Unkenntnis
Verfasst: Do 15. Jun 2023, 09:30
Ich machte dieser Tage eine Führung mit von einer Gruppe naturinteressierter und mehr oder minder aktiv im Umweltschutz tätiger Personen. Uns wurden Pflanzen vorgestellt, die man anfassen, schmecken und riechen sollte. Ehrlich gesagt, war ich doch ein bißchen erschrocken über die Unwissenheit selbst eines solchen Personenkreises...
Anfangs ging ein Pflanzenteil herum, das es zu identifizieren (Aussehen und Geruch der zerriebenen Blätter) galt. Als ich die Pflanze sah, war mir sofort klar, es handelte sich um Gundermann. Großes Rätselraten bei den anderen... Günsel..?? Nein, wird oft verwechselt. Kann man auch essen, ehrlich? Gundelrebe.... aha, oder doch Gundermann? Ach, ein- und derselbe Trivialname für die einheimische Pflanze?
Weiter ging es zum Gagelstrauch (die Blätter riechen wirklich intensiv, war für mich auch neu, weil ich keinen Gagelstrauch habe). Ok, geht ja nicht im Garten, ist ja eine Moorpflanze.... Doch, funktioniert, man muß halt ein Moorbeet anlegen. Ach, im eigenen Garten...?? Ja, aber so etwas Außergewöhnliches kann man ja gar nicht kaufen. Doch, so etwas kann man über Wildpflanzenbetriebe beziehen. Wo wäre denn ein solcher....?? Ist nicht gerade nah. Tja, es gibt bei den Gärtnereien auch Online-Shops.
Es wurde irgendeine nichtheimische riesige Polsterstaude vorgestellt und dabei explizit erwähnt, daß sie toll blüht, aber bei uns kein einziges Insekt ernährt. Die Leute hörten nur "hitzeresistent" und waren sofort begeistert. Ich nicht, auch wenn sich die Blätter wunderbar weich und samtig anfühlten.
Eine weitere Station war bei einer Polsterglockenblume, die riesige Ausmaße erreicht hatte. Die Biologin, die die Führung leitete, kam nicht auf die genaue Bezeichnung... Ich meinte, es könnte die C. poscharskyana sein (habe ich selbst mehrfach im Garten). Und es stimmte. Die Frage kam auf, warum Glockenblumen so wichtig für Wildbienen wären. Und ob alle Glockenblumen Nahrung für die Wildbienen böten...? Eine ganz bestimmte Wildbienenart wäre ja vollkommen abhängig von den Glockenblumen... aber welche... Ich half schnell aus mit der "Glockenblumen-Scherenbiene", die ja auch in der Literatur oft genannt wird, wenn es um die Spezialisten unter den Wildbienen geht. Wildbienen stechen übrigens nicht und sind nicht gefährlich... Ich verkniff mir übrigens die Bemerkung, daß es laut Paul Westrich (den die meisten der Anwesenden ja wahrscheinlich eh nicht kennen) sogar vier auf Glockenblumen angewiesene Wildbienenarten gibt.
Als einzige in der Gruppe nahm ich sofort das Eichhörnchen am nahen Baum und den niedrig segelnden Mäusebussard wahr, der vermutlich irgendwo seinen Horst hat. Mein Blick ist automatisch da, wo sich was regt, könnte ja interessant sein.
Die Führung war toll und die Biologin verfügt über ungeheures Wissen, aber in mir verstärkte sich die erschreckende Erkenntnis, daß wenig an der Natur Interessierte ja dann rein GAR NICHTS wissen. Und wer nichts weiß und nichts kennt und keine Ahnung von der großen und kleinen Kreisläufen hat, auch nichts schützt/erhält/wiederherstellt.
Ich wurde nachher sogar gefragt, woher ich denn soviel wüßte. Hier im Forum sind das bei uns ganz normale Themen, wir sprechen über Wildbienenarten, die Bedeutung von Glockenblumen, über heimische Wildtiere, Moor- und Sumpfbeete, Totholz und eßbare Wildpflanzen und vieles mehr... Wir tauschen uns aus, lesen viele Bücher, betreiben Recherche, studieren Pflanzenlisten, besuchen Seminare und Kurse, probieren vieles aus und tragen unser Wissen weiter. Es gibt noch viel zu tun... Bleiben wir dran, am besten, bis wir alt und grau sind..
Anfangs ging ein Pflanzenteil herum, das es zu identifizieren (Aussehen und Geruch der zerriebenen Blätter) galt. Als ich die Pflanze sah, war mir sofort klar, es handelte sich um Gundermann. Großes Rätselraten bei den anderen... Günsel..?? Nein, wird oft verwechselt. Kann man auch essen, ehrlich? Gundelrebe.... aha, oder doch Gundermann? Ach, ein- und derselbe Trivialname für die einheimische Pflanze?
Weiter ging es zum Gagelstrauch (die Blätter riechen wirklich intensiv, war für mich auch neu, weil ich keinen Gagelstrauch habe). Ok, geht ja nicht im Garten, ist ja eine Moorpflanze.... Doch, funktioniert, man muß halt ein Moorbeet anlegen. Ach, im eigenen Garten...?? Ja, aber so etwas Außergewöhnliches kann man ja gar nicht kaufen. Doch, so etwas kann man über Wildpflanzenbetriebe beziehen. Wo wäre denn ein solcher....?? Ist nicht gerade nah. Tja, es gibt bei den Gärtnereien auch Online-Shops.
Es wurde irgendeine nichtheimische riesige Polsterstaude vorgestellt und dabei explizit erwähnt, daß sie toll blüht, aber bei uns kein einziges Insekt ernährt. Die Leute hörten nur "hitzeresistent" und waren sofort begeistert. Ich nicht, auch wenn sich die Blätter wunderbar weich und samtig anfühlten.
Eine weitere Station war bei einer Polsterglockenblume, die riesige Ausmaße erreicht hatte. Die Biologin, die die Führung leitete, kam nicht auf die genaue Bezeichnung... Ich meinte, es könnte die C. poscharskyana sein (habe ich selbst mehrfach im Garten). Und es stimmte. Die Frage kam auf, warum Glockenblumen so wichtig für Wildbienen wären. Und ob alle Glockenblumen Nahrung für die Wildbienen böten...? Eine ganz bestimmte Wildbienenart wäre ja vollkommen abhängig von den Glockenblumen... aber welche... Ich half schnell aus mit der "Glockenblumen-Scherenbiene", die ja auch in der Literatur oft genannt wird, wenn es um die Spezialisten unter den Wildbienen geht. Wildbienen stechen übrigens nicht und sind nicht gefährlich... Ich verkniff mir übrigens die Bemerkung, daß es laut Paul Westrich (den die meisten der Anwesenden ja wahrscheinlich eh nicht kennen) sogar vier auf Glockenblumen angewiesene Wildbienenarten gibt.
Als einzige in der Gruppe nahm ich sofort das Eichhörnchen am nahen Baum und den niedrig segelnden Mäusebussard wahr, der vermutlich irgendwo seinen Horst hat. Mein Blick ist automatisch da, wo sich was regt, könnte ja interessant sein.
Die Führung war toll und die Biologin verfügt über ungeheures Wissen, aber in mir verstärkte sich die erschreckende Erkenntnis, daß wenig an der Natur Interessierte ja dann rein GAR NICHTS wissen. Und wer nichts weiß und nichts kennt und keine Ahnung von der großen und kleinen Kreisläufen hat, auch nichts schützt/erhält/wiederherstellt.
Ich wurde nachher sogar gefragt, woher ich denn soviel wüßte. Hier im Forum sind das bei uns ganz normale Themen, wir sprechen über Wildbienenarten, die Bedeutung von Glockenblumen, über heimische Wildtiere, Moor- und Sumpfbeete, Totholz und eßbare Wildpflanzen und vieles mehr... Wir tauschen uns aus, lesen viele Bücher, betreiben Recherche, studieren Pflanzenlisten, besuchen Seminare und Kurse, probieren vieles aus und tragen unser Wissen weiter. Es gibt noch viel zu tun... Bleiben wir dran, am besten, bis wir alt und grau sind..