hohe Pflanze ist, vor allem in kleinen Gruppen gepflanzt, ein echter Blickfang. Zwischen April und Mai erscheinen ihre sternförmigen grün/weißen Blüten und sind eine Bereicherung für jedes Magerbeet, denn der Nickende Milchstern mag es nährstoffarm und trocken. Der Standort sollte sonnig oder halbschattig sein.
Über Tochterzwiebeln vermehrt sich der Nickende Milchstern, es soll aber wohl auch möglich sein, die reifen Samen zu sammeln und im Frühjahr oder Herbst direkt ins Beet auszusäen.