Hallo Renate
der oder die beiden Igel auf deiner Wildtierkamera sehen doch gut aus. Keine Hilfsbedürftigkeit erkennbar.
Warum willst du wissen, ob es ein und der gleiche oder immer wieder andere sind, die durch deinen Garten streifen?
Der Igel ist ein besonders geschütztes Wildtier (BArtSchV)
Auszug aus dem Bundesnaturschutzgesetz:
(1) Es ist verboten,
1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.
[...]
3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Art aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, [...]
(= Zugriffsverbote).
(2) Es ist ferner verboten,
1. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen, in Besitz oder Gewahrsam zu haben oder zu be- oder verarbeiten (= Besitzverbote)
2. Tiere [...] der besonders geschützten Arten [...]
b [...] zur Schau zu stellen oder auf andere Weise zu verwenden [...] (= Vermarktungsverbot).
Das Markieren von wild lebenden Igeln (und anderer Wildtiere) ist eigentlich verboten und zählt zum "Nachstellen". Markieren tun Igelpfleger, wenn sie ihre Schützlinge wieder in die Natur entlassen. Es kann unter Umständen hilfreich sein, wenn man einen hilfsbedürftigen Igel in der nähren Umgebung des Auswilderortes findet, weil es vielleicht ein ehemaliger Patient war und man seine Krankenakte einsehen kann.
Markierungen verblassen sowieso mit der Zeit. Man müsste also regelmäßig die Markierung erneuern und das ist eindeutig verboten.
Immer mehr greift der Trend um sich, Igel als "seinen" eigenen Gartenigel zu sehen. Wir degradiert diese freiheitsliebenden Wildtier immer mehr zum Haustier. Wir binden es aus falsch verstandener Tierliebe immer mehr an uns Menschen, ja machen es regelrecht abhängig von uns.
Aber genau das Gegenteil sollte doch der Fall sein. Es ist doch das Bestreben von uns allen hier, den Lebensraum unserer Wildtiere wieder herzustellen, damit sich die Art von selbst erhalten kann. Allerdings darf sich das nicht nur auf den eigenen Garten beschränken. Wir müssen auch nach außen hin für den Erhalt des Lebensraum eintreten, mit unserer Stimme und Aktionen.
Wir sollten uns freuen, wenn wir Igel in der Dämmerung in unserem Garten sehen oder nachts auf der Wildtierkamera. Aber ihnen nachstellen um sie zu markieren oder gar "mal eben" zu wiegen, sollten (dürfen) wir nicht tun. Es ist doch egal, ob es immer der gleiche oder mal ein andere Igel ist.
Anders verhält es sich natürlich, wenn wir einen verletzten, abgemagerten oder tagaktiven Igel finden. Da müssen wir beherzt zugreifen und eine Igelpflegestelle kontaktieren.
Von Pro Igel gibt es eine schöne Sammlung von Merkblätter, die online gelesen werden können:
https://www.pro-igel.de/merkblaetter/
Die Flyer zur Gefahrenvermeidung eignen sich gut zur Aufklärungsarbeit und können, wie auch andere sehr interessante Schriften rund um den Europäischen Braunbrustigel, im Webshop bestellt werden.
Auch diese Checkliste zur Igelhilfe, wenn man einen augenscheinlich hilfsbedürftigen Igel gefunden hat, ist sehr hilfreich:
https://www.pro-igel.de/checkliste-erste-hilfe/
Vielleicht sollte man sich auch schon vorab erkundigen, wo es in der Nähe eine Igelpflegestelle gibt. Die sind oft schwer zu finden und im Notfall verliert man mit der Sucherei viel Zeit. Facebookgruppen sind leider nicht gut geeignet, um Hilfe zu bekommen. Es beraten da einfach zu viele verschiedene Leute.
Empfehlen kann ich das Igelhilfe-Forum:
https://forum.igel-hilfe.org/
Auf jeden Fall sollte man den Igel erst sichern und dann zum Telefon greifen.
Liebe Renate,
Du musst dir gar nicht die Nächte um die Ohren schlagen. Das Anschauen der Aufnahmen von der Wildtierkamera ist doch völlig ausreichend
