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Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Mo 9. Dez 2024, 17:56
von Amarille
Bei uns werden diesen Winter viele Weinberge aufgegeben und entfernt. Schätzungsweise werden 1/3 der bisherigen Weinkulturfläche wird Brachflächen, teilweise werden Obstbäume gepflanzt. Da sich der Anbau und die Jahrespflege nicht mehr lohnt werden diese Brachflächen sicher noch größer. In Frankreich das gleiche. Es verändert sich die gewohnte Kulturlandschaft radikal, keiner weiß noch wirklich was er jetzt mit diesen leeren Flächen anfangen soll, sicher ist aber: diese ganzen Flächen werden nicht mehr gespritzt! Einige Grundstücksbesitzer werden ihre Flächen wie Rasen sauber halten, andere werden Blühwiesenmischungen einsäen und andere werden verwildern. Sicher wird kein Landwirt oder Weinbauer in absehbarer Zeit verhungern, für Insekten und Vögel werden die giftfreien Habitate größer. Es bleibt spannend..

Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Mi 11. Dez 2024, 16:54
von Ann1981
Heute sah ich einen Infofilm über Waldgärten mit Interviews von Politikern. Darin sagt ein Vertreter des Bauernverbandes, dass Waldgärten unattraktiv seien, weil mit Gehölzen der Status der Liegenschaft und damit ihr Geldwert unsicher seien. Man kann es mit geschütztem Baumbestand nicht mehr als Ackerland teuer verkaufen. Als Weinanbauflächen haben die Liegenschaften offensichtlich an Wert verloren. Warum nicht Waldgarten ausprobieren? Mal schauen, wie mutig die Menschen im Länd sind!

Im Film geht es auch ganz viel um konventionelle Landwirtschaft - also Pestizide etc. - und Gehölzstrukturen zur Lebensmittelproduktion als Alternative.


(Der Jagd- und Forstirgendwas von der FDP hat großen Unterhaltungswert. Ich glaube er ist eine Karikatur. Und er ist sich dessen bewußt.)

Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Mi 11. Dez 2024, 17:05
von Amarille
Wir werden unsere Weinflächen, nach der Rodung, als Ackerfläche unbrauchbar machen. Auf der inzwischen freien Teilfläche werde ich dieses Jahr noch Kartoffeln anbauen und meinen Enkeln zeigen das Kartoffeln vom Acker und nicht vom Laden kommen. Nächsten Herbst werden wir dann die Fläche auf eine Länge von 50 m mit einer versetzten Wildobsthecke und 4 Hochstamm Obstbäumen bepflanzen. Auch wird teilweise Saumwiese eingesät, wo das Gras über den Winter stehen bleibt. So wäre wieder ein Trittstein, zwischen Wald und aufgeräumten Maisäckern, gelegt. Für uns eine Lösung die wir noch bearbeiten und etwas zurück geben können. Sollten irgendwann mal meine Töchter zu Gemüseanbau kommen hätten sie einen fertigen Agroforst, so wird die freie Fläche nicht der Lebensmittelerzeugung entzogen.

Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Do 12. Dez 2024, 11:08
von tree12
@Amarille

Legt Ihr all Eure Weinanbauflächen still oder nur einen Teil?

Gibt es für die Wildobsthecke und die Hochstammobstbäume eine Förderung?

Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Do 12. Dez 2024, 13:49
von Amarille
tree12 hat geschrieben: Do 12. Dez 2024, 11:08 @Amarille

Legt Ihr all Eure Weinanbauflächen still oder nur einen Teil?

Gibt es für die Wildobsthecke und die Hochstammobstbäume eine Förderung?
Wir geben nur einen weiteren Teil auf. Die Rebanlage hätte sowieso, die Reben wurden 1957 gepflanzt, erneuert werden müssen. Da aber meine Töchter keinerlei Interesse an einer Weiterführung haben und wir selbst eigentlich zuviel haben war die Lösung "wir geben an die Natur zurück und verzichten auf eine Verpachtung an meinen Lieblingsbauern". Welche Hecke es genau wird muss ich noch sehen, jedenfalls werden es Gehölze sein die schon immer hier in der Region waren und die mein Schwiegervater 1957 entnommen hat. Leider kann man ihn dazu nicht mehr fragen. Förderung gibt es nur ab einer Fläche von....= für Landwirte mit viel Fläche, die kleinen Bauern sehn da leider nichts davon. Bzw. Großbauern machen jetzt auf "grün" in dem sie Felder brach liegen lassen. Das tun sie aber nur deshalb damit sie zusätzliche Förderung bekommen können. Ob der Zweck jetzt die Mittel heilig? Da es keine zeitliche bzw. nur eine kurze zeitliche Bedingung für die Brachflächen gibt, können diese so in spätestens 3 Jahren wieder Maisacker sein. Knapp vorbei ist für mich auch daneben, da müsste sich die EU deutlich mehr Mühe geben.

Mein Lieblingsbauer sorgt derzeit für sehr viel Trubel im Ort, würde es noch eine Wirtschaft und einen Stammtisch geben ginge dort die Post ab. Überhaupt was derzeit unter den Landwirten abgeht ist, teilweise, zum fremd schämen. Seit dem Plan der Streichung der Dieselsubventionen drehn die alle am Rad (jedenfall die die ich kenne).

Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Do 12. Dez 2024, 18:09
von Ann1981
Die Grünen wollen dem Bauern den Traktor nehmen! Da geht es ans Eingemachte, die Klabusterbeeren.
(Das eigentlich das Finanzministerium das Geld verteilt, haben sie irgendwie nicht verstanden.)

Falls du Liguster und eingriffeligen Weißdorn haben möchtest, sag Bescheid, @Amarille ! Noch ist der Weg in den Nachbargarten frei.

Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Mi 18. Dez 2024, 20:33
von Simbienchen
Im Naturadb-Newsletter wurde von einer neuen unabhängigen (!) Labor-Studie , in der die Wirkung von über 1000 Chemikalien untersucht wurden, die im Pflanzenschutz zum Einsatz kommen.

Pflanzenschutzmittel schaden Insekten auch bei niedrigen Dosierungen, wenn diese nicht die Zielorganismen der Substanzen sind, womit diese Labor-Studie wichtige Hinweise auf die Auswirkungen im Freiland liefert. Hier könnt ihr euch selbst dazu belesen:

https://www.sciencemediacenter.de/angeb ... ngen-24150


Die Studie wurde am 24.10.2024 im Fachjournal „Science“ veröffentlicht
https://www.science.org/doi/10.1126/science.ado0251

Re: Pestizidfreie Landwirtschaft

Verfasst: Mi 18. Dez 2024, 21:27
von Ann1981
Ich müllte mein Hirn heute mit Arte-Dokus zu. Ein war über Biolandwirtschaft "Masse oder Klasse?"
Großer Augenöffner: Auch im Bioanbau wird gespritzt - mit Kupfer, Bakterien, Milben, parasitären Insekten. Zulässig ist der Zusatz nicht-organischer Substanzen ins Spritzmittel. Große Agrarbetriebe sind also auch nicht geeignet, dem Boden oder unserer Gesundheit etwas Gutes zu tun.
Eigener Gemüseanbau lohnt sich!