Heute kümmern wir uns um eine Pflanzengruppe, die meist wenig Beachtung findet, obwohl sie überaus wichtig für den Artenschutz ist. Meist denkt man bei Garten/Hortus an Blumen, Stauden, Sträucher, Bäume oder auch Teiche, Totholz, Mager- oder Gemüsebeete. Viele vergessen darüber eine der wichtigsten Pflanzengruppen: Die Gräser. Nein, natürlich ist jetzt nicht der regelmäßig kurzgeschorene und damit totgepflegte Rasen gemeint, es geht um Gräser, also um die Pflanzen, die in konventionellen Gärten meist sofort gejätet werden, wenn sie sich irgendwo ansiedeln. Die Bau- und Gartenmärkte sind voll von Giften, die der “grünen Plage” effizient zu Leibe rücken.
Dabei sind Gräser so ungemein wichtig. Gräser sind Nahrung für eine Vielzahl von Insekten, sie sind Nistmaterial, Unterschlupf oder auch Jagdrevier. Sie schützen und befestigen den Boden und wie arm wäre die Welt ohne die vielen Schmetterlinge, deren Raupen sich von Gräsern ernähren.
Gräser bringt man oft mit fetten und überdüngten Böden in Verbindung, aber der Eindruck täuscht. Die Natur kann an (fast) allen Standorten mit dem richtigen Gras aufwarten.
Die fünf folgenden Datensätze befassen sich mit Gräsern, die bevorzugt auf nährstoffreichen Standorten zu finden sind.
Wiesen-Lieschgras – Phleum pratense
Das bei uns heimische Wiesen-Lieschgras wächst auf nährstoffreichen Böden, die trocken bis mäßig feucht sein sollten. An einem sonnigen bis halbschattigen Standort erreicht dieses Gras eine Höhe von bis zu ca. 120 cm. Da es anfangs eher langsam wächst, kann es von schnellwachsenden Gräsern verdrängt werden. Hat es sich etabliert, wächst es in dichten Horsten, vermehrt sich aber nur sehr wenig über Ausläufer.
Zur Blütezeit zwischen Juni und August bildet das Wiesen-Lieschgras grüne lange Ähren aus, die einen schönen Kontrast zu anderen Gräsern bilden.
Festuca rubra ist eine Gräsergruppe, keine spezifische Grassorte, daher unterscheiden sich die einzelnen Unterarten in Wuchs und Standortvorlieben. Generell kann man sagen, dass der heimische Rot-Schwingel ein Gras für nährstoffreiche, frische bis feuchte Böden in sonniger Lage ist. Viele Unterarten kommen aber auch mit halbschattigen und/oder nährstoffärmeren Standorten zurecht. Die Höhe von Festuca rubra umfasst eine Spanne von ca. 25 bis 80 cm.
Wie der Name schon vermuten lässt, bildet der Rot-Schwingel zur Blütezeit zwischen April und Oktober (je nach Unterart) rötlichbraune Rispen. Die meisten Unterarten verbreiten sich über unterirdische Ausläufer.
Goldhafer – Trisetum flavescens
Der heimische Goldhafer kommt in der Natur vor allem in Mittelgebirgs- und Höhenlagen vor. Er bevorzugt nährstoffreiche, frische bis feuchte Böden in sonnige bis halbschattiger Lage. Trisetum flavescens wächst in Horsten und kann eine Höhe von bis zu ca. 80 cm erreichen.
Zur Blütezeit zwischen Mai bis Juni werden goldgelbe Rispen ausgebildet. Die Reife Saat sitzt sehr locker, so dass sich der Goldhafer durch Aussamung gut vermehrt.
Rot-Straußgras – Agrostis capillaris
Eines der anspruchslosesten Gräser ist das heimische Rot-Straußengras. Die bis zu ca. 65 cm hoch werdende Pflanze gedeiht sowohl auf nassen und fetten Böden wie auch auf trockenem und nährstoffarmem Untergrund. Ein sonniger bis halbschattiger Standort wird zwar bevorzugt, aber das Rot-Straußengras ist auch schattentolerant. Kurzum: Ein Gras für (fast) jeden Standort im Hortus.
Das konkurrenzstarke Agrostis capillaris verbreitet sich über Ausläufer und kann andere Grassorten verdrängen.
Zur Blütezeit zwischen Juni und Juli bilden sich rotviolette Rispen, denen das Rot-Straußengras seinen Namen verdankt.
Blaugrüne Binse – Juncus inflexus
Die bei uns heimische Blaugrüne Binse wächst bevorzugt in sumpfigen, nährstoffreichen und nassen Böden. Zur Teichrandgestaltung ist es also bestens geeignet. An geeigneten Standorten, die sonnig sein sollten, erreicht die Blaugrüne Binse eine Höhe von bis zu 70 – 80 cm. Sie bildet dichte Horste und schafft damit gute Rückzugsorte für Insekten und andere Kleintiere.
Zwischen Juli und August bilden sich kleine, unscheinbare braune Blüten, die aber einen wunderschönen Kontrast zu blühenden Teichstauden bilden.