Interessante Bücher zu den Themen Klimawandel, Umwelt und Natur
Verfasst: Mo 18. Sep 2023, 10:20
Ich führe den Thread aus dem alten Forum mal weiter:
https://hortus-netzwerk.de/forum/topic/ ... und-natur/
Aus Neugier habe ich mir gekauft:
Jürgen Feder: Der Segen der Einwanderer. Neophyten - unserer pflanzlichen Neubürger und was sie für unser Ökosystem bedeuten. 1. Aufl. 2022, Gräfe und Unzer
https://www.gu.de/produkte/haus/naturfu ... eder-2022/
Viele der "invasiven Neophyten" machen mich im Alltag beklommen bis mitunter gar verzweifelt - das Tempo, mit dem sich in meiner Umgebung z. B. Pfeilkresse, Franzosenkraut, Einjähriges und Kanadisches Berufkraut ausbreiten, seit ich sie zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe, ist gewaltig. Und auch bereits länger Bekannte schlagen "gnadenlos" in die "Breschen", die, das muss man zugeben, eben auch neu sind, weil z. B. Streuobstwiesen nicht mehr gemäht und gepflegt werden (z. B. Robinie, Kanadische Goldrute.)
Das hat sich jetzt erstmal auch nicht geändert.
Trotzdem hat mich das Buch ein bisschen "irritiert", was Bücher sollen, wie ich finde.
Darin vorgestellt sind die "111 bedeutendsten Neophyten in Deutschland - von den Küsten im Norden zum zum Alpenrand im Süden". Und schon im Inhaltsverzeichnis habe ich gemerkt, wie manche für mich sehr negativ besetzt sind (Indisches Springkraut, Japanischer Staudenknöterich), andere (Wilde Tulpe, Mauerzimbelkraut) ziemlich positiv, und über noch viel mehr habe ich mir noch nie Gedanken gemacht oder (er)kenne sie gar nicht (Schmalblättriges Greiskraut, Gewöhnliches Hundszahngras).
Dass Herr Feder weissagen könnte, was sie auf längere Sicht "für unser Ökosystem bedeuten", stimmt natürlich nicht, das kann niemand. Aber es ist erfrischend, aus der Feder (haha, Wortspiel) von jemandem, der erstens eine unglaublich breite Artenkenntnis hat und zweitens diese Pflanzen mag , über sie zu lesen und sich auf sie einzulassen - und auch auf die Sichtweise, dass sie ja auch Chancen bergen, denn offenbar kommen sie ja mit dem hiesigen Klima wunderbar zurecht. Man sollte sich mit ihnen arrangieren, so Herr Feder. Man MUSS. Und dazu muss man sie kennen.
An anderer Stelle (Interview) sagte er, was wir vor allem schützen müssten, wenn es um die Artenvielfalt geht, seien die extremen Standorte - besonders feucht, trocken, heiß, kühl, sonnig, schattig, hochgelegen, moorig, felsig, sandig, salzig, basisch, sauer usw. - die seien für die Artenvielfalt essentiell. Auch er fände, man müsse den Japanischen Staudenknöterich nicht in einem Naturschutzgebiet oder den Riesenbärenklau am Bach wuchern lassen - sofern sie noch zurückzudrängen seien. In vielen anderen Fällen sei dieser Zug aber längst abgefahren, und Lamentieren helfe nicht.
"Biomasse und Flächenanteil der Neophyten liegen in Deutschland insgesamt im Promillebereich, viel schädlicher sind ewige Monokulturen aus Fichte, Kiefer, Mais und trostlose Gülle-Grasäcker. Schlimm sind eher menschliche, vernichtende Tätigkeiten: permanente Düngung, Entwässerung, Rodung, Wahn des Bauens - und das weltweit. Das bedeutet Artensterben. Typen wie diese Neophyte reagieren nur darauf, es ist mitnichten ihre Schuld." Und: "Und die wenigen besonders ehrgeizigen Neophyten wie etwa Armenische Brombeere, Drüsiges Springkraut [...] zeigen uns nur eigene Grenzen auf, im 21, Jahrhundert dringend notwendig. Also: Ich persönlich bin diesbezüglich ganz entspannt - seien Sie es doch dann bitte auch!" (S. 197)
Mal sehen, ob es mir gelingt.
https://hortus-netzwerk.de/forum/topic/ ... und-natur/
Aus Neugier habe ich mir gekauft:
Jürgen Feder: Der Segen der Einwanderer. Neophyten - unserer pflanzlichen Neubürger und was sie für unser Ökosystem bedeuten. 1. Aufl. 2022, Gräfe und Unzer
https://www.gu.de/produkte/haus/naturfu ... eder-2022/
Viele der "invasiven Neophyten" machen mich im Alltag beklommen bis mitunter gar verzweifelt - das Tempo, mit dem sich in meiner Umgebung z. B. Pfeilkresse, Franzosenkraut, Einjähriges und Kanadisches Berufkraut ausbreiten, seit ich sie zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe, ist gewaltig. Und auch bereits länger Bekannte schlagen "gnadenlos" in die "Breschen", die, das muss man zugeben, eben auch neu sind, weil z. B. Streuobstwiesen nicht mehr gemäht und gepflegt werden (z. B. Robinie, Kanadische Goldrute.)
Das hat sich jetzt erstmal auch nicht geändert.
Trotzdem hat mich das Buch ein bisschen "irritiert", was Bücher sollen, wie ich finde.
Darin vorgestellt sind die "111 bedeutendsten Neophyten in Deutschland - von den Küsten im Norden zum zum Alpenrand im Süden". Und schon im Inhaltsverzeichnis habe ich gemerkt, wie manche für mich sehr negativ besetzt sind (Indisches Springkraut, Japanischer Staudenknöterich), andere (Wilde Tulpe, Mauerzimbelkraut) ziemlich positiv, und über noch viel mehr habe ich mir noch nie Gedanken gemacht oder (er)kenne sie gar nicht (Schmalblättriges Greiskraut, Gewöhnliches Hundszahngras).
Dass Herr Feder weissagen könnte, was sie auf längere Sicht "für unser Ökosystem bedeuten", stimmt natürlich nicht, das kann niemand. Aber es ist erfrischend, aus der Feder (haha, Wortspiel) von jemandem, der erstens eine unglaublich breite Artenkenntnis hat und zweitens diese Pflanzen mag , über sie zu lesen und sich auf sie einzulassen - und auch auf die Sichtweise, dass sie ja auch Chancen bergen, denn offenbar kommen sie ja mit dem hiesigen Klima wunderbar zurecht. Man sollte sich mit ihnen arrangieren, so Herr Feder. Man MUSS. Und dazu muss man sie kennen.
An anderer Stelle (Interview) sagte er, was wir vor allem schützen müssten, wenn es um die Artenvielfalt geht, seien die extremen Standorte - besonders feucht, trocken, heiß, kühl, sonnig, schattig, hochgelegen, moorig, felsig, sandig, salzig, basisch, sauer usw. - die seien für die Artenvielfalt essentiell. Auch er fände, man müsse den Japanischen Staudenknöterich nicht in einem Naturschutzgebiet oder den Riesenbärenklau am Bach wuchern lassen - sofern sie noch zurückzudrängen seien. In vielen anderen Fällen sei dieser Zug aber längst abgefahren, und Lamentieren helfe nicht.
"Biomasse und Flächenanteil der Neophyten liegen in Deutschland insgesamt im Promillebereich, viel schädlicher sind ewige Monokulturen aus Fichte, Kiefer, Mais und trostlose Gülle-Grasäcker. Schlimm sind eher menschliche, vernichtende Tätigkeiten: permanente Düngung, Entwässerung, Rodung, Wahn des Bauens - und das weltweit. Das bedeutet Artensterben. Typen wie diese Neophyte reagieren nur darauf, es ist mitnichten ihre Schuld." Und: "Und die wenigen besonders ehrgeizigen Neophyten wie etwa Armenische Brombeere, Drüsiges Springkraut [...] zeigen uns nur eigene Grenzen auf, im 21, Jahrhundert dringend notwendig. Also: Ich persönlich bin diesbezüglich ganz entspannt - seien Sie es doch dann bitte auch!" (S. 197)
Mal sehen, ob es mir gelingt.