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Re: Praxis schlägt Theorie... Was macht ihr anders als früher (Klimawandel...)/als geplant?

Verfasst: Fr 5. Jan 2024, 17:48
von Simbienchen
Ich sehe das auch so wie Tidofelder, das macht überhaupt keinen Sinn, eine Feuchtwiese zugunsten eines Trockenrasens, trocken zu legen. Das entspricht auch gar nicht Markus Ansinnen. Wer das denkt, hat sein Konzept nicht verstanden.

Markus sagte selbst, dass sich ein Hot- Spot nach den regionalen Begebenheiten im eigenen Garten richten soll. Wenn du z.B einen Waldgarten hast, dann könntest du einen schattig- feuchten Wald-Hot- Spot haben, mit Moosen und heimischen schattenliebenden Pflanzen. Es gibt auch im Wald Spezialisten unter unseren Insekten, die auf bestimmte Pflanzengesellschaften in diesem besonderen Klima angewiesen sind.

Eine Feuchtwiese ist oder kann genauso eine magere, nährstoffarme Hot- Spot- Zone sein wie eine trockene Magerwiese, auch sie hat ihre ganz individuellen Spezialisten. Markus sagte ja auch immer, es gibt nicht DIE Wiese, jede Wiese ist unterschiedlich! Eine Wiese ist abhängig von der Beweidung oder der Pflege durch den Menschen, dadurch entwickeln sich die spezifischen Pflanzengesellschaften.

Es muss nicht unbedingt oder zwingend DER Trockenrasen, DAS Magerbeet oder ein Sandarium sein. Nein, wir müssen nicht erst Schutt und Schotter vergraben, um einen Hot- Spot anzulegen. Ich glaube von dieser Denkweise muss man sich endlich verabschieden !

Auch ein Moorbeet oder ein Teich sind ein Hot- Spot.

Man muss auch immer bedenken, dass irgendwann jede Schotterfläche, jeder Sandhaufen, jedes Sandarium humos werden. Der Eintrag über die Zeit bringt das auf natürliche Weise mit sich. Wenn man das " freihalten" möchte, muss man es pflegen. Sand ist zudem eine erschöpfliche Ressource, der Verbrauch immens und in unseren Regionen nicht im Überfluss vorhanden. Wir sollten eher lernen, damit zu haushalten. Auch das Magerbeet ist auf künstlichem Weg entstanden und muss mit hohem Aufwand künstlich erhalten werden. Das ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Ein Hortus sollte sich eigentlich selbst tragen, ein sich selbst tragendes System werden. Worin der Gärtner nur noch " regulierend" eingreift und nicht störend.

Es ist also sinnvoll, sich mit seinen Bodenbeschaffenheiten und Besonderheiten seines eigenen Gartens zu beschäftigen, bevor man etwas verändert und dadurch evtl ein funktionierendes System destabilisiert.
Das ist auch etwas, was Markus sagte, dass das Hortus- Konzept einer ständigen Entwicklung und Erweiterung unterliegt. Einen Hortus anlegen bedeutet, sich mit dem Stück Natur im eigenen Garten intensiv auseinander zu setzen, zu lernen, zu begreifen und eher zu unterstützen. Vernetzung durch Vielfalt und Kreisläufe in Gang setzen. Ein Umbruch "nach Lehrbuch" ohne Sinn und Verstand ist nicht zielführend...

Darum ist das Drei- Zonen- Konzept ja auch in der Anlage seiner Zonen sehr flexibel ...

Habt ihr alle "tief" angelegte Hotspots?


Nein, ich nicht! Ich habe das genutzt, was schon angelegt war, als wir unser Haus kauften. Ich habe die schon vorhandenen Kiesbeete zu Hot- Spot's aufgewertet. Einzig beim Eidechsensandarium haben wir die Grasnarbe entfernt und Sand aufgeschüttet. Und ich habe auch eher Staudenbeete angelegt und dort gedeihen auch einige " Magerkünstler" ...

Re: Praxis schlägt Theorie... Was macht ihr anders als früher (Klimawandel...)/als geplant?

Verfasst: Fr 5. Jan 2024, 17:56
von Tidofelder
Mir geistert immer die Idee im Kopf herum, den Garten in eine natürliche Ertragszone zu verwandeln.
Auch das kann sich durchaus zu einem Hot Spot entwickeln.

Re: Praxis schlägt Theorie... Was macht ihr anders als früher (Klimawandel...)/als geplant?

Verfasst: Fr 5. Jan 2024, 19:30
von Ann1981
Tidofelder hat geschrieben: Fr 5. Jan 2024, 17:56 Mir geistert immer die Idee im Kopf herum, den Garten in eine natürliche Ertragszone zu verwandeln.
Auch das kann sich durchaus zu einem Hot Spot entwickeln.
Mit dem Gedanken beschäftige ich mich auch gerade. Über Silvester hatte ich gaaaanz viel Zeit für nützliche Dokus und Input.
Ich stellte fest, dass aufgrund des geerbten Pflanzenbestandes und des Gefälles klassische Beete eher schwierig sind. Ursrpünglich wollte ich im Wäldchen Zierpflanzen um die Rhododendren etablieren. Inzwischen möchte ich den Schatten eher für essbare Wildpflanzen und Salate nutzen. Knoblauchsrauke hat gekeimt; Ruccola noch nicht; Johanneskraut und Barbarakresse kommen dieses Jahr dazu.
Im Wiesenbestand sind auch ettliche essbare Pflanzen: Pimpinelle, Malven, Taubenkropfleimkraut, Verbene, Schafgarbe.
Erikatee soll sehr gesund sein. Im Erikenbeet steht Wacholder und im wechselfeuchten Standort Bachminze. Mädesüß sähte ich aus.

Re: Praxis schlägt Theorie... Was macht ihr anders als früher (Klimawandel...)/als geplant?

Verfasst: Sa 6. Jan 2024, 08:24
von Alma
Da ich bei mir schon eine recht magere Wiese von Haus aus habe stelle ich mir die Frage natürlich auch ob ich diese noch mehr abmagern soll.
Es gibt aber einen Unterschied zwischen mager und wirklich mager. Der obere Teil meiner Wiese beheimatet schon etliche Magerpflanzen wie Campanula rotundifolia, Margerite, Hufeisenklee, Wiesenflockenblume, Schafgarbe, wilde Möhre, Odermenning. Johanniskraut, Witwenblume...etc.
Dort aber die wirkliche auf sehr magere Standorte angewiesene Arten anzusiedeln klappt gar nicht. Das habe ich versucht indem ich auf meiner eh schon mageren Wiese die (dünne) Humusschicht abgegraben habe. Obwohl sehr mager siedeln sich die Allrounder wie Rot-und Weißklee trotzdem dort an. Zudem die Ruderalpflanzen wie Tollkirsche, Berufkraut, die einjährigen Gräser.... Ich habe dort einmal alles gejätet. Das werde ich aber nicht nochmal machen (außer dem Berufkraut).
Soo mager ist der Standort doch nicht: Heidenelke, Reiherschnabel Knöllchensteinbrech und die schopfige Traubenhyazinthe wachsen auf dem unteren Teil der Wiese die nochmal deutlich magerer ist.
Dort würde ich versuchen zusätzlich Arten wie Sandglöckchen Thymianarten Ackerringelblume anzusiedeln.
Es ist immer eine Frage der Konkurrenz.
Hier in der Umgebung gibt es etliche der ganz mageren Standorte.
Da sehe ich sie massiv verschwinden unter Berufkraut und kanadischer Goldrute.
Hier kämpfe ich gegen die Goldrute und verbringe ziemlich viel Zeit mit Jäten des Berufkrautes.
Von daher sehe ich es doch als sinnvoll solche Arten zu unterstützen - sei es auch nur auf kleinen Flächen in den Gärten.

Re: Praxis schlägt Theorie... Was macht ihr anders als früher (Klimawandel...)/als geplant?

Verfasst: Sa 6. Jan 2024, 12:52
von Dorfgaertner
anja28 hat geschrieben: Sa 6. Jan 2024, 08:24 Da ich bei mir schon eine recht magere Wiese von Haus aus habe stelle ich mir die Frage natürlich auch ob ich diese noch mehr abmagern soll.
...
Dort aber die wirkliche auf sehr magere Standorte angewiesene Arten anzusiedeln klappt gar nicht. Das habe ich versucht indem ich auf meiner eh schon mageren Wiese die (dünne) Humusschicht abgegraben habe.
Prinzipiell gibt es auch die Möglichkeit, einfach direkt auf die Erdschicht eine dicke Schicht kiesigen Sand aufzuschütten. Das muss natürlich lokal umsetzbar sein, da kenne ich das Bodenprofil nicht. Aber man muss jedenfalls nicht zwingend die Hortustechnik mit Schotter nutzen – Humus weg und ca. spatenblatthoch Sand aufschütten ist auch eine probate Methode.

Re: Praxis schlägt Theorie... Was macht ihr anders als früher (Klimawandel...)/als geplant?

Verfasst: Do 4. Apr 2024, 14:32
von Amarille
Unser Gemeindeprojekt zu Natur nah dran erinnert mich langsam an " und täglich grüßt das Murmeltier". Seit Ende Oktober die gleiche Schleife 'Regen = Boden zu nass' - ein paar Tage trocken = Bauer hat keine Zeit für die Bodenbearbeitung - Regen = wieder zu nass......nun kommt wieder die Zeit mit " bin im Urlaub ". Mal sehen ob wir im April die letzten Wiesensamen aufbringen können. Immerhin konnten wir die Gehölze und Bäume Pflanzen.

Auf den 3 im Herbst fertig gestellten Flächen geht die Wiesensaat sehr sparsam auf. Von den vielen Stauden fehlen ungefähr 50%. Vielleicht sind die für trockene Standorte gedachten Pflanzen einfach abgesoffen :ka